Editorial
Liebe Insider,
das Gemütliche am Lockdown ist für die, die arbeiten, schon wieder vorbei. Alle Aussagen in der heutigen Ausgabe deuten in eine Richtung: 2021 wird turbulent. Die Stichworte sind Ihnen ja aus den Schlagzeilen-Bombardements vertraut: Mutationen, Impfstoff, Lockdown-Verlängerung, Einreise-Regelungen… Wir gehen tiefer, haben 15 CEOs und Top-Executives von führenden Ketten und kleineren Gruppen gefragt, welche Forderungen sie im aktuellen Corona-Chaos an die Politik haben. Viele haben kurz und knackig in Imperativen geantwortet, andere in Statements den Frust formuliert.
Einen Vorgeschmack gibt Ihnen allen der frei zugängliche Artikel auf unserer Seite 1: Alexander Fitz, CEO von H-Hotels, prangert unfaire Lockdowns, Novemberlügen, null Finanzhilfen, ignorante und unfähige Politiker an. Er spricht von totalem Versagen.
Die anderen sprechen in unserem Magazin-Artikel ebenfalls Klartext: "Die Politik soll endlich ihre Zusagen einhalten", fordert Motel One. "Stellt klare Regeln auf!" fordert Premier Inn. Antigentests fordert Falkensteiner… Die Forderungslisten sind lang, die Begründungen scharf. Die Kommentare spiegeln das Chaos rund um das politische Pandemie-Management.
Fitz packt es in diesen Vergleich: "Am 27. Dezember erhielten wir endlich 10.000 Euro Abschlagszahlung auf die Novemberhilfe. Das sind nur 83,45 Euro weniger als die Entschädigung für einen Bundestagsabgeordneten im Monat."
Unfähigkeit wird sichtbar werden – in Insolvenzen. Unsere Spezialanwälte, die im Oktober noch keinen Alarm auslösen wollten, lassen heute keinerlei Zweifel mehr daran, dass selbst grosse Gruppen auf sehr dünnem Eis stehen. Warum? Die Regierung hat mit ihren Gesetzesanpassungen die Unübersichtlichkeit nur noch gestärkt. Der Lockdown geht gnadenlos weiter, aber die Hilfen bleiben immer noch aus. Das wird jetzt die Insolvenzen vorantreiben. Das sage nicht ich, das meinen Anwälte!
Vienna House, unsere heutige Exklusiv-Meldung, zieht bereits die Reissleine: CEO Rupert Simoner verkauft 22 Pacht-Hotels an einen deutschen und einen österreichischen Hotel-Investor und -Betreiber: Hohe Schulden würden der Gruppe für die nächsten Jahre jede Flexibilität und Kreativität nehmen.
Wenn es einen "Trost" für frustrierte deutsche Hoteliers gibt, dann ist es der Blick in die europäischen Nachbarländer. Das Update unserer Korrespondenten für Italien, Spanien, Österreich, Niederlande und Frankreich macht richtig depressiv. Im schwer darbenden Italien kommen die Politiker in Null-Umsatz-Zeiten mit Steuergeschenken um die Ecke… Barcelona erwartet inwischen, dass 30% der Hotels für immer geschlossen bleiben… Lesen Sie, was seit Weihnachten passiert ist.
Das Licht am Ende des Tunnels ist zu sehen, aber der Tunnel ist wieder länger geworden. Durchqueren kann man ihn nur mit Impfstoff.
In all der Corona-Misere war in dieser Woche wenigstens das Impeachment von Donald Trump ein Silberstreif am Himmel – ein Omen dafür, dass sich jede Form von Übel besiegen lässt.
HospitalityInside jedenfalls ist angesichts solcher Reality-Dramen mehr denn je motiviert, auch 2021 Fake News von Ihnen fernzuhalten. Wir sprechen lieber direkt mit Ihnen und nicht über das Dark Net.
Und ich hatte auch mit meinem Chefredakteurskollegen Andrew Sangster von Hotel Analyst ein "Gespräch": Hören Sie rein in unseren Podcast über den Brexit und das Virus. Hier der direkte Link.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
der Lockdown in weiten Teilen Europas über Weihnachten und Silvester wird vielen gar nicht auffallen: Sie werden schlafen, spazierengehen und versuchen zu vergessen. Frische Luft reduziert das Stresshormon ebenso wie Körperklopfen die Emotion reguliert. Das sind nur zwei Tipps einer Psychologin, die Führungskräften heute sagt, wie sie ihr Stress-Level aus Corona selbst abbauen können. Interviewerin Bärbel Schwertfeger ist selbst Psychologin.
Satya Anand, seit November President EMEA bei Marriott, fühlt sich entspannter, seitdem der Impfstoff angekündigt wurde: "Die Menschen werden im Juni wieder reisen", ist er fest überzeugt. Er bleibt Optimist, auch wenn die Pandemie die grösste Hotelkette der Welt vor existenzielle Herausforderungen gestellt hat. Aber es geht weiter, mit rigorosen Kosten-Anpassungen und kleinen Erfolgen in der Operation, Schritt für Schritt.
