Editorial

Editorial

Editorial - Überforderte Politik übersteuert: Hotellerie auf Palliativ
16.7.2020

Liebe Insider,


in der Tourismuswelt grassiert die grosse Verwirrung: Schweden öffnet sich, Luxemburg schliesst die Grenzen wieder und Mallorca den Ballermann. Nach Island kommt man wieder testfrei, Lettland registriert jetzt jeden Ankömmling. Wer will da überhaupt noch einen Überblick behalten? Der Reisende muss doch erst recht kirre werden. Aus der Insider-Perspektive riecht es für mich eher nach gnadenlosem Egoismus und Missgunst, wenn die Grenzbalken rauf und runter gehen und tourismusabhängige Länder vor dem Urlaub in den Nachbarländern warnen…

 

Hotspots einzugrenzen ist in Ordnung, aber unter dem Deckmantel der Corona-Infizierten ein derartiges Chaos in Europa zu produzieren, verunsichert die Menschen noch mehr. Kein Wunder, dass sie dann – "endlich im Urlaub" – Mund-Nasen-Schutz fallen lassen, Badeverbote missachten und Strandbarsfüllen.

Anders formuliert: Die Politik übersteuert aus Überforderung. In der Hotellerie will sie sich deshalb wohl auch nicht mehr engagieren. Deshalb zählt Dirk Iserlohe, Vorstandsvorsitzender der Dorint-Hotel-Mutter Honestis AG, heute der Politik ihre Fehler auf, argumentiert mit harten Fakten, vor allem gegen den entscheidenden Paragraphen über die "Störung der Geschäftsgrundlage" – und macht der Politik dann auch noch neue Vorschläge. Er selbst, ein gelernter Banker, kennt die Fallstricke der Finanzierung und kämpft weiter, nicht nur für Dorint. Seine Erkenntnis: "Der Überbrückungskredit ist das 'trojanische Pferd' der Insolvenz" und "Der Einsatz des Staates war für unsere Branche nur palliativ." Ein Dorint-Hotel gehört übrigens dem Freistaat Bayern; der lässt Dorint hängen.

Für Italien ist die Wahrheit aktuell noch bitterer als erwartet: Heute bereits steht fest, dass die Hotellerie dieses Jahr 16,3 Milliarden Euro Umsatz verlieren wird. Damit fällt die Saison quasi aus. Unser Italien-Korrespondent Massimiliano mit dem Update. Wie lange der Notzustand jetzt noch verlängert wird, war bis gestern Abend übrigens noch nicht geklärt.

Mit Mini-Schritten, extrem viel Kraft und Kreativität erarbeiten sich derweil die offenen Hotels in Deutschland weiter magere Belegungszahlen; von Kostendeckung noch keine Spur. Lesen Sie, wie die Success Hotel Group, SV Hotel, Bierwirth & Kluth, Deutsche Hospitality, H Hotels, Motel One und Vienna House bisher den Re-start erleben.

Der neue Serviced Apartment-Report ist da, mitsamt aktuell recherchierten Corona-Zahlen. Der "Rising Star" des Vorjahres verliert an Speed, agierte aber auch in den Corona-Monaten noch besser als die klassische Hotellerie – selbst wenn die Auslastung von 90 auf 70 und später auf 40% fiel.

Weitere Einschätzungen gibt es von den Immobilien-Brokern zum 2. Quartal 2020. Deutsche Hospitality stellt ihr erstes – schon mit Huazhu abgestimmtes - Loyalty Programm vor. Caravaning boomt noch stärker als erwartet.

 

Und die Expo Real harrt der Dinge. Sie hat diese Woche weitere Details zu Eintrittspreisen, Konferenzen und auch zu den Ständen bekanntgegeben. Wir als Organisator der "World of Hospitality" würden zumindest gerne versuchen, die Flagge für und mit der Branche hochzuhalten. Sprechen Sie mit uns! Mehr auf Seite 1 und im Magazin. Dieses und noch mehr heute, in einer gut gefüllten Ausgabe.


Bis nächsten Freitag,

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

Ein Sommer voller Nöte
9.7.2020

Liebe Insider,


noch sind es kleine Hotels und eher unbekannte Namen, über deren Insolvenz man in den täglichen Newslettern lesen kann. Der Rest ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Das Leisure-Geschäft ist zwar "okay", trotzdem sind immer noch Betten frei. Und was ist ab September? Event- und Business-Buchungen wollen einfach nicht eingehen. Und Präsenz-Messen sind fast überall wieder erlaubt – wie z.B. in Köln, aber die ersten werden trotzdem abgesagt, weil sich nicht genügend Aussteller anmelden. Die Branche im Wechselbad der Gefühle: die Freude über den Sommer wird getrübt von den Prognosen für den Herbst, Angst vor Arbeitslosigkeit, Insolvenz und einer zweiten Infektionswelle.

