Deutschlands spendable Erben

Deutschlands spendable Erben

Heritage Conctract
Alles für mich oder teilen? Erbanwärter zeigen sich spendenwillig. / © Tumiso, Pixabay.

Deutschlands Erben in spe zeigen sich erstaunlich freigiebig: Zwei Drittel befürworten eine gemeinnützige Spende von einem Teil des elterlichen Nachlasses. Vor allem die Jüngeren fühlen sich dem "Share-Gedanken" verpflichtet und zeigen durch freiwilligen Verzicht ihre soziale Ader. 

Freigiebigkeit scheint das Credo der kommenden Erbengeneration zu sein, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage zur Einstellung deutscher Erben im Auftrag der SOS-Kinderdörfer weltweit zeigt. Demnach befürwortet eine grosse Mehrheit der Erbanwärter zwischen 18 und 65 Jahren eine gemeinnützige Spende aus dem erwarteten Vermögen. Zwei Drittel der potenziellen Erben (67%) würden eine Entscheidung der Eltern bzw. nächsten Verwandten unterstützen, Teile ihres Nachlasses an eine wohltätige Organisation zu geben und dafür selbst auf die volle Summe zu verzichten.


Jung, weiblich, urban, spendabel

Die Zustimmung für eine gemeinnützige Nachlassspende ist vor allem unter jungen Erbinnen gross. So würden 86% der Frauen unter 35 Jahren eine solche Geste der Eltern befürworten, während Männer gleichen Alters dem nur zu 67% zustimmen. Auch in den Grossstädten ist die Bereitschaft überdurchschnittlich hoch: 75% der potenziellen Erben in Städten über 500.000 Einwohnende würden eine gemeinnützige Nachlassspende der Eltern oder nächsten Verwandten befürworten. In Städten mit weniger als 20.000 Einwohnern trifft dies nur auf 64% zu. Jede vierte Person wäre bereit, auf mindestens die Hälfte des Erbes zu verzichten. 


Mehr als jede vierte Person (27%), die einer Nachlassspende zustimmt, fände es angemessen, wenn ihre Eltern 50% oder mehr des gesamten Erbes zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung spenden würden. Unter den Menschen in Grossstädten ist sogar mehr als jeder Dritte so spendabel (37%). Als Hauptgrund für die Unterstützung nennen die Befürworter das Recht der Eltern auf freie Entscheidung und eine selbstbestimmte Nachlassgestaltung (92%). 


Ein Bewusstsein für das Gemeinwohl ist dabei vor allem bei jungen Menschen ausgeprägt: Fast die Hälfte (45%) der befürwortenden Erben zwischen 18 und 34 Jahren findet es wichtig, der Gesellschaft auf diese Weise etwas zurückzugeben. Bei den 50- bis 65-Jährigen führen dies nur 23% als Motivation an. 


Männliche Erben sind skeptisch

Es zeigen sich jedoch auch Unterschiede bei der Spendenbereitschaft zwischen den Geschlechtern: Etwa jeder dritte Mann (35%) lehnt eine solche milde Gabe ab, bei den potenziellen Erbinnen liegt der Anteil hingegen bei nur 19%. Der Hauptgrund für diese Skepsis liegt wohl im fehlenden Vertrauen in gemeinnützige Organisationen: Fast die Hälfte der männlichen Gegner (46%) geben als Grund an, dass sie einer solchen Spende kritisch gegenüberstünden, während dies nur 32% der ablehnenden Frauen sagen. 


Erbe kein Tabuthema mehr 

Jede dritte potenziell erbende Person (35%) hat mit den Eltern oder Verwandten noch nicht über deren Nachlass gesprochen. Die Hälfte von ihnen (54 %) begründet dies damit, dass das Thema noch keine Relevanz für sie habe. Zudem gibt jede fünfte ältere Person in dieser Gruppe an, mit ihrer Zurückhaltung mögliche Familienkonflikte vermeiden zu wollen (21% der Altersgruppe 50 bis 65 Jahre). Dass man generell nicht über die Themen Nachlass und Erbe spricht, ist dabei nur für 14% dieser potenziellen Erben ein Grund dafür, dass noch kein Gespräch dazu stattgefunden hat. Das Thema Tod ist sogar nur für 11% gänzlich Tabu. 


Für die Studie wurden im Januar 2024 im Rahmen eines repräsentativen Online-Panels insgesamt 1.600 zufällig ausgewählte Personen zwischen 18 und 65 Jahren Personen befragt. /red

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