Meilenstiefel scheint unterdessen Airbnb an zu haben. Der Börsengang hat dem Unternehmen letzte Woche eine Markt-Kapitalisierung von 100 Milliarden Dollar beschert. Die Aktie ist damit mehr wert als die von Marriott, Hilton und Hyatt zusammen. Milliardenschwer ist das Unternehmen heute, auf dem Konto hat es aber immer noch nichts. Das ist total verrückt. Und jetzt stilisieren die Börsen-"Analysten" die aufgeblasene Matratzen-Firma noch zum Tourismus-Retter, wie Sarah Doug analysiert.
Genauer hinzuschauen lohnt sich immer: Ein Rechtsanwalt beleuchtet die avisierte Gesetzesänderung rund um den § 313 BGB, der deutschen Mietern/Pächtern endlich mehr Rechte in der Diskussion mit den Eigentümern verspricht. Italienische Hoteliers wünschen sich eine ähnliche Anerkennung ihrer Nöte – und rufen ebenfalls nach dem einsichtigen Staat. Die Hoteliers auf den Kanaren sehen kaum noch Perspektive und keine hilfreiche Hand mehr vom Staat: Sie geben auf und treten die Wintersaison 20/21 in die Tonne.
Der Staat ist nicht immer die perfekte Lösung. Deshalb berichten Hoteliers, weshalb sie – anders als Novum Hospitality – keinen Kredit vom deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds haben möchten. Sie fordern handfeste Entschädigungen: Doch die Regierung hat auf den neuen Gutscheinen für weiter ausgedehnte Hilfsprogamme unterm Weihnachtsbaum nicht vermerkt, wann diese eingelöst werden dürfen.
Deshalb zerrt das Jahr an seinem Ende an vieler Menschen Nerven. Im emotionalen Auf und Ab kommentieren Hoteliers nüchtern ihre Überlebenschancen. Andere holen erneut Anlauf vor Gericht: Nachdem das Bundesverfassungsgericht die Klage von sechs Hoteliers gegen die Verletzung ihrer Grundrechte abgewiesen hat, werden Rolf Seelige-Steinhoff, Hotelunternehmer aus Usedom, und seine Kollegen den Weg durch die Instanzen gehen.
Nur in der Serviced Apartment-Welt gibt es den Silberstreif am Horizont, ebenso wie die EU versucht, die Internet-Giganten zu zügeln.
Sehr viele Kommentare, nüchterne wie emotionale, gab es für unsere Berichterstattung über Kempinski Hotels letzten Freitag und per Breaking News am Montag. Es tut gut, wenn Qualitätsjournalismus gewürdigt wird. Es gibt Auftrieb für 2021.
HospitalityInside wird seiner Linie treu bleiben, die Diskussion suchen, kreative und offene Geister zusammenzubringen. Für Ihren Terminkalender: Unser HITT Think Tank 2021 wird am 21./22. Juni stattfinden, als virtuell/hybrides Event, dieses Mal mit dem Fokus "Digitalisation & Sustainability". Darüber hinaus sind etliche neue Projekte bereits weit vorgedacht.
"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind," sagt Albert Einstein. Das sehen wir auch so. Wir denken einfach neu, gemeinsam mit Ihnen. Und vertrauen auf die Zukunft.
Liebe Leser, liebe Geschäftspartner – wir danken Ihnen herzlichst für 2020 – für alles. Bleiben Sie gesund!
Sie lesen uns wieder am 15. Januar 2021. Das Büro ist ab 11. Januar besetzt.
Ihre Maria Pütz-Willems
& das gesamte hospitalityInside-Team
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Liebe Insider,
erschöpfte Hoteliers, weinende Mitarbeiter, hilflose CFOs und verzweifelte CEOs… Letztere bekommen immer noch keine Hilfe und können jetzt, im Dezember, rechtzeitig zum Weihnachtsfest, keine Gehälter mehr zahlen. Das sind die Bilder, die jetzt aufpoppen. Zehn Monate nach den ersten Infektionen schlägt das Virus nun Schneisen in die Gesellschaft, medizinisch, mental und sehr konkret. Gleichzeitig erwarten alle die erste Welle der Wirtschaftstoten. Dafür aber wird es bestimmt keine Statistik geben. Man muss ja auch keine Gräber für sie ausheben.
Lockdown, Lockdown, lock them down… Die Chaos-Strategien der Regierungen bekommen jetzt einen Rhythmus: Weihnachten, Silvester, Skifahren und Familienbesuche fallen einfach aus. Ausgangssperren sollen das Virus vom Weihnachtsbaum fernhalten. Und wenn danach die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen. Und dann? Lockdown Nr. 4?
In Paris hat ein Gericht die Wiedereröffnung von Restaurants und Cafés abgelehnt, nachdem es zur Bewertung der Fälle in Frankreich die Daten einer Studie über die USA heranzog. Ein Skandal. Am 14. Dezember demonstrieren die Gastronomen in Paris. Die niederländischen Hoteliers sprechen inzwischen von Geiselhaft, schreibt Sarah Douag nach den jüngsten Entscheidungen dort. Und in Italien schränkt die Regierung von heute bis zum 15. Januar fast jede Mobilität ein. Die Italiener wagen es schon gar nicht mehr aufzumucken, sagt Massimiliano Sarti. Der Serien-Lockdown hat sie zermürbt.