Sylvie Konzack hat sich darum gekümmert, Susanne Stauss hat nochmals sechs Hotelgruppen gebeten, zum Dauerthema Mieten Stellung zu nehmen. Der dreimonatige Kündigungschutz für die Mieter/Pächter ist nämlich vorbei und wird nicht mehr verlängert. H-Hotels, Deutsche Hospitality, Motel One, Vienna House, die SV Group und Bierwirth & Kluth über eigene Nöte und Lösungen. Ihre Noten für Politik und Verband sind nicht die besten.

Fred Fettner sprach diese Woche mit dem Hotelverband in Kroatien über die bevorstehende Saison: Direktor Veljko Ostojić erwartet keinen Massentourismus. Dabei heben die Flieger gen Süden gerade erst ab, und dieses Jahr urlauben viermal so viele Kroaten wie bisher zuhause. Parallel steigt dort in diesen Tagen die Zahl der Corona-Erkrankten deutlich an.

Auch Kempinski kämpft mit Problemen, aber die scheinen eher hausgemacht zu sein. CEO Martin Smura ist jetzt ein Jahr im Amt, mit seinem CFO-Kollegen Michael Pracht. Dieser aber hat seinen Einjahres-Vertrag nicht verlängern wollen, weil er nicht die Linie von CEO Martin Smura teilt, haben wir erfahren. Eine Company in Corona-Zeiten mit Interims-CFO ist kein stabiles Setup. Smura schmiedet Pläne, um den neuen Expansionspartner 12.18 bzw. dessen Kapitalgeber, das Versorgungswerk der Zahnärztekammer, enger an sich zu binden. Da der CEO bislang nur einzelne Projekte, aber keine nennenswerte Strategie ankündigte, habe ich mich mal bei vertrauenswürdigen Quellen umgehört.

Der deutsche Hotel-Investment-Markt hat durch Corona Einbussen in bislang nicht gekannter Grössenordnung hinnehmen müssen, meldet JLL Hotels & Hospitality Group heute morgen. Es wird ein bescheidenes Jahr für Transaktionen.

Dieses und weitere bunte Meldungen in unserer Ausgabe heute. Bis nächsten Freitag!


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Sonderwege und Fingerspitzengefühl
2.7.2020

Liebe Insider,

Schweden hat sich durch seinen mutigen, aber missglückten Sonderweg in Sachen Corona inzwischen selbst abgeschnitten. Die Reise-Warnungen für Schweden zeigen Wirkung: Die allermeisten ausländischen Gäste werden fern bleiben. Die Sommer-Saison dürfte damit verloren sein, nur der Inlandstourismus kann die Wunden 2020 heilen helfen. Sylvie Konzack hat u.a. mit Scandic und Radisson gesprochen, ebenso mit dem Branchenverband Visita Sweden.

Überall geht es nur um die Begrenzung von Umsatz-Verlusten, nicht um Mehr-Umsatz. Umso stärker bringen sich in Österreich wieder professionelle Gutschein-Vermarkter ins Gespräch, und auch die ÖHV hat im Mai eine eigene Webseite mit 1.000 Hotels gestartet. In der konkreten Analyse aber scheint auch dieses Modell nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt zu sein, berichtet Fred Fettner.

Zwecks Kosten-Reduzierung planen oder realisieren die ersten US-Ketten bereits die ersten Entlassungen im grösseren Stil, auch im Headquarter. Wie werden sich die globalen Player dadurch verändern? Wo darf man streichen, wo nicht? Thomas Mielke von der international agierenden HR-Beratungsgesellschaft Aethos Consulting erläutert im Interview mit Susanne Stauss, weshalb ein sensibler Umgang mit den Mitarbeitern und vor allem den Knowhow-Trägern im Unternehmen in diesen Tagen besonderes Fingerspitzengefühl erfordert.

Wer in den besten Boom-Jahren seine Mitarbeiter rhetorisch-euphorisch zu "Talents", "ambassadors" oder "associates" hochstilisierte und diese jetzt – in der wirtschaftlichen Dürre – über die Position "Human Capital" radikal abschreibt, wird beim Comeback im Markt nicht genügend "Human Resources" haben. Denn Geld verdienen wird die Branche nach wie vor nur über ihre Dienstleistung – und nach Corona und mit wachsender Digitalisierung erst recht.


Während in Wien noch die Hälfte der Hotels leerstehen und es nach Preis-Dumping riecht, treibt Falkensteiner Hotels in Italien seine Expansion voran: Auch die Umsatz-Ziele sind ehrgeizig. Wir starteten unterdessen eine kleine Umfrage unter 12 Ketten, wie in welchen Städten das Business anläuft. Die Antwort: verhalten. Momentan haben die Leisure-Hotels die Nase vorn, und das wird auch bis zum Ende der Ferienzeit im September so bleiben.

Umso wichtiger ist es z.B. auch für die Schweizer Hotellerie, dass ihnen der Staat jetzt z.B. mit der Kurzarbeits-Entschädigung weiterhilft. Aber auch hier warten alle noch auf den dringend benötigten Geldregen. Dieses und mehr, inklusive interessanter Personalien, in unserer heutigen Ausgabe.

