Stuttgart. Im Dezember war die Welt noch in Ordnung. Vergangenen Montag, 10. Januar, aber genehmigte das Amtsgericht den Antrag der Success Hotel Management GmbH auf Insolvenz in Eigenverwaltung mit dem Ziel der Sanierung. Geschäftsführer Michael Friedrich zu den Hintergründen.
Die Situation des Unternehmens entwickelte sich Ende letzten Jahres dynamisch, so Friedrich. Nun geht es um die Zukunft von 25 Hotels im Bestand und 13 Hotels in Bau oder mit unterschriebenem Pachtvertrag.
Manfred Friedrich, der das Unternehmen vor 26 Jahren gründete, plante aktiv seine Nachfolge mit seinem Sohn Michael Friedrich, der die Geschäfte bereits seit 2014 führt. Zudem stieg im November Stephan Kienle als Co-Geschäftsführer und CFO ein: ein erfahrener Finanzexperte, der zuvor für die deutsche Bundesbank im Bereich Risiko-Controlling arbeitete und zudem über KfW-Expertise verfügt. Familie Friedrich hatte Stephan Kienle schon zu Beginn von Corona gebeten, sie im Krisen-Management zu unterstützen.
2019 lag der Umsatz der Success Hotel Management GmbH bei 52 Millionen Euro. Die Unternehmer-Familie gilt als kaufmännisch-konservativ, solide und verlässlich. Manfred Friedrich war stets stolz darauf gewesen, das Wachstum der Gruppe aus dem eigenen Cashflow heraus zu generieren.
Bürokratie verzögerte heftig
Wie die meisten Unternehmen in der Hotellerie erhielt die Success Hotel Management GmbH in den Jahren 2020 und 2021 Hilfen in Höhe von 16 Millionen Euro aus den einschlägigen Hilfsprogrammen. Weitere Staatshilfen im Umfang von 5,3 Millionen Euro, die bereits mehrere Monate im Bewillingsprozess hingen, standen zum Jahresende noch aus. Die bürokratische Antragsstellung über ein anonymes Antragsportal ohne persönlichen Ansprechpartner, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse erschwerte eine schnelle Kommunikation, berichtet Michael Friedrich.
Obwohl die Success Hotel Management GmbH der Behörde bereits bekannt war und in der Vergangenheit Bewilligungen erhielt, waren fünf Fragerunden notwendig, um nachzuweisen, dass es sich bei der Gesellschaft um ein Hotel-Unternehmen handelte. So wurde beispielsweise die Vorlage von Pachtverträgen erneut angefordert. Alles verzögerte sich nun zeitlich deutlich, was nicht absehbar war.
Michael Friedrich und Stephan Kienle fanden dann in einer Münchner Bank einen Partner, der bereit war, die erwartete Summe vom Staat vorzufinanzieren. Der Vorstand und die Marktfolge genehmigten 4,4 Millionen Euro. Sie schätzten die Ausfall-Wahrscheinlichkeit der Kreditrückzahlung gering ein. Alle Zugangsvoraussetzungen für das KfW-Darlehen wurden als erfüllt eingestuft und die Bewilligung galt als Formalie.
Plötzlich als insolvenzgefährdet eingestuft
"Zwei Tage vor Weihnachten erhielten wir dennoch von der finanzierenden Bank die Nachricht, dass das Unternehmen seitens der KfW als insolvenzgefährdet einzustufen sei", berichtet Friedrich weiter. "Und das verstehen wir bis heute nicht, da wir Tilgung und Zinsen konsequent bezahlt haben und im Sommer und Herbst 2021 schwarze Zahlen geschrieben haben."
Nach aktueller Erkenntnis sei der alleinige Umstand, dass die Success Hotel Management GmbH zur Hotel-Branche gehört, wohl das ausschlaggebende Moment für die Einstufung als insolvenzgefährdetes Unternehmen gewesen.
Michael Friedrich reagiert mit Unverständnis auf die ausstehenden Staatshilfen und die Bewertung durch die KfW: "Der Staat verkündet Hilfen, die aber viel zu spät fliessen. Die Hilfsabsage seitens der KfW aufgrund der Branchen-Bewertung ist eine bürokratische Entscheidung, auf die wir als Unternehmen keinen Einfluss hatten."
Wie geht es weiter?
Die Success-Geschäftsführer haben sofort eine sanierungserfahrene Kanzlei und weitere Sanierungsexperten hinzugezogen, um das Prozedere zu analysieren. Die Success Hotel Mangement GmbH geht nun einen sechs- bis neunmonatigen Sanierungsprozess in Eigenverwaltung. Der Geschäftsbetrieb wird unter der Führung von Michael Friedrich und Stephan Kienle uneingeschränkt fortgeführt. Bei einer Sanierung in Eigenverwaltung behalten sie die volle Entscheidungsgewalt.
Dies ist ein Zeichen für eine positive Fortführungsprognose, da "wir einen gesunden, strukturellen Kern haben und pandemiebedingt vor Herausforderungen stehen. Alle Hotels und Restaurants sind geöffnet und können wie gewohnt gebucht werden. Auch der Arbeitsalltag für die 630 Mitarbeiter setzt sich fort." Mitarbeiter, Eigentümer und Lieferanten seien zügig informiert worden.
Michael Friedrich zeigt sich zuversichtlich: "Wir erhalten eine Chance, unser Unternehmen neu aufzustellen. Unser Ziel ist es, die operative sowie finanzielle Sanierung der Success Hotel Management GmbH nachhaltig und zügig umzusetzen und die Arbeitsplätze zu erhalten." In den nächsten Wochen stellt das Unternehmen ein umfassendes Sanierungskonzept auf. / map