Editorial

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Hoteliers, mehr denn je Getriebene
14.3.2025

Liebe Insider,

die französische Regierung hat die Branche jetzt auf ihre "Liste der Berufe mit Mitarbeiter-Mangel" gesetzt und beschleunigt u.a. die Anstellung von Migranten ohne Papiere. Die Not ist gross: Seit 2021 fehlen 100.000 Mitarbeiter, 150.000 Stellen sind zudem unbesetzt. Jedes Land, jede Stadt und Hotelgruppe hat inzwischen das gleiche Trauma: Maritim und das Rosewood Amsterdam suchen derzeit gemeinsam nach 700 Mitarbeitern; die Eröffnungen stehen vor der Tür.  Beide locken mit viel Flexibilität und Bonbons, ebenso wie amerikanische Hotels. Aber ist das in der Praxis umsetzbar? Sarah Douag hat Details. 

Ist die Software gut, die ich grade gekauft habe? Das hofft jeder Betreiber, aber wer durchschaut schon den IT-Dschungel allein an der ITB. Und jetzt auch noch KI… Wir sehen: Kapital in Millionenhöhe füttert aktuell die Tech-Giganten, die selbst wieder investieren, um weiterhin Herr der Distribution zu sein. Die "KI" besteht jetzt aus vernetzten "Agenten-Tools" – digitalen Helfern in spezifischen Bereichen. In seinem Kommentar warnt Martin Kemmer, Hotelier mit Tech-Verstand, seine Kollegen davor, "erneut nur Zuschauer dieser Entwicklung zu sein".  

Reiselust, ITB-Frust und nützliche Module
7.3.2025

Liebe Insider,

zur ITB sprudeln aus vielen Quellen Zahlen, Analysen und Prognosen zum globalen Reisemarkt. Die 2024 Performance kann sich sehen lassen, der Ausblick auf 2025 lässt hoffen. Trotz (wirtschafts)politisch angespannter Lage zeigt die touristische "kaum Spuren von Disruption", wie Fred Fettner mit Blick auf aktuelle Studien feststellt. Vor allem Flugreisen mit Sonnengarantie sind ein Dauerbrenner. Zu teuer? Egal. Da schnallen Urlaubshungrige den Gürtel im Alltag enger.


Umbruch- statt Aufbruchstimmung herrscht im Geschäftsreise-Segment. Hier schlägt das Wirtschaftstief durch. Mit dauerhaft 10 bis 30 Prozent weniger Business-Reisen in Deutschland hatten Experten für die Zeit nach Corona gerechnet. Offenbar zu optimistisch. Die Nervosität wächst. Neue Formen wie Bleisure Travel und Travel in Motion als Ausweg? Abwarten.


Wer in Sachen Business unterwegs ist, braucht eine Unterkunft – budget-gerecht und zentral. Nicht zuletzt für diese Zielgruppe spriessen Modul-Hotels aus dem Boden. Wie beim schnellen und nachhaltigen Bauen im "Lego-Style" die Rechnung für Investoren und Betreiber in der Praxis aufgeht, erläutern Novum-CEO David Etmenan und Carsten Fritz, Geschäftsführer von NXTbau, im Interview. 

Die nächsten Übernahmen. KI-Lektionen und Lösungen beim HITT.
28.2.2025

Liebe Insider,

Ruslan Husry hat seine HR Group diese Woche um ein Drittel seines bisherigen Umfangs wachsen lassen: um 64 H-Hotels sowie 10 Intercity und Steigenberger Hotels. Die Newcomer im Netzwerk weisen dem Multi-Brand-Operator den Weg von Deutschland nach Europa; keiner expandiert derzeit so schnell wie Ruslan und die Branche fragt sich nach wie vor, wie er all die Zugänge operativ und finanziell bewältigt. Lesen Sie unsere Breaking News.       

KI für alle: Ein kostenlos zugängliches Trainingsprogramm namens AI Skills Passport steht allen Personen ab 16 zur Verfügung, digital natürlich und in fünf Sprachen. Das könnte Arbeitsplätze sichern. Sarah Douag erklärt die Hintergründe. KI lernen wird zum Muss, denn der "intelligente Kollege" kann auch dafür sorgen, dass im Tourismus weltweit 300 Millionen Jobs verschwinden und der Rest sich in Europa geographisch neu verteilt. Macy Marvel sieht viel Bewegung bei den Jobs und Tourismus-Märkten.   

Der Ruby-Deal, ein Rubin in einer bizarren Landschaft
21.2.2025

Liebe Insider, 

zwei Jahre lang haben Ruby und IHG gemeinsam an dem Deal gearbeitet, der diese Woche bekannt wurde. Ruby-Gründer Michael Struck verkauft seine Lean Luxury-Marke für 110 Millionen Euro. Ruby soll mit IHG global wachsen, aber Ruby bleibt Ruby, rund um die Welt. Standard-Änderungen können die Beteiligten z.B. nur gemeinsam vornehmen. Struck hat viele Feinheiten in den Verträgen gefixt, wie er mir berichtet hat. Und er freut sich durchaus über die globale System-Power des Giganten. Ruby ist die siebte in Deutschland geborene Marke, die bisher in einer Dekade an eine Kette verkauft wurde: Innside an Melià (2007), Steigenberger an Huazhu/H World (2019), prizeotel an Radisson (2019), 25hours an Accor (Komplettübernahme 2020), me and all an Hyatt (2024), Novum (2024) und Ruby (2025) an IHG. 

