EVENTS / 3. ITB Hospitality Day: Marken-Ziele ziehen asiatische Reisende an - Prestige-Denken als Reise-Motor

Prestige-Denken als Reise-Motor

3. ITB Hospitality Day: Marken-Ziele ziehen asiatische Reisende an

Berlin. Das Thema "Reiseverhalten asiatischer Gäste" prägte die erste Talkrunde des 3. "ITB Hospitality Day" während der ITB 2008. Neben vielen kleinen Details legen die Touristen aus dem Reich der Mitte besonderen Wert auf prestigeträchtige Marken. Deutsche Outlet-Center wie jenes in Metzingen oder Event-Destinationen wie der Nürburgring profitieren bereits davon. Wer die Bedürfnisse asiatischer Gäste, und hier vor allem der Chinesen, erkennt, verdient Geld. Das wirkt sich auch auf die Hotelpläne der neuen Marken-Destinationen aus.

'Marken als Reiseziele': Es diskutierten Prof. Dr. Monika Echtermeyer, Moderatorin & Expertin für Outbound-Tourismus China an der FH Bad Honnef; Dr. Walter Kafitz, Hauptgeschäftsführer Nürburgring GmbH; Wolfgang Bauer, Vorstandsvorsitzender Holy AGOutlet City Metzingen, und Marcel Schneider, CEO TUI China Travel.

Bis 2015 erwartet die Deutsche Zentrale für Tourismus in Deutschland fünf Millionen Übernachtungen aus China. Wer diese Gäste von seinen Leistungen begeistern möchte, sollte sich laut Prof. Dr. Monika  Echtermeyer von der Internationalen Fachhochschule  Bad Honnef mit ihren Vorlieben auseinander setzen. "Gäste aus China," so die Expertin für Outbound-Tourismus, "suchen vor allem Glücksgefühle und Romantik. Sie orientieren sich an Symbolen und brauchen eine Story hinter einer Marke." Als Beispiel für die etwas andere Denkweise der Asiaten nannte sie die deutsche Stadt Trier, die von Chinesen nicht wegen ihrer römischen Geschichte aufgesucht wird, sondern weil dort das Geburtshaus von Karl Marx steht. Chinesen, so Echtermeyer, kennen die Gebrüder Grimm und Sissi, und sie erwarten in deutschen Hotels gemütliche Daunendecken und Wasserkocher.

Ein Ziel, das Chinesen in Deutschland ebenfalls bewusst ansteuern, ist der Werksverkauf von Boss in Metzingen, wo man 40 Outlet-Shops an einem Platz findet. Wolfgang Bauer, Vorstandsvorsitzender der Holy AG/Outlet City Metzingen, beschreibt seine Kunden mit den Worten: "Chinesen sind extrem prestige-orientiert. Sie zeigen gerne, was sie haben." Ausserdem würden Chinesen gerne die zuhause Gebliebenen beschenken. China belegt Luxusprodukte mit einer Steuer von 35 Prozent. Der Einkauf echter Markenprodukte in Deutschland ist da vergleichsweise günstig.

Prof. Dr. Monika Echtermeyer, Expertin für Outbound-TourismusChina

Am Hotel wird zunächst gespart

Chinesische Gäste sparen eher an den Hotelkosten als an den Einkäufen. Dennoch hat man sich in der Outlet City Metzingen inzwischen zum Bau eigener Hotels entschlossen. Bauanträge sind bereits eingereicht, noch in diesem Jahr soll Baustart sein. Angedacht ist zunächst ein 100 Zimmer-Hotel mit Design-Touch auf preisgünstigerem Niveau. Ausserdem beschäftigt sich Holy laut Bauer mit einer Gastronomie-Konstruktion, die auch chinesische Gäste ansprechen soll. In die Entwicklung wird ein Fachmann chinesischer Herkunft integriert.