Wir alle haben jetzt 10 Monate Pandemie-Erfahrung, und es ist an der Zeit, dem Bürger die Verantwortung zu übergeben, sagt Ingo Peters, Direktor des Fairmont Vier Jahreszeiten Hamburg, heute im Rahmen unseres Artikels über Luxushotel-Gruppen unter Corona. In den vier Sommer-Monaten hat er Super-Umsätze geschafft, nach Weihnachten sperrt er die Ikone an der Binnenalster ab, mindestens bis Ende Januar. Und alles ohne Perspektive: "Ich fühle mich wie amputiert".
Marc Dardenne, der COO von Accors Luxus-Divison, zu der Fairmont gehört, unterliegt ebenso dem Auf und Ab der Schliessungen – über alle Länder hinweg. Nur Food & Beverage, Spas und leidenschaftlicher Service verhelfen kurzfristig zum Erfolg… Er will, dass seine GMs wie Unternehmer denken.
Der Weg zum Erfolg ist für Luxushotels noch steinig und lang, ebenso für Konferenz-Hotels, die noch länger kein MICE-Business sehen werden. Yoram Biton, Geschäftsführer von Leonardo Hotels Central Europe, spricht offen über seine Herausforderungen mit über 80 Hotels im klassischen Midscale und Upscale-Segment. Mit den Kunden viel zu sprechen, kann Raten retten. Bei Eigentümern bleibt er hartnäckig: Nur Pachtstundungen gibt es bei ihm nicht – sagt er zumindest. Und weil die Politik nicht hilft, nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand.
Der Weg von Kempinski Hotels ist auch nicht der einfachste. Mit der einst gross angekündigten Expansion hapert es, und jetzt muss CEO Martin Smura nach unseren Informationen den Deal mit dem strategischen Partner 12.18 rückabwickeln. Gleichzeitig will er künftig drei Top-Dorint Hotels managen. Doch auch das hat seine Tücken. Wir haben Hintergründe zu Schlagzeilen und Veränderungen im Stillen.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
am Wochenende kommt der Nikolaus. Nur nicht in die Kitas. Der dickbäuchige Mann mit dem Rauschebart soll draussen bleiben, in sein Gewand schlüpft die Erzieherin der Kinder… So praktisch denkt Bayerns Familienministerin. Da kichern die Kita-Kinder.
Der britische Entertainer Underbelly ist innovativ, er lässt den Weihnachtsmann per Zoom kommen. Am 23. und 24. Dezember können maximal sechs Kinder 12 Minuten lang mit Santa Claus sprechen. Die Elfen schicken danach die Aufzeichnung. Das macht 42 Pfund oder 46 Euro und bei 8 Arbeitsstunden ein Tagessalär von 1.680 Pfund oder 1.860 Euro. Holy Christmas!
Ich hätte da auch noch eine Idee: Was wäre wenn… überall in der EU die Gastronomen und Hoteliers am 17. Januar 2021 ihre Restaurants und Zimmer wieder öffnen? Genau das haben sich die niederländischen Restaurateure vorgenommen. "Wir haben nichts mehr zu verlieren", klagen sie frustriert und verlangen vom Staat: Wer zu 100% Schliessungen verordnet, muss auch zu 100% helfen!
Sarah Douag beschreibt heute die Branchen-Misere und das Politik-Chaos in Benelux. Ausserdem aktualisieren wir die Situation in Frankreich und in der Schweiz, ebenso wie das eisige Tauziehen ums Skifahren in den Alpin-Destinationen Österreich, Deutschland, Italien und Schweiz. Die Eidgenossen zeigen ebenfalls Mut: Sie verbitten sich jede Einmischung anderer Länder in ihren Wintersport, den sie aufrecht halten wollen.
Die Branche verfällt spürbar in Depression: Die November-Hilfen werden in Deutschland womöglich erst im Januar ausgezahlt werden. Bis dahin sind wieder ein paar Betriebe mehr pleite. Auch die jüngste Umfrage der Hotelleriesuisse zeigt: Die Zahl derjenigen, die sich einem immer höheren Insolvenz-Risiko aussetzen, nimmt deutlich zu. Unter den Unternehmern nimmt das Weihnachtsdrama seinen Lauf. Hoffentlich liegt unterm Tannenbaum das erste, positive Urteil des obersten Verfassungsgerichts.
Unsere Corona-Beiträge fassen Entwicklungen zusammen, wie jede Woche. Aber heute gibt es auch Non-Corona-Beiträge: Adagio-CEO Karim Malak berichtet über Aktuelles und Neues der Aparthotel-Gruppe, die zu Accor und Pierre & Vacances gehört. Accor selbst hat eine neue Webseite und Sparte für exklusive Villas angekündigt, ebenso wie seine Upscale- und Luxus-Marken künftig den Beinamen "Living" tragen werden. Ohnehin springen immer mehr Ketten auf den Serviced Apartment- und Living-Zug auf; unsere gebündelten Beispiele deuten bereits das Feld an, wo sich der nächste Preiskampf abspielen kann.