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Falsche Sicherheiten
25.6.2020

Liebe Insider,

um nicht den Überblick zu verlieren, haben wir Martina Fidlschuster von Hotour Hotel Consulting gebeten, uns den Status Quo in der deutschen Hotellerie zu beschreiben. Im Kurz-Fazit mit meinen Worten: So gut wie keine Kernfrage ist gelöst, und die Überbrückungshilfen für die mittelgrossen Hotelgruppen fehlen immer noch. Das Parlament geht Ende nächster Woche in die Sommer-Pause und kommt Ende August zurück. Danach dreht Berlin den Geldhahn zu, sagen mir Stimmen aus Berlin.

Es wird jetzt also verdammt eng. Die Hotel-Beraterin rechnet unseren Lesern heute in Zahlen und Fakten vor, was in den nächsten Monaten passieren wird: "Auch wenn die Kosten auf das absolute Minimum reduziert werden, könnten viele Betriebe zahlungsunfähig werden, noch bevor Nachfrage und Umsatz wieder auf ein erträgliches Mass gestiegen sind."

Die Branche driftet also Richtung Insolvenz, während die Stimmung im Land – auch dank Ferienzeit – bei Endverbrauchern wie Unternehmensführern vieler anderer Branchen lockerer und positiver wird. Gleichzeitig versuchen beliebte Bundesländer wie Bayern virusfrei zu bleiben: Sie lassen Gäste aus identifizierten Corona-Hotspots nur noch mit negativem Covid-19-Test ins Land. Wissenschaftler kontern: Der Test vermittelt eine falsche Sicherheit!

Ferien zuhause bleiben begehrt, aber für die Zukunft wünschen sich die Reisenden auch flexiblere Buchungen. Weil OTAs wiederum die Hoteliers in Corona-Zeiten besonders ärgern, klinken sich korsische Hoteliers im August mal aus: Ihre Häuser werden dann bei Booking.com nicht buchbar sein.

HRS führt jetzt auch – wie letzte Woche schon kurz angekündigt – ganz offiziell sein eigenes Hygiene-Siegel vor, ebenso wie sogar die EHL in Lausanne – über ihre Consulting-Schiene.

Apropos Cash: Nur noch wenige Länder haben Geld übrig für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Strategien. Der EU-Green Deal ist gefährdet, weil Politiker jetzt primär Menschenleben retten müssen. Dass man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen, hat Sarah Douag heute ausführlich beleuchtet: Sie spannt den Bogen der Verantwortung von der EU über die UNWTO, OECD bis zu Banken und Tourismus/Hotellerie. Zwei sehr unterschiedliche Manager erklären, weshalb sie die Corona-Krise als Nachhaltigkeitschance sehen: Peter Cole, CEO von Desgin Hotels, und Dimitris Manikis, EMEA-Präsident von Wyndham Hotels.

Wir selbst wissen seit Dienstag: Unser HITT war auch als erste digitale Konferenz ein grosser Erfolg, dank Top-Inhalten und engagierten, ehrlichen Rednern, die halfen, den Horizont zu erweitern, auch branchenübergreifend. In unserer Zusammenfassung auf Seite 1 finden Sie inspirierende Statements von 3. HITT.

Einen THINK TANK aber kann man nicht 1:1 digital abbilden. Dazu fehlt einfach das persönliche Miteinander, der Scherz auf den Lippen, das Bier mit dem Gegenüber, die leidenschaftliche Diskussion an der Bar… 2021 kehren wir wieder zurück auf unser Schiff, um uns den Wind der Digitalisierung neu um die Nase wehen zu lassen.

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Den Mundschutz bis über die Augen gezogen
18.6.2020

Liebe Insider,

wie schwierig das Thema Mieten-Reduzierung oder -Stundung bleibt, zeigen heute gleich zwei Artikel: David Etmenan, CEO von Novum Hospitality, hat mit zwei Dritteln seiner Vermieter eine Lösung gefunden, die übrigen zeigten wenig Erbarmen. "Wir brauchen aber den Schulterschluss mit den Verpächtern", sagt er – und hat sich ein eigenes Pachtmodell zur Überbrückung bis Ende 2021 ausgedacht. Ausser dem Kurzarbeitergeld kann Novum – wie viele andere Gruppen dieser Grössenordnung – keine Staatshilfen erwarten, weil der Zuschnitt nicht passt. Er hofft weiter auf den Verband.

Wenig Bewegung gibt's auch zwischen Offenen Immobilienfonds und Hotel-Betreibern. Ihren Anlegern sind die Fonds verpflichtet, weshalb sie mit den Betreibern nicht verhandeln wollen oder möchten. Aber was nützt ihnen am Ende ein leeres Hotel – eine Wirtschaftsruine in guter Lage? Hotels haben die Fonds in den letzten Jahren immens bereichert, jetzt sind sie Aschenputtel für die Herren des Geldes. Eines steht fest: Die Fonds-Renditen werden sinken. Und deshalb wäre es ratsamer, sich mit den Mietern zu einigen. Nur wenige Fonds-Manager wollten sprechen.

