
a-ja. Das Resort. Ein ungewöhnliches Projekt mitten in Zürich.Fotos: map
Zürich. Ende November, der Tag ist grau und regnerisch, perfekt für Wellness. An der Züricher Hotel-Fassade leuchten nach dem Namen a-ja gross und rot die beiden Worte "Das Resort". a-ja. Das Resort. Das ist ein Statement. Drinnen empfangen einen sehr freundliche Mitarbeiter. Der Rest ist Geschmackssache. Die deutsche Gruppe a-ja Resorts betreibt derzeit vier Ferienhotels an der Ostsee, alle unter dem Motto "Urlaub … ohne überflüssigen Schnickschnack". Das fünfte a-ja ist das erste City Resort – ein Budget-Wellness-Hotel mitten in der teuren Schweiz, mitten im teuren Zürich. Was ist das Konzept, wo ist die Experience? Auf Suche vor Ort.
Vier Wochen nach der Eröffnung fehlen dem Hotel noch ein paar Dekorationen, Blumen, Fotos. Die Anfahrt ist noch nicht fertig, die überdimensionalen Blumenkübel vor der Tür sind noch nicht bepflanzt. Im Sommer werden daneben aber Tische stehen und es wird grünen...
Im kargen November jedenfalls prägt viel Beton und Grau den ersten Eindruck. Das a-ja Resort Zürich ist Teil der Vulcano Towers im Stadtteil Altstetten. Das Hotel mit 319 Zimmern besetzt den mittleren von drei jeweils 80 m hohen, miteinander verbundenen dunklen Glastürmen. Aus verschiedenen Perspektiven spiegeln die Fenster faszinierende Architektur-Details der Nachbarschaft: Betonfassaden, alte Mauern und die Spannungsleitungen vom Bahnhof Altstetten gegenüber.

Nivea, Partner von a-ja in allen Resorts, eröffnete mit dem Hotelin Zürich auch seinen ersten Flagship Store in der Schweiz.
Die Resort-Etagen erstrecken sich bis zum vierten Stock, wo sich auch das Spa befindet, samt dazugehöriger überdachter Dachterrasse. Hier darf man im Sommer zwischen Blumenkübeln entspannen, mit dem hörbaren Autoverkehr unten vor der Tür und der Bahn- und Betonkulisse gegenüber. Entspannung hört und sieht sich anders an. Da tröstet nur der Fernblick Richtung Berge bei gutem Wetter.
Das Hotel wertete
die Immobilie auf
Das a-ja Resort liegt in einem Quartier im Umbruch. Die Schweizer Tageszeitung NZZ bezeichnete die Gegend jüngst als "Wohnen zwischen Klein-Manhattan und trostlosen Brachen". Doch sie stellt offensichtlich einen wichtigen Link zu Zürich-West und dem Zentrum dar, so dass mit steigenden Grundstücks- und Immobilien-Preisen zu rechnen ist. Die 300 Millionen Franken-Investition muss sich schliesslich auch auszahlen.
Das Mixed Use-Projekt Vulcano, entstanden auf einem ehemaligen BASF-Grundstück, entwarf das Pariser Büro Dominique Perrault Architecture. Das Tower-Trio beinhaltet neben dem Hotel 296 Wohnungen, von denen 72 möblierte und vermietete Apartments sind für Menschen, die sich nur wenige Wochen oder Monate darin aufhalten.
Eigentümerin von Vulcano ist die Immobilien-Anlagegruppe CSA Real Estate Switzerland der Credit Suisse Anlagestiftung. Dahinter stehen ausschliesslich Pensionskassen – 800 an der Zahl, die alle ihr Vermögen sinnvoll investiert sehen möchten und bitte nur in Mixed Use-Projekte. "Zunächst waren für den Komplex nur Wohnungen und Büro geplant", erläutert Andreas Roth, Director Global Real Estate Schweiz bei der CS Asset Management AG gegenüber diesem Medium.

Fitness-Feeling im Budget-Format: Der Bergsteiger als Kontrast zu den Wohnhäusern vor dem Fenstern.
