Die Studie von Schneider Electric unterstreicht ausserdem das Ausmass des globalen industriellen Fachkräftemangels, so dass die Talent-Akquise und Mitarbeiterbindung für mehr als die Hälfte der Befragten (52%) eine zentrale Herausforderung darstellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben von Schneider Electric veröffentlichte Studie zur Zukunft der Arbeit in der Industrie.
Neben dem Problem identifiziert die Studie aber auch die Lösung. So sind sich über zwei Drittel (70%) der Befragten einig, dass die Digitalisierung dabei hilft, den Mangel an qualifiziertem Personal zu bewältigen. Digitale Werkzeuge werden demnach nicht länger nur als Mittel betrachtet, Produktivität und Effizienz zu steigern. Zudem deutet dies darauf hin, dass unter Industrieunternehmen ein gewisser Optimismus hinsichtlich der Bewältigung aktueller Personalprobleme geteilt wird.
Durchgeführt wurde die von Schneider Electric in Auftrag gegebene Studie vom weltweit tätigen Forschungsunternehmen Omdia. Befragt wurden 407 Industrieunternehmen jeder Grösse in Westeuropa (Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark und Schweden), den USA, China, Indien und Südostasien (Vietnam, Thailand und die Philippinen).
Veränderungen am Arbeitsplatz
Während viele Unternehmen noch mit dem Fachkräftemangel kämpfen, erlebt der industrielle Arbeitsplatz rasante Veränderungen. Fortschrittliche Technologien – etwa Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Zwillinge – sowie Nachhaltigkeitsziele werden zunehmend in Prozesse und Belegschaft integriert. 45% der Befragten sind weiterhin der Meinung, dass die wachsenden Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeitsziele eine erhebliche Erweiterung bestehender Aufgabenbereiche in den Werken erfordern. Bei sozialen Nachhaltigkeitszielen sind es 47%.
Digitale Technologien verbessern die Arbeitsbedingungen, indem sie repetitive, schwere oder gefährliche Aufgaben ersetzen und die Arbeitsbelastung reduzieren. Sie können die Fähigkeiten von Menschen verbessern und neue Arbeitsplätze mit höherem Wertschöpfungsanteil ermöglichen, sodass mehr Zeit für kreative Aufgaben und die berufliche Entwicklung bleibt.
Drei von fünf (60%) der Befragten gehen davon aus, dass sich OT-Rollen, also Beschäftigungen rund um die Installation, Wartung, Überwachung oder Optimierung von operativen Systemen und -Geräten, in den nächsten drei Jahren verändern werden. 41% erwarten eine moderate Veränderung, 19% sogar eine signifikante Veränderung. Darüber hinaus sind sich 73% sicher, dass die Digitalisierung die Art der Arbeit in den nächsten drei Jahren wesentlich verändern wird. Und fast ein Drittel (31%) glaubt, dass Qualitätskontrollrollen am stärksten von der Digitalisierung profitieren werden.
Gesucht: Neue Kenntnisse und Fertigkeiten
Die Umfrage ergab weiterhin, dass Industrieunternehmen davon ausgehen, in den nächsten drei Jahren in den Bereichen Robotik, Datenverarbeitung, Visualisierung und Analyse neue Kompetenzen aufbauen zu müssen. Im Bereich der Programmierung und Integration von Robotik-Lösungen geben 49 Prozent an, nicht oder nur unzureichend qualifiziert zu sein, in den anderen Bereichen mehr als 30 Prozent. Während Investitionen in Datenverarbeitung, Visualisierung und Analyse für die Befragten eine hohe Priorität haben, wird der Programmierung und Integration von Robotik-Lösungen von fast der Hälfte der Befragten dennoch nur eine mittlere Priorität eingeräumt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis und der Empfehlung, dass Industrieunternehmen idealerweise mit Partnern zusammenarbeiten, um technologische Kompetenzlücken zu schliessen. Gemeint sind damit Partner, die Lösungen, Schulungen und ähnliche Dienstleistungen mehr anbieten, mit denen die Industrie ihre Belegschaft fit für die Herausforderungen einer digitalen und nachhaltigen Zukunft machen kann.
Stimmen zu den Ergebnissen
"Digitalisierung bringt nicht nur Produktivitäts- und Effizienzvorteile. Sie ist entscheidend, um wichtige Herausforderungen im Personalbereich von Industrieunternehmen zu lösen", so Ali Haj Fraj, Senior Vice President, Digital Factory und Industrial Automation bei Schneider Electric. "Industrieunternehmen haben dadurch die Chance, OT-Rollen zu optimieren und zu verbessern. Indem wir die Zeit für administrative Aufgaben reduzieren und den Menschen helfen, ihr Potenzial besser auszuschöpfen, können viele unternehmerische Herausforderungen im Unternehmen gelöst und eine nachhaltigere Zukunft aufgebaut werden."
"Die sich verändernde Natur der industriellen Belegschaft erfordert zunehmende Investitionen in die Digitalisierung, um die dortigen Mitarbeiter zu unterstützen und Produktivität sowie Effizienz zu verbessern", so Alex West, Senior Principal Analyst, Industrial IoT and Sustainability bei Omdia. "Bleiben sie aus, wird dies zu ernsten Folgen für die Innovationsfähigkeit und die Abfederung des Fachkräftemangels führen." / red