In puncto Hygiene sind sich die Betreiber einig. Sie kooperieren mit Hygiene-Profis und Zertifizieren, um Reisende mit einem "Clean & Safe"-Label zu überzeugen. Über die Kosten dafür spricht übrigens niemand. Extra-Geld für mehr Hygiene möchten die Betreiber aber auch nicht verlangen. Wir haben für Sie zusammengefasst, wer mit welchem Siegel auftritt. Es sind übrigens nicht nur Hoteliers, OTAs und Destinationen beteiligen sich ebenso daran – natürlich mit eigenen Labels.

Deutschland hat am Dienstag die Corona Warn-App eingeführt – Ergebnis offen. Die Österreicher sind nach zwei Monaten schon App-müde. Stattdessen freuen sie sich ein bisschen über die reduzierte, aber zeitlich begrenzte Gastro-Mehrwertsteuer, dafür aber viel mehr über die nationalen Umfragen, die eindeutig bestätigen: Die Landsleute werden dieses Jahr deutlich mehr Urlaub zuhause machen!

Die Mallorca-Fans kennen unterdessen kein Risiko. Mit Mund-Nase-Schutz und NULL Distance sind die ersten von 10.900 Urlaubern am Montag in die Lufthansa-Flieger nach Malle gestiegen – auf in die Corona-Test-Ferien. Kein Mittelsitz blieb frei! Dieses symbolträchtige Foto mit den Masken-Gesichtern in Eco-Enge wird in die Geschichte eingehen.

Nochmals: Es war ein vollgepackter Flieger. Weshalb erlaubt? Der Kranich, der ruckzuck allein 9 Milliarden an Staatshilfen abgesahnt hat und als Dankeschön jetzt bis zu 22.000 statt ursprünglich 8.000 Entlassungen ankündigt, muss – verständlicherweise – Geld verdienen.

Und die Hoteliers? Weder in Spanien noch anderswo dürfen Hotels und Restaurants die Tische voll besetzen. Muss man das noch kommentieren? Die Hotels haben offenbar alle den Mundschutz bis über die Augen gezogen. Wir nicht und haben deshalb einen deutschen Hotelier in Mallorca nach seinen Eindrücken seit Corona gefragt.

Nächsten Mittwoch werden wir, HospitalityInside, selbst schon das Feedback zu unserem Think Tank haben. Deshalb jetzt und hier der letzte Aufruf zum HITT 2020 am Dienstag: "Boost your Service Delivery!" ist das Motto. Der virtuelle Service am Gast wird künftige Umsätze treiben, sogar schon vor der Anreise. Wie das funktioniert? Hören Sie den grossartigen Experten und progressiv denkenden Insidern zu! Anmelden geht auch noch last minute, bis Montagabend können Sie sich noch anmelden auf www.hitt.world. Und wir bedanken uns an dieser Stelle heute auch bei unseren fünf Sponsoren Sabre Hospitality Solutions, Accor, Langham Hospitality, Drees & Sommer und Expo Real. Vier davon haben uns ihr Vertrauen seit dem Start vor drei Jahren geschenkt. Mehr auf unserer Seite 1.

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Zwischen Himmel und Hölle
11.6.2020

Liebe Insider,

doppelt so viele Deutsche wie letztes Jahr zögern aktuell bei ihrer Urlaubsentscheidung, aber der grosse Kern ist nicht zu bremsen: "Über die Hälfte der Bevölkerung wird immer noch verreisen", frohlockt Prof. Martin Lohmann für diesen Sommer. In der "FUR-Reiseanalyse" hat er im Mai das Reiseverhalten unter Corona zusätzlich repräsentativ abgefragt. Wir haben heute die ersten Ergebnisse exklusiv für Sie.

 

Endlich also gute Nachrichten! Die Stimmung auf Konsumenten-Seite scheint bestens! Naja, nicht ganz, hat Fred Fettner im Detail-Gespräch mit dem renommierten Analysten herausgefunden: Wer gebucht hat, startet wie vor 30 Jahren mit dem Auto durch – ohne schlechtes Umwelt-Gewissen, dafür mit hohen Hygiene-Ansprüchen im Gepäck. Angst vorm Kontakt mit fremden Menschen haben die wenigsten…

Innerhalb der Branche belebt die Reisefreude die Stimmung, doch die wirtschaftlichen Sorgen wiegen weiter schwer. In Deutschland, Österreich wie auch im noch stärker strapazierten Italien. Luca Boccato, CEO von HNH Hospitality mit Sitz in Venedig, beschreibt Nöte aus seinem Covid-19-Alltag und klagt ebenfalls über Wirtschaftshilfen, die nicht helfen. Von drei Paketen entfaltet nur eines leichte Wirkung. Massimiliano Sarti stellt diese Pakete heute im Detail vor; Nr. 3 ist erst ein paar Wochen alt.

Luca Boccato beklagt zudem: Wir müssen herausfinden, weshalb unsere Branche fast kein Gehör findet! Das lässt mich aufhorchen. Überall die gleiche Image-Misere. Wo sind die Lobbyisten? Was ist das für eine Branche, die in der Mega-Krise ihrer Historie noch nicht einmal eine Demo organisieren kann, sondern nur zart "Bitte bitte" in die Landschaft haucht? Und in Kauf nimmt, von Virologen und Politikern in die Insolvenz getrieben zu werden?

