Sommer 2024: Reisehunger stärker denn je

Sommer 2024: Reisehunger stärker denn je

Tourists on the Beach, Sea
Der Buchungsumsatz für die wichtige Sommersaison liege derzeit deutlich über dem Vor-Corona-Rekord 2019. / © Raphael Nogueria, Unsplash

Die Menschen in Deutschland sind trotz Konjunkturflaute und Streiks in Reiselaune. Die Buchungszahlen lassen die Branche frohlocken – der Rekordsommer 2019 wird dieses Jahr noch getoppt. Bereits 2022/23 haben die Deutschen fast zehn Milliarden Euro mehr für Reisen ausgegeben als vor der Pandemie.

Das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres brummt wieder. Die Menschen in Deutschland sind trotz Konjunkturflaute, Inflation und Streikwellen bei Bahn und Lufthansa bereit, in den Urlaub zu investieren. "Der Reisehunger der Menschen in Deutschland ist stärker denn je und wächst weiter", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, zum ITB-Auftakt letzte Woche.


Der Buchungsumsatz für die wichtige Sommersaison liege derzeit deutlich über dem Vor-Corona-Rekord 2019. Mehr Menschen als im vergangenen Jahr möchten Umfragen zufolge in diesem Jahr verreisen. Nach Angaben des DRV teilten bei einer aktuellen GfK-Umfrage 79% (plus 2 Prozentpunkte) mit, eine Urlaubsreise zu planen. Zudem wollen 25% mehr oder wesentlich mehr dafür ausgeben als 2023. Gespart wird nach Erkenntnissen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) eher in anderen Bereichen.


"Die eine lange Reise gehört für die meisten im Leben dazu", sagte der Studienleiter der FUR-Reiseanalyse Ulf Sonntag. Mit Stand Ende Januar haben dem DRV zufolge 24% mehr Menschen in Deutschland eine Veranstalterreise für diesen Sommer gebucht als ein Jahr zuvor. Der Umsatz mit Pauschalreisen oder Bausteinreisen, deren einzelne Elemente wie Hotel und Flug individuell zusammengestellt werden können, lag um 30% über dem Vorjahr. Der Rekordsommer 2019 vor der Corona-Pandemie wird beim Umsatz bislang um 11% übertroffen, auch wegen gestiegener Preise. 


Sehnsucht nach Sonne und Strand

Die Zahl der Gäste hinkt gegenüber 2019 dagegen noch um 17% hinterher. Mit Blick auf die Streiks bei der Bahn und bei Lufthansa in der ITB-Woche sagte Fiebig: "Das ist kein gutes Bild, das aus Deutschland in die Welt getragen wird". Die Ausstände schadeten der gesamten Wirtschaft und dem Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland. 

Airplane, Cruiseship

Flugreisen und Kreuzfahrten sind nach deutlichen Rückgängen in der Pandemie wieder gefragt. Erich Westendarp

Airplane, Cruiseship

Der DRV-Präsident erwartet im Gesamtjahr ein "signifikantes" Umsatzwachstum, auch wenn es nicht in dem bisherigen Tempo weitergehen dürfte. Zugleich werde die Lücke bei der Kundenzahl gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 kleiner. "Die Sehnsucht nach Sonne und Strand ist auch aktuell wieder sehr gross", sagte auch DER Touristik-Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester. Die Zahl der Gäste aus Deutschland für den Sommer liegt nach seinen Angaben (Stand: Mitte Februar) bislang 33% über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes. Der Buchungsumsatz stieg um 47%. "Wir sehen also, dass die Nachfrage weiter zunimmt; Reisen hat auch 2024 Priorität". Branchenprimus TUI berichtete ebenfalls jüngst von gestiegener Nachfrage trotz schwächelnder Konjunktur in Deutschland. 


"Urlaubsreisen haben nach wie vor eine hohe Priorität bei unseren Kunden. Das ist stabiler, als wir gedacht hätten", so TUI-Finanzvorstand Mathias Kiep. Der in der Corona-Krise auf staatliche Hilfe angewiesene Veranstalter FTI Group sieht sich dank gestiegener Nachfrage wieder auf Wachstumskurs. 

Kritik an geplanter Anhebung der Ticketsteuer

Beliebteste Ziele für den Sommer sind dem Reiseverband zufolge aktuell die Türkei, gefolgt von Spanien und Griechenland. Billiger dürfte Reisen in der Summe in diesem Jahr aber nicht werden. Der Flughafenverband ADV kritisierte die geplante Anhebung der Ticketsteuer im Flugverkehr. Allein von 2019 bis 2024 seien die staatlich veranlassten Belastungen für den Flughafenstandort Deutschland um mehr als 50% gestiegen. "Das ist ein fatales Signal für Reisende und Tourismusunternehmen", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. 


Im vergangenen Reisejahr 2022/23, das am 31. Oktober endete, erholte sich Branche von dem Einbruch in der Corona-Pandemie. "Die Deutschen haben fast 10 Milliarden Euro mehr als vor der Pandemie für das Reisen ausgegeben", berichtete der DRV-Präsident. Für ihre Trips mit mindestens einer Übernachtung, die vor Reiseantritt gebucht wurden, gaben die Bundesbürger 2022/23 demnach 79 Milliarden Euro aus. Gegenüber dem Rekordwert von 69,5 Milliarden Euro im Vor-Corona-Jahr 2018/19 nahmen die Ausgaben um 14% zu, auch weil die Preise zulegten. Der Umsatz mit Pauschal- und Bausteinreisen stieg 2022/23 den Angaben zufolge im Vergleich zum Reisejahr davor um 31% auf 37,3 Milliarden Euro. 

Internationaler Tourismus auf Erholungskurs 

Gefragt waren auch Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten nach den deutlichen Rückgängen in der Pandemie. Der internationale Tourismus dürfte der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) zufolge im laufenden Jahr das Niveau vor der Pandemie wieder erreichen. Erste Schätzungen deuteten auf ein Wachstum von 2% über dem Niveau von 2019 hin. Positiv sind die Erwartungen für Europa, unter anderem weil in Frankreich im Juli und August die Olympischen Sommerspiele 2024 stattfinden. Im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Tourismus mit geschätzt rund 1,3 Milliarden internationaler Gästeankünfte demnach 88% des Vor-Corona-Niveaus. Kräftige Zuwächse gab es den Angaben zufolge unter anderem in Europa und im Nahen Osten, zum Beispiel in Katar und Saudi-Arabien. / dpa

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