Für das Jahr 2024 haben die Europäer insgesamt rund 12,9 Billionen Euro zur Verfügung, die sie für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub, Mobilität oder auch Konsumwünsche ausgeben können. Das zeigt die neue Studie "GfK Kaufkraft Europa 2024" von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg.
Pro Kopf entspricht dies einer Kaufkraft von durchschnittlich 18.768 Euro, was im Vergleich zum revidierten Vorjahreswert ein Wachstum von nominal 3,9 Prozent bedeutet. Wie viel die Verbraucher jedoch für Ausgaben und zum Sparen tatsächlich zur Verfügung haben, unterscheidet sich sehr von Land zu Land und hängt auch davon ab, wie sich die Verbraucherpreise 2024 entwickeln.
Irland rutscht im Ranking ab
Wie in den Vorjahren liegt Liechtenstein auch in diesem Jahr wieder mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz des Kaufkraft-Rankings. Die Liechtensteiner haben eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 70.180 Euro, was mehr als dem 3,7-Fachen des europäischen Durchschnitts entspricht. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Schweiz und Luxemburg. Während die Pro-Kopf-Kaufkraft der Schweizer mit 52.566 Euro 2,8-mal so hoch wie die des Durchschnittseuropäers ist, haben die Luxemburger ein verfügbares Nettoeinkommen von 41.785 Euro pro Kopf. Damit liegen sie mehr als das 2,2-Fache über dem Durchschnitt in Europa.
Auch alle anderen Länder in den Top 10 weisen eine sehr hohe Pro-Kopf-Kaufkraft auf, die mindestens 47 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt. Grosser Gewinner ist das Vereinigte Königreich, das in diesem Jahr drei Ränge nach vorne rückt und mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 28.086 Euro den siebten Rang belegt.
Grosse Verluste hat hingegen das benachbarte Irland zu verzeichnen: Nachdem der Inselstaat in den letzten beiden Jahren auf der Überholspur war und sich im Ranking immer weiter verbesserte, rutscht er 2024 um sechs Plätze nach hinten und damit aus den Top 10. Mit 26.880 Euro pro Kopf liegen die Iren auf dem zwölften Rang und 43 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.
Österreich auf dem sechsten Platz
Österreich verbessert sich in diesem Jahr erneut um einen Rang und belegt inzwischen mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 29.266 Euro den sechsten Platz. Neu in den Top 10 sind die Niederlande, die mit einem verfügbaren Nettoeinkommen von durchschnittlich 27.558 Euro pro Person den zehnten Platz einnehmen.
Insgesamt liegen 16 der 42 untersuchten Länder über dem europäischen Durchschnitt. Dem gegenüber stehen 26 Länder, deren Pro-Kopf-Kaufkraft unterdurchschnittlich ist – inklusive Spanien, das mit 18.013 Euro pro Kopf leicht unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Das Schlusslicht bildet wie in den Vorjahren die Ukraine. Dort haben die Menschen nur 2.878 Euro pro Kopf und damit knapp über 15 Prozent des europäischen Durchschnitts zur Verfügung.
Positiver Trend bei schwächeren Ländern
Markus Frank, NIQ-GfK-Experte im Bereich Geomarketing, kommentiert: "Mit 3,9 Prozent fällt das nominale Wachstum der Kaufkraft in Europa deutlich moderater aus als in den beiden Vorjahren. Gleichzeitig sinkt aber auch die Inflationsrate, sodass zumindest der Anstieg der Verbraucherpreise aufgefangen werden dürfte. Erfreulicherweise setzt sich auch der Trend fort, dass kaufkraftschwächere Länder höhere Kaufkraftzuwächse verzeichnen, wodurch sich die Kaufkraftschere in Europa weiter schliesst und sich die Einkommen langsam annähern. Dennoch bleiben die Kaufkraftunterschiede zwischen und innerhalb der Länder auch 2024 gross."
Die Studie "GfK Kaufkraft Europa 2024" liegt für 42 europäische Länder auf feinräumigen Ebenen wie Gemeinden und Postleitzahlen vor, ebenso wie passende Daten zu Einwohnern und Haushalten sowie digitale Landkarten.
Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro als Index ausgewiesen. Die GfK Kaufkraft bezieht sich auf die nominal verfügbaren Einkommen. Dies bedeutet, dass die Werte nicht inflationsbereinigt sind. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute. Eine Zusammenfassung der Studie findet sich hier. / kn