Eine Studie weist den Weg in die MICE-Welt 2021 und unsere "Digi News" beschrieben u.a. Robotaxis und selbstreinigende Türklinken. Choice ernennt einen CEO für Europa – ein Novum. Eine Investment-Firma will innovative Betreiber fördern, gut. Und Hoteliers auf den Kanaren stellen ihre leeren Zimmer Migranten zur Verfügung. Das wollen Kollegen verbieten; sie fürchten um den Ruf der Branche.
In diesem Jahr gibt es in Hotellerie und Tourismus keine besinnliche, friedvolle Weihnachtszeit. Nur Schreie aus der Stille.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
nachdem in diesen Tagen immer mehr europäische Länder ihre pandemischen Weihnachts- und Winter-Experimente mit ihrer Bevölkerung offenlegen – und es ironischerweise "Strategie" nennen –, haben wir grosse Hotelgruppen und Kooperationen in Deutschland gefragt, ob sie ihre Häuser überhaupt noch öffnen oder ins neue Jahr hinein offenhalten möchten. Eine einheitliche Linie gibt es natürlich nicht. "Eine schöne Bescherung" ist es auf keinen Fall.
Unsere Korrespondenten haben in Frankreich, Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz nachgefragt: Das Elend ist ziemlich gleich verteilt. Überall stehen Hoteliers und Gastronomen mit dem Rücken an der Wand. Die Gastronomie muss fast überall schliessen, genau so wie die Ski-Resorts in den Alpen. Hotels, die offen halten, werden nichts verdienen. Wer schliessen will, rechnet zuerst aus, was ihm mehr bringt: der eigene Umsatz oder die versprochenen Staatshilfen – sofern sie denn gezahlt werden. Fast jede Umfrage endet damit, dass das Geld noch nicht eingetroffen ist und die Insolvenzen sich folglich aufbauen.
Es gibt keine Strategie, nur wilde Verschärfungen und Drohungen: Fährt z.B. ein Bayer nur für einen Tag zu seinem Vergnügen über die Grenze nach Österreich, dann muss er bei seiner Rückkehr 10 Tage in Quarantäne. Wie will man das denn kontrollieren? Die Ministerpräsidenten der Länder wollen das Volk im verschärften Lockdown halten.
Kanzleramtschef Helge Braun sagte gestern sogar, der Lockdown könne bis März gehen… Bis dahin könnten die ersten Impf-Erfolge eingesetzt haben. Darüber spricht man aber nicht gerne laut in Berlin; das Kalkül mit dieser Hoffnung wäre das Eingeständnis für die eigene Unfähigkeit, die Krise zu managen.
Momentan würde man für viele Dinge eine Glaskugel benötigen – auch für einen Forecast 2021. Analytik-Unternehmen, IT-Profis und Revenue Management-Experten sagen, es funktioniert: mit Fokus auf das Wesentliche und im Team aus Mensch & Maschine.
Und was in China funktioniert hat, sollte auch in Europa funktionieren. Davon ist Christoph Mares, COO von Mandarin Oriental Hotels, überzeugt. Er erzählt, wie die Luxushotel-Gruppe bislang gegen die Pandemie angekämpft hat – u.a. mit viel Kreativität und Flexibilität. Diese beiden Themen heute zeigen Wege auf, machen etwas Mut.
Im Rechtsstaat Deutschland, auf den sich die Politik selbst gerne und immer wieder beruft, kann jetzt nur noch die dritte Gewalt im Staat die Stimmung heben. Die ersten sieben deutschen Hoteliers haben beim Bundesverfassungsgericht Klage eingereicht: Sie wollen sich ihr Grundrecht auf die freie Berufsausübung erstreiten.
Es ist jetzt langsam genug mit der staatlichen Schikane, bei allem Respekt vor den Kranken. Gar nichts steht mehr in der Verhältnismässigkeit. Und wem will man überhaupt noch vertrauen?
Die Gesellschaft verändert sich, das Wirtschaftsleben auch. Noch mehr Home Office ist gewünscht, noch mehr Virtuelles geht schon fast nicht mehr für die Berufstätigen. Die ITB hat diese Woche ihr Programm 2021 vorgestellt: vier Tage Dauerfeuer via Bildschirm!