Während die einen nach vorne schauen, verlangen u.a. Frankreich und Deutschland von der EU, in puncto Taxonomie zurückzurudern. Die finanzielle Belastung durch die Umsetzung der Vorschriften generiert Frust. Experten warnen davor, 80% der Unternehmen von der Taxonomie verschonen zu wollen – es könnte ein Zweiklassen-Wettbewerb entstehen, zum Schaden des Klimas. Sarah Douag hat Details. Gleichzeitig hat das WTTC die angekündigte neue Roadmap für Travel & Tourism veröffentlicht – verbunden mit dem Aufruf, Massnahmen in Sachen Klima mehr und schneller umzusetzen. Einfach paradox.

Toxische Cocktails und schöne Zwischentöne
14.2.2025

Liebe Insider,


die Deutschen pflegen ihre German Angst, die Spanier krempeln einfach die Ärmel hoch. Die "Immobilienweisen" haben diese Woche Deutschland vor De-Investments und Konsumrückgang gewarnt. Trotzdem könnte sich die Asset-Klasse Hotel an vielen Abgründen vorbeischieben, wenn sie in der Stadt-/Ortsentwicklung mit hinschaut, bei Mixed-Use mitdenkt, in der Operations Technologie umarmt und regionale, nachhaltige Lieferketten aufbaut. Dennoch: Der Kosten-Cocktail bleibt toxisch, sagt auch unsere Finanzautorin Beatrix Boutonnet. Hoffnungslos ist die Lage aber nicht.


Sarah Douag hat es enorm imponiert, wie viele nachhaltige Lösungen spanische Destinationen, Tech-Experten und Hoteliers an der Fitur einfach so auch dem Ärmel schüttelten. Ohne Daten und KI geht halt nix mehr, aber Benidorm, Valencia und Hotels auf den Balearen freuen sich über intelligente Wasserzähler, KI-kontrollierte Zimmer-Temperaturen und schrumpfende Abfallberge. Wir brauchen mehr von diesen positiven Nachrichten!

Resiliente Hospitality: Das HITT-Programm steht! - Assets unter der Krisen-Lupe.
7.2.2025

Liebe Insider,

Positives kommt viel zu kurz in diesen Tagen, deshalb fangen wir mit Motivierendem und Entspanntem an: Das Programm für unseren 8. HITT Think Tank am 26./27. Mai in Brüssel steht! Und ebenso der Titel: "Nature's Appeal: Can Hospitality be regenerative? Risk, Resilience & Innovation." Ja, wir setzen dieses Mal am Naturschutz an, weil das Erhalten der Biodiversität – unsere absolute Lebensgrundlage – inzwischen wichtiger ist als sinkende CO2-Emissionen. Investoren und Betreiber sehen sich neuen Rahmenbedingungen ausgesetzt: Ihre Projekte werden immer häufiger abhängig von der Infrastruktur, von Transport/Mobilität und Supply. Wie finden Naturschutz, Projekt-Entwicklung und Tourismus-Wachstum zusammen? 

An Tag 1, unserem Fokus Nachhaltigkeit, wird es zwei lange Diskussionsrunden mit einem grossen Expertenzirkel gaben, inklusive einer Tourismus-Politikerin aus der EU-Kommission. Konkrete Namen folgen in Kürze. Unsere Stammgäste wissen: HITT ist das ideale Umfeld, um eigene Fragen zu stellen. Gleiches gilt für Tag 2, Innovation. Wir suchen die Verbindung von KI und humaner Arbeit, wir diskutieren, wie viel Sinn und Unsinn KI generiert und trösten mit funktionierenden Beispielen aus Augmented Reality.  Sie können sich jetzt noch Early Bird registrieren! 

Kempinski, Kapital, Klima und Konsumenten
31.1.2025

Liebe Insider,


nächste Woche treffen sich die GMs von Kempinski in Istanbul. Dort wird die neue Group CEO Barbara Muckermann sich und ihre einschneidenden Pläne vorstellen. Im Gespräch mit mir hat sie den groben Rahmen beschrieben: Die Luxushotel-Gruppe soll etwa um ein Drittel der Hotels schrumpfen, blasse 5 Sterne-Häuser werden aussortiert, nur Ultra-Luxury-Perlen überleben. Residences werden reduziert, die Management-Gesellschaft soll Asset-heavy werden. Also wieder Umbruch, wieder Unsicherheit. Weshalb präsentiert die ehemalige Kreuzfahrt-Managerin nach nur acht Monaten im Amt einen derart krachenden Strategie-Wechsel? Die Shareholder aus Bahrain haben angeblich alles abgesegnet. Was wollen sie eigentlich erreichen? Die Management Company vielleicht mit Trophy Assets peppen, dann die Immobilien teuer verkaufen und den Betreiber stehen lassen? Ich habe lange recherchiert.


