Sechs Weltausstellungen und nun zum dritten Mal Olympia: Paris hat so viele Welt-Events ausgetragen wie nur wenige Metropolen weltweit. Und für jedes hat es sich schick gemacht. Das gilt auch für die Olympischen Sommerspiele 2024 (26. Juli bis 11. August): Rundum geliftet wurde etwa der Grand Palais und neue Ausstellungen haben eröffnet.
Grand Palais: Neue Blicke auf die Belle Époque
Der 27. Juli wird ein bedeutender Tag für das zur Weltausstellung von 1900 errichtete Prestige-Gebäude. Nach mehr als dreijähriger Schliessung öffnet der imposante Prachtbau der Belle Époque, zwischen Champs-Élysées und Seine prominent gelegen, wieder seine Türen.
Unter dem 13.500 qm grossen Glasdach und der bis zu 43 Meter hohen Kuppel – das grösste Glasdach Europas – werden sich die besten Fechter der Welt Duelle liefern. Auch im Taekwondo begegnen sich hier die Olympioniken.
Mit seiner Fläche von 72.000 qm und mehr verbautem Stahl und Eisen als beim Eiffelturm wurde das Palais in seiner Geschichte noch nie vollständig renoviert. Nun nahm man rund 500 Millionen Euro in die Hand, um den riesigen Komplex aufzufrischen. Zu Olympia wird aber nur der Bereich unter Europas grösstem Glasdach eröffnet. Von der Champs-Élysées bis zur Seine sollen Besucher ab Ende 2026 wieder den Blick schweifen lassen können.
Hôtel de la Marine: Al Thanis Collection
Der Palastbau Hôtel de la Marine war mehr als 200 Jahre lang verschlossen. In ihm befand sich einst Frankreichs königliches Möbellager. Seit 2021 kann man in ihm wieder die Kunstwerke, Wandteppiche, Silberwaren und Möbel aus dem 18. Jahrhundert entdecken, mit denen die damalige Elite ihre Residenzen schmückte.
130 Millionen Euro flossen über Jahre in das umgebaute und auf Hochglanz gebrachte 12.000 qm grosse Gebäude, ebenfalls nur einen Steinwurf vom Grand Palais entfernt. Es beherbergt seitdem noch einen weiteren Schatz: die legendäre Sammlung des arabischen Emirats Qatar, die Al Thani Collection. Mit mehr als 5.000 Kunstwerken aus der Antike bis zur Gegenwart ist sie eine der renommiertesten Privatsammlungen überhaupt.
Place de la Concorde: Breakdance und Skateboard
Das Hôtel de la Marine liegt direkt am Place de la Concorde, mit seinen acht Hektar der grösste Platz von Paris. Während der Französischen Revolution stand dort eine Guillotine, berühmte Köpfe rollten dort, u.a. von Ludwig XVI., Marie-Antoinette und Robespierre.
Seit 1836 ragt auf ihm der Obelisk von Luxor empor. Das Geschenk, das der ägyptische Vizekönig Muhammad Ali Pascha seinem französischen Kollegen König Louis-Philippe 1829 machte, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es ist das älteste Denkmal der Seine-Stadt und wurde 2022 monatelang aufpoliert.
Wie zum Kontrast werden vor ihm als Kulisse Wettkämpfe in den jüngsten olympischen Disziplinen ausgetragen: Breakdance und Skateboard. Nach den Spielen soll die Hälfte des Platzes bepflanzt und zur Fussgängerzone werden.
Saint-Denis: Ärmstes Département wird aufpoliert
Paris hat sich für seine Spiele vor allem im historischen Zentrum schick gemacht und nur wenige neue dauerhafte Austragungsstätten errichtet. Das Land will post-olympische Ruinen wie in Rio de Janeiro und Athen vermeiden.
Doch es gibt Neubauten. Einer wurde im Vorort Saint-Denis realisiert, der sich ca. sieben Kilometer vom Pariser Zentrum entfernt im Département Seine-Saint-Denis befindet, dem ärmsten Frankreichs. Saint-Denis war bislang touristisch für nicht viel mehr als seine Basilika bekannt, eine der wichtigsten Kirchen der französischen Geschichte. Das gotische Meisterwerk diente vom Ende des 10. Jahrhunderts bis 1830 als Grabstätte französischer Könige und Königinnen.
Schwimmhalle und neues H4 Hotel Wyndham
Von seinem Centre Aquatique Olympique erhofft sich Saint-Denis nun neue Impulse. Der neue Prestigebau gleicht von Weitem einem geschwungenen Boot ohne Masten und liegt unweit der Basilika. Als Wassersportzentrum wird es die Disziplinen Wasserball, Turmspringen und Synchronschwimmen beherbergen.
Der Komplex wartet mit einem Weltrekord auf: Dem Architekturbüro Atelier 2/3/4/ zufolge ist sein geschwungenes Holzdach "die grösste konkave Holzkonstruktion der Welt". Von ihm führt eine begrünte Fussgängerbrücke über die Autobahn A 1 direkt zum 1998 errichteten Stade de France, wo zu Olympia die besten Leichtathleten einziehen werden.
Pünktlich zum Start der Spiele am 26. Juli wird in Saint-Denis das H4 Hotel Wyndham Business Resort Paris Pleyel Resort eröffnet. Das 4-Sterne-Hotel mit 697 Zimmern ist in den 130 Meter hohen Turm Pleyel eingezogen, ein Büroriese aus den 1970er Jahren.
Jüngst wurde auch die neue U-Bahn-Station Saint-Denis Pleyel in Betrieb genommen, die Verlängerung der Métro-Linie 14 – nur acht Haltepunkte entfernt von der zentralen Station Châtelet. Von dort sind einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Paris' fussläufig erreichbar: der Louvre, das Picasso-Museum und die Île de la Cité.
Die auf der Insel stehende Kathedrale Notre-Dame wird allerdings nicht pünktlich fertig sein. Nach dem Grossbrand von 2019 und der umfassenden Sanierung ist die Wiedereröffnung erst für Ende 2024 geplant. / Sabine Glaubitz, dpa