Demgegenüber hat Accor jetzt all seine losen Lifestyle-Marken in eine strukturierte Lifestyle-Divison im Konzern überführt – und wird von der Trend-Metropole London aus vermutlich drüber nachdenken, wie man diesen "Lebensstil" einem noch grösseren Publikum vermittelt – virtuell oder in Echt? In einem Jahr frage ich dann mal nach, wie viele ihren Cocktail aus Versehen in den Screen gekippt haben…
Im Dauer-Lockdown beginnen die Welten zu verschwimmen. Mit der VR-Brille auf der Nase kann ich jeder Depression zuvorkommen, indem ich alle 10 Minuten in eine neue Traum-Destination entschwinde, meinen Irish Pub oder meinen Italiener besuche... Ich werde auf der Couch die ganze Welt umarmen und meine vielen Bonuspunkte vom Display meiner mutierten Corona-App leidenschaftlich abküssen. Wenn ich brav mitmache und genügend Sozialpunkte gesammelt habe, darf ich bald wieder verreisen.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
die deutsche Regierungskoalition könnte 2021 viele Wähler verlieren. Per Gesetz kann sie nun in Pandemie-Zeiten u.a. Übernachtungen verbieten, einfach so. Hoteliers werden jetzt vors Bundesverfassungsgericht ziehen. Diese schnell durchgepeitschte, diskriminierende Anpassung des Infektionsschutzgesetzes von diesem Mittwoch wird zum Test für die parlamentarische Demokratie.
In Leipzig durften 20.000 Querdenker legal demonstrieren, ohne dass die Polizei diesem Spreader-Spuk ein Ende machte. Dort dürfen Bürger ihre Grundrechte ausleben. Die Profi-Gastgeber folgen allen Vorschriften, an der Ausübung ihres Berufes werden sie aber gerade zum 3. Mal behindert. Von finanzieller Entschädigung ist auch keine Rede.
Die Branche muss allerdings auch lernen, sich zu wehren – frühzeitig, massiv, konstant und mit einer gewichtigen Stimme. Sie hat über diese skandalöse und historische Entscheidung jetzt nur ein bisschen in den Social Media geweint, blieb ansonsten still. Das kann so auch nicht weitergehen.
Jörg Frehse, Geschäftsführer von MHP Hotels aus München, Betreiber von vier Le Méridien Hotels in Top-City-Lagen, hat gerade den Vertrag für Frankfurt aufgehoben. Es ging um Pachten und Perspektiven. Das Interview mit Frehse zeigt, in welchem Dilemma bislang Betreiber heute stecken, selbst wenn man es schafft, jedes Umsatzrädchen fein zu drehen… Reichen 50% Belegung fürs Überleben als Stadthotel? Nein, sagt der Hotelier. Aber auch er gibt nicht auf.
Frehse fällt allerdings auch nicht auf lauwarme Versprechungen der Justizministerin rein, die diese Woche Hoffnung auf einen Anspruch auf Mietminderung machte. Doch die Juristen von GvW, die für uns verschiedene Urteile untersuchten, winken da eher ab: Das jüngste, positive Urteil des Landgerichts München sieht nach einem Ausreisser aus.
Nicht nur in Europa, auch in den USA hängen die Hoteliers an den Fäden der Regierung. Sarah Douag hat die Reaktionen nach der Wahl vom 3. November zusammengefasst: Die CEOs der Mega-Ketten und die Verbände fordern ebenfalls Geschlossenheit, einen richtigen Covid-19-Plan, die Stimulierung der Wirtschaft, Soforthilfen und warnen vor Arbeitslosen-Fluten. 100.000 Restaurants sind jetzt bereits in den USA geschlossen.
Wie Europa und China bislang durch die Pandemie gekommen sind, erläutert Macy Marvel in seiner Performance-Zusammenfassung. Trotz aller Tristesse gibt es beim EVHC Sentiment Report für Deutschland Lichtblicke, ebenso wie das Segment Serviced Apartments – in UK wie in Deutschland – weiterhin dem Virus trotzt. Und Preferred Hotels seine neue nachhaltige Marke vor, Beyond Green.
Aufmerksam verfolgen muss man in diesen Zeiten die eher unscheinbaren Betreiber- und Marken-Wechsel am Markt, die sich jetzt zu häufen beginnen. Da werfen einige Vorgänge Fragen auf; lesen Sie dazu unsere Recherchen zu Dorint, Brendal und Star Inn Hotels.
Auf in die nächste bewegte Woche, in der wir alle etwas bewegen sollten, zum Wohle der Branche.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
fangen wir heute mal mit dem Positivsten dieser Woche an: Es ist Impfstoff in Sicht. Das gibt Hoffnung, ein kleines Licht am Ende eines immer noch langen Tunnels. Die Regierungen hingegen stecken mit ihrem Kopf noch mitten im Dunkel, ganz egal ob wir über Deutschland, Österreich oder andere Länder sprechen. Sie injizieren dem Volk lieber Geld anstatt ihre Ratio zu bemühen. Welche Folgen die Massen-Impfung mit Kapital hat, interessiert keine der heutigen Regierungen wirklich. Sie werden nächstes Mal sowieso nicht mehr gewählt werden – oder vielleicht nur noch knapp. Wie in den USA.
Der erbitterte, unwürdige US-Wahlkampf macht klar, wie wichtig es ist, an demokratischen Säulen festzuhalten und Grundrechte zu befolgen… Passender hätte mein Interview mit Prof. Stephan Gerhard über die Grundrechte in Deutschland letzten Freitag nicht sein können. Dazu habe ich sehr viele motivierenden Kommentare bekommen, unser LinkedIn-Post wurde ebenfalls mehrfach geteilt. Dankeschön Ihnen allen für diese moralische Unterstützung!
