Editorial

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Verstopfte Dörfer, strapazierte Zimmermädchen, vermummte Algorithmen
18.7.2019

Liebe Insider,
verstopfte Autobahnen, verstopfte Dörfer und schwitzende Zimmermädchen…. Es ist wieder Sommer! Herzlich willkommen. Erschrecken Sie nicht, wenn Ihre Gäste dieses Jahr noch häufiger im Stau stehen als sonst und genervt ankommen: Österreich sperrt in der Hochsaison an mehreren Autobahnen die Ausfahrten, damit die kleinen Dörfer nicht von den Blechlawinen im Transit-Verkehr überrollt werden. Die Einwohner sollen ihren Bäcker wieder in 5 und nicht in 30 Minuten erreichen können. Diesen neuen Erlass in Tirol und im Salzburger Land kommentiert der ADAC als "Unding" zu Urlaubszeit. Die Österreicher aber sehen darin keine Nachteile für ihren Tourismus. Fred Fettner hat die heikle Lage betrachtet.
Der Tourismus boomt. Wer aber glaubt, dass deshalb die stark strapazierten Zimmermädchen in Deutschland, Österreich oder gar Spanien mehr Geld verdienen oder besser behandelt werden, hat sich getäuscht. Nichts hat sich geändert. In diesem "People Business" gibt es Manager, die ihr Housekeeping aus Kostengründen weiter outsourcen und dabei sehr wohl akzeptieren, dass die beauftragten – unabhängigen – Firmen den Druck auf die Hausperlen gnadenlos weitergeben, um selbst mehr zu verdienen. Ein frustrierendes Fazit, ist doch das Zimmer die Seele eines komfortablen Aufenthalts und das ordentlich arbeitende Zimmermädchen ein Garant für gute Hotel-Bewertungen. Aber welchen Controller interessiert das schon? Wir sind also gespannt, welche wilden Zimmermädchen-Stories die Fernsehsender und Social Media diesen Sommer wieder hochspülen werden.
Auch bei den Algorithmen muss man hinter die Fassade schauen und darf diesen automatisierten, "vermummten" Analyse-Tools nicht einfach blind vertrauen. Schon gar nicht bei der Personal-Auswahl: Plumpe KI kann Menschen stigmatisieren. Trotzdem warnt Dr. Jörg Dräger vor extremer Entweder-Oder-Denke. Die Bertelsmann Stiftung erforscht derzeit die "Ethik der Algorithmen" und ihr Vorstand appelliert heute im Interview mit Bärbel Schwertfeger an die Menschen, die Maschinen zu kontrollieren.
Ohne KI und vernetztes Denken/Arbeiten geht bald nichts mehr. Studenten einer Hochschule aus Baden-Württemberg haben es nun in acht Monaten geschafft, die digitale Immobilie "seamless" zu programmieren – von der Grundstückssuche über Planung und Finanzierung bis hin zu den Objekt- und Operationsdaten; heute dazu ein erster Eindruck dieses Projekts. Dessen Reality Check steht aber noch bevor.

In Italien muss TripAdvisor 100.000 Euro Strafe zahlen, weil es in puncto Bewertungen die Verbraucher getäuscht hat. Und aus England kommt ein neuer Franchise-Report für Europa mit vielen Zahlen. Viel Spass beim Lesen…

Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin

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Zwischen verhassten PMS und beliebten Reisemobilen
11.7.2019

