Feuer und Wärme, Fatales und Freudiges

Feuer und Wärme, Fatales und Freudiges

Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin Maria Pütz-Willems / © HI

Liebe Insider, 

die Brand-Katastrophe von Rhodos ist eine erneute Mahnung, den Klimawandel ernst zu nehmen. Das Feuer vernichtet Natur und Existenzen – und wird vermutlich auch einige Insel-Bewohner flüchten lassen. Damit nehmen die "Klima-Flüchtlinge" zu. Diesen Begriff habe ich zum ersten Mal vor über 20 Jahren gehört. Jetzt nimmt er erschreckend Gestalt an.


Um so wichtiger die Besinnung auf zukunftsfähige Konzepte, die die Emissionen reduzieren – z.B. Gebäude aus Holz. Für das Holzhotel können sich viele erwärmen: Der Rohstoff vermittelt Wärme und Wohlgefühl, vom Hochhaus bis zum Resort. Doch nicht alles ist aus echtem Holz, wie Karla Walther heute schreibt. Die ersten Greenwashing-Verdächtigen sind schon erkennbar. Zudem fehlt es auch noch viel Klarheit in der (deutschen) Gesetzgebung, und es fehlt auch an konkreten Daten für Vergleiche. 


Auffallend ist, dass vor allem österreichische Privathotels hier die Nase vorn haben, ihre Projekte mit mutigen Architekten umsetzen und die CO2-Einsparungen nachweisen können. Das "Holz-Zeitalter" hat begonnen, und mit ihr die Diskussion über einen der wertvollsten nachwachsenden Rohstoffe.


Die Ressource Mensch wächst zumindest in der Hospitality-Branche nicht so einfach nach. Deshalb sind viele Arbeitgeber glücklich, dass viele Mitarbeiter ihr Angebot der 4-Tage-Woche freudig annehmen. Die Arbeitswelt-Forscherin Jutta Rump von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, die in unserem Interview heute primär mit den Vorurteilen gegenüber Gen Z und Y aufräumt, überrascht aber, als sie sagt: Ich halte die 4-Tage-Woche für fatal. Sie hält es für ein Schneeballsystem.


Einen grossen Ball haben hingegen zwei engagierte deutsche Hoteliers ins Rollen gebracht: Sie reisen selbst regelmässig nach Südostasien, um von dort junge Talente mit zurück in ihr Hotel oder in andere, persönlich bekannte Hotels zu bringen. Es funktioniert, weil sie mit ihrem guten Namen und sensiblem Vorgehen das Vertrauen der Eltern in Indonesien oder Thailand gewinnen und ihren Kindern zu einer soliden Ausbildung verhelfen. Die Spielregeln sind auf beiden Seiten klar und ein Wort ist ein Wort. Und Hilfe bedeutet eben auch Weiterhelfen in Deutschland – bis zu den Behörden.


Was David Depenau vom Hotel Weissenhäuser Strand an der Ostsee und Wolfgang Nickel aus Sachsen-Anhalt heraus leisten, verdient grosses Lob. Aus Nickels Engagement ist eine Vermittelungsagentur entstanden. Beide Hoteliers handeln, weil sie schon viel zu lange auf das immer noch nicht abgesegnete deutsche Einwanderungsgesetz warten.


An unserem Think Tank vor vier Wochen verrieten HRS und Siemens ihre Pläne zur Intensivierung ihrer gemeinsamen "grünen Standards" (Gree Stay Initiative), sowohl für die Firmenreisenden wie auch für die Hotels auf der Webseite des OTAs. Jetzt geht Booking.com einen nächsten Schritt und vergleicht dank cleverer Software Green Labels mit den Angaben der Hotels. Und damit wiederholt sich, wie bei den Buchungen, der Versuch der OTAs, Herr über die Hotel-Daten zu bleiben.


In Amsterdam wehren sich die Hoteliers mächtig gegen die erneute Anhebung der Touristensteuer. Für sie ist es der falsche Weg in der Bekämpfung des Overtourism. Notfalls wollen sie vor Gericht ziehen. In Deutschland geht die Debatte über 7 oder 19% Mehrwertsteuer in der Gastronomie weiter, trotz Sommerferien. Und kurz vor dem Ferienmonat August macht noch einmal IHG mit einem "kohlenstoff-freien" Hotel in UK von sich reden.


HospitalityInside legt jetzt auch eine Rede- bzw. Schreibpause an und geht in die Sommerpause. Wir sind ab 21. August wieder im Büro und melden uns wieder mit der nächsten Ausgabe am 25. August.


