Chemnitz? Zwar ist die Stadt die viertgrösste in Ostdeutschland nach Berlin, Leipzig und Dresden. Doch das einstige "Manchester Sachsens", das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hiess und im Ruf einer sozialistischen Musterstadt stand, gilt als eher trist. Dennoch konnte die Stadt mit seinen kulturellen Schätzen und Macher-Qualitäten die Experten überzeugen und an Nürnberg, Hannover, Hildesheim und Magdeburg im Finale vorbeiziehen. 2025 lädt es Besucher ein, unter dem Motto "C the Unseen" Verborgenes und Unbekanntes zu entdecken.
Andrea Pier, Geschäftsführerin der Chemnitz 2025 gGmbH: "Unter diesem Motto präsentieren Chemnitz und die Kulturhauptstadt-Region ein Programm mit mehr als 1.000 Veranstaltungen. Es lädt dazu ein, Menschen, Orte und Aktivitäten, die bislang nicht im Zentrum der touristischen Aufmerksamkeit stehen, zu entdecken. Dazu schlägt es Brücken von der mehr als 800-jährigen Bergbautradition über die etablierten Kultur-Institutionen wie Theater, Museen und Industriekultur bis zu Projekten, die für das Kulturhauptstadt-Jahr entwickelt wurden."
Gemeinsam mit der Stadt Chemnitz bilden 38 Städte und Gemeinden aus Mittelsachsen, dem Zwickauer Land und dem Erzgebirge die Kulturhauptstadtregion und tragen zusammen den Titel "Kulturhauptstadt Europas". Im Laufe des Jahres erwarten die Veranstalter etwa zwei Millionen internationale Gäste. Eröffnet wird das Jahr am 18. Januar 2025. Das gesamte Programm gibt es hier.
Friedenskonferenz mit Folgen
Die Geschichte Nova Goricas bzw. Gorizias, Europas letzter geteilter Stadt, klingt tragisch. Am 17. September 1947 wird für die Stadt eine folgenreiche Entscheidung getroffen. Die Beschlüsse der Pariser Friedenskonferenz wurden umgesetzt und diese besagten, dass die neue Grenze zwischen Italien und Slowenien entlang der Bahnlinie verlaufen werde. Viele Familien mussten sich daraufhin entscheiden, in welchem Land sie fortan leben werden. Bis 1955 war die Grenze abgeriegelt, danach konnten zumindest Verwandte besucht werden.
Doch selbst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der slowenischen Unabhängigkeit blieb der Grenzzaun 16 weitere Jahre stehen. Erst als das Land 2007 dem Schengenraum beitrat, wurde der Vorhang zerrissen und die letzte geteilte Stadt Europas war Geschichte.
Das anfängliche Misstrauen schlug schnell in Euphorie um, da beide Städte von der offenen Grenze profitierten. Nachdem Nova Gorica 2020 den Zuschlag für die Kulturhauptstadt erhalten hatte, war denn auch schnell klar, dass es erstmals in der Geschichte eine grenzübergreifende Kulturkapitale geben würde. Alle Events in Nova Gorica-Gorizia finden sich hier. / red, dpa