Liebe Insider,
alte, starre Property Management Systeme sind für Hotel-Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung ein grosser Hemmschuh. Newcomer starten durch, können aber auch nicht die Mauern der PMS durchbrechen. Ein IT-erfahrener Hotelier kritisiert die PMS-Anbieter heftig: Ihre Systeme wären heute bereits zu 95 Prozent in der Lage, die Customer Journey digital abzubilden. Das wollen sie aber nicht, weil sie damit ihr eigenes Geschäftsmodell zerstören würden. Ausserdem haben wir den Entwickler und Investor Art-Invest und den jungen Betreiber Ruby Hotels nach ihrer Meinung gefragt. Dazu liefert ein Whitepaper von The Hague kritische Ansätze in der Einordnung der PMS und eine PMS-Studie unter Hoteliers weltweit dokumentiert deren grosse Lust auf Veränderung.
Bei Robotise, der kleinen Roboter-Manufaktur in München, gibt's dieses Jahr keine Sommerpause. Die Produktion der rollenden und sprechenden Service-Allroundkraft namens Jeeves läuft drei Jahre nach Firmengründung jetzt richtig an. Co-Gründer Johannes Fuchs erklärt, weshalb und wie sie den Minibar-Chatbot gebaut haben.
Für Italien zeichnet Massimiliano Sarti wieder kleine Schritte der Veränderung nach: Langsam trauen sich immer mehr lokale Investoren an Sekundär-Standorte, während die internationalen immer den gleichen "Big 4"-Städten nachjagen.
In Deutschland ist der Markt definitiv leergefegt, melden die Immobilien-Broker einheitlich fürs 1. Halbjahr 2019. Und zwar massiv! Der Markt bricht jetzt deutlich ein. Anders in Österreich: Dort bahnt sich ein Rekordjahr der Transaktionen an. Unter den Hotel-Betreibern haben Dorint Hotels und ihre Mutter Honestis AG sowie Novum Hotels ihre Bilanzzahlen 2018 bekannt gegeben. Überall geht es aufwärts.
Befeuert wird der Boom auch von Bewegungen wie dieser: Letztes Jahr wurden in Europa über 200.000 neue Reisemobile und Caravane neu zugelassen. Die Karawane zieht weiter, es ist schier unglaublich. Der Hotel-Bann in Amsterdam hat der Branche nicht geschadet, die Preise gehen kräftig nach oben. Keine Freude aktuell bei Marriott: Nach dem DSGVO-Verstoss in Europa durch den Daten-Skandal bei Starwood Hotels will die Kette die auferlegten 109 Millionen Euro Strafe nicht bezahlen.
Eine News-Woche so bunt und durchwachsen wie das Wetter… Bis nächsten Freitag!

Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin

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Disruption trifft auf Solidität
4.7.2019

Liebe Insider,
der Höhenflug von Airbnb findet kein Ende: Vor dem geplanten Börsengang legt die Online-Plattform noch einmal richtig zu; sie will den gesamten Markt mit allen Nischen und Segmenten abdecken. Keine Zielgruppe soll mehr an Airbnb vorbeirauschen. Die globale Krake greift inzwischen disruptiv ins Hotel Pricing ein, belegt eine Studie. Zunehmenden Widerstand erfährt Airbnb hingegen in seinem ursprünglichen Kerngeschäft, dem Vermieten von Privatzimmern und -wohnungen auf Zeit. Sarah Douag bringt uns auf den neuesten erschreckenden Stand.
Wie ein idyllischer Spaziergang mutet dagegen die Expansion der Atlantic Hotels an, der soliden, kleinen Hotel-Tochter des milliardenschweren deutschen Bauunternehmens Zech Group. Zu den 13 Atlantic Hotels und drei Luxushotels mit Eigennamen soll demnächst eine smarte Lifestyle-Budget-Marke stossen. Wir schauen mit Ihnen hinter die Kulissen.
Sie haben noch nie etwas vom Kompetenzzentrum für Tourismus in Deutschland gehört? Damit sind Sie nicht alleine. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt befasst es sich seit 2017 mit der Generierung von Wissen und Daten für die Tourismuswirtschaft in Deutschland. Ein Zeichen dafür, dass die Bedeutung des Tourismus im Land allmählich ernster genommen wird.
Die Hospitality-Branche erlebt nach wie vor eine enorme Dynamik, viele weitere Puzzleteile dieser Ausgabe unterstreichen dies. Besonders stark entwickelt sich der Serviced Apartment-Sektor in ganz Europa weiter, dessen Wachstum inzwischen das der traditionellen Hotels deutlich übertrifft. Aber auch neue Hotelmarken machen sich weiterhin in Europa breit. IHG enthüllt heute hier seine Pläne und die Eckdaten für die Low-Budget Marke Avid, die 2021 ihr Europa-Debut in Frankfurt gibt. Und in Italien boomt der Tourismus ebenfalls weiter, umso mehr Wirbel warfen Gerüchte rund um die Smeralda Holding an der Costa Smeralda auf.
Ein grosses Problem für die gesamte Branche bleibt angesichts all dieser Erfolgsmeldungen der mangelnde Berufsnachwuchs. Digitalisierung und Technologie werden definitiv nicht alle Jobs in der Branche übernehmen können, dies unterstreicht auch das jüngste Whitepaper der Hotelschool The Hague. Die Ecole Hôtelière de Lausanne wird im Herbst 2021 einen neuen Campus in Singapur eröffnen.
Unser Messe-"Campus" heisst im Oktober Expo Real. Die Messe wächst weiter mit einer neuen Halle, und wir geben Ihnen auf unserer Seite 1 einen ersten Überblick über die Aussteller der "World of Hospitality". Es gibt Bewegung in den Reihen und erstmals eine Sonderfläche neben dem Hauptstand.

