Jenaer Forscher tüfteln derzeit an einer Methode, um klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht nur aus der Luft zu holen, sondern auch wieder nutzbar zu machen. Die Idee sei ein Katalysator, der beispielsweise an Kraftwerken oder Hochöfen CO2 binde und mit Hilfe von Strom in andere Stoffe umwandele, erklärt der Leiter des Forschungsprojekts Dekarbon an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Martin Oschatz.
"Unsere Traumreaktion wäre, wenn wir aus CO2 einen Stoff machen könnten wie Ethylen. Das ist der Ausgangsstoff für Plastikverpackungen", sagt der Chemiker. Aber auch die Umwandlung in Kohlenstoffmonoxid sei möglich – in Verbindung mit Wasserstoff lasse sich daraus wieder Benzin machen.
In dem Projekt laufe derzeit eine Grundlagenforschung dazu. Die Wissenschaftler wollen verschiedene Wege testen, wie sich das CO2-Molekül mit Kohlenstoff und Stickstoff und ohne seltene Metalle so umwandeln lasse, dass man solche Katalysatoren herstellen könne. Bis Ende 2025 soll ein Material identifiziert sein, mit dem man dann in grösserem Massstab weiterarbeiten könne, so Oschatz.
Niedriger Energiebedarf ist Herausforderung
Die Herausforderung sei, dass bei dem Prozess so wenig zusätzliche Energie wie möglich benötigt wird. "Sonst lohnt sich das nicht." Dafür müsse die Forschergruppe auch unkonventionelle Wege gehen. "Es ist mehr Risiko dabei. Aber wenn es funktioniert, hat man gleich einen grösseren Schritt gemacht."
Im Idealfall liesse sich dann jedes grössere Kraftwerk mit einem solchen Katalysator ausstatten, ein Windrad oder Solarmodule liefert den Strom für die Umwandlung des CO2, wünscht sich Oschatz mit Blick auf die fernere Zukunft. Das sei dann aber Sache der Ingenieure.
Der Energieaufwand für die Umwandlung des CO2 müsse deutlich kleiner sein, als bei "CO2-Staubsaugern", wie sie beispielsweise in Island in Betrieb seien, erklärt er weiter. Diese Methode funktioniere nur dort, wo riesige Energiemengen verfügbar seien. Auf der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 zum Beispiel war viel über Verfahren zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 gesprochen worden. Die Forscher in Jena gehen nun einen Schritt weiter. / dpa
