Schlechte Vorzeichen für den Winterurlaub

Schlechte Vorzeichen für den Winterurlaub

Walking with Snowshoes in the Alps
Nicht der Klimawandel, sondern die unsichere politische Lage lässt Verbraucher sparsamer werden. / © Getty Images, Unsplash

In den letzten beiden Wintern fehlte es in den Alpen vielerorts an Schnee, doch nicht an Urlaubern. Jetzt deuten erste Zeichen auf weniger Gäste in der neuen Saison. Das liegt nicht am Klimawandel.

Die anhaltende Wirtschaftskrise könnte in diesem Winter den bislang florierenden Tourismus in den Alpen bremsen. Eine Hauptursache ist nach Einschätzung von Ökonomen und Fachleuten die Verunsicherung der deutschen Verbraucher, die ihr Geld derzeit lieber auf die Seite legen, als es auszugeben. Die Konsum-Zurückhaltung in Deutschland wird sich mutmasslich auch auf Österreich und die Schweiz auswirken. Denn dort stellen die Gäste aus der Bundesrepublik in vielen Winterurlaubsorten nach wie vor die grösste oder zumindest eine der grössten Gruppen. 


Vor allem Skiferien sind traditionell sehr teuer. Einer alten Faustformel zufolge kostet eine Woche im Skigebiet so viel wie drei Wochen Sommerurlaub. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Kosten sparen etliche Menschen eher an den Winter- als an den Sommerferien. Das Reisevolumen schwanke weniger stark als die Ausgaben, sagt Dennis Utzerath, Tourismus-Fachmann der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). "Den Haupturlaub spart man in Deutschland nur sehr begrenzt ein. Die Leute wählen dann aber günstigere Ziele. Was leidet, sind die Kurzreisen, der Zweit- und Dritturlaub."


Die Haupturlaubsreise hat Vorrang 

Nach Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) in Kiel war bereits in den vergangenen beiden Jahren ein Trend zur Beschränkung auf eine Haupturlaubsreise im Jahr zu erkennen. "Während in den Vorjahren von vielen Reisenden mehrere Urlaubsreisen oder zusätzliche Kurzurlaubsreisen unternommen wurden, wird nun häufiger Wert auf die eine Hauptreise gelegt, bei der sich die Reisenden dann auch etwas gönnen möchten und nicht zu sehr auf den Preis achten", sagt Tourismusforscherin Friedericke Kuhn.


In den vergangenen beiden Wintern fehlte es in den Alpen zwar vielerorts an Schnee, doch keineswegs an Gästen. Das Schweizer Bundesamt für Statistik etwa meldete für Januar, Februar und März 2024 im Vergleich zur Vorsaison einen kräftigen Anstieg der Übernachtungen. Dazu trugen auch die deutschen Urlauber bei.


Weniger Buchungen in DACH 

Bei Letzteren stehen die Zeichen in diesem Jahr – ganz allgemein und nicht nur im Urlaub – auf Sparsamkeit, obwohl viele Menschen wieder etwas mehr Geld in der Tasche haben. "Die Löhne sind in diesem Jahr stärker gestiegen als die Inflation", sagt Jürgen Michels, der Chefvolkswirt der BayernLB. "Die Konsumenten haben sich trotz höherer Real-Einkommen aber zurückgehalten, die Sparquote ist gestiegen."


Bei Reisen von Deutschland nach Österreich und in die Schweiz sei zu erwarten, "dass das nicht so gut wie im vergangenen Winter läuft", sagt BCG-Experte Utzerath. Der Buchungseingang in der Hotellerie war in den vergangenen Monaten nach Worten des Beraters schwach, allerdings ausgehend von einer starken Periode zu Jahresbeginn. Die Vorausbuchungen allein sind demnach auch kein zuverlässiger Indikator. Der Hintergrund: Etliche Menschen stornieren wieder, andere buchen kurzfristig um, und wieder andere entscheiden sich kurzfristig für oder gegen eine Urlaubsreise.Unter den deutschen Hoteliers ist die Stimmung in diesem Herbst schlechter als in den beiden Vorjahren, wie den regelmässigen Konjunktur-Umfragen des Münchner Ifo-Instituts zu entnehmen. "Auch in den benachbarten Ländern sieht es mau aus," sagt BCG-Tourismusfachmann Utzerath. Die Ifo-Umfragen liefern ein klares Indiz, dass es die Deutschen wieder vermehrt in grössere Fernen zieht: Die Stimmung in Reisebüros und Reiseveranstaltern – die viele Reisen in Fern- und Überseeziele vermitteln – ist demnach erheblich besser als in der Beherbergungsbranche." 


Kosten drücken bei Hoteliers auf die Stimmung

Bedeutendstes deutsches Winterurlaubsziel ist Bayern, dort ist die Stimmung in der Branche derzeit sehr gedrückt. "Die Hotellerie spürt die konjunkturelle Lage, es gibt Konsum-Zurückhaltung", sagt auch Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga im Freistaat. "Den Betrieben geht es aber vor allem deshalb nicht gut, weil die Kosten aus dem Ruder laufen. Die Ertragssituation ist äussert schwierig. Personal, Energie, Lebensmittel, alles ist erheblich teurer geworden, hinzu kommt die Mehrwertsteuererhöhung." Das bestätigt BCG-Berater Utzerath: "Das Thema Kostensteigerung macht den Hotels in Deutschland ganz gewaltig das Geschäft kaputt." / dpa

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