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Sir Rocco, Essentials, Privathotels und Jin Jiang
27.6.2019

Liebe Insider,
heute gehört unsere Ausgabe wieder ganz den Betreibern und Marken. Massimiliano Sarti hat in Mailand Sir Rocco Forte getroffen: Italien ist der neue Quell für die Expansion der Gruppe. Von "neumodischen" Vertriebswegen wie OTAs will er trotzdem nichts wissen, er schwört auf klassische Reisebüros. Genauso überzeugt ist er vom Brexit. Warum auch nicht: Der Grossteil seiner Hotels liegt ausserhalb Grossbritanniens.
Der deutschsprachige Raum ist für Dorint Hotels momentan noch gross genug, vor allem für die junge Marke Essential by Dorint. Ich habe mir die "Essentials" dieser Marke live in Stuttgart angesehen und gelernt: Hinter dem unauffälligen Konzept stecken viele Details rund um F&B und Nachbarschafts-Netzwerke. Schrille Tapeten oder einen Billiardtisch in der Lobby gibt es nicht. Das Hotel ist trotzdem voll. Die ersten Fonds haben sich bereits als Partner angemeldet, sagt CEO Karlheinz Pawlizki.
Damit einher geht ein Portrait der Halbersbacher Privathotels, die sich über zwei Eigenmarken – darunter eine Budget-Variante – und als Franchise-Nehmer von Dorint Hotels weiterentwickeln. CEO Arne Mundt setzt sich in eine feine Nische: in die der kleinen, profillosen Hotels. Für diese entwickelt er kreative Konzepte.
Für die Radisson Hotel Group bedeutet Kreativität aktuell eher "Finetuning" – die Gruppe passt ihre Marken hierzulande an chinesische Bedürfnisse und adaptiert ihre Standards für die Expansion in China. Der neue Eigentümer Jin Jiang hat als erstes dem Radisson Blu-Logo chinesische Schriftzeichen hinzu gefügt: ein Willkommenssymbol für Gäste aus dem Reich der Mitte. Den Kick-off zum globalen Roll-out des neuen Co-Brands gab's am Mittwochabend in Frankfurt. Radisson-CEO Federico González lieferte die Hintergründe dazu.
Von allen europäischen Ferien-Destinationen sind Istanbul, Barcelona und Budapest diejenigen mit der besten Performance in diesem Sommer, sagt eine Analyse der entsprechenden Flug-Buchungen.. Immer mehr Serviced Apartment-Anbieter gibt es in Österreich und der Schweiz. Bewegung in der Geschäftsreise: Amex kauft DER Business Travel. A&O Hostels haben vor dem EU-Gerichtshof gegen die staatliche Subventionierung einer Berliner Jugendherberge gewonnen.
Die Branche schwitzt, so wie derzeit ganz Europa… Weiterhin viel Sonnenschein im Geschäft wünscht Ihnen

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Ein Special für Nachhaltigkeit
19.6.2019

