Tourismus lässt Antarktis schmelzen

Tourismus lässt Antarktis schmelzen

Tourists_Expedition Boat_Arctic Sea_16-9_1920_c Freysteinn G. Jonsson Unsplash
Immer mehr Touristen fahren mit dem Schiff in die Antarktis und tragen so zur Eisschmelze bei. / © Freysteinn G. Jonsson, Unsplash

Zunehmende Brände auf der Südhalbkugel und immer mehr Schiffe, die mit Touristen an Bord in der Antarktis unterwegs sind, sorgen für ein verstärktes Abschmelzen des antarktischen Eises. 

Das zeigt eine Untersuchung von Forschenden auf der nördlichen Antarktischen Halbinsel, die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlicht wurde. Nach Angaben des Forschungsteams um den Hauptautor Newton Magalhães von der Universität Rio de Janeiro hätten bereits frühere Simulationen gezeigt, dass Brände etwa in Südamerika einen entsprechenden Einfluss haben. 


Schwarze Kohlenstoff-Partikel von Feuern gelangten von dort in die Antarktis. Legt sich Russ auf das Eis ab, wird mehr Sonnenlicht absorbiert, was das Eis schneller schmelzen lässt. 


Antarktis-Schiffsreisen in 20 Jahren mehr als verdoppelt 

Der Effekt habe sich durch zunehmenden Tourismus in der Antarktis verstärkt, da auch Schiffe entsprechende Partikel ausstossen, schreiben die Forschenden. Für ihre Analyse werteten sie Daten aus den Jahren zwischen 2003 und 2008 aus. Die Zahl der touristischen Schiffsreisen war laut Zahlen des internationalen Verbands der Reiseveranstalter in der Antarktis (IAATO) in dieser Zeit von weniger als 200 auf bis zu 300 pro Saison angestiegen. Diese Zahl blieb laut IAATO anschliessend lange Zeit stabil, stieg aber seit 2017 weiter, auf zuletzt 540 Schiffsreisen während der Saison 2023/24. Während der Corona-Pandemie hatte es den Angaben zufolge keine solchen Reisen gegeben. 


Laut der Studie hat die Anzahl der sogenannten Schmelztage, also der Tage, an denen das antarktische Eis schmilzt, auf der Ostseite der Halbinsel zugenommen. Auch habe sich der Zeitpunkt der höchsten Russ-Konzentration verschoben. Vor 2004 sei dieser im September oder Oktober parallel zur Brandsaison in Südamerika gewesen. Inzwischen liege der Höhepunkt in der Zeit von November bis Februar, was mit den Tourismuszeiten und der Brandsaison in Australien zusammenfällt. In der Antarktis ist es dann Sommer – steigende Temperaturen und mehr Sonneneinstrahlung sorgen laut den Fachleuten dann in Kombination mit dem Russ für eine noch grössere Eisschmelze. 


Antarktis-Reiseagenturen sollten handeln 

Als Argument für die Reisen in die Antarktis werde häufig genannt, dass sie ein grösseres Bewusstsein für die Umwelt dort schaffen würden, teilte Hauptautor Magalhães der Deutschen Presse-Agentur mit. Das dürfe aber nicht zum Preis tatsächlicher Umweltschäden geschehen. "Entweder die Reiseagenturen überdenken ihre Strategien und finden technische Lösungen, die Emissionen zu reduzieren, oder sie müssen ihre Aktivitäten reduzieren und die Anzahl der Touristen einschränken", meint Magalhães. / dpa, red

{"host":"hospitalityinside.com","user-agent":"CCBot/2.0 (https://commoncrawl.org/faq/)","accept":"text/html,application/xhtml+xml,application/xml;q=0.9,*/*;q=0.8","accept-encoding":"br,gzip","accept-language":"en-US,en;q=0.5","cp-paywall-state":"free","x-forwarded-for":"34.239.153.44","x-forwarded-host":"hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"17fef66d9534","x-real-ip":"34.239.153.44"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1