Dann aber habe sich der Büromarkt negativ entwickelt und so kam es zu einer last minute-Ausschreibung für ein Hotel. "Die Tatsache, dass ein Hotel im Komplex einzog, trug übrigens auch dazu bei, das gesamte Projekt besser vermarkten zu können", lobte Roth das positive Image der Asset-Klasse Hotel.
Überrascht war er trotzdem, als sich "sehr viele Betreiber aus dem 3- und 4 Sterne-Bereich" dafür interessierten. "Sechs von ihnen gelang der Sprung in den 'Beauty Contest', und entschieden hat sich die sechsköpfige Jury für a-ja, die darlegen konnten, dass sie mit relativ geringer Belegung den Break Even erreichen können". Roth berichtet auch, dass ursprünglich kein Wellnesshotel angedacht gewesen sei. Deshalb "war ein Pool auch nicht realisierbar", fügt er hin. "Das a-ja spricht ja keine klassische Wellness-Klientel an, das Konzept ist ein anderes".
Ein Resort mit Flagship Store
Weshalb steht dann das Wort "Resort" am Gebäude? Und dann auch noch "Das Resort". Das ist ein Statement. Die beiden Worte steigern in ihrer Absolutheit die Erwartungen auf Anhieb, weil der Kunde/Gast mit den Bildern aus einem klassischen Wohlfühl-Hotel im Kopf anreist. Was er vorfindet, ist – anders.
Resort-Manager Sven Lehmann ist begeistert von Vulcano und von der Neugier, die auch das a-ja Resort in Zürich generiert. Er ist Ende April 2018 bei a-ja eingestiegen; davor war er 18 Jahre lang für Starwood Hotels tätig gewesen. Zürich kennt und liebt er seit seinen fünf Jahren im Sheraton Zürich. "Ich bin ein Mann für schwierige Fälle", sagt er über seine Motivation, "ich will auch immer etwas Neues kreieren, neue Erlebnisse", strahlt er beim Hotel-Rundgang.
Die 319 Hotel-Zimmer erstrecken sich über die ersten vier Etagen. Konferenz-, Meeting-Räume oder Event-Flächen gibt es keine, nur einen 700 qm grossen Wellnessbereich, eine dreigeteilte Restaurant-Fläche von 260 qm und 222 qm Bar-Fläche im Erdgeschoss plus Aussenterrasse.

Sven Lehmann: Der City Resort-Manager mit Phantasie und Schwung für dieses ungewöhnliche Konzept.
Das Wellness-Erlebnis im Hotel beginnt in der Lobby: Im EG, gleich neben der Rezeption, findet sich das "Nivea Haus". Für die Körperpflege-Marke Nivea ist dieser Mega-Shop mit über 260 Produkten der erste in der Schweiz. Der italienische Designer Matteo Thun hat dem Raum viel Luft gegeben und die Produktregale und -tische in warmem Holz gehalten.
Mit Nivea/Beiersdorf verbindet a-ja eine Franchise-Vereinbarung: das Nivea Haus gibt es in allen a-ja Resorts, weil es neben dem Shop auch Wellness-Behandlungen anbietet: Massagen und Beauty-Anwendungen für Sie und Ihn. Das "Spa-Menü" ist überschaubar, es setzt auf gängige Basis-Behandlungen. Eine klassische 50 Minuten-Massage kostet 110 CHF, eine 75minütige Gesichtsbehandlung 185 CHF.
In Zürich schliessen sich die sechs Behandlungsräume an den Shop an. Sie verfügen über Tageslicht und sind funktional eingerichtet – je nach Tageszeit aber auch nicht frei von Geräuschen: Hinter den Fenstern befindet sich die Ladezone des Gebäudes. Drei Verkäuferinnen und drei Kosmetikerinnen arbeiten im Nivea Haus.