Liebe Insider,
nach dem HR-Special im April warten wir heute mit einem "Sustainability Special" auf: ein Thema, das ebenso strategisch betrachtet und vom CEO bis zum Praktikanten gelebt werden muss. Die Mitarbeiter würden sich gerne stärker engagieren, aber die Chefs lassen sie nicht. Ähnlichkeiten zu "Fridays for Future" sind sicher rein zufällig...
Die einen glauben an Greta, wir glauben an die Kraft des Marktes. Deshalb diskutieren wir heute Sustainability als Teil der CSR in diversen, praktischen Facetten: Lebensmittel-Abfälle sind für den Klimawandel wesentlich schädlicher als Kunststoffe; sie produzieren das Treibhausgas Methan. Jedes Jahr landen Abfälle im Wert von einer Billion Dollar in der Tonne. Das Mövenpick Amsterdam hält dagegen und rettet seine Frühstücksreste über eine App.
Es gibt viele positive Beispiele zur Reduzierung des Lebensmittel-Abfalls, von Energie und CO2. Kleine Schritte, mit Bedacht gewählt, bringen Hoteliers deutlich weiter als Schubladen-Lösungen. Xenia zu Hohenlohe, Partnerin der spezialisierten Beratungsgesellschaft Considerate Group, appelliert an kleine wie grössere Hotelgruppen, sich jedes Jahr neue Performance-Ziele zu setzen. Die Oetker Collection geht diesen Weg der kleinen Schritte, in der Karibik genauso wie in den französischen Alpen. CEO Frank Marrenbach zu Anstrengungen und Ergebnissen.
Eine intakte Natur sichert allen das Überleben, auch Tourismus-Ländern wie Österreich. Studien räumen nun mit Vorurteilen gegen das Skifahren auf: Ein Sommerurlaub mit dem Auto belastet die Energiebilanz mehr als ein Winterurlaub, der mit einer Bahnreise beginnt, heisst es da.
Und schliesslich widmen wir uns nachhaltiger Kosmetik am Beispiel der Marke Vinoble aus der Steiermark. Ein Startup hat zudem eine Lösung ohne Chemikalien erfunden, die alle Oberflächen reinigt: Ozonwasser. Alle Mitarbeiter der spanischen Room Mate-Gruppe tragen inzwischen voll recycelte Uniformen. Wie stark Sustainability heute sich durch viele Segmente zieht, zeigen der passende News Mix und weitere Meldungen.
Die unglaubwürdigste Nachhaltigkeits-Meldung dieser Woche liefert Bahrain: Das Land hat gerade eine ausgemusterte Boeing auf den Meeresgrund versenkt. Das Flugzeug ist das Highlight des neuen Unterwasser-Tauchparks, alles umweltfreundlich natürlich... Es ist einfach ein falsches Signal.

Tauchen Sie ein in ein Thema, das auch die Zukunft Ihres Unternehmens gravierend beeinflusst!

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Kempinski, Gen Alpha, Co-Living: Alles hat seine Zeit
13.6.2019

Liebe Insider,
ich habe mich über die vielen Rückmeldungen gefreut, die seit Dienstag bei uns eingegangen sind. Es gab Lob für eine unemotionale, faktische Berichterstattung rund um den CEO-Wechsel bei den Kempinski Hotels und Dank dafür, dass "nicht mit Dreck geschleudert wurde". Die Führungskräfte anderer Hotelgruppen schätzen unsere Bemühungen, ein schwieriges Thema transparent zu machen – sie verfolgen den Wechsel mit kollegialem Interesse und haben noch Fragen, die wir heute nicht beantworten können. Das kann wohl am Besten Martin Smura selbst. Wir bleiben unserer Linie treu, werden die Entwicklung bei Kempinski auch in der nächsten Ära begleiten. Aber alles ganz unaufgeregt und zu seiner Zeit.
Jetzt eine Quiz-Frage: Wie nennt man die Kinder von Millennials? Gen Alpha – oder iGeneration. Diese Kinder sind nach 2010 geboren und beziehen ihr ganzes Wissen schon aus dem Internet. 2025 – also in sechs Jahren – wird es zwei Milliarden dieser extrem tech-versierten Generation geben. Damit nehmen 9jährige heute schon massiv Einfluss auf den Familien-Urlaub: Sie entscheiden mit über Location, Experiences und das Budget, das Mama und Papa aufzubringen haben. Sarah Douag präsentiert Zahlen und Vorlieben der Gen Alpha.
Der Co-Working-Markt in Europa wächst, meldete gestern die BNP Paribas. Susanne Stauss hat die vielen "Co's" gerade hinterfragt: Sie zeigt die Verschmelzung von Co-Working und Co-Living auf – gepaart mit jeder Menge Community-Aktionismus. Heisst: Das Bett sollte gleich neben dem "Desk" stehen, und wenn's abends keine Action oder Networking gibt, zieht der Nomade sowieso weiter. Anbieter nutzen deren Socialising-Hunger brutal aus: Da kostet ein spartanisches, 10 qm kleines Zimmer in einer WG auch schon mal 469 Euro im Monat. Für 25hours-CEO Christoph Hoffmann ist diese "Co"-Hysterie irgendwie "Bullshit" und meint, Hotels können auch ohne "Co" leben.
Weitere News: Im stabilen deutschen Markt hat der Hotelwert einen neuen Rekord erreicht, vor allem im Upscale-Segment, so die Analyse zweier Investment-Unternehmen. Die Hotelverbände in Deutschland und Österreich haben in ihrer dritten Umfrage zur Digitalisierung herausgefunden, dass die Hotellerie die Notwendigkeit dieses Themas nun endlich begriffen hat. Scandic sucht jetzt Mitarbeiter per Video-Bewerbung, im Gardaland Resort entsteht ein drittes Hotel. Darüber hinaus wie immer Personalien und unser News-Mix.