Ab Montag, 15. Juni, gehen die Grenzen im EU- und Schengen-Raum wieder auf. Aber die Reisewarnungen in Staaten ausserhalb dieser Verbünde bleiben bestehen: So sind bis 31. August über 160 Länder weiterhin "gesperrt". Das "zieht hunderten von mittelständischen Unternehmen endgültig den Boden unter den Füssen weg", warnte Jochen Szech, Präsident des asr – der Allianz Selbständiger Reiseunternehmen, gestern. Deutschland hat stellenweise mehr Infizierte als andere Länder als Ganzes, kritisiert er scharf – und will nun rechtliche Schritte gegen das Auswärtige Amt einleiten. Endlich wieder ein Mann mit Mut! Der globale Restart ist hart.

Umfragen unter Betreibern wie Investoren sehen die Asset-Klasse Hotel inzwischen im freien Fall – und raten dazu, sich am Strohhalm Digitalisierung und Nachhaltigkeit hochzuhangeln.

Dazu könnte die Expo Real München dieses Jahr einiges beisteuern. Sie wird "hybrid" – mit einer deutlich kleineren Präsenz vor Ort in München und Konferenzen im Livestream. Zudem verschiebt sich der Termin auf den 14./15. Oktober. Die Messe stellte das neue Konzept vor, am 20. Juni soll das finale "Go" von der bayerischen Landesregierung und vom Gesundheitsamt kommen. HospitalityInside als Stand-Organisator plant auch weiterhin, die Fahne der Branche an der Expo Real hochzuhalten. Mehr zur Expo Real auf unserer Seite 1.

Digitalisierung jedenfalls funktioniert, auch im kleinen Massstab, wie ich selbst bei einem Besuch in Ahaus im Münsterland herausfand. Dort nutzt die Software-Firma Tobit und vernetzt ihre Smartels wie auch Gastronomen und die Stadt… Ein Real-Labor, das echte Ergebnisse liefert – spannend.

Corona beschleunigt auch den Umgang der Mega-Ketten mit der Digitalisierung. Diese Entwicklung wird zunehmend zum Differentiator, selbst für die globalen Hoteliers. Beim 3. HITT werden Accor-COO Europe, Duncan O'Rourke, und Jamie Cole, Senior Vice President Global Channels bei IHG, die Diskussion über "Acceleration on the digital frontier" einleiten. Dank virtuellem Format haben wir noch Platz für Sie. Alle Infos und Registrierung auf www.hitt.world.

 

Viel Spass bei der Lektüre heute, in der sich alles um das Up and Down rund ums Reisen dreht. Tourismus und Hotellerie hängen zwischen Himmel und Hölle.


Ihre Maria Pütz-Willems
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Die innere Stimme und das Geld
4.6.2020

Liebe Insider,

 

so stelle ich mir "Endzeit-Stimmung" vor: Die innere Stimme sagt, dass der Staat gerade die letzten Gelder verteilt. 120 Milliarden Euro schwer ist das neue Konjunktur-Paket der deutschen Regierung, vorgestellt am Mittwoch. Aber wer bekommt wie viel davon? Und vor allem wann? Das ist erneut alles offen, nicht ausdefiniert, auch wenn wir gestern abend spät noch die ersten Anhaltspunkte bekommen haben. Die Tourismusverbände wie der Dehoga kritisieren vor allem die Laufzeiten und die viel zu kleinen Beträge. Das riecht erneut nach saurem Regen, der so manche Insolvenz vermutlich nur hinausschiebt…

Doch auch in Österreich hagelt es Kritik am Staat, per Umfragen und über ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Sie sagt im Interview heute: Einige Betriebe haben erste Kredite und Steuer-Stundungen bekommen, viele aber noch nichts. Das Eigenkapital schrumpft bereits, in drei bis fünf Jahren hat niemand mehr Geld für Investitionen. Ab 2023 setzt damit im Tourismusland Österreich die Markt-Bereinigung ein. Fred Fettner hat in einem zweiten Artikel das Ganze noch tiefer recherchiert.

Das sind bittere News, weitere Indikatoren für das nahende "Ende" einer Branche, die den Menschen einfach nur Freude bringen soll. Umso zynischer wirkt das Wettrennen um die Grenzöffnungen: Weil Deutschland am Mittwoch die Reisewarnung für 31 Länder aufhob, hob Österreich gleichzeitig und spontan alle Beschränkungen auf – bis auf Italien. Welch ein unkoordiniertes Chaos in Europa – von "Union" keine Spur. Nicht Vernunft ist der Treiber, sondern der Druck, im Sommer Geld verdienen zu müssen, weil die Füllhörner der Regierungen einfach nicht ausreichen werden, um jeden zu retten. Das fühlt jeder. Siehe oben.

