China: Liefer-Service per Drohne

China: Liefer-Service per Drohne

Drone over city
Ein Kaffee im Schatten der Großen Mauer gefällig…? Kein Problem, kommt schon geflogen. / © Denis Rozhnovsky, Adobe Stock

Kaffee und Snacks "to fly" statt "to go": In China erobern Lieferdrohnen und Flugtaxis den Luftraum. Trotz kleiner Turbulenzen boomt die Wirtschaft über den Köpfen der Menschen. Das liegt auch an der Hilfe von ganz oben.

Wer den anstrengenden Aufstieg zur Grossen Mauer bei Badaling – der berühmten Pilgerstätte im Nordosten von Peking – gemeistert hat, kann sich oben seit August mit Fast Food oder Getränken belohnen. Geliefert werden die Erfrischungen von einer Drohne. 


Vier bis fünf Fluggeräte sind dort im Einsatz, sagt Pu Siwu, Mitarbeiter des Dienstleisters Meituan, der die Lieferdrohnen betreibt. Pro Stunde schaffen die Drohnen 20 Lieferungen aus dem Tal. Auf dem Rückweg nehmen sie Müll mit. Bestellt wird per Handy-App. Aber das ist nicht alles: "Diese Flugroute wird auch zum Transport von Notfallmedizin genutzt", sagt Pu. In drei bis fünf Minuten könnten so Hilfsmittel kommen, wenn ein Mauer-Tourist etwa Blutzucker-Probleme habe.


Peking fördert "Low Altitude Economy"

"Drohnen sind mittlerweile sehr verbreitet", erläutert der Luftfahrtexpertin Shen Yingchun von der Pekinger Universität für Luft- und Raumfahrt. In der Landwirtschaft oder zur Überwachung von Stromnetzen würden sie bereits häufig genutzt. Bei Lieferdiensten gehe es jetzt erst los.


Peking fördert die sogenannte Low Altitude Economy, also die Wirtschaft im Luftraum bis zu 1.000 Metern, massiv. Drohnen zählen zu den "neuen qualitativen Produktivkräften", mit denen die kommunistische Partei sich in Zukunft Fortschritt und Wachstum sichern will. Der Wirtschaftszweig birgt hohe Kosten und Risiken, weshalb er sich ohne Staatshilfe nicht entwickeln könne, urteilen Experten.


2023 betrug der Wert des Sektors nach offiziellen Angaben geschätzt 500 Milliarden Yuan (aktuell rund 66,3 Milliarden Euro). Bis 2030 könnte der Bereich etwa zwei Billionen Yuan Wert sein. Die Behörde für zivile Luftfahrt zählte Stand Juli fast 608.000 registrierte Drohnen in China und damit 48 Prozent mehr als zum Jahresende 2023. Laut Behörden-Auskunft gab es mehr als 14.000 lizenzierte Firmen im Bereich unbemannte Fluggeräte.


Kaffee und Snacks aus der Luft 

In Südchinas Metropole Shenzhen liefert Meituan mit Drohnen Kaffee und andere Snacks. Über ein Dutzend Test-Stationen wurden eingerichtet, die sich in öffentlichen Bereichen wie Parks befinden.


Und so funktioniert es: Ein Mitarbeiter holt die per App aufgegebene Bestellung im Restaurant oder Café ab und bringt sie zu einer Drohnen-Startplattform, die meist auf den Dächern von Einkaufszentren stationiert sind. Dort wird die Lieferung in einen Karton verpackt und an einer Drohne befestigt, die damit einer festen Route entlang zu einer Abholstation fliegt. Auf deren Dach setzt die Drohne die Lieferung ab. Aus einem sicher verschlossenen Fach kann der Kunde seine Bestellung dann mittels Scannens eines QR-Codes abholen. Derzeit fliegen die Drohnen nur am Tage. Wenn es windig ist oder regnet, bleiben sie am Boden.


In Shenzhens Provinz Guangdong, wo auch die Megacity Guangzhou liegt und an Hongkong angrenzt, sollen künftig sogar unbemannte Flug-Taxis Fahrgäste in wenigen Minuten an ihr Ziel bringen und so die verstopften Strassen umgehen. Mit umgerechnet über 1.000 Euro pro Flug ist das aber kaum massentauglich.


Deutschland fliegt hinterher

In Deutschland ist vieles, was in China schon angewendet wird, noch Zukunftsmusik. Ende Februar ging jedoch im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid ein voll automatisierter Drohnen-Linienflugbetrieb als Lieferservice für Firmen an den Start. Laut den Projektpartnern war dies bundesweit der erste kommerzielle Linienflugbetrieb mit einer eigens entwickelten Transportdrohne. 


Nach Kenntnis des Luftfahrt-Bundesamtes gibt es in Deutschland derzeit vier Inhaber von Genehmigung für Transportdrohnen. "Ob die Betreiber die Genehmigung dann tatsächlich auch im Regelbetrieb nutzen, darüber können wir keine Angaben machen", erklärt die Behörde in Braunschweig. / dpa

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