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Tempo oder Stillstand
6.6.2019

Liebe Insider,
vor drei Wochen berichteten wir, dass das Serviced Apartment-Segment "fliegt". Es gibt etliche neue Anbieter am Markt, doch zwei Beiträge heute zeigen, dass es gar nicht so einfach ist, trotz Boom schnell zu wachsen – selbst wenn die Wachstumsziele klar definiert sind. Die Dubliner Staycity-Gruppe mit mehreren Shareholdern im Hintergrund gibt derzeit international viel Gas und hat keine Scheu, als Aparthotel viel Shortstay zu akzeptieren. Brera Apartments aus München machen es genau anders herum: Sie setzen nur auf echtes Longstay, einen Touch Viva Italia und organisches Wachstum aktuell nur in Deutschland. Beide Gruppen sind schon länger am Markt und zeigen: Die Konzepte unter dem Oberbegriff "Serviced Apartments" gehen weit auseinander. Jeder Serviced Apartment-Neuling wird dazwischen seine Nische finden müssen.
In Österreich muss sich gleich eine ganze Regierung neu finden. Nach "ibizagate" agiert die Politik in einem Vakuum und darunter leiden auch Tourismus und Hotellerie: Etliche Massnahmen, die immens wichtig wären für die Branche liegen jetzt auf Eis. Dabei braucht diese jeden Spielraum…
Ebenso unberechenbar wie Politiker scheinen deutsche Richter zu werden: Es ist in meinen Augen ein Skandal, dass ein Gericht zuerst HRS wegen der Bestpreis-Klausel verurteilt und dann vier Jahre und vier Monate braucht, um Booking.com in derselben Frage das Gegenteil zu erlauben, nämlich an der Bestpreis-Klausel festzuhalten. Da ist nicht nur der Hotelverband Deutschland sprachlos.
Eine grossartige, vielversprechende Nachricht kommt aus Dresden: Dort gründete sich am 1. Juni an der SRH Hochschule Berlin das "Institute of Global Hospitality Research". Ab sofort forschen dort Hochschulen von Weltruf gemeinsam: die Hong Kong Polytechnic University, Modul University Vienna, University of the South Pacific, Kansas State University, Haaga Helia University Helsinki und natürlich auch die SRH. Institutsleiter ist Prof. Dr. Hartwig Bohne, SRH.
Weitere bunte News beziehen sich auf über 40 neue Reports, die jetzt zum Thema Brexit verfügbar sind, und ein Möbelhersteller arbeitet an "Roboter-Möbeln" für Mikroapartments.
Unser News Mix und Personalien runden die heutige Ausgabe ab und leider auch mit einer traurigen Nachricht: Mark Pearce, der Senior VP International Division von Choice Hotels, starb heute vor einer Woche völlig überraschend am Morgen nach seinem 60. Geburtstag. Nach 25 Jahren bei Choice hinterlässt dieser ebenso professionelle wie sympathische Manager eine gewaltige Lücke, nicht nur bei seinen Kollegen.

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Editorial 31. Mai 2019: Helfen, treiben, diskutieren & Fotos vom HITT
30.5.2019