Ihnen allen eine gute Sommer-Saison und/oder einen erholsamen Urlaub!

Ihre Maria Pütz-Willems

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Cash und Konzepte

Cash und Konzepte

21.8.2023

Liebe Insider,

chinesische Gruppen straucheln, Choice legt zu, Wyndham erholt sich und Best Western erstarrt. In das Top Ten-Ranking der grössten Hotelketten vom Hotels Magazine ist endlich Bewegung gekommen. Macy Marvel erläutert die Gründe. Interessant der Blick auf die Kooperationen wie Leading, Preferred, GHA oder HotelREZ: Entweder sie kämpfen oder sie wachsen massiv.


Die Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG) hat sich schon länger fürs Wachsen entschieden, mit viel Tempo und dem unbedingten Willen zu Top-Qualität. 140 Millionen kostet das gerade vorgestellte Falkensteiner Parkhotel Lake Garda: Bezahlen werden es die Käufer der 170 Apartments in 11 Gebäuden und die Gäste der (nur noch) 97 Zimmer, von denen wiederum 60% Suiten sind. Ein Megaprojekt in Salò, mit Seeblick.


Was die FMTG bisher im Kleinen übte, findet künftig seine Fortsetzung in Gross: finanzieren mit schnell verfügbarem Cash aus Verkäufen und Crowdfunding, sichern durch Top-Lagen und hochspezialisierte Konzepte. CEO Otmar Michaeler und Aufsichtsrat Erich Falkensteiner haben Italien voll im Fokus – auf Jahre. Massimiliano Sarti war beim Pressegespräch in Mailand mit dabei.


Die Jahre ziehen schnell vorbei, deshalb machen sich die Baby Boomer derzeit viele Gedanken, wo sie ihren letzten Lebensabschnitt verbringen werden. Diese "Best Ager" sind derzeit auf der Suchen nach neuen Wohn-Modellen zwischen Hotel und Senior Residenzen. Trotzdem warnt Thomas Reisenzahn von Prodinger Consulting in seinem aktuellen Trend-Report "Hotel Oma – Alt sein war gestern" davor, alle Altersklassen über einen Kamm zu scheren.


Fred Fettner analysiert und stellt auch einige Living-Modelle vor. Doch das Angebot ist derzeit noch viel zu klein und fertige Projekte sind viel zu teuer. Die Lebenslust im Alter muss man sich leisten können. Oder man endet im Alters-Container. Ist dieses – gesellschaftspolitisch wichtige – Segment auch nur ein Business für deren Shareholder?!? Da die Immobilien-Branche grade stillsteht, könnte man ja auch einmal ein paar Minuten über soziale Verantwortung nachdenken, ganz im Sinne des "S" von ESG...


Leisure und Lifestyle treiben das Geschäft im Tourismus überall, und so berichtet der internationale Hotelgruppen-Verbund Global Hotel Alliance von einem enormen Umsatzsprung im 1. Halbjahr: Die Gäste sind spendabel wie nie zuvor.


Tirol, eine der ganz starken Tourismus-Regionen in Österreich, bleibt pragmatisch, modifiziert seine Zielgruppen und offeriert online ökologische Anreise-Möglichkeiten. Das ist doch wieder ein kleines "wow" wert. Die Hostelkette a&o hat ihren ersten Nachhaltigkeits-Report herausgegeben. Damit ist deren erster grosser Schritt zu öffentlicher Transparenz getan. Weiter so – wir brauchen mehr von diesen positiven Beispielen. Irgendwann muss jeder anfangen!


Transparenz tut gut. Deshalb unterstützt HospitalityInside zum ersten Mal die neue globale Umfrage von h2c, von Insidern ein geschätzter Spezialist im Bereich Hotel Vertrieb, Technologien und Marktforschung. Geschäftsführerin Michaela Papenhoff versucht herauszufinden, mit welchen smarten Systemen die Betreiber die Customer Experience automatisiert umsetzen, welche Herausforderungen sie haben und wie sie ihre Strategien optimieren möchten. Den Aufruf zur Beteiligung an der Umfrage stellen wir heute auf Seite 1. Damit kann jeder Mitarbeiter einer Hotelgruppe mitmachen (bis 16. August) und als Lohn eine tiefergehende Zusammenfassung erwarten.


Unser News Mix ist noch nicht Opfer der Sommerpause geworden, sodass auch wir diese Markt-Neuigkeiten und mehr wieder für die nächste Freitag-Ausgabe sammeln werden.


Ihre Maria Pütz-Willems

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