Umso mehr schmerzt es, dass die deutsche Regierung Hotellerie und Gastronomie in diesen Tagen in geradezu diktatorischer Weise die Ausübung ihres Berufes untersagen will. Die geplante "Anpassung" des Infektionsschutzgesetzes sieht ja das Verbot aller Arten von Reisen vor. Das schreit nach dem Gang zum Bundesverfassungsgericht. Oder zumindest nach einem Brief an den Bundespräsidenten.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Dorint Hotels, Dirk Iserlohe, wandte sich gestern mit der Bitte an den Bundespräsidenten, die Verletzung von Grundrechten in Bezug auf die Hotellerie zu überprüfen. Er bat Frank Walter Steinmeier, das materielle Prüfungsrecht auszuüben, das dem Bundespräsidenten in Beweisfällen ausschliesslich zusteht. Jetzt darf man gespannt sein, ob der unermüdliche Kämpfer für die Branche Gehör findet.
Das Positivste an dieser Ausgabe: Die Erkenntnis in der Luxushotellerie wächst, dass sich das Business künftig nur noch um den Menschen drehen kann, ebenso wie um neue alte Erlebnisse und das alles 24/7. Sylvie Konzack drückt heute auf "ReSet für die Werte". Was das weiter bedeutet und wie sich dieses Segment durch die Krise bewegt, werden wir in den nächsten Wochen schrittweise beleuchten, durch weitere Interviews mit Top-Executives von Luxushotel-Gruppen.
Das Frustrierende an dieser Ausgabe: Fast alles andere dreht sich wieder um Corona. Fred Fettner hat die Kapital-Injektionen der österreichischen Regierung unter dem Titel "Überfordert und überfördert" zusammengefasst. Wir widmen uns ausserdem in mehreren Meldungen den aktuellen November-Hilfen, ebenso wie dem zunehmenden Gesamt-Wirrwarr in der Branche.
Erfreulicher: Die Investoren-Nachfrage nach Immobilien und Konzepten im Bereich Temporäres Wohnen bleibt relativ stabil. Unter anderem hat die Union Investment diese Studie mitinitiiert, genauso wie sie in diesem Herbst zum 8. Mal mit uns beim hospitalityInside Investment BAROMETER kooperiert hat.
Die Befragten geben der Assetklasse Hotel weiterhin Chancen, wenn sie u.a. mit einem diversifizierten Portfolio aufwarten kann, mit Bonität und Verträgen mit Upside/Downside-Charakter. Die Zusammenfassung finden Sie auf unserer Seite 1; unsere Abonnenten sehen zusätzliche Details.
Halten Sie durch! Bis nächsten Freitag,
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
der zweite Lockdown in Deutschland läuft erst fünf Tage, doch der Bundestag beschäftigt sich heute bereits mit der nächsten Benachteiligung der Branche: Er will das Infektionsschutzgesetz so anpassen, dass in einer Pandemie nicht mehr allein touristische Reisen verboten werden können, sondern ALLE Arten von Reisen. "Es wäre eine beispiellose Dimension in der einseitigen Diskreditierung der Industrie", kommentiert das Prof. Dr. Stephan Gerhard schockiert in unserem heutigen Interview, das ein politisches und kritisches geworden ist.
Verwandelt sich der Rechtsstaat Deutschland jetzt in einen Kontrollstaat, in dem Grundrechte ohne parlamentarische Kontrolle ausser Kraft gesetzt werden können? Es ist unser aller Recht, dieses alles zu hinterfragen. Wenn Gesundheitsschutz mehr wiegt als das Grundrecht auf die freie Berufsausübung, auf Freizügigkeit und Versammlungsfreiheit, ist es an der Zeit, die Grundrechte neu einzufordern.
"Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit steht derzeit über allem. Müssen wir das nicht wieder in ein besseres Gleichgewicht bringen?", fragt auch Gerhard. "Wir brauchen eine neue Diskussion im Land". In der Tat!
Ich rufe Sie alle auf, sich daran zu beteiligen, sagen Sie Ihre Meinung dazu! Teilen Sie dieses Interview mit Ihren Kollegen, Freunden und Geschäftspartnern. Wir stellen es heute bewusst nicht hinter unsere Bezahlschranke, sondern machen dieses frei zugänglich über unsere Seite 1.
Lassen Sie uns die Diskussion auf der politischen Ebene führen – auf einem Level, das Politikern ihre Grenzen aufzeigt und ihre Wiederwahl fraglich macht. Es ist an der Zeit zu handeln und die Prioritäten zu ändern: Nur gesunde Unternehmen können eine gesunde Wirtschaft und eine gesunde Gesellschaft garantieren.
Fast ganz Europa zieht sich gerade wieder ins Private zurück. Alarmierende Zahlen aus Italien sagen die blanke Katastrophe für die Hotellerie dort voraus. Mein Kollege Massimiliano Sarti hat den Stand der Entwicklung von gestern nachmittag zusammengefasst.
