Wiesbaden. Der Wunsch der Gäste nach mehr Nachhaltigkeit wirkt sich zunehmend auf den Tourismus aus. Heute im Fokus: Reiseverhalten, nachhaltiges Tagen, Hamburg Card Green, Mittelmeer-Müll, Müllvermeidung bei Radisson und TUI, Verkehrswende in Grossstädten.
Studie: Einfluss auf Reiseverhalten. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Thema Nachhaltigkeit 2020 bei der Reiseplanung für deutsche Konsumenten an Bedeutung gewonnen. Dies ist das Ergebnis der Studie "Nachhaltiges Reisen" der internationalen Data & Analytics Group YouGov, für die 2.034 Personen zwischen dem 30. Januar und 2. Februar 2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt wurden.
Besonders im vergangenen Jahr standen Reisende der Generation Z dem Thema Nachhaltigkeit beim Reisen sensibler als die anderen Generationen gegenüber. Von ihnen geben gut zwei Drittel an, im letzten Jahr bei Reiseplanungen auf Nachhaltigkeit geachtet zu haben. Hinsichtlich der Planung für dieses Jahr sind die Unterschiede innerhalb der Altersgruppen nicht mehr so gross.
81% der Reisenden schämen sich jedoch nicht, in ein Flugzeug zu steigen. Die jüngeren Generationen, die Gen Z und die Millennials, heben sich hierbei ab: 26% der 18- bis 24-Jährigen und 24% der 25 bis 39-Jährigen hat schon einmal Flugscham erlebt, 66% bzw. 72% haben sie noch nicht empfunden haben. Am wenigsten Flugscham haben die Baby Boomer: 9% von ihnen geben an, bereits Flugscham verspürt zu haben. Die Generation Z ist seltener bereit, auf eine Auslandsreise zu verzichten. Dafür reisen sie häufiger mit wenig Gepäck.
Aktiv sind die Reisenden vor allem bei einfachen Dingen wie dem mehrmaligen Verwenden von Handtüchern, dem Verzicht von Plastik und dem Verzehr von lokalem Essen. Personen, die nur zum Teil auf Nachhaltigkeit beim Reisen achten, geben zu 36% an, dass es nicht leicht sei, umweltfreundliche Reisealternativen zu finden. Ein zu hoher Preis ist sowohl für jene, die stark auf Umweltverträglichkeit beim Reisen achten, eine grosse Hürde als auch für die Reisenden, die dabei nur etwas auf Nachhaltigkeit achten. Weitere Hürden sind mangelnde Informationen, die Nicht-Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit mit dem gewünschten Urlaubsziel oder eine längere Reisedauer.
Die vollständige Studie zum Thema "Nachhaltiges Reisen" kann kostenfrei unter der Angabe von Kontaktdaten hier heruntergeladen werden: www.yougov.de/whitepaper/nachhaltigesreisen
Buchungsplattform für Tagungen: Green Conference Hotels by GreenLine Hotels GmbH setzt vollständig auf "Green Meetings". Diese erste nachhaltige Tagungsbuchungsplattform www.GreenConferenceHotels.com ist jetzt mit Unterstützung von MICE access Technologie und Content an den Start gegangen. Firmen können dort ab sofort ihre Konferenzen, Tagungen, Seminare und Workshops direkt in den nachhaltigen Tagungshotels der Greenline Gruppe buchen, die vielfältige Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllen und u.a. mit GreenSign zertifiziert sind.
Hamburg: grüne City Card. Die Hamburg Tourismus GmbH hat mit der Hamburg Card Green ein neues Produkt für einen nachhaltigen Hamburg-Besuch entwickelt. Touristen und HamburgerInnen können mit der Hamburg Card Green ab 10,50 Euro das ÖPNV-Netz der Stadt kostenfrei nutzen und zusätzlich aus rund 40 nachhaltigen Angeboten aus den Bereichen Shopping, Freizeit und Gastronomie wählen und dort sparen, darunter beispielsweise Zero Waste Cafés, E-Bike Verleih oder Fair Fashion. Alle teilnehmenden Betriebe setzen auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Die Hamburg Card Green ist bewusst nur digital mit der App "Hamburg – Erleben & Sparen" verfügbar.

