Liebe Insider,
wo steht die deutsche Hotel-Finanz- und Immobilien-Branche vor der Sommerpause? "Im Keller" sagen die Halbjahres-Transaktionszahlen der internationalen Broker und Berater gestern. Trotzdem bleiben Hotels interessant, resümiert unsere Finanzspezialistin Beatrix Boutonnet, nachdem sie sich auch bei Hotel-kritischen Experten umgehört hat. Momentan punktet in Deutschland keine Asset-Klasse: Nirgendow sind Investitionen und Transaktionen in diesem Jahr angesprungen.
Aufgrund der erneut hohen touristische Nachfrage erntet die Branche immer noch Pluspunkte. Andererseits wird der Kostendruck jetzt immer stärker, so dass die Broker ab dem Spätherbst konkret Immobilien-Verkäufe sehen, ebenso Insolvenzen und Wert-Abschläge. Einige bereiten zudem im Hintergrund weitere Übernahmen vor. Inflation und Zinsen sind die grösste Existenzbedrohung. Von Trendumkehr keine Spur.
In einem anderen Hintergrund-Gespräch hörte ich diese Woche, dass es immer weniger Investments in Deutschland von Deutschen kommen; ausländische Kapitalgeber klopfen an, mit einem Siegeslächeln im Gesicht. So können unfähige Politiker ganze Branchen vernichten und den Wirtschaftsstandort Deutschland aushöhlen.
Deshalb hilft sich Dirk Iserlohe selbst: Der Aufsichtsratsvorsitzende der Honestis AG, Muttergesellschaft von Dorint Hotels, zieht in 14 Bundesländern vor Gericht, um die einst von der Regierung versprochenen, aber nicht gezahlten Corona-Überbrückungshilfen in zweistelliger Millionenhöhe wiederzubekommen. Der Unternehmer muss das allein durchstehen, weil die Hotel-Lobbyisten im Moment nur ihre reduzierte Mehrwersteuer retten möchten. Alles andere ist vergessen. Corona ist ja auch schon lange vorbei.
Sollte Iserlohe letztlich vor Gericht siegen, würden auch alle übrigen mittelständischen Hotelgruppen davon profitieren. Von diesen sieht und hört man – wieder – nichts mehr. Solidarität ist ein Fremdwort in dieser Branche. Stattdessen rennen nicht wenige von Event zu Event in diesem Sommer, stossen mit ihren Buddys an und zählen die Jahre bis zur Rente.
Die Italiener bewegen sich sehr geschmeidig durch die Krise. Giuseppe Pagliara ist die steigende Inflation einfach egal. Der CEO der Nicolaus Group packt's einfach an. Massimiliano Sarti hat diese unbekannte Gruppe und ihre Valtur-Submarken entdeckt. Ähnlich wie der Marktführer Alpitour pushen sie ihre Expansion ausgerechnet jetzt, mitten in der Krise, über die Hotel-Division und neue Brands. Eine neue Story vom Reiseveranstalter zum vertikalen Tourismus-Konzern.
Zum Beginn des 2. Halbjahres routiert überall wieder das Personal-Karussel, und trotz Keller-Laune gibt es immer noch genügend News aus dem Immobilien-Markt. Steigern Sie doch Ihre Laune mit einem Blick auf die reichsten Menschen der Welt und die bestbezahlten CEOs. Werfen Sie die Geldautomaten im Casino klingeln und gehen Sie wie Robert Goldstein, CEO der Las Vergas Sands Corporation, im vergangenen Jahr mit 40 Millionen Dollar nach Hause.
Ihre Maria Pütz-Willems