Editorial
Liebe Insider,
Family Offices mögen Hotels, weil diese ebenfalls Unternehmertum mit Leidenschaft vermitteln, ebenso wie Werte und Lebensart. Deshalb lassen sie Hotels in der Krise auch nicht im Stich. "Sie sind immer da und waren nie weg", brachte es Philipp Linder von der Hotour kürzlich in einem Gespräch auf den Punkt. Rund 13.000 dieser anlagefreudigen Vermögensverwalter gibt es in der DACH-Region, aber sie sind scheue Rehe. Umso interessanter, was Beatrix Boutonnet aus einem Family Office Real Estate Report herausgelesen hat. Auch diese Investoren erweitern ihre Perspektive.
David Etmenan, Gründer und CEO von Novum Hospitality, ist – wie alle wissen – seit 1,5 Jahren dem "System IHG" angebunden. Langsam greifen Massnahmen, zarte RevPAR-Steigerungen sind sichtbar. Aber er muss sich selbst noch in Geduld üben. "Wir befinden uns noch im Onboarding". 84 Hotels sind bisher integriert. Er fühlt sich gut aufgehoben bei IHG und umso mehr Energie setzt er frei für seine neue Rolle als Developer und Createur einer Owner-Operator-Plattform. Er baut jetzt über Novum Real Estate seine eigene Pipeline auf. Sie wächst. Seinen persönlichen Stresstest hat er überstanden.
Der deutsche Markt befindet sich leider immer noch im Stresstest. Und so geht es auch vielen Führungskräften in der unendlichen Leidenswelle. Mitarbeitende erkennen oft nicht die Belastung ihrer Chefs, aber sie fühlen es. 43% von ihnen kündigen, wenn der Vorgesetzte autoritär ist, sagt eine Studie.
Liebe Insider,
der Traum von permanent steigenden Raten ist ausgeträumt. Verdienen kann man allenfalls noch durch Leisure. Und wissen die Investoren überhaupt noch, wer nach einer Übernahme ihr neuer Betreiber ist? Die "Null Profit"-Diskussion an der Expo Real-Konferenz zeigte in vielen Facetten, wie die Operative strampelt. Die Misere dreht sich im Kreis.
Erst Love Brand, dann Branded Residence. Offenbar machen einige Marken die Residence-Käufer und -Bewohner doch noch glücklich. Accor pusht seit diesem Jahr massiv das Thema Private Living: anders als im gleichen Markenhotel nebenan länger und komfortabler zu wohnen und mehr von seinen Services zu geniessen. Eine wohlhabende junge Generation aus Business-Nomaden und Mixed Use machen es möglich. Und Accor ist, soweit ich das sehe, die erste Kette, die das ursprüngliche Luxus-Modell nun bis auf Midscale herunterbricht. Ein Lichtblick.
Die Sonne scheint seit diesem Sommer wieder über Hotusa. Der Kauf von neun Silken-Hotels war das Signal, dass die spanische Gruppe ihren 241 Millionen Euro-Covid-Kredit abgearbeitet hat. Die Skalierbarkeit ist wieder da: Still hat Hotusa über Eurostars 178 Hotels in Spanien und über 260 Immobilien in 19 Ländern aufgebaut. Und noch einmal mehr zahlt sich aus, dass Hotusa immer noch seinen eigenen (!) OTA im Hause hat. Sarah Douag hat sich diese relativ unbekannte Firma näher angeschaut. Vom Schuldner zum Deal Maker.
Liebe Insider,
die Expo Real ist vorbei, wir machen noch eine kleine Nachlese samt Statements und fassen die jüngsten Transaktionszahlen zusammen. Zehn Tage nach der Expo (gestern) kauft Whitbread für die Marke Premier Inn 1.538 Zimmer von Gorgeous Smiling Hotels, franchisefrei. So verliert Wyndham fünf Super 8, Accor 1 Mercure und GSH 2 Häuser der Eigenmarke elaya.
Es sind also nicht nur hungrige Pac-Men unterwegs in diesen Zeiten, sondern auch Trüffelsucher. Zu diesen gehört ebenso Motel One, die die Übernahme von sechs guten Fleming Hotels am ersten Messetag verkündeten. Sind Motel One/Cloud One und Premier Inn jetzt auf gleichen Pfaden unterwegs? Und wo bleibt Accor?