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Müll im Mittelmeer. Die Hälfte des Mülls an Mittelmeer-Stränden stammt vom Tourismus. Und der weitaus grösste Teil besteht aus Plastik, meldet die Mallorca Zeitung bzw. deren Schwester Diario de Mallorca und beruft sich dabei auf die Ergebnisse der Studie Blueislands, die der französische Geowissenschaftler Michael Grelaud auf Mallorca präsentierte. Die Wissenschaftler des EU-Projekts Blueislands untersuchten mehrere Jahre lang auf acht Mittelmeerinseln – darunter Mallorca – jeweils drei unterschiedliche Strände: einen sehr touristisch genutzten, einen eher von Einheimischen und einen fast unberührten Strand. Zu verschiedenen Jahreszeiten wurde an diesen Stellen der Müll – einschliesslich Mikroplastik – aufgesammelt, katalogisiert und analysiert.
Neben Mallorca wurden auch jeweils drei Strände der Inseln Sizilien, Rab, Malta, Kreta, Mykonos, Rodas und Zypern untersucht. Bei den insgesamt 150 Müllsammlungen seien 160.000 verschiedene Objekte gesammelt, erklärte Grelaud im Gespräch mit Diario de Mallorca. 80% davon bestehen aus Plastik und die höchste Konzentration an Mikroplastik fällt im Sommer an.
Radisson und TUI: Weltweite Kunststoff-Reduzierung. Die Radisson Hotelgruppe wird bis Anfang 2022 in allen ihren Marken automatische Spender einführen und damit kleine Flaschen für gängige Badezimmerprodukte ersetzen. Durch diese Massnahme werden 57 Millionen Miniatur-Kosmetika aus dem Verkehr gezogen und die Verwendung von fast 500 Tonnen Kunststoff pro Jahr vermieden. Darüber hinaus hat sich die Radisson Hotel Group weltweit verpflichtet, #refusethestraw umzusetzen, indem sie dafür sorgt, dass bis 2021 in ihren Hotels keine Plastik-Strohhalme und Plastik-Rührstäbchen mehr verwendet werden und den Gästen auf Anfrage umweltfreundliche Alternativen angeboten werden.
Die Gruppe führt ausserdem eine Reihe von Pilotprojekten an verschiedenen Standorten durch, um die Reduzierung von Kunststoffen weltweit voranzutreiben. Dazu gehören: In allen Hotels der Gruppe in Indien werden Umkehrosmose-Wasserfiltrationssysteme eingeführt, um den Gästen im eigenen Haus unbegrenzt gefiltertes Wasser in Flaschen bereitzustellen. Somit soll die Verwendung von PET-Wasserflaschen – in einem durchschnittlichen Hotel 39.000 Flaschen pro Jahr – reduziert werden.
Die TUI Group schliesst sich der Global Tourism Plastics Initiative an, die die Bekämpfung von Plastikabfällen zum Ziel hat. Im Rahmen ihres Beitrags will die TUI Group 250 Millionen Einweg-Plastikartikel bis Ende 2020 einsparen. Die Massnahmen beinhalten die Einsparung von 112 Millionen Einweg-Plastikartikeln aus Hotels, die Einführung der "Richtlinien zur Plastikreduzierung" für Hotels und das von TUI Cruises auf den Weg gebrachte ehrgeizige Plastikreduktionsprogramm "Wasteless". Auch die TUI Care Foundation, TUIs unabhängige gemeinnützige Stiftung, arbeitet an zahlreichen Projekten, um die Herausforderung des Plastikmülls für die Meeresumwelt anzugehen.
Mobilität: Wendepunkt in Grossstädten. 2030 wird in den grössten Städten der Welt der globale Wendepunkt für nachhaltige Mobilität erreicht. Das geht aus einer neuen Analyse der Kantar-Studie "Mobility Futures" hervor, die auf dem UN-Habitat World Urban Forum vorgestellt wurde. Demnach werden die privaten Autofahrten in den grössten Städten der Welt im nächsten Jahrzehnt um 10% zurückgehen. Die stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, sowie mehr Rad- und Fussgängerverkehr gleichen diesen Rückgang aus.
Die Bürger steigen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel um, was bis 2030 für 49% aller Fahrten innerhalb der Städte gilt. Dem stehen dann 46% Autonutzung gegenüber. Aktuell wird das Auto noch für 51% aller Fahrten genutzt. Die restlichen 5% werden auf Taxi und Mitfahrgelegenheiten sowie auf andere Verkehrsmittel wie Fähren entfallen. Dem Fahrrad wird bis 2030 ein Anstieg von 18% prognostiziert, zu Fuss zu gehen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden um 15% bzw. 6% zunehmen. Tausende von Infrastrukturprojekten auf der ganzen Welt, wie z.B. der Ausbau von Radwegen und Fahrrad-Sharing-Systemen, Fussgängerprojekte und Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs tragen zu diesem neuen Mobilitätsverhalten bei www.kantar.com/mobility-futures). / red