Das Schweizer Climate-Tech-Unternehmen Neustark eröffnete Ende September 2023 gemeinsam mit dem Bau- und Recycling-Unternehmen Heim laut Unternehmensaussagen die erste CO2-Speicheranlage in Deutschland – und sogar in der EU. Die Anlage in Berlin-Marzahn hat die Kapazität, über 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr dauerhaft zu speichern. Das CO2 wird an Biogasanlagen abgeschieden. Da das eingesetzte CO2 biogen ist, entfernt der Prozess Emissionen aus der Atmosphäre und kreiert dabei Negativ-Emissionen.
Insgesamt wurden von dem Unternehmen im vergangenen Jahr zwölf solcher Anlagen in der Schweiz und Deutschland in Betrieb genommen. Diese haben eine kumulative Jahreskapazität von rund 5.000 Tonnen.
So funktioniert der Prozess
Wie das geht? Das CO2 wird aus Biogasanlagen abgeschieden und zu nahe gelegenen Speicheranlagen transportiert. Hier wird das CO2 während des üblichen Recycling-Prozesses in das Granulat von Abbruchbeton injiziert. Die Technologie löst einen Mineralisierungsprozess aus, bei dem das CO2 in Kalkstein umgewandelt und so an die Poren und die Oberfläche des Granulats gebunden wird. Das CO2 wird auf diese Weise dauerhaft im Abbruchbeton gespeichert und so der Atmosphäre entzogen. Das carbonatisierte Abbruchbeton-Granulat kann von den Recyclern im Anschluss wie gehabt im Strassenbau oder zur Herstellung von Recycling-Beton (RC-Beton) eingesetzt werden.
Ein Zusammenspiel mit mehreren Partnern
Neustark setzt für die Anlage in Berlin CO2 ein, das hauptsächlich aus der Bioabfall-Vergärungsanlage von MVV in Dresden-Klotzsche stammt. Seit 2021 wird dort das CO2, welches bei der Gewinnung von Biomethan entsteht, abgeschieden und verflüssigt. Teile des biogenen CO2 werden weiterhin in innerbetrieblichen Prozessen genutzt. Die Überschussmenge von etwa 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr nimmt das Münchner Biomethan-Handelsunternehmen Landwärme ab. Neustark wiederum transportiert und entfernt dieses CO2 an der Speicheranlage bei Heim.
Ein letzter, aber wichtiger Schritt am Ende der Wertschöpfungskette: Durch die geleistete Speicherleistung werden Klimazertifikate generiert, die verkauft werden. So können Unternehmen, ergänzend zu ihren eigenen Reduktionsmassnahmen, schwer vermeidbare Emissionen "entfernen" und somit ihre Netto-Null-Ziele erreichen. Zu Neustarks Carbon-Removal-Kunden gehören u.a. Microsoft und UBS.
Auf seinem ehrgeizigen Weg, im Jahr 2030 und darüber hinaus eine Million Tonnen CO2 zu entfernen, expandiert Neustark derzeit in Europa. Zu den zwölf bisher in Betrieb genommene Anlagen befinden sich aktuell fünfzehn weitere Projekte in der DACH-Region und Frankreich im Aufbau. / red