München. The Honorable Sir Rocco Forte brachte als einziger die Herren in Grau während der Grundsteinlegung zu seinem dritten deutschen Luxushotel in München am vergangenen Freitag zum Lachen. "I am not a Heuschrecke", sagte der mutige Hotelbetreiber aus Großbritannien unter Anspielung auf die jüngsten deutschen Entgleisungen in der Wirtschaftspolitik.
Natürlich habe er, Rocco Forte, die Bemerkungen von Franz Müntefering zu ausländischen Investoren gelesen, doch davon wolle er sich deutlich distanzieren, sagte er vor einer Woche vor hunderten geladenen Gästen in der riesengroßen Baugrube nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Der Engländer ist überzeugt von der Kraft der drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt, deshalb tröstet er sie auch: In den siebziger Jahren sei es den Engländern wesentlich schlechter gegangen als den Deutschen heute; dann sei glücklicherweise eine Maggie Thatcher gekommen. Nur, "hier sehe ich noch keine deutsche Maggie Thatcher", sagte er und erntete die Lacher derZweifeler.

Sir Rocco Forte bei der Grundsteinlegung in München
Sir Rocco bekannte sich ausdrücklich zu seinem "substantiellen Beitrag zur deutschen Wirtschaft". Nach Frankfurt und Berlin lässt er nun in München ein 160 Zimmer großes 5 Sterne-Hotel entstehen. Investoren dieses neun Häuser umfassenden Ensembles sind die Frankonia Eurobau Max-Viertel GmbH, die Westdeutsche Immobilienbank und die WP Immobilienholding.
Der geschwungen konzipierte, achtstöckige Gebäude ist Teil eines Mixed use-Parks aus Büros und Wohnungen, wobei die Büros schon alle vermietet sind. Einer der Mieter wird der Condé Nast-Verlag sein. Von der Gesamtinvestition aus 270 Millionen Euro verschlingt das Hotel 71,5 Millionen Euro. Es wird über ein Restaurant und eine Bar verfügen, über einen Wellnessbereich mit fünf Behandlungsräumen sowie über acht Konferenzzimmer inklsuive Ballsaal. Eröffnung ist 2007.
Rocco Forte versprüht Optimismus pur, lässt keinen Zweifel an seinem Konzept, seinem Erfolg und den Zahlen, die der werten Konkurrenz die Tränen in die Augen treiben sollen. Dieses Mal übernachtete Sir Rocco Forte noch im Mandarin Oriental München, bald wird auch dieses Haus - eines der erfolgreichsten deutschen Hotels überhaupt gemessen an der Average Room Rate - sein Wettbewerber werden.
Der Luxusmarkt in München wird jedoch auch für den positiv gestimmten Engländer härter werden: Im Gespräch ist für die nahe Zukunft ein Ritz-Carlton Hotel, außerdem könnten sich Luxushotels noch in dem bisherigen Verlagsgebäude der Süddeutschen Zeitung in der Sendlinger Straße und ab 2007 im Deutschen Theater einnisten. Für das SZ-Gebäude war bereits InterContinental in der Diskussion gewesen. Die bayerische Landeshauptstadt verfügt bereits über 5 Sterne-Hotels: Dazu zählen der Bayerische Hof, Mandarin Oriental, Hilton München Park, ArabellaSheraton Grand Hotel, Le Méridien, Dorint Sofitel Bayerpost und das Palace. Insgesamt zählt München derzeit 42.000 Betten, bis zur WM 2006 sollen noch etwa 5000 bis 6000 Betten dazukommen. / map