Massentourismus: Zehntausende protestieren auf den Kanaren

Massentourismus: Zehntausende protestieren auf den Kanaren

Canary Islands
Paradox: Touristen suchen auf den Kanaren Natur pur, tragen aber zur Zerstörung des Idylls bei. / © Steven Sossouhounto, Unsplash

Für die Wirtschaft der Kanarischen Inseln ist Tourismus von existenzieller Bedeutung. Wegen der stetig zunehmenden Besuchermassen wächst aber der Verdruss und die Menschen machen ihrem Unmut Luft.

Insgesamt 55.000 Menschen gingen am 20. April nach Angaben der Organisatoren auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln auf die Strasse, um unter anderem eine Obergrenze der Zahl der Touristen und bezahlbaren Wohnraum für Einheimische zu fordern. 


Auf Transparenten war zum Beispiel "Der Tourismus erhöht meine Miete" und "Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht" zu lesen. Ein Hungerstreik von sechs Aktivisten der Organisation "Canarias se agota" (Die Kanaren haben genug) ging unterdessen am Sonntag bereits in den elften Tag. Sprecher Victor Martín sprach von einem "historischen Tag". "Wir sind nicht mehr eine kleine Gruppe, sondern ein ganzes Volk, das auf die Barrikaden geht", wurde er vom staatlichen TV-Sender RTVE zitiert. Der Protest werde nicht aufhören. 


Umweltsteuer für Touristen gefordert

Was will man erreichen? In erster Linie geht es um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen. Der Protest unter dem Motto "Die Kanaren haben eine Grenze" beschränkte sich nicht auf die Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Auch auf dem spanischen Festland gab es Solidaritäts-Kundgebungen – in Madrid und Barcelona. 


Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln: rund 14 Millionen Besucher, die vor allem aus Grossbritannien, Deutschland und den Niederlanden anreisten. Hinzu kamen noch einmal gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die grösseren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote. 


Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Dennoch sind die Kanaren die zweitärmste unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen. Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: "Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen." / red

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