Bauer weiss, dass 35 Prozent der Chinesen in der Mittelklasse reisen, 42 in der First Class. Reisen im Luxussegment sind die Ausnahme. Die bestätigte auch Marcel Schneider, CEO von TUI China Travel. TUI als Qualitätsmarke beschränke sich im Wesentlichen auf das margensichere Delegationsreisengeschäft mit Vertretern von Firmen und der Regierung. "Diese Resienden achten extrem auf Qualität und Zeit," so Schneider. Die Sparsamkeit bei den Übernachtungskosten gelte jedoch vor allem für Erstbesuche. "Zweitbesucher sind oft ernüchtert von den Erfahrungen der ersten Reise und wollen die gemachten Fehler verhindern. Das macht sie qualitätsbewusster", sagt der China-Kenner.

Auch bei der Nürburgring AG setzt man auf das künftig boomenden China-Incoming. Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Kafitz hat bereits Erfahrungen mit chinesischen Gästen gemacht und baut das Gelände um die legendäre Rennstrecke jetzt so aus, dass asiatische Gäste daran grössten Gefallen finden dürften. 215 Millionen Euro werden in einen neuen Hotel-, Erlebnisgastronomie- und Shopping-Bereich investiert. Seine Bestandteile sind u.a. eine überdachte Flaniermeile, eine Convention- und Event-Halle und eine Karaoke-Bar. Allein drei Hotels sollen mit entstehen - allesamt betrieben von den Düsseldorfer Lindner Hotels. Dazu zählen ein 4 Sterne-Hotel mit etwa 160 Betten und Spa direkt an der Tribüne des Nürburgrings, ein 3 Sterne-Hotel mit 65 Zimmern und eine Bungalow-Anlage mit 1000 Betten, deklariert als "Motorsport-Resort".

Zusatznutzen wird erwartet

"Damit wollen wir Gäste behalten und zu einer eigenen Destination werden," erklärte Kafitz. Die Zahl der Gäste soll von zwei auf 4,1 Millionen Besucher anwachsen. Schon heute besteht eine Kooperation zwischen dem Nürburgring und der Rennstrecke Shanghai.

TUI-Vertreter Schneider informierte die Zuhörer des Hospitality Day auch ganz pragmatisch über die nötigsten Anforderungen an ein Hotel für chinesische Gäste. Sie sind zum Beispiel besonders an Zusatznutzen wie Mitnahme-Artikel aus dem Bad interessiert. "Die Kulturrevolution ist gerade 32 Jahre her. Da geht es um ganz rudimentäre Dinge, die schon als hoher Nutzen erlebt werden - ganz anders als in unseren reifen Märkten", beruhigte er.

Das Volumengeschäft mit Chinesen sei ausschliesslich preisgetrieben. Die Lage des Hotels spiele dabei keine Rolle, dafür sei das Essen enorm wichtig. Die Lobby müsste möglichst gross sein, das stelle für die Chinesen Grosszügigkeit dar. Die Zahlen 4 und 7 seien bei Chinesen negativ behaftet und sollten daher vermieden werden. Die Minibarkosten sollten möglichst in den Preis einkalkuliert und nicht extra berechnet werden. Deutsche Hotelrestaurants seien chinesischen Gästen zu ruhig, hier sollte es möglichst lebhaft zu gehen. Chinesen wünschten sich Mitarbeiter mit Mandarin-Kenntnissen. Wer den Verkauf in seinem Hotel-Shop ankurbeln möchte, sollte die Waren mit chinesischen Auszeichnungen versehen. Dies zeuge von Respekt vor der chinesischen Kultur und würde von den Kunden gewürdigt.

Mehr und mehr Chinesen werden nach Deutschland kommen, soviel steht fest. Wie schnell es mehr werden, hängt laut Schneider unmittelbar mit den jeweils geltenden Visa-Vorschriften zusammen. Ausserdem beeinflusst die Aussenpolitik eines Landes die Reiseströme. / Susanne Stauss

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