Deshalb verstehe ich erst recht nicht, dass die Hotellerie keinen Hygiene-Aufschlag erheben will. Jeder Friseur macht es, Bahn und Airlines werden es einpreisen, ohne darüber zu sprechen! Sylvie Konzack beschreibt, wie kreativ und engagiert man mit Spray, Sprühnebel und UV-Licht gegen Viren kämpft und neue Hygiene- und Lobby-Manager engagiert, damit der Reisende Vertrauen fasst. Ich erlaube mir, den fehlenden Mut dieser Branche zu kommentieren.

Wir sind auf dem Weg in einen andersartigen Sommer, in dem sich die Ereignisse weiter überschlagen werden, Entwicklungen übereilt und vielleicht wieder rigoros gestoppt werden. Die ganze Welt schaut in den nächsten Wochen auf Europa – das grösste touristische Experimentierfeld in Sachen Corona, das es bisher gab. Eine Region mit unterschiedlichster Kultur und Disziplin, mit Millionen reiselustiger Menschen und einem einzigen Virus im Genick.

Unser Ziel heisst 23. Juni: der Tag unseres virtuellen Think Tanks. Als Appetizer für den 3. HITT serviere ich Ihnen heute Einsichten aus unserer "Retail"-Session, in der der Shopping-Mall Experte Dr. Volker Kraft von der ECE Group mit Langham Hospitality und Sabre 90 Minuten lang über On- und Offline-Sales und digitale Umsatz-Steigerungen sprechen wird. Eine faszinierende Fortsetzung unseres letztjährigen Retail Brand-Vortrages. Schauen Sie auf unsere Seite 1 und registrieren Sie sich über www.hitt.world.

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Kräftemessen und Muskeln trainieren
28.5.2020

Liebe Insider,


rund um dieses Wochenende starten in vielen Ländern die Hotels neu. Aber zu welchem Preis? Jeder, der öffnet, wirkt wie ein sterbender Schwan… Zu viel Umsatz zum Sterben, zu wenig zum Leben. Die Dehoga-Umfrage bei den neu gestarteten deutschen Restaurants frustriert: 78% der Betriebe in den ersten Tagen nach dem Neustart erzielten maximal 50% der sonst üblichen Umsätze.

Wo also ist der Rettungsfonds? Der Hotelverband Deutschland glaubt scheinbar selbst nicht mehr an die Erlösung aus Berlin. Im gestrigen Blog zählen IHA-Vorsitzender Otto Lindner und Geschäftsführer Markus Luthe die Hindernisse auf: Die Hilfe soll jetzt im Juli kommen – das ist zu spät. Der Geldregen fällt erneut nicht auf Unternehmen mit mehr als 249 Mitarbeitern – und erreicht damit nicht das Gros der Hotelgruppen. Die avisierten nicht rückzahlbaren Zuschüsse decken häufig noch nicht einmal die Mieten – die Schuldenfalle wird noch grösser. Wir zitieren aus dem IHA-Blog.

Der Tourismus hängt am Zipfel der Politik und am Gehstock der Virologen. Auf dem Rücken von Reisebüros und Restaurants/Hotels tragen Ministerpräsidenten ihre Gefechte aus. Und es fehlt die Balance: ein Rettungsring für TUI und Lufthansa ja, aber Water Boarding für das Gastgewerbe? Die Politik versteht bis heute nicht die Geschäftsmodelle und hat auch keine Vorstellung davon, welche Domino-Effekte ein Zusammenbruch breiter Strukturen in dieser Branche für untere und mittlere Einkommensbezieher, Mini-Jobber und die vielen mithelfenden Familien-Angehörigen haben wird. Jede Anstrengung läuft ins Leere, die Zeit rennt, die Insolvenz-Uhr tickt.

Nun sehnen alle den 3. Juni mit Angela Merkels nächstem Statement herbei. Sie entscheidet über Fortbestand oder Auflösung der deutschen Reisewarnung. Davon hängt der Reise-Sommer in weiten Teilen Europas ab. Deutschlands Nachbarländer agieren deutlich pragmatischer… In der Meldung über die EU-Grenzen fassen wir kurz den Hotel-Status in einer Länder-Übersicht zusammen.

Da bleibt nur der Blick nach vorn: Im Geschäftsreise-Segment freut man sich sicher über die aktuellen Nachrichten, dass es Mitte Oktober eine Frankfurter Buchmesse geben wird. Das ist ein gutes Signal, es kommt Bewegung in MICE und Business Travel, natürlich unter Auflagen. Positiv: Travel Manager sehen keinen Grund, die Hotels preislich unter Druck zu setzen, fand Sylvie Konzack heraus – und damit das Gegenteil von dem, was HRS vor kurzem der Branchen zu suggerieren versuchte. Ein Experte sagt mit Blick auf die Hygiene-Standards: "Die Hotels sind keine Gefahr während einer Reise". Trotzdem wissen die Experten: Dieses Segment wird sich stark verändern, am stärksten durch virtuelle Meetings.

Alte Zöpfe gilt es also abzuschneiden: Die Stadt Amsterdam geht wieder einmal mutig voran, angeführt von ihrer Bürgermeisterin Femke Halsema: Sie stoppt die bisherigen Marketing-Budgets, will nur noch den "richtigen" Touristen-Typ anpeilen: keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der Stadt, kein Airbnb mehr, keine betrunkenen Touristen … Vom Over-Tourism zu No-Tourism: Die Stadt räumt jetzt auf. Den Hotels gefällt das weniger.