Holzfliesen und Almtapeten
Ein eigener "Bademantel-Aufzug" führt aus dem Behandlungsbereich direkt zur Sauna-Landschaft und zu den Zimmern. Sauna-Spezialist Klafs hat für a-ja solide und schnörkellos gebaut: Bio-Sauna, Dampfbad, Eisbrunnen, Erlebnisdusche in Form eines Sprühnebel-Gangs und Ruheräume. Alles reiht sich rechts und links eines langen Flurs, mit einer finnischen Sauna als Highlight auf der – glasüberdachten – Aussenterrasse. Die Sauna-Terrasse wartet mit Liegen, Hollywood-Schaukeln und Cabanas auf. Der Blick auf die etwas triste Nachbarschaft aber bleibt. Nur in der Ferne blinzeln Bergspitzen.
Das a-ja Marketing spricht von einem "Rooftop-SPA" – auch das wieder ein grosser Begriff, der ganz andere Assoziationen weckt. Funktional auch der grosse Fitnessraum mit Kraftstrecke und Cardio-Geräten und einem eigenen Gymnastik-Raum für Yoga. Raum für Kommunikation bietet die "Sauna Bar", bei der die Gäste auch bedient werden.
Interessant: Durch Wellness/Fitness und die Zimmer ziehen sich Fototapeten: der Bergsteiger kraxelt neben dem Laufband die Wand hoch, der Wanderweg einer Almwiese führt optisch zum Kaffee-Automaten in der Sauna Bar, und im Zimmer stimmt eine wandhohe, blühende Tal- und Berg-Landschaft hinterm Schreibtisch fröhlich.

Blick vom Sofa im a-ja Zimmer auf die romantische Fototapete.
Das Zimmer ist angenehm im Design und mit 24 qm als Standard auch angenehm gross. Der Schrank wie in den meisten Budget-Hotels offen. Die Dusche mit Kopfbrause ist komplett gläsern, kann aber mit einem Vorhang diskret verschlossen werden. In den Zimmern aller Kategorien vermitteln Holzfliesen an Duschwand und Boden einen warmen Kontrast und leichtes Alpenflair. Ansonsten sind in den Zimmern keine weiteren Wellness-Features mehr vorgesehen: weder Musik zum Chillen noch ein Smart TV, über das man eigene Musik oder Videos abspielen kann. Natürlich gibt es WLan sowie Steckdosen für USB und sogar Eurostecker. Zeitungslektüre kann der Gast per PDF erhalten.
Touristische Kunden im Visier
Sven Lehmann rechnet in dem City-Resort mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 1,7 Nächten. Das belegt, dass a-ja in seinem Züricher Resort denkt wie ein Businesshotel – mit Terrasse und Sauna. Auch wenn die ersten Firmen aus der Nachbarschaft bereits nach Corporate Wellness-Mitgliedschaften gefragt haben, wie Lehmann berichtet. Davon unabhängig aber seien kleinere Gruppen aus umliegenden Firmen auch so häufiger Gast im Restaurant, sagt er.
Die Zimmer kosten von Montag bis Donnerstag ab 189 CHF, von Freitag bis Sonntag ab 124 CHF; das Frühstück kommt mit 29 CHF extra. Aus nicht-schweizerischer Sicht sind das stolze Preise für ein Budget-Zimmer; wer aber nur eine solide Übernachtungs-Gelegenheit wenige Tram-Stationen vom Hauptbahnhof entfernt sucht, ist damit im teuren Zürich gut aufgehoben. Deshalb akquiriert a-ja für Zürich auch touristische Gruppen aus den USA, Deutschland, Grossbritannnien und Asien, so Lehmann. Schweizer Gäste bleiben aber die primäre Zielgruppe, erläutert der Resort-Manager weiter – und denkt dabei auch an wetterfrustrierte Züricher, die sich eine Auszeit in der eigenen Stadt gönnen wollen. Am Tag der offenen Tür im November jedenfalls wollten in nur sechs Stunden 600 Gäste aus der Stadt das neue Hotel kennenlernen.

Gläsernes Bad und stylisches, effizientes Interieur: das a-ja Zimmer im Resort.