Nüchtern und vorsichtig bewegt sich auch Hyatt durch die Krise und durch Europa. Die Akzente haben sich unter Corona verschoben, erläutert Felicity Black-Roberts, VP Development Europe, heute. Ein kleines Highlight ist trotzdem in Sicht: Am Dienstag eröffnet in Europa das erste Hotel der Marke Unbound Collection in Düsseldorf.
Unsere Meldungen beschäftigen sich selbstverständlich wieder mit den aktuellen Veränderungen in der Politik und vor Gericht, mit den niederschmetternden Bilanzen der Ketten im 3. Quartal, mit dem leidenden, aber immer noch hoffnungsvollen Tagungssegment. Und David Etmenan, CEO der Novum Hospitality Group, dementiert die Gerüchte: Novum steht nicht zum Verkauf und es gibt auch keine Gespräche! Er hat sich die Zeit genommen, noch ein paar Sätze mehr zu sagen.
Heute um Mitternacht endet unsere Investment BAROMETER Umfrage. Die letzte Gelegenheit teilzunehmen: Hier können Sie gleich durchstarten!
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
"We will die in best health". Ein LinkedIn-Post enthielt jüngst diesen Satz. Deutschland wird das Seine dazu beitragen: Der zweite Lockdown im Land schützt das Gesundheitssystem und Risikogruppen. Wer jetzt noch gesund ist, wird sich dafür totarbeiten. Oder per Insolvenz für tot erklärt werden. Ab Januar wird das "T" in Tourismus zum Todeskreuz. Hotellerie und Gastronomie sind wütend, toben – und werden gegen die unverhältnismässigen Massnahmen klagen. Hoffentlich. In Deutschland kann nur noch Justitia helfen, weil die Politiker sich verrannt haben.
Die Hotels und die seriöse Gastronomie haben seit Monaten bewiesen, dass sie keine Spreader sind. Clubs mit ungezogenem Publikum und Privatfeiern bilden den Gegenpol. Deshalb aber auch noch den letzten Umsatz über zu frühe Sperrstunden zu killen, ist unverantwortlich. Wenn die Menschen im Wochen-, Tages- oder gar Stundentakt von wechselnden Restriktionen überfallen werden, sich noch nicht einmal mehr auf ein Bier oder eine Pizza treffen können, werden sie das eben privat nachholen.
Bayerns Ministerpräsident hat aber auch dafür eine Lösung parat. Seit gestern droht der "König von Bayern" mit dem Ausruf des Katastrophenfalls – und rief in diesem Kontext zum Denuntiantentum auf. Spiegel.de berichtete gestern mittag: "Bayern setzt bei der Kontrolle von Verstößen gegen die Kontaktbeschränkung in Privatwohnungen auf Hinweise und Anzeigen von Nachbarn."
Am Abend las sich der gleiche Artikel-Passus anders: " 'Durchsetzen solle die Polizei das Verbot von größeren Treffen in Wohnungen auf die gleiche Weise, wie sie gegen Ruhestörungen vorgehe, sagte Söder. 'Dann können die Nachbarn entsprechende Hinweise geben, und dann kommt die Polizei.' Diese werde die Betreffenden zunächst auffordern, sich anders zu verhalten. Später hiess es aus der Staatskanzlei, das solle aber nicht als Aufruf zur Denuntiation verstanden werden."
Die eigentliche Katastrophe sind Politiker, die nur durchregieren und mit ihrem Volk nicht kommunizieren können. Ebenso hilflose Verbände, die erst an diesem Mittwoch atemlos ins Demo-Mikrofon schreien und auch im 8. Monat nach dem ersten Lockdown der Politik den Unterschied zwischen Hotellerie und Gastronomie immer noch nicht klarmachen können.
Österreich fürchtet ebenfalls einen zweiten Lockdown, in der Schweiz hat der Bundesrat diese Woche durch weitere Restriktionen – auf unbestimmte Zeit – die Nachfrage so eingeschränkt, dass die Branche ebenfalls weiter gelähmt wird. Überall drohen Insolvenzen, Arbeitslosigkeit und die Vernichtung von Infrastruktur. In diesem Chaos versinken auch einzelne kleine Lichtblicke, die z.B. noch selbstständig denkende Virologen geben.
So appellierte der deutsche Virologe Alexander S. Kerkulé vom Universitätsklinikum Halle diese Woche beim virtuellen, internationalen "Future Hospitality Summit" eindrücklich an die Branche weltweit, Schnelltests einzufordern und sehr schnell einzusetzen. Nur so erreiche man wieder Mobilität, selbst mit einer Sicherheit nur für den Moment, bei An- und Abreise. Damit könnten Betriebe offen bleiben und die Wirtschaft würde ebenfalls wieder aufblühen.
Er ermunterte die Hospitality-Branche explizit, eigene Health & Safety-Wege auszutesten – damit die Regierungen diese Lösungen dann einfach kaufen könnten.
Diese Ausgabe dreht sich nur um die Irrungen und Verwirrungen der Politik, um Verzweiflung und bittere Zahlen, die selbst Ketten-Giganten an der Börse absacken lassen; um Zahlen, die in einem Preis-Blitz-Check zeigen, wie tief die Zimmerpreise in ausgewählten Hotels gesunken sind.