Viele Spanier können ihren Urlaub auf den eigenen Inseln nicht mehr bezahlen, wie unsere Sommer-Saison-Bilanz vor fünf Wochen herausfand. Das wird noch krasser werden: Investoren lassen 70% ihres Kapitals in 4- und 5-Sterne-Assets fliessen. 3-Sterne-Hotels ziehen nach. Alles geht nur noch aufwärts, und schnell…
Liebe Insider,
der Lärmpegel in den Hallen der Expo Real war schon am ersten Morgen hoch. Am zweiten Tag waren die S-Bahnen hoffnungslos verstopft… Über 42.000 Besucher, mehr als erwartet, zählte die Messe München. Redebedarf bestand überall. Die Asset-Klasse Hotel bleibt begehrt bei Investoren, obwohl Neubauten, vor allem Resorts, momentan für tot erklärt sind. Für Betreiber wird Hotel zum Problemkind. Null Profit lässt alle zittern, ebenso die Markt-Bereinigung in Highspeed. Expansion gibt's nur noch im "Betreiber kauft Betreiber"-Stil. Deutschland gilt momentan als sehr schwieriges Land. Aber die Ausländer glauben einfach an den grössten Markt in Europa.
Die nicht-deutschen Investoren stehen schon auf Start, wie einst nach Lehman: Sie warten auf Pac-Man. Er hat noch Hunger. Was er auf dem Teller liegen lässt, wird trotzdem aufgepickt werden, zum 15-fachen? In den Diskussionen der Hotelkonferenz spürte man das Ziehen und Zerren von allen Seiten. Franchise: die Fees müssen runter, Verträge kürzer werden. Pacht: Kann der Investor sich wehren, wenn nach dem Betreiber-Wechsel eine neue, unerwünschte Marke kommt? Wir haben noch sehr viel zu berichten von den hochinteressanten Diskussionen an der sehr gut besuchten Konferenz "Hospitality Industry Dialogue". Susanne Stauss startet heute mit einer fünf Seiten langen, ausführlichen Beschreibung zum Thema Markt-Bereinigung und notierte die Erfahrungen von sieben Führungskräften von Covivio, Art-Invest, Whitbread, Revo Hospitality, IHG, Motel One und Erste Group.
Schlagzeilen machte die Treugast mit ihrem jährlichen "Investment Rating". Die Berater aus München entzogen Europas schnellst expandierender Hotelgruppe, Revo Hospitality, das Rating. Gierig saugten die Medien diese Schlagzeile auf, während an der Expo Real diskutiert wurde, ob die Begründung der Treugast geschäftsschädigend ist oder nicht. Die Expansion von Revo wirft in der Tat viele Fragen auf, Antworten geben aber nur Fakten und nicht noch mehr Gerüchte.
Liebe Insider,
"Wir fokussieren uns". Diesen Satz habe ich in den letzten Monaten sehr häufig gehört. Ja, in drei Tagen startet die Expo Real München, ein Pulsmesser für Investoren, Developer und Betreiber. Auf diese Messe fokussieren sich viele unserer Leser. Wie kommen wir aus der Krise? Antwort: Durchs Fokussieren auf den Geschäftskern, und durch hohe Flexibilität.
Es gibt keine Blaupausen mehr für Deals, jedes angestrebte Projekt muss auf Herz und Nieren geprüft werden, einzeln und intensiv, von Seiten aller Beteiligten. Eine Analyse europäischer Transaktionen in der ersten Hälfte dieses Jahres zeigt: Einzel-Transaktionen schlagen Portfolios. Die Lifestyle Hospitality Capital Group, Accor, Motel One und Limehome haben schon an der Hotels Tomorrow Unconference in Paris über "neue" Deals diskutiert. Den perfekten Deal gibt es nicht mehr. In unsicheren Zeiten gewinnen nur solide Verträge, opportunistische Investitionen und Effizienz. Beatrix Boutonnet macht Mut.
Auch Scandic Hotels fokussiert sich. Die grösste Kette in den Nordics, mit 280 Hotels weder klein noch ganz gross, hat inzwischen sieben Hotels in Deutschland eröffnet, Schritt für Schritt. Ihre Heimatregion bleibt der Treiber, selbst wenn nächstes Jahr noch 54 europäische Häuser aus dem Dalata-Deal dazukommen werden. COO Laura Tarkka gibt uns einen Einblick in die Prioritäten der skandinavischen Kette, für die allein das mittlere Marktsegment noch enorme Chancen bietet.
