Nahezu ein Drittel der Schüler in Deutschland brechen ihre Bewerbungen wieder ab, nachdem sie ihre Unterlagen eigentlich schon verschickt haben. Hauptgrund: Die Arbeitgeber antworten ihnen nicht schnell genug. Dies ergibt der aktuelle Trendence HR-Monitor, für den das Marktforschungsunternehmen deutschlandweit 1.823 Schüler befragte. Demnach haben 29,2% der befragten Bewerber schon einmal einen laufenden Prozess ihrerseits abgebrochen. Das entspricht einer Steigerung um 12,3% im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgründe für die ansteigende Abbruchrate sind hauptsächlich "Kommunikationsaussetzer" der Arbeitgeber – so nennen die angehenden Azubis eine zu späte Rückmeldung (24%) –, gar keine Rückmeldungen von Unternehmensseite (23,3%) sowie ausbleibende Antworten auf Fragen zum weiteren Verlauf des Prozesses (21,1%).
Kritische Kandidaten
"Viele Ausbildungsbetriebe leiden unter akutem Personalmangel und beklagen vielfach Schwierigkeiten, keine Auszubildende für ihren Betrieb finden zu können. Unsere Zahlen zeigen: Zahlreiche Arbeitgeber tragen durch einen schlampigen und nicht immer sorgsamen Umgang mit Bewerbungen selbst dazu bei, dass sie junge Berufsstarter schon früh wieder verlieren. Dabei ist Wertschätzung für die Kandidaten eines der wichtigsten Elemente im Bewerbungsprozess", sagt Robindro Ullah, Geschäftsführer von Trendence zu den Ergebnissen. Selbst wenn es am Ende der Bewerbungsphase zu einem Vertragsangebot für die junge Kandidat kommt, prüfen diese noch einmal, wie der Umgang mit ihnen im Verlauf des Zusammenfindens war. Konkret bedeutet das: 55,4% der befragten Schüler unterschreiben ein Vertragsangebot nicht, wenn sie sich im Bewerbungsprozess nicht ausreichend wertgeschätzt fühlten.
Kürzere Reaktionszeiten
Neben Wertschätzung ist Geschwindigkeit Trumpf, wenn junge Menschen den Start in das Berufsleben angehen. Fast die Hälfte aller Schüler (48,7%), die im Trendence HR Monitor befragt wurden, erwarten eine persönliche Eingangsbestätigung bezüglich ihrer Bewerbung schon nach ein bis drei Tagen. 6,5% davon finden gar, dass diese schon am Tag nach dem Versand vorliegen sollte. Immerhin 44,9% würden sich auch noch mit einer Woche als Reaktionszeit zufriedengeben. Danach schwindet allerdings die Geduld junger Menschen deutlich. Zwei bis drei Wochen sind nur noch für 6,4% der angehenden Auszubildenden akzeptabel.
Das Prinzip Geschwindigkeit legen die Bewerber allerdings auch an, wenn es um die Erstellung der eigenen Unterlagen geht. So nehmen sich Schüler zum Grossteil nicht mehr viel Zeit, um eine Bewerbung zu erstellen. Mehr als ein Viertel (28,1%) wendet maximal zehn Minuten dafür auf. Weitere 49% veranschlagen immerhin noch bis zu 30 Minuten für den Mix aus Anschreiben, Lebenslauf und Arbeitszeugnissen.
Erwartungen herunterschrauben
"Aus Sicht der jungen Menschen ist der Bewerbungsprozess ein schneller und etwas weniger sorgsamer Kommunikationsprozess geworden. Sie erwarten schnelle Reaktionen der Unternehmen, erstellen die eigenen Unterlagen aber nur in einer kurzen Zeitspanne. In einem Arbeitsmarkt, in dem sie aufgrund der demografischen Entwicklung das Tempo bestimmen, sollten sich Arbeitgeber darauf einstellen. Dabei gilt es, die Bearbeitungszeiten zu optimieren und andererseits die Erwartungen hinsichtlich der Sorgfalt der Bewerbungsunterlagen herunterzuschrauben", so Ullah.
Insgesamt wurden 1.823 Schüler aus den Klassen 8 bis 13 interviewt. Das Durchschnittsalter betrug zum Zeitpunkt der Befragung 17,3 Jahre. 43,1% davon waren junge Männer, 54,9% Frauen und 1,9% gaben an, divers zu sein. Die Befragung wurde im Juni 2024 durchgeführt. / red