Damit avanciert der Wellnessbereich des a-ja Resorts zu einem angenehmen Mehrwert für den Städte-Reisenden im Haus. Und dazu passt dann auch der von der Rezeption separierte Concierge-Desk in der Lobby, wo die "Wunscherfüller" den Gästen City-Touren vermitteln, Restaurants reservieren und die Öffnungszeiten von Museen und Sehenswürdigkeiten weitersagen.
Gute Preisleistungs-Pakete
in Spa und F&B
Wo soll der Haupt-Umsatz des a-ja Resorts herkommen? Da sind zum einen die Mieter der Vulcano-Wohnungen wie auch jeder andere Externe, der Spa-Clubmitglied werden kann. Das Wohlfühl-Paket gibt es als Tages-, Monats- oder Jahreskarte: Es steigert sich von Fitness oder Sauna über Sauna & Fitness bis zum Vollpaket mit Sauna, Fitness & Kursen. "Wir registrieren jetzt schon eine hohe Akzeptanz von den Gästen in den Türmen", hält Sven Lehmann nach drei Monaten fest, "es gibt schon wiederkehrende Gäste". Weitere Clubmitglieder kommen aus den umliegenden Firmen, zu denen bekannte Namen wie Julius Bär, IBM und Credit Suisse zählen. Und Sven Lehmann hört hin: So werden ab 1. Februar 2019 die Wellness-Öffnungszeiten ausgedehnt: montags bis freitags ist das Spa nun von 15-23 Uhr und am Wochenende von 10-23 Uhr offen.
Umsatz soll vor allem F&B bringen. Das Restaurant "DELI" lockt mit gesunder Küche und kreativen Ideen rund um Apero, Chillen, Kochen und mehr. Der Bar-Bereich mit Blick auf den Vorplatz des Hotels fungiert morgens als Frühstücksrestaurant, daneben aber gibt es noch ein Holz-"Chalet" für das traditionelle Fondue. Frühstück hält das a-ja übrigens wochentags bis 10 Uhr bereit, am Wochenende sogar bis 13 Uhr.

Die Bar als Teil des DELI Restaurants: gesundes Essen gepaart mit lockerem, stylischen Ambiente. Für den Local genauso wie für den Hotelgast.Fotos: a-ja Resort Zürich
Das lokale Umfeld aber will man montags bis freitags durch das grosse Lunch-Büffet anlocken. Von 11.30 bis 14 Uhr stehen u.a. 16 frische Salate bereit, eine grosse Auswahl an Suppen, Antipasti, Fisch, Fleisch, mehr Vegetarischem als Veganem und Desserts Zum Fixpreis von 24 CHF ist das in Zürich in der Tat ein attraktives Angebot. So viel kostet allein das Zanderfilet auf der Abendkarte des Hotels.
Kritik und Lob der Gäste
Der Zufall wollte es, dass hospitalityInside.com bei seinen Recherchen vor Ort auf eine deutsche Hotel-Expertin traf, die sich mit ihrem Mann gerade dort für zwei Nächte eingebucht hatte. Das Zimmer hatte sie über HRS gebucht – zum Preis von 60 Euro pro Nacht. Noch einmal buchen aber würde sie das Hotel nicht, trotz seiner guten Anbindung an den Hauptbahnhof. Ihre Kritik: Die Zimmer rochen stark nach Plastik und die Lüftung war angesichts der nicht zu öffnenden Fenster zu schwach. Durch den Vinylboden und die fehlende Dekoration mutete das Zimmer eher kühl an, ebenso wie sie den Restaurant-Bereich zu karg fand; für den touristischen Gast gäbe es genügend kulinarische Alternativen in kurzer Entfernung. "Der Wellnessbereich ist eher funktional, aber der Ausblick von der Dachterrasse sowie aus den Saunen ist teilweise toll", sagte sie und lobte zudem den gut ausgestatteten Fitnessraum – ebenso wie die Kissen-Auswahl auf dem Bett und das "sehr freundliche und zuvorkommende Personal". Auch die ersten Bewertungen auf TripAdvisor und Booking.com sind überwiegend positiv. / Maria Pütz-Willems
DER DRANG DER PENSIONSKASSEN, |