Wie kann man aus der Corona-Krise stärker hervorgehen? Mit weniger Silo-Denken und mehr Agilität, mit permanentem Monitoring, durch das man wie mit einem Seismographen die Schwingungen der Zukunft erahnen kann. Tim Davis von Pace Dimension, London, ex-Hotelier und heute Technologie-Experte, erläutert, weshalb sich jetzt Fundamentales ändert und weshalb sich Top-Führungskräfte aus der Hotellerie einen neuen Management-Muskel antrainieren müssen.

Tim ist ausserdem Akteur bei unserem virtuellen HITT in 27 Tagen: Er führt nicht nur als Moderator durch den Tag, sondern auch selbst ausführlicher in die Inhalte ein. Sein Impuls zeigt, wie sich das Wettbewerbsumfeld verändert hat, was die neuen Normen und Chancen sind. Haben Sie das Programm schon gesehen? www.hitt.world.

 

Ausserdem: Bayern erlaubt ab 1. September wieder Messen. Damit gehen auch die Planungen für die Expo Real am 5.-7. Oktober weiter. Sprechen Sie mit uns über die neuen Vorgaben und die Lösungen unter dem Dach der "World of Hospitality". Mehr auf unserer Startseite.


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Befreiung aus der Corona-Zange
21.5.2020

Liebe Insider,

 

vom Empathie- zum Antipathie-Träger: Booking.com steht unter Beschuss. Das europäische Puzzle von Sarah Douag zeigt es. Das Unternehmen hat 85% seines Vorjahres-Umsatzes verloren und kämpft gegen einen Beschwerde-Tsunami an: Kunden, die durch Corona ihre Reise nicht antreten konnten, verlangen jetzt ihr Geld zurück. Booking bleibt stur und lehnt weiter ab – Airbnb ist eingeknickt. Zusätzlich droht Konkurrenz vom französischen Staat: Er will jetzt eine eigene, neue Internet-Plattform für den Tourismus bauen, Buchungsmöglichkeiten inklusive natürlich. Ausserdem droht aus Deutschland aktuell eine Sammelklage von 2.000 Hoteliers.

Corona hat binnen Monaten Trends gefördert, die sonst noch Jahre geschlummert hätten. Ein "Learning" ist: Der Mensch muss schneller lernen und schneller auf Kurzzeit-Trends reagieren. Hoteliers können ihren Plan für Juli erst im Juni machen. Der Forecast 2019 ist wertlos. Der amerikanische KI-Spezialist Tom Seddon hat sich deshalb der Entwicklung nützlicher KI verschrieben, die den Unternehmen mehr Profit bringen will.

Tom hat eine Hotel-Karriere hinter sich – und wird deshalb auch einer unserer spannenden Keynote Speaker beim HITT Think Tank am 23. Juni sein. Das heutige Interview macht sicher neugierig. Ein Auszug davon auch auf der Startseite von www.hospitalityInside.com. Alle Infos zum HITT 2020 finden Sie auf www.hitt.world. Haben Sie sich schon angemeldet?

Die Chinesen kommen – zurück! Davon ist der renommierte China-Experte Prof. Dr. Wolfgang Arlt 100prozentig überzeugt. Wer es jetzt versteht, Vorfreude zu vermitteln und konkret zu zeigen, wie man Corona-sicher reist, im Hotel sicher schläft und isst, gewinnt diese Klientel neu. Eine grosse Chance für alle, sagt Arlt, der seit 40 Jahren China bereist und deren Kultur bestens kennt. Ausserdem schildern uns der CEO von Langham, Stefan Leser, und der Asien-Chef von Kempinski, Michael Henssler, kurz ihre Eindrücke.

Derweil litt das deutsche Gastgewerbe im März bereits unter einem Umsatz-Einbruch von 45% – der April-Umsatz könnte sogar bis zu 90% einbrechen, sagt der Verband. Der versprochene Nothilfefonds ist immer noch nicht da.

Die Dorint Hotels werden jetzt in jedem deutschen Bundesland klagen, das den Betreibern die Belegung limitiert. Die erste Klage liegt seit Montag beim Gericht in Mecklenburg-Vorpommern. Bayerische Hoteliers dürfen ab 30. Mai voll belegen, kündigte unterdessen der Wirtschaftsminister des Landes am Dienstag an.

Gestern abend wollte ich spontan von Rolf Seelige-Steinhoff, mit seinen 16 Seetel Hotels auf Usedom der grösste Arbeitgeber, wissen, wie gross der Andrang seit der Öffnung für die Einheimischen am Montag war und vor allem am gestrigen Feiertag, dem Vatertag. Seine Antwort "Totentanz"! Ein paar Leute mehr am Strand, aber alles Tagesbesucher. Acht Zimmer gebucht im Strandhotel Atlantic Hotel. Das Brauhaus, sonst Hotspot der Väter, so gut wie leer. Ab dem 25. Mai darf der Rest der Republik an die Ostsee reisen. Dann wird's spannend, weil es schon längst kein freies Zimmer mehr gibt.