Liebe Insider,
vergessen Sie die Performance-Daten, konzentrieren Sie sich auf den Umsatz pro Quadratmeter (RevPSM). Für Insider nichts Neues, aber in den Niederlanden wird es eine Strategie. Weil die Kostenberge hoch sind und ab 2026 die Mehrwertsteuer auf 21% steigt, muss jeder Quadratmeter entweder Einnahmen bringen oder das Gästeerlebnis verbessern. Das ist eine krasse Denk-Wende, aber vielleicht auch eine richtige.
Krass, aber absolut sinnvoll war die Einbindung von KI auf der Suche nach illegalen Unterkünften in Ibiza. Innerhalb eines Jahres half die neue Technologie, über 2.800 Unterkünfte mit über 14.500 Betten aufzuspüren. Mallorca will das Ibiza-Modell bereits übernehmen. Beide Themen spürte Sarah Douag auf – lesenswert.
Von Nantucket Island, dem teuersten Sommer-Ziel in diesem Jahr, eine Flugstunde von New York entfernt, kam Macy Marvel zurück. Exklusiv für uns sammelte er in dieser Idylle der Reichen und Berühmten Stimmen zur aktuellen "Lage der Nation". Fette Yachten versinnbildlichen den einen Pol, eine Razzia der ICE (Immigration and Customs Enforcement) mit der Festnahme von 12 Arbeitskräften den anderen. Die Nation ist nicht mehr "united", MAGA bröckelt.
Liebe Insider,
das Programm der Expo Real-Hotelkonferenz liest sich fast wie ein Krisenprogramm. Zumindest empfand ich es so heute so, nachdem die Themen stehen und wir auf die letzten Zusagen warten (Details und Namen auf unserem öffentlichen Marketplace und natürlich auch auf der Expo Real-Webseite). Die Branche ist dabei, sich strukturell zu verändern, deshalb herrscht im Markt ein Ziehen und Zerren, und das spiegelt auch unsere heutige Ausgabe.
Positiv entwickelt hat sich die Aufmerksamkeit gegenüber den Mitarbeitern. Ohne Service kein Mehrumsatz. Deshalb wächst – endlich – auch die Selbstkritik der Arbeitgeber. Und die jüngeren Investoren hören neugierig mit. Während die weisen Männer immer noch dem zweistelligem ROI hinterher hecheln, definieren die Jungen "Human Capital" inzwischen anders. Unsere 90-minütige Breakout Session bei Hotels Tomorrow im Juni war für dieses Thema ein Versuchsballon gewesen; er flog.
Die teilweise einbrechende Sommer-Saison, über die wir vergangene Woche berichtet haben, führt auch zu Fragen nach noch zuverlässigeren Forecasts. Last-minute und last-second Buchungen sind ja schon der Alltag, wie aber können Hotels von kurzfristig umgeleiteten Reiseströmen profitieren? Durch die Analyse von Flugdaten. Diese lassen sich bis auf Hotel-Ebene runterbrechen. Sie wollen doch wissen, wie viel Frühstückstische mehr Sie im November eindecken dürfen?
Liebe Insider,
der Wandel ist da, die Urlaubsmuster brechen zusammen… Das sind die Überschriften der beiden Artikel über die aktuelle Sommer-Saison. Vier Autoren beschreiben das Stimmungsbild in acht Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien und die Niederlande). Kein Land jubelt, der positiven Nachricht folgt immer ein "aber". Deutschland bewegt sich im Rückwärtsgang, das war zu erwarten. Die Italiener freuen sich über den Sommer, aber die Berge laufen den Stränden den Rang ab. Spanien bleibt der Sonnenschein in Europa, Frankreich bekommt eine kalte Dusche.
Was mich bewegt hat: Spanier und Franzosen beklagen, dass sie sich einen Insel-Urlaub im eigenen Land nicht mehr leisten können. Ist das der nächste Trigger für noch mehr Proteste gegen den Tourismus? Was mich schon länger ärgert: Immer wieder ziehen Verbände wie Hotelgruppen den Vergleich 2025 zu Vor-Covid. Hallo, das funktioniert nicht mehr. Die Hotellerie arbeitet heute in einem völlig anderen Rahmen, den man selbst 2019 nicht erahnen konnte. Machen Sie endlich Schluss mit diesen unlogischen Rückschlüssen! Glänzende Zahlen im grossen Volumen sichern die Show, aber nicht den Gewinn hinter der Bühne.
