Think big MIPIM 2018 Optimismus und internationale Mega Projekte überstrahlten alles
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MIPIM 2018: Optimismus und internationale Mega-Projekte überstrahlten alles

Die Hermitage-Türme in Paris La Defense: Bis 2024 sollen hier Büros, Wohnungen und ein Hotel entstehen.Foto: Foster & Partners

Cannes. Die Stimmungsbilder von IHIF Berlin und von der MIPIM in Cannes ähnelten sich: Beide Investment-Treffs liessen spüren, dass das Geld noch locker sitzt, trotzdem aber sich die Fragen nach der Dauer des Booms häufen. Dass auch in der Hotellerie weltweit im grossen Stil geplant, gebaut, ge- und verkauft – das aber habe mit einer Blase nichts zu tun. Es klang wie ein Mantra. Eine Studie ergab: Institutionelle Investoren planen stärker in die Hotellerie zu investieren. Gleichzeitig war die Messe erneut Showroom für die nächsten globalen Projekte, Technologie-Trends inbegriffen.

Manchmal ist auch die Glamour-Welt von Cannes noch für eine Überraschung gut. In der Welt der Immobilien-Superlative und des schönen Scheins war der Star der Messe mit gleich zwei MIPIM Awards – den Oskars der Immobilienbranche – ausgerechnet ein ganz stilles, unaufgeregtes Hotel- und Tagungs-Projekt aus Deutschland: die Abtei Michaelsberg in Siegburg. Das vom Katholisch-Sozialen Institut der Erzdiözese Köln betriebene Hotel- und Tagungszentrum wurde in die barocke Klosteranlage integriert. Dafür gewann es sowohl den "Special Jury Award" als auch den Preis als "Best Hotel & Tourism Resort". Der Entwurf kam vom Kölner Planungsbüro Meyer Schmitz-Morkramer. Der Neubau mit 121 Hotelzimmern, Restaurant und Tagungsräumen soll für jährlich rund 400 Veranstaltungen zur Verfügung stehen.

Zwei MIPIM Awards gingen überrraschenderweise an das Hotel und Tagungszentrum in der Abtei Michaelsberg in Siegburg.Foto: Architekturbüro Meyer Schmitz-Morkramer

Holger Meyer, Architekt des Siegerprojekts zeigte sich überrascht, als er bei der Preisverleihung im "Palais des Festivals et des Congrès", wo auch die Filmpreise verliehen werden, auf die Bühne gebeten wurde. Sonst seien es eher spektakuläre Entwürfe, die gewinnen, begründete er sein Erstaunen. Die gab es bei den 227 Projekten aus 55 Ländern für die elf Kategorien natürlich auch, wie beispielsweise den Entwurf aus dem Büro Jean Nouvel mit dem noch zu bauenden Nationalmuseum von Qatar als "Bestes Zukunftsprojekt" oder in der Kategorie "Beste Restaurierung" die spektakuläre Neugestaltung der Hafenbehörde in Antwerpen in Form eines schwebenden Schiffs aus dem Büro der vor zwei Jahren verstorbenen Zaha Hadid.

Der Sieg in der Kategorie "Künftige Grossprojekte" ging an den Mui Dinh Ecopark in Vietnam. Auf 728 Hektar soll ein Resort mit 7.000 Betten, 500 Ferienvillen, Spielcasino, Freizeitpark und Strandclub entstehen, bei dem Nachhaltigkeit ganz oben steht. Für das Gebäude-Design soll die Natur Pate stehen: Wasseroasen und 20 Meter hohe Sanddünen. Der von der Regierung bereits gebilligte Masterplan stammt vom Londoner Architekturbüro Chapman Taylor.

Grösse dominiert überall auf der MIPIM, die eigentlich Marché International des professionnels de l'Immobilier" heisst. In ihrem 29. Jahr wirkt sie noch wie ein Magnet auf die Branche. Allein am ersten Tag waren laut Messeleitung Vertreter der 60 grössten staatlichen Investitions-, Pensions- und Versicherungsfonds sowie institutioneller Fonds anwesend, darunter auch die Staatsfonds aus Abu Dhabi, Kuwait, Qatar, Saudi-Arabien, Singapur und Südkorea. Sie tauschen sich auf der MIPIM in einem globalen Kontext aus – eine Stärke der Messe, die dieses Jahr über 26.000 Teilnehmer und mehr als 3.000 Ausstellern aus rund 100 Ländern und 500 Städten zählte.

