Berlin. Verunsicherte Reisende, überforderte Hoteliers, verärgerte Travel Manager: Nach 15 Jahren Diskussion hatte trotz aller politisch-positiven Signale scheinbar niemand ernsthaft damit gerechnet, dass Deutschlands Hotellerie zum Jahresbeginn 2010 endlich ihren reduzierten Mehrwertsteuer-Satz erhielt: Er kam über Nacht. Für Übernachtungen fiel der Satz von 19 auf 7 Prozent; für die Gastronomie blieb er bei 19 Prozent. Die Überraschung war perfekt, das erste Chaos gross – auf Seiten der Hotels wie der Unternehmenskunden. Zwischen Beschluss und Inkrafttreten des neuen Gesetzes lagen nämlich nur 13 Tage – und die Weihnachtsfeiertage mittendrin. Das Bundesfinanzministerium geriet unter enormen Zeitdruck, um Handlungsrichtlinien zu erlassen. Im ersten Anlauf zerschlug das „Steuergeschenk“ der Regierung in der Branche viel unnötiges Porzellan. An der Jahrestagung des Verbands Deutsches Reisemanagement in Berlin vor zwei Wochen diskutierten die Betroffenen in ungewohnter Offenheit diese Gesetzesänderung, deren Umsetzung alle ärgerte. Und die Branchenverbände versprachen, künftig mehr miteinander vorab zu reden. Eine Zusammenfassung des Chaos.