In Italien lenken die internationalen Hotel-Investoren ihr Kapital bereits in weniger und neue Segmente um, z.B. in Outdoor-Tourismus, neue Hosteltypen, Branded Residences und Serviced Apartments. Kurz: Sie investieren für die Geldbeutel kleiner Leute und die prallen Portemonnaies der Wohlhabenden. Das Kapital folgt der sozialen Schere. Massimiliano Sarti über den jüngsten Immobilien-Trend in seinem Heimatland.
Liebe Insider,
vor einem Jahr spielten auch Hoteliers noch mit ChatGPT auf dem Sofa, jetzt überholen sich die KI-Assistenten schon gegenseitig. Es geht um die Macht über die Reisebuchung. SEO, die Internet-Suchmaschine, die jeder jahrelang mit Buzzwords füttern musste, um Klicks zu generieren, ist jetzt nur noch das Futter für GEO: für jenen KI-Kollegen, der dem Web-Surfer sofort Antworten und Angeboten kann. Der Begriff dazu heisst Generative Engine Optimization. Unsere KI-beseelte Autorin Catherine Bouchon erklärt heute in einfacher Sprache die Vor- und Nachteile von GEO. Es gewinnen nur noch die besten Storys.
Die Story des Apartment-Anbieters Staycity ist einfach: Sie basiert auf einem Unternehmen, zwei Marken, drei Apartment-Grössen und einer Kitchenette in jedem Apartment. Die zwei Wachstumstreiber sind Staycity und Wilde. Mit flexibilisierten Erdgeschossen, mehr Service, mehr Food und mehr Qualität werden die Zwillingsschwestern sichtbarer in Europa, immer bitte in Schlüsselstädten. Die Gewinnmarge ist traumhaft.
Vom Träumen ist Adrian Lindner weit entfernt. Er will aktuell nicht expandieren, dafür die restrukturierte Lindner-Gruppe aus Deutschland weiter stabilisieren. Der Hotelbetreiber ist raus aus der Insolvenz in Eigenverwaltung. Er will das Vertrauen im Markt wieder aufbauen. Der designierte neue CEO (35), dritte Generation in der grossen Lindner-Familie, war von Anfang an als "Projektleiter Insolvenz" mit engagiert. Und er räumt als Führungskraft selbstkritisch und unerwartet offen in unserem allerersten Gespräch "viele Fehler" ein. Und dass die Familie die Nähe zum Unternehmen verloren hatte.
Liebe Insider,
ich habe sie vor zwei Wochen selbst gesehen: die unzähligen, unbelegten Strandliegen an der italienischen Mittelmeerküste. Sie sind für mich das Urlaubsbild des Jahres. Weder Einheimische noch Touristen wollen über 30 und schon gar nicht 50 oder 60 Euro pro Tag für Liegen und Schirm bezahlen. Die Beweise liegen wenige Meter weiter im Sand: auf dem Handtuch, unter dem eigenen, kleinen Sonnenschirm, wie die Sardinen in der Büchse nebeneinander. Es ist billiger.
In unserer heutigen, äusserst umfangreichen Ausgabe nach der Sommerpause poppt dieses Thema immer wieder hoch, u.a. auch in den acht Ketten-Bilanzen der vergangenen Wochen wie auch bei mittelständischen Hotelgruppen. Der Konsum sinkt, die Nachfrage fängt an zu bröckeln. Es ist nicht mehr zu übersehen und zu überhören.
Nicht weinen, weiterlesen. Ich habe ein Gute-Laune-Thema für die Booking.com-Hasser unter Ihnen. Mindestens 15.000 Hotels haben sich bis heute der pan-europäischen Sammelklage gegen den OTA und gegen die Bestpreisklausel angeschlossen, meldete die HOTREC gestern. Dazu gehören die grössten Ketten Europas genauso wie die kleinen Pensionen. Der führende Anwalt hinter dieser Klage und Koordinator früherer Booking-Prozesse ist sich sehr, sehr sicher, diesen Fall zu gewinnen. Der Kartellrechtsexperte aus der renommierten deutschen Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner erklärt seine Logik in einem sechs Seiten-Interview. Er erwartet eine "zehnstellige Zahl" als Entschädigungssumme. Es geht also um Milliarden.