Exklusiv: Premier Inn Deutschland übernimmt in der Krise 15 Hotels einer anderen, offenbar angeschlagenen Hotelgruppe. Novum Hotels sorgt für Gerüchte, unsere Nachfrage hat der CEO aber nicht beantwortet.
Aus dem Tief der steigenden Infektionszahlen in ganz Europa wieder hochzukommen, fällt allen sehr schwer. Hoteliers sind krisenerprobt, wehren sich aber nicht gerne. Aber genau das müssen Sie JETZT tun. Es gibt keinen anderen Weg mehr.
Die Stimmung in der Branche ist in den letzten drei Wochen stetig gesunken. Dafür braucht es mittlerweile keine Umfrage mehr. Aber was ist mit dem Blick nach vorne? Welche Trends schaffen neue Fakten in Zukunft? Den meisten scheint das ziemlich klar zu sein. Die schnellste Zeit für den Fragebogen lag bei 1 Minute 23 Sekunden. Machen Sie mit, die letzte Umfrage-Woche hat begonnen!
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
nach den Sommerferien dachte ich, da ist Licht am Ende des Tunnels. Doch am Ende war es ein Zug… Die Stimmung in der Branche hat sich kräftig gedreht. Dieses schöne Bild – formuliert von einem nüchternen IT'ler diese Woche – beschreibt den Wandel sehr gut. Mit den steigenden Infektionszahlen überschlagen sich die – nicht immer verständlichen – Massnahmen der Politik in ganz Europa, von Restriktionen bis zum regionalen Lockdown.
Schlecht kommuniziert verbreitet das noch mehr Angst. Das ist der falsche Weg. Selbst unter Hotel-Profis, die schon Mega-Verluste geschluckt haben, wird der Ruf nach der "Verhältnismässigkeit" des Handelns immer lauter und ungeduldiger. In ihren Chor stimmen inzwischen sogar erste Virologen ein.
Fakt ist: Im Hotel-Alltag geht es acht Monate nach dem Lockdown inzwischen auch den mittelgrossen Gruppen massiv ans Cash-Polster. Franchisenehmer sind doppelt gefährdet, weil sie Pachten und Franchise Fees zahlen müssen. Ich habe die Situation rund um zwei Insolvenzfälle nachrecherchiert, um Vastint-Marriott-Moxy-Belva und über Tidal/Event Hotels, IHG und Invesco. In einem dritten Insolvenzfall – um das Sofitel Berlin – gibt es jetzt einen konkreten Gewinner: Dort weht ab November die Fahne von Dorint Hotels. Für die deutsche Gruppe ein Coup am Ku'damm. Krisen sind eben auch Chancen.
Dem Thema Franchise widmen wir uns heute ausführlich. Die grossen Franchisegeber, von Accor über Marriott, IHG, Choice, Best Western und Hilton, gewährten Einblick in ihre Krisen-Massnahmen gegenüber den Franchisees. Sie haben sich auf jeden Fall um ihre Partner gekümmert. Ob die Franchise-Nehmer damit zufrieden waren? Wir hätten es gerne gewusst, aber keiner von ihnen hat geantwortet. Kämpfen diese schon stärker mit dem Überleben als die drei genannten Insolvenzfälle es erahnen lassen?
An der Expo Real letzte Woche hätten sich neue Prop- und Contechs vorstellen sollen; daraus wurde nichts durch die Messe-Absage. Die nötige Aufmerksamkeit verschafft ihnen deshalb Beatrix Boutonnet heute. Die Startups in der Immobilien- und Baubranche wissen, wie man Prozesse beschleunigt. Sie punkten mit viel IT-Wissen, Arbeitseinsatz und Unternehmergeist. Im Alltag aber haben sie ganz andere Sorgen, vor allem ums Kapital.
Ums Geld drehen sich heute einige Meldungen: Betreiber mit reichen Eltern blasen wieder kräftig ins Expansionshorn, ein Investment-Haus baut eine neue europäische Schulden-Plattform auf, und Covid-19 schmälert die Kaufkraft der Konsumenten quer durch Europa massiv.
Zum Frösteln ist der Brief von über 70 US-Ketten, Investoren und anderen an US-Präsident Trump: Ohne finanzielle Entlastung werden sie nur noch sechs Monate überleben, heisst es darin. Was passiert, wenn die ersten Giganten fallen?
Die Antwort darauf will ich heute morgen gar nicht wissen, dafür aber gerne Ihre Meinung zu den Chancen der Asset-Klasse Hotel: Unser Investment BAROMETER in Kooperation mit der Union Investment läuft noch. Helfen Sie mit, machen Sie mit: Click & Go!
Die Branche ist #OnFire. Unter diesem Motto steht die zweite Grossdemo der Veranstaltungswirtschaft am 28. Oktober in Berlin, um "fünf nach zwölf". Aufgerufen hat dazu gestern das Aktionsbündnis #AlarmstufeRot – im Schulterschluss mit weiteren Partnern aus der gesamten touristischen Wertschöpfungskette. Sogar der Dehoga Bundesverband macht mit.
Ihre Maria Pütz-Willems
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