Liebe Insider,
in Österreich steigen jetzt die Tourismusverbände in den Kampf um Fachkräfte ein. Der Schulterschluss mit den Hotels zeigt die Not in dem Land, das vom Tourismus abhängig ist. Die Verbände locken u.a. mit Bonuscards, die auch Mitarbeitern zahlreiche Vergünstigungen in ihrer Freizeit geben. Aus Fremden sollen Freunde – Locals – werden. Der Gedanke ist gut, und im kooperativen Österreich gibt es bereits diverse Modelle dafür. Fred Fettner beschreibt die Vor- und Nachteile einzelner Ansätze, u.a. vom Job-Life Achensee und Team4u in Zell am See.
Die steigenden Mitarbeiterkosten sind übrigens ein Grund, weshalb die österreichischen Ferienhotels trotz eines Rekordwinters 2018/19 an Ertragskraft verlieren. Die Analyse der Winter-Statistik offenbart aber nicht nur das.
Mein Kollege Fred ist übrigens ein grosser Fan der Philippinen. So verfolgte er akribisch die Medien, nachdem die Insel Boracay 2017 als "Kloake" weltweit in die Schlagzeilen geriet. Der Staatspräsident persönlich hatte das so erlebt und formuliert, er sperrte die Insel für sechs Monate und verordnete ihr eine rigide Umwelt-Kur, verbunden mit harten Auflagen für die Bewohner und Hoteliers. Der Touristenstrom ist nun limitiert. Fred war vor kurzem vor Ort, tauchte tief in die Hintergründe ein und sah Unglaubliches. Er empfindet das Ganze als einen Gewaltakt zur Öko-Rettung. Bis 2020 bereits soll die Insel makellos sein… Das ist nach Freds Worten und Bildern kaum zu schaffen.
An Inseln wie Boracay, die Opfer des Overtourism geworden sind, könnten die Fridays for Future-Umweltaktivisten denn auch mal den Reality Check ihrer Ideen vornehmen… Trotzdem, der Jugend gehört derzeit das Ohr, überraschenderweise auch bei Booking.com. Der OTA fördert Startups mit Ideen zur Verbesserung der Umwelt. Sarah Douag hat die besten Ideen herausgepickt.
Italien kämpft ja zeitweise auch mit seinem Müll, die Hoteliers kämpfen aber noch mehr mit den Steuern und den vielen anderen staatlichen Bürden. So nutzen die Mitglieder des Branchenverbands Federalberghi an der jüngsten Tagung ihre Chance, dem Tourismus-Minister im Raum den Spiegel vorzuhalten. Gian Marco Centinaio wirkte wohl eher wie eine hilflose Marionette, meint Massimiliano Sarti.Wie nehmen deutsche und amerikanische Konsumenten die fünf Tech-Riesen Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft wahr? Auf jeden Fall sehr unterschiedlich, fand ein Statistik-Institut bei seinen Umfragen heraus. In Deutschland ist Facebook der Loser.
Sie finden weitere bunte Meldungen in dieser Ausgabe – und unser Video vom HITT 2019, inklusive Testimonials von Teilnehmern. Wir freuen uns über das positive Feedback und die vielen Anregungen, die letzte Woche unseren Posteingang füllten, damit der nächste Think Tank der Branche erneut hilft, den richtigen Weg im digitalen Dschungel zu finden. Alles auf unserer Seite 1! Save the date: Der HITT 2020 findet am 21./22. Juni statt.

Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin

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Nach dem 2. HITT: Das Digital-Gespenst mustert ab
23.5.2019

Liebe Insider,
der zweite HITT war wieder ein Erfolg – noch lebendiger und interaktiver als vor einem Jahr, pragmatisch, klar und überraschend in vielen Aussagen der hochkarätigen Impulsgeber. Die Schifffahrt auf der Havel in Berlin gibt diesem Think Tank einen sehr entschleunigenden und zugleich inspirierenden Geist. Von Ablegen bis zum Anlegen hörten die HITT-Gäste konzentriert zu, fragten kritisch nach und diskutierten offen mit allen. Wir hatten das Gefühl, dass das Gespenst Digitalisierung keines mehr ist – zumindest für die, die jetzt schon das zweite Mal und/oder auch an unseren Post Event-Workshops teilgenommen haben.
Wir bedanken uns bei allen herzlichst für diesen Ausnahmetag im hektischen Alltagstreiben! Auf unserer Seite 1 finden Sie eine erste Zusammenfassung und Statements aus den Impulsvorträgen. Mehr Bilder/Videos folgen nächste Woche. Und es wird natürlich eine dritte Auflage des HITT geben: am 21./22. Juni 2020, wieder in Berlin, wieder auf dem Schiff. Save the date!
Während wir auf der Havel schwammen, hat sich Fred Fettner um die neuen und sehr erfolgreichen Bike-Parks in den österreichischen Bergen gekümmert. Mit den ausgabefreudigen Mountain- und Genuss-Bikern verdienen die Lift-Betreiber und Hotels nun auch im Sommer Geld. Eine weitere Zielgruppe ist geboren.
Auch in Dubai entwickeln immer mehr Hotelgruppen ein feineres Gespür für Zielgruppen. Der Wettbewerb macht Druck. Die einen setzen auf F&B mit Sternen, die anderen auf Halal oder Tech-Verführungen. Malin Flamm hat am ATM die Trends herausgehört.
Der B&B-Verkauf an Goldman Sachs ist nach unserem Wissen von gestern inzwischen unterschrieben. Accor unterschreibt ebenfalls immer wieder neue Partnerschaften, aktuell für Jo&Joe, für neue Luxushotels – und mit einem neuen COO für die Division "Luxe".
Wir haben interessante Meldungen von der IMEX in Frankfurt letzte Woche zusammengetragen, die weltweit weiter steigenden Tourismuszahlen im 1. Quartal und Ergebnisse einer Studie über das Reisen mit digitalen Asistenten. In Deutschland geht seit dieser Woche wieder die Angst vor einer Mehrwertsteuer-Erhöhung um.

