Florenz verbietet Schlüsselkästen

Florenz verbietet Schlüsselkästen

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Immer mehr Ferienwohnungen, immer weniger Wohnraum für Einheimische: Florenz will diese Entwicklung stoppen. / © Getty Images, Unsplash

Sie hängen überall: in Paris, London, Berlin und Rom. Aber nicht mehr in der Hauptstadt der Toskana. Dort kosten Schlüsselkästen für Wohnungen jetzt 400 Euro Strafe. Hilft das gegen den Massentourismus à la Airbnb?

Als erste grosse Stadt im Urlaubsland Italien hat Florenz die viel genutzten Schlüsselkästen zum Einchecken in Ferienwohnungen verboten. Der Gemeinderat verabschiedete die neue Regelung mit grosser Mehrheit. Damit soll verhindert werden, dass in der Hauptstadt der Toskana mit ihren 360.000 Einwohnern weitere Mietwohnungen dem Massentourismus zum Opfer fallen. Andere Städte erwägen, dem Beispiel zu folgen – auch anderswo in Europa.


Im historischen Zentrum von Florenz mit dem Dom, den prächtigen Häusern und den vielen Museen wie den Uffizien ist es heute nahezu unmöglich, an eine bezahlbare Wohnung zu kommen. Viele Eigentümer vermieten lieber für wenige Tage über Internet-Portale wie Airbnb. Zum Symbol dafür sind die Schlüsselkästen geworden, die überall hängen.


In manchen Häusern gibt es kaum noch Mieter, die dort auf Dauer leben. Aus Protest gegen die Kurzzeit-Vermietungen klebte eine Bürgerinitiative namens "Salviamo Firenze" ("Retten wir Florenz") kürzlich hunderte Kästen mit rotem Klebeband zu.


Das Verbot tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Die Besitzer von Ferienwohnungen in Florenz hatten damit noch zehn Tage Zeit, um die Schlüsselkästen abzunehmen. Dann werden, wenn immer noch eine Keybox in der Nähe der Wohnungstür hängt, 400 Euro fällig. Die Kästen selbst kosten in der Regel nur etwa 35 Euro.


Schlüsselkästen auch in vielen deutschen Städten

In den vergangenen Jahren haben sich Schlüsselkästen auch in vielen anderen Ländern für Kurzzeit-Vermietungen durchgesetzt, auch in deutschen Städten. Das Prinzip ist einfach: Die Übernachtungsgäste buchen übers Internet und bekommen dann einen Code zugeschickt, mit dem sie das Zahlenschloss öffnen und die Schlüssel herausnehmen können. Beim Verlassen legen sie die Schlüssel wieder hinein.


Italien geht bereits gegen solche Kästen vor. Inzwischen ist landesweit vorgeschrieben, dass es auch bei Kurzzeit-Vermietungen zu einem Treffen von Besitzer und Urlauber kommen muss. Eigentlich müssen die Personalien der Gäste dann innerhalb von 24 Stunden nach der Ankunft der Polizei gemeldet werden – woran sich längst nicht alle halten. Auch ein allgemeines Verbot von Keyboxes in Italien gibt es bislang nicht. 


Eigentümer kritisieren staatlichen Zwang

Die Mitte-Links-Bürgermeisterin von Florenz, Sara Funaro, nannte den Beschluss den "Beginn eines Weges der Aufmerksamkeit für mehr Lebensqualität, Anstand und Sicherheit". Die Behörden begründen das Verbot auch damit, dass Kriminelle keinen anonymen Unterschlupf finden dürften. Der Eigentümerverband Aigad kritisierte es als staatlichen Zwang. Verbandschef Marco Celani verwies auf etwa 15 Prozent Leerstand in den historischen Zentren von Italiens Städten. 


In der italienischen Kleinstadt Camogli an der Riviera sowie in französischen Städten wie Marseille sind die Kästen bereits verboten. Nach Angaben der Stadt Florenz kommen dort jedes Jahr mehr als 4,5 Millionen Touristen an. Viele bleiben mehrere Tage. Im historischen Zentrum leben noch 60.000 Menschen. Italien gehört insgesamt zu den meistbesuchten Ländern der Welt: Vergangenes Jahr wurden 450 Millionen Übernachtungen von ausländischen Gästen gezählt. Auch andere Städte wie Rom oder Venedig versuchen inzwischen, die Kurzzeit-Vermietungen zu reglementieren. 


Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig seit vergangenem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern. Dieses Jahr werden von Ostern an zu bestimmten Terminen bis zu zehn Euro fällig, um ein paar Stunden an den Kanälen Venedigs entlangspazieren zu dürfen. Die vom Vulkan verschüttete Stadt Pompeji bei Neapel hat sogar ein Besucherlimit verhängt: Mehr als 20.000 Touristen dürfen nicht mehr gleichzeitig hinein. / Christoph Sator, dpa

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