Institutionelle Investoren planen aktuell mehr Mittel für Hotel-Investments ein, so Mark Wynne-Smith.

Investoren wollen Hotel-Anteil weiter steigern

Das internationale Maklerhaus CBRE ermittelte in ihrer jährlichen, stets auf der MIPIM vorgestellten "EMEA Investment Intention Survey", dass rund ein Drittel der Investoren eine weitere Steigerung des Kapitaleinsatzes im Bereich Immobilien planen. Interessant dabei: 70% der befragten Investoren wollen verstärkt alternative Anlageformen in den Fokus nehmen. Dazu gehören Hotels, Senioren-Residenzen, Gesundheitsimmobilien und Studenten-Wohnungen.

Mark Wynne-Smith, Global CEO bei JLL Hotels & Hospitality, bestätigte gegenüber hospitalityInside.com, dass institutionelle Investoren mehr Mittel für Hotel-Investments einplanen würden, da der Markt transparenter geworden sei. Pacht-Verträge seien nun breiter aufgestellt. "Besonders offene Fonds und Spezialfonds sind stark engagiert. Sie kaufen nicht immer zu den günstigsten Preisen, sind aber daran interessiert, die Objekte langfristig zu halten und zu finanzieren", so Wynne-Smith weiter. Sie seien sehr klar in ihrer Aussage, welche Immobilien sie für ihre Portfolien kaufen möchten und weichen von diesen Investment-Grundsätzen auch in dieser Zyklusphase kaum ab.

Neue Hotelnamen, mehr Projekte

Der Hotelbereich verzeichnete bei den Ausstellern mit der TUI Group, Clink Hostel, Tyd sowie Beds & Bars Zuwachs. Auch die zwölf langjährigen Aussteller aus der Hotellerie, darunter weltweite Ketten, waren wieder vertreten.

Natürlich ist die MIPIM auch ein Platz zur Ankündigung neuer Hotel-Entwicklungen. So gab die Lawrence Kenwright's Signature Living Group das 63 Zimmer grosse Waring Hotel in Belfast bekannt, wo die die Besucherzahlen in den letzten Jahren stark anstiegen. Gavin Taylor und Tom Fenton, die für das Far East Consortium in Hongkong verantwortlich sind, kündigten ihre ersten britischen Hotels ausserhalb von London an. Das Unternehmen hat zwei Dorsett Hotels in London, will aber in grössere Städte im Norden, wie Liverpool und Manchester, expandieren. "Wir wollen zukünftig ein Hotel in jeder grösseren Stadt in Grossbritannien; ob das immer Neubau sein wird, oder wir ein bestehendes Portfolio übernehmen, ist noch offen", so Taylor. Man schaue sich einige Portfolien an, aber der entsprechende Markt sei ziemlich heiss gelaufen und die Möglichkeit auf einen Mehrwert sei nicht so hoch.

Die Natur als Vorbild: Der Mui Dinh Ecopark in Vietnam soll Oasen und Dünen nachahmen.Foto: Chapman Taylor

Das sehen auch deutsche Investoren so. "Wir prüfen derzeit eine geographisch expansive Investment-Strategie im Hotelbereich. Märkte wie Mexiko und Australien, in denen wir bereits im Büro-Segment erfolgreich investiert sind, kommen hierfür prinzipiell in Frage", so Martin J. Brühl, Chief Investment Officer und Mitglied der Geschäftsführung der Union Investment Real Estate. Aber auch hier müsse sich das Angebot mit dem auf nachhaltige Qualität ausgerichteten Investment-Profil decken, an dem die Union Investment konsequent festhalten werde. Das Hauptaugenmerk werde weiter darauf liegen, das Produkt-Versprechen der Fonds im Sinne der Anleger auch in einem spätzyklischen Marktumfeld einzulösen.

Grossprojekte oft nicht in Europa

Während die Expo Real in München eine echte Arbeitsmesse ist, ging es auf der MIPIM immer schon stärker darum, einfach Präsenz zu zeigen. Doch auch hier dreht sich langsam der Wind. Man suche zunehmend Ausweichmöglichkeiten zum Arbeiten. So lagerten viele wichtige Gespräche in die umliegenden Luxus-Hotels und angemieteten Appartements aus.