Viel Spass beim Lesen und für heute Ahoi!
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin

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Von Bricks und Brains, Change und Co-Trends
16.5.2019

Liebe Insider,
intelligente Gebäude haben künftig auch ein Gehirn, wie die Menschen. Es saugt alle Informationen aus seinen Mauern wie aus den Menschen, die sich zwischen diesen Mauern bewegen – aus "bricks & brains" sozusagen. Materie und Mensch sind künftig miteinander vernetzt, und das erlaubt eine Menge Steuerungsmöglichkeiten. Was alles möglich ist und in Kürze sein wird, lernte Beatrix Boutonnet vor kurzem bei der Fachtagung "Smart Building Solutions" in Aachen.
Sie fand die 150 Investoren und Entwickler – alle eigentlich mit dem Kopf in der Glaskugel – erstaunlich bodenständig. Schliesslich hörte man auch schier Unglaubliches, z.B. dass das WiFi künftig durch LiFi ersetzt werden soll. Die Hotellerie kam selbstverständlich auch in den Szenarien vor. Wagen Sie mit uns den Blick über den Tellerrand!
Und danach lesen Sie bitte das Interview mit Zoku-Co-Gründer Marc Jongerius. Beide Artikel gehören inhaltlich zusammen, Marc gibt dem Digital-Thema den pragmatischen Anstrich: Zoku experimentiert mit unendlich vielem, immer nach dem Prinzip des "Growth Hacking", um noch innovativer zu werden. Eines aber verliert die Gruppe nie aus den Augen: den Menschen, Gast wie Mitarbeiter. Der niederländische Hotel-Hybrid Zoku, erst seit drei Jahren am Markt, gilt neben citizenM und Yotel als digitaler Vordenker in der Hospitality-Szene.
Diese Beiträge sind ein perfekter Lead zu unserem HITT Think Tank in Berlin nächsten Montag. Wenn wir mit unserem solar-getriebenen Seminarschiff am Morgen in Spandau ablegen, schwimmen wir voll mit im Trend. Unser Titel heisst passgenau "Digitalisation – the new value creator. Learn from others". Wieso haben wir das nur so genau gewusst?
Wandel hat viele Varianten. In Italien geht vieles ein wenig langsamer, und in der Hotel-Immobilien-Welt sowieso. Massimiliano Sarti spürt aber auch hier die leise Sehnsucht nach neuen Konzepten, die – siehe da – sogar Co-Living/Co-Working mit einbeziehen sollten. Weil sie zur Monetarisierung der Flächen beitragen.
Schlafen in wohnlichem Ambiente, Arbeiten und Entspannen treibt auch die Serviced Apartment-Szene gerade mächtig um. Genau wie in der Hotellerie brechen dort immer neue Marken hervor: Auch dieses Segment schreit nach Diversifizierung, analog zu den Wünschen der Reisenden. Anett Gregorius von Apartmentservice stellt heute die Kern-Trends ihres neuen Serviced Apartment Marktreports 2019 vor, der ab 24. Mai erhältlich ist.
Die MICE-Destination Deutschland schlägt sich noch wacker, trotzdem bahnt sich auch hier "Change" an – genau wie im Geschäftsreise-Segment. Nach einem aktuellen Urteil des deutschen Bundesgerichtshofs müssen Wohnungseigentümer es dulden, wenn ihr Nachbar an Touristen vermietet. Dieses und viele weitere kleine Neuigkeiten in unserem bewährten News-Mix zum Markt, heute aber noch ergänzt um den News-Mix aus dem Mittleren Osten und aus der "Digi"-Welt.

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