Es kommt Bewegung in die Bewältigung der Corona-Misere. Die Schockstarre ist endlich überwunden. Mit der Wiedereröffnung bauen sich wieder Perspektiven auf. Was bleibt, sind Mega-Schulden und null Nothilfe.

Beim letzten Punkt lässt die Politik die Branche im Stich. Es gibt keine andere Branche, die in einer derart grossen Bandbreite alle sozialen Schichten der Gesellschaft mit einbezieht – vom Tellerwäscher bis zum Top-Manager. Erkennt niemand die Bedeutung von 2,4 Millionen Arbeitsplätzen?

 

Wir jedenfalls fragen und kritisieren weiter.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

 

Klartext
14.5.2020

Liebe Insider,

 

Deutschland gibt in Zentraleuropa den Takt der Grenzöffnungen vor. Die Entscheidungen von dieser Woche sind Augenwischerei: Sie helfen überwiegend den Pendlern, halten den Tourismus aber weiter auf Distanz bis zum 14. Juni. Das Sommer-Geschäft ist damit noch nicht gesichert!

Es kommt mir so langsam vor, als würden manche Politiker ihre "neue Macht" geniessen: Wer käme sonst auf die Idee, für Meeting-Pausen 5 qm Platz pro Person zu verlangen? Social Distancing in allen Ehren, aber dann müsste man für 50 Personen einen halben Ballsaal anmieten…

Umso mehr ärgert es mich, wenn die EU-Kommission gegenüber Airlines einknickt und nicht mehr auf das Freilassen von Sitzplätzen pocht, wie in den Nachrichten-Agenturen zu lesen war. Im Flugzeug darf man also immer noch mit dem Corona-Virus kuscheln und im Hotel soll man sich anbrüllen? Die Begründung der Airlines ist dreist: Wenn sie die Kapazität bei steigender Flugnachfrage begrenzen, hätten sie noch mehr Mühe, Geld zu verdienen. An dieser Stelle sollten die Verbände aufschreien und Klartext sprechen! Wird hier wieder mit zweierlei Mass gemessen?

Thomas Willms, CEO Deutsche Hospitality, hat mit uns eine tour d'horizon durch die Corona-Themen gemacht. Obwohl die Gruppe schuldenfrei ist, machen auch ihm das vermutlich noch lange ausbleibende Gruppen- und Geschäftsreise-Geschäft grosse Sorgen. Er glaubt nicht, dass unter den aktuellen Auflagen und Perspektiven in diesem Jahr überhaupt ein Hotelier noch einen Gewinn macht. Wachstum in bekannter Manier wird es nicht mehr geben, sagt er. Das Budget 2021 hat er mit der Kristallkugel gemacht.

Mit den ersten Wiedereröffnungen sind auch die Marketing-Maschinen angelaufen. Werden die Hoteliers sich von den OTAs jetzt wieder zu Preissenkungen zwingen lassen oder nutzen sie ihre Chance, beispielsweise die zusätzlichen Hygiene-Massnahme einzupreisen? Die Friseure machen das gerade auch.

Orientierung vermitteln die Antworten von Prof. Dr. Werner Pauen aus, auch wenn sie nicht jedem gefallen werden. Der frühere CFO von Accor und Dorint ist heute Immobilien-Sachverständiger und Finanz-Experte. Nach unseren Diskussionen der letzten Ausgaben rund um Mieten stellt er klar: Vertrag ist Vertrag. Und: Wer keine 60% Belegung erreicht, rettet sich nur von Notsituation zu Notsituation. Umso wichtiger sei es, sich mit allen Stakeholdern zu verbünden!

Wir listen für Sie die aktuellen Grenzöffnungen auf, haben die Auflagen-Orgien der einzelnen deutschen Bundesländer aktualisiert, beschreiben das neue "Wirtshauspaket" der österreichischen Bundesregierung und staunen über eine kleine Tabelle, die den Niedergang der Gasthöfe und Hotels Garni in Deutschland aufzeigt.

Wir sehen trotzdem allem positiv in die Zukunft – und am 23. Juni erst recht mit den Teilnehmern des HITT. Ab heute stellen wir Ihnen jetzt jede Woche andere Akteure vor – und beginnen mit Michael Struck, CEO Ruby Hotels und Jens Gmiat, COO Zoku, die den Lead in einer Diskussion über die "new norms" in der Customer Experience übernehmen und als junge Marken-Gruppen die erste Schritte zu neuen Betreiber-Modellen gemacht haben. All das auf unserer Seite 1 – und buchen können Sie auf www.hitt.world. Dieses Event setzt auf tiefgehende Inhalte, kompetente Impulsgeber und neue Zukunftsperspektiven.

Ein wenig Digital-Erfahrung werde ich am Dienstag sammeln können, als Co-Moderatorin der Session um die ersten Hospitality PropTech Awards, den die Startup-Plattform GermanTech und ihr Partner Union Investment verleihen. An dem dreistündigen Event können Sie noch teilnehmen.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

 

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