Noch grösser als die Yachten waren die Versprechen auf der MIPIM. Der aus Dubai stammende Master Developper Nakheel, der einst The Palm Dubai entwickelte, war nach der Expo Real jetzt auch in Cannes wieder als Aussteller zurück – natürlich mit grossen Plänen: Er bot 2,5 Milliarden US-Dollar an Investment-Möglichkeiten in Dubai.

Martin Brühl möchte am Investment-Profil der Union Investment konsequent festhalten.

Auch ein weiteres spektakuläres Grossprojekt soll nach acht Jahren endlich in die Startlöcher kommen. Die Hermitage-Türme in Paris La Defense, je 300 Meter hoch und nach Unternehmensangaben das grösste europäische Projekt, entwickelt vom Büro Norman Foster, sollen zur Olympiade 2024 fertig sein. Ein Turm ist für Büros geplant, der andere für Wohnungen und Hotel. Noch braucht es dazu viel Vorstellungskraft, doch Ermin Iskenderov, CEO des Projekt-Entwicklers Hermitage, versicherte auf einer Pressekonferenz im Hotel Majestic, zwei Grossbanken seien zur Finanzierung bereit. Auch mit grossen europäischen Fonds und einem Hotelbetreiber auf Pacht-Vertragsbasis sei man im Gespräch. Management-Verträge dagegen wolle man nicht. Ursprünglich hatten sich 15 Hotel-Betreiber dafür interessiert, dort ein 5 Sterne-Hotel zu betreiben. Bislang hätten gerade bei der Finanzierung diverse Rechtsstreitigkeiten die Verhandlungen verzögert, so Iskenderov.

Grossbritanniens Motto: "Invest in Great"

Am stärksten insgesamt vertreten waren auf der MIPIM die Länder Grossbritannien, Frankreich und Deutschland, aber auch die USA, die gegenüber dem letzten Jahr um 10% zulegten. Als Newcomer wartete Afrika verstärkt auf. Neben viel internationaler Wirtschafts- und Politik-Prominenz setzte man wieder auf prominente Key Note Speaker wie Dr. Auma Obama, die auf der Thinker-and-Leader Konferenz an die Immobilien-Branche appellierte, bei aller Urbanität auch den ländlichen Raum nicht zu vergessen.

Adora Svitak, eine erst 20jährige Aktivistin und Autorin, erläuterte bei der Eröffnungsveranstaltung eine neue Sichtweise auf die Stadt von morgen und erklärte den Immobilien-Profis die Erwartungen der jungen Generation.

Die Holoportations-Technologie von BNP Paribas Real Estate ermöglicht virtuelle Immobilien-Besichtigungen.

Und auch die Zukunft hielt Einzug in den alten Hallen. "Als wir 2015 die digitale Revolution zum Motto erklärten, fragten viele, was hat das mit uns zu tun?" erinnert sich Sara Rozenfarb, Direktorin für Strategie und Geschäftsentwicklung beim Messe-Veranstalter Reed Midem. Heute wisse das jeder. Proptechs seien inzwischen dabei, die gesamte Wertschöpfungskette zu erobern, von Nutzer-Anwendungen über Planungstools bis hin zur Finanzierung.

So stellte BNP Paribas Real Estate die erste Holoportation-Technologie für die Immobilien-Branche vor. Was nach Science Fiction klingt, war dort ganz real zu bestaunen. Dank einer Entwicklung des Start-up Mimesys und der Premium-Virtual Reality-Plattform HTC VIVE kann nun ein Hotel-Investor aus Singapur beispielsweise gemeinsam mit einem Berater in Paris oder London Hotel-Immobilien in ganz Europa virtuell besichtigen. Das Prinzip: Es entsteht ein holografisches, realitätsgetreues Abbild des Nutzers, der so an interaktiven und personalisierten Virtual-Reality-Meetings teilnehmen kann. Da die Nutzer direkt miteinander interagieren können, wird es zukünftig möglich sein, Dokumente, wie beispielsweise Architekturpläne, zu übermitteln und in Echtzeit bearbeiten zu können. "Bei der Entwicklung neuer Technologien wie dieser liegt unser Fokus darauf, die Kunden-Anforderungen zu erfüllen – von Investoren, Nutzern und Privatpersonen bis hin zu Stadtplanern", unterstrich Thierry Laroue-Pont, CEO von BNP Paribas Real Estate. / Beatrix Boutonnet

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