Die Welt kennt offenbar nur noch Extreme und Disruption: erst einmal das ganze Porzellan zerschlagen, dann auf den Scherben aufbauen. So verfährt auch die Trump-Regierung. Sie will keine "Climate Assets" und kein Green Financing. Und warnt die grössten Banken der USA davor, sich zu widersetzen. BlackRock hält noch dagegen. Europäische Banken könnten allerdings auch in die Zwickmühle geraten.

Der Tourismus boomt. Jedem "Trumpeten" zum Trotz.
24.1.2025

Liebe Insider,

Reisen boomt und wird 2025 weiter aufblühen, allen Kapriolen Trumps zum Trotz. In dieser Woche haben die wichtigsten Institutionen einstimmig in die grosse weite Welt hinaus posaunt: Der internationale Tourismus hat endgültig die Pandemie überwunden (UN), Reisen boomt als Flucht vor der Lebensrealität (Analysen aus Österreich), das Gastgewerbe verliert, aber der Tourismus boomt (Deutschland)… Die Österreicher investierten schon 2024 deutlich mehr in Hotels und ein kräftiger Aufwind trägt massive Investments in den neuen Mega-Trend Camping, Glamping & Co – weltweit. Luxus-Hütten und -Zelte sollen ihren Wert bis 2032 verdreifachen! Macy Marvel stellt die grossen Camping-Anbieter in Europa vor, samt einiger Ketten im Outdoor-Fieber.

Deshalb ist Franck Gervais auch hyper-positiv: Der CEO führte Europas grössten Ferienpark-Anbieter, die Pierre & Vacances Center Parcs Group (PVCP), aus heftigen Finanz-Schwierigkeiten zurück zum Profit. Die Umsatz-Steigerungen sprudeln aus gesteigerten Marken-Standards, Digitalisierung und durch die Popularität von Urlaub in der Natur. Neben Apartments gibt's jetzt günstigere und top-teure Hütten und Holzhäuser, alles aber nachhaltig. An jeder Tür hängt damit heute ein neues Preisticket von Comfort über Premium bis VIP Zimmer. Sarah Douag interviewte den CEO.

Ein heisses neues Jahr
17.1.2025

Liebe Insider,


Prognosen und nackte Fakten, so beginnt jedes Jahr. Eines aber verändert sich schon aus meiner Perspektive: Die Zukunft der Branche hängt immer stärker von Strategien und Entscheidungen ab, auf die Hoteliers und Investoren keinen Einfluss haben. Am Beispiel der Niederlande und von Grossbritannien zeigen wir heute, wie der Staat seine leeren Kassen füllen will, auf Kosten von Tourismus und Hotellerie. Die niederländische Regierung plant, 2026 die Mehrwertsteuer auf Übernachtungen von 9 auf 21% anzuheben. Die Hoteliers werden Gäste, Mitarbeiter und sogar Investoren verlieren, während die OTAs gewinnen. Noch mehr Druck macht die britische Regierung: Sie erhöht allein die Sozialversicherungskosten um 75%. Das trifft vor allem Teilzeitkräfte. Nur zwei Beispiele aus einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer in zwei Ländern. Lesen Sie selbst!


Für Entscheidungen der Politik müssen Unternehmer oft ins langfristige Risiko gehen. Wenn's dann eng wird, drohen Insolvenzen. In Deutschland werden diese in 2025 drastisch zunehmen, sagen die Experten, vor allem in der Gastronomie, jetzt aber auch unter den vermeintlich stabilen Hotelgruppen. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung kann dabei die letzte Rettung sein. Wie ticken eigentlich Insolvenzverwalter? Inwieweit übernehmen sie Verantwortung, für wen und was? Darüber haben wir mit der Kanzlei Anchor aus Hannover gesprochen – ausgewählt, weil sie keine Hospitality-Klienten hat und damit unvoreingenommen antwortet.

Insolvenzen, Fakes, Manipulationen: Weihnachten mit dicken Paketen
20.12.2024

Liebe Insider,

das dickste Paket dieser Woche stammt von der deutschen Lindner Hotels AG: Sie schickt offenbar 13 Problem-Häuser (aus einem Portfolio von 41 Hotels) in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Zwecks Heilung binnen weniger Monate bitte. Weihnachten bringt erst einmal Ruhe in eine intransparente Gemengelage, ab 6. Januar gibt's die ersten Termine mit den Gläubigern. Susanne Stauss und ich haben Schnipsel gesammelt.                                  

Der Fall Lindner ist die dritte Insolvenz (in Eigenverwaltung) einer grösseren deutschen Gruppe, nach Achat Hotels (im November) und arcona Hotels in 2023; letztere sind bereinigt zurück im Markt. Alle litten und leiden – vermutlich – aus dem gleichen Grund: überzogene Pachtverträge. Deutschlands altes Drama, aber immer hausgemacht. 

Von Weihnachtsmärchen sind wir in diesem Jahr sehr weit weg. Der Puls bleibt hoch. 

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