Management by walking around
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Management by walking around

J.W. Marriott Jr., Marriott International

Washington. 200 Punkte lang ist seine tägliche Arbeitsliste, und vorm Schlafengehen schreibt er eine neue. 185 Hotels hat er letztes Jahr besucht, in die Töpfe seiner Köche geschaut, Wäschereien und Zimmer begutachtet. Auch mit 68 Jahren legt J.W. Marriott Jr. noch pro Jahr über 150 000 Meilen in der Luft zurück.

Der Vorstandsvorsitzende und Chief Executive Officer von Marriott International  Inc. mit Sitz in Washington verantwortet heute 1686 Hotels mit 324 400 Zimmern in 53 Ländern der Welt. 133 000 Menschen beschäftigt er in seinem Beherbergungsimperium aus Hotels, Ferienclubs, Seniorenwohnanlagen und Lieferservices. Der Umsatz lag letztes Jahr mit acht Milliarden US Dollar um zehn Prozent höher als im Vorjahr, der Gewinn steigerte sich um 20% auf 390 Millionen US$. 1998 schloß das an der New Yorker Börse notierte Unternehmen mit einem Gewinn von 1,46 US$ pro Aktie.
Während der letzten fünf Jahre steigerte Marriott seinen Gewinn um 165% und verdreifachte den Marktwert seiner Aktien. "Wir bekennen uns eindeutig zum Wachstum", sagt "Bill" Marriott im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse Berlin. "Wir werden keine Gelegenheit auslassen, passende Hotelgruppen zu übernehmen."

JW Marriott Jr.,
der Sohn des Gründers
Was sein Vater J. Willard Marriott 1957 mit der Eröffnung des ersten Hotels in Arlington, Virgina, in Gang setzte, hat sich bis heute zu einer unglaublich-unendlichen Superlativ-Story verselbständigt. Der jüngste Wachstumsschub gelang durch die Übernahme von 135 Ritz-Carlton und Ramada/Renaissance/New World Hotels. Seitdem besetzt die Kette mit ihren zehn Marken alle Hotelkategorien von Budget bis Deluxe und ist in Asien genauso präsent wie in USA. Trotzdem finden die Entwickler noch weiße Flecken auf der Landkarte. So eröffnet in 2001 beispielsweise das erste skandinavische Marriott Hotel in Kopenhagen, in Rom wird mit diesem Jahr das historische Grand Hotel Flora als Marriott renoviert wiedereröffnen. Marriott kennt keine Limits, auch in überbauten Städten nicht. Der Boss kündigte auf der ITB etwa für Berlin gleich "mehrere" Häuser an.

Die Kette wird laut Bill Marriott auch künftig gleichzeitig in allen Sparten wachsen, bis 2002 um mindestens weitere 150 000 Zimmer. In diesen Tagen erst vollzieht sich der Kauf von ExecuStay, dem zweitgrößten Anbieter von Firmen-Appartements in den USA. Bei den Hotels werde man nach wie vor überwiegend auf Managementverträge setzen und nur in bestimmten Regionen ins Riskio gehen. Das erlaube ein schnelleres Wachstum als eine immobiliengebundene Expansion. Als Joint Venture-Partner sei man bereit zu investieren. "Unser Cash Flow liegt derzeit bei etwa 200 Millionen US$," so Marriott. Neben der Expansion in der Hotellerie möchte man stärkeres Gewicht auf Timesharing legen. Auch in diesem Segment begehrt er weltweit Platz 1.

"Ganz generell ist Größe wichtig für weiteres Wachstum. Wir können es uns leisten, für manche Objekte weniger zu zahlen," argumentiert er. Man sei in der glücklichen Lage, konjunkturelle Flauten zu überstehen und Kapital aus Akquisitions- und Investitionsmöglichkeiten zu ziehen. Selbst als "Global Player" behält sich Bill Marriott persönlich die letzte Entscheidung vor, welche Objekte oder Ketten dazugekauft werden. Den Marktanteil Marriotts innerhalb der weltweiten Bettenindustrie will er in den nächsten zehn Jahren von derzeit drei auf sechs Prozent steigern.

Dabei verliert er weder seine Konkurrenz noch seine Kunden aus den Augen. Letztes Jahr brachte er den amerikanischen Kongreß dazu, Steuervorteile für Starwood Hotels & Resorts wieder zurückzunehmen. Starwood war durch eine schnelle und aggressive Hotelmarkenakquise mittels Aktientransfers dem Bettengiganten Marriott gefährlich nahe gekommen.

Im Visier behält er ständig auch die Wünsche seiner Kunden bzw. Gäste. Bei ihnen greift er jedoch nicht zu juristischen Mitteln, sondern verläßt sich weiterhin auf seine Füße: Bill Marriotts Erfolgsformel heißt "Management-by-walking-around". Aus Gesprächen hört er von den veränderten Bedürfnissen seiner Gäste. Und diese hören vielleicht, daß Bill Marriott selbst leidenschaftlich gerne Rennwagen fährt. Superlative und der Rausch der Geschwindigkeit sind eben Marriotts Metier. / Maria Pütz-Willems

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