Editorial

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Die innere Stimme und das Geld
4.6.2020

Liebe Insider,

 

so stelle ich mir "Endzeit-Stimmung" vor: Die innere Stimme sagt, dass der Staat gerade die letzten Gelder verteilt. 120 Milliarden Euro schwer ist das neue Konjunktur-Paket der deutschen Regierung, vorgestellt am Mittwoch. Aber wer bekommt wie viel davon? Und vor allem wann? Das ist erneut alles offen, nicht ausdefiniert, auch wenn wir gestern abend spät noch die ersten Anhaltspunkte bekommen haben. Die Tourismusverbände wie der Dehoga kritisieren vor allem die Laufzeiten und die viel zu kleinen Beträge. Das riecht erneut nach saurem Regen, der so manche Insolvenz vermutlich nur hinausschiebt…

Doch auch in Österreich hagelt es Kritik am Staat, per Umfragen und über ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Sie sagt im Interview heute: Einige Betriebe haben erste Kredite und Steuer-Stundungen bekommen, viele aber noch nichts. Das Eigenkapital schrumpft bereits, in drei bis fünf Jahren hat niemand mehr Geld für Investitionen. Ab 2023 setzt damit im Tourismusland Österreich die Markt-Bereinigung ein. Fred Fettner hat in einem zweiten Artikel das Ganze noch tiefer recherchiert.

Das sind bittere News, weitere Indikatoren für das nahende "Ende" einer Branche, die den Menschen einfach nur Freude bringen soll. Umso zynischer wirkt das Wettrennen um die Grenzöffnungen: Weil Deutschland am Mittwoch die Reisewarnung für 31 Länder aufhob, hob Österreich gleichzeitig und spontan alle Beschränkungen auf – bis auf Italien. Welch ein unkoordiniertes Chaos in Europa – von "Union" keine Spur. Nicht Vernunft ist der Treiber, sondern der Druck, im Sommer Geld verdienen zu müssen, weil die Füllhörner der Regierungen einfach nicht ausreichen werden, um jeden zu retten. Das fühlt jeder. Siehe oben.

Deshalb verstehe ich erst recht nicht, dass die Hotellerie keinen Hygiene-Aufschlag erheben will. Jeder Friseur macht es, Bahn und Airlines werden es einpreisen, ohne darüber zu sprechen! Sylvie Konzack beschreibt, wie kreativ und engagiert man mit Spray, Sprühnebel und UV-Licht gegen Viren kämpft und neue Hygiene- und Lobby-Manager engagiert, damit der Reisende Vertrauen fasst. Ich erlaube mir, den fehlenden Mut dieser Branche zu kommentieren.

Wir sind auf dem Weg in einen andersartigen Sommer, in dem sich die Ereignisse weiter überschlagen werden, Entwicklungen übereilt und vielleicht wieder rigoros gestoppt werden. Die ganze Welt schaut in den nächsten Wochen auf Europa – das grösste touristische Experimentierfeld in Sachen Corona, das es bisher gab. Eine Region mit unterschiedlichster Kultur und Disziplin, mit Millionen reiselustiger Menschen und einem einzigen Virus im Genick.

Unser Ziel heisst 23. Juni: der Tag unseres virtuellen Think Tanks. Als Appetizer für den 3. HITT serviere ich Ihnen heute Einsichten aus unserer "Retail"-Session, in der der Shopping-Mall Experte Dr. Volker Kraft von der ECE Group mit Langham Hospitality und Sabre 90 Minuten lang über On- und Offline-Sales und digitale Umsatz-Steigerungen sprechen wird. Eine faszinierende Fortsetzung unseres letztjährigen Retail Brand-Vortrages. Schauen Sie auf unsere Seite 1 und registrieren Sie sich über www.hitt.world.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

 

Kräftemessen und Muskeln trainieren
28.5.2020

Liebe Insider,


rund um dieses Wochenende starten in vielen Ländern die Hotels neu. Aber zu welchem Preis? Jeder, der öffnet, wirkt wie ein sterbender Schwan… Zu viel Umsatz zum Sterben, zu wenig zum Leben. Die Dehoga-Umfrage bei den neu gestarteten deutschen Restaurants frustriert: 78% der Betriebe in den ersten Tagen nach dem Neustart erzielten maximal 50% der sonst üblichen Umsätze.

Wo also ist der Rettungsfonds? Der Hotelverband Deutschland glaubt scheinbar selbst nicht mehr an die Erlösung aus Berlin. Im gestrigen Blog zählen IHA-Vorsitzender Otto Lindner und Geschäftsführer Markus Luthe die Hindernisse auf: Die Hilfe soll jetzt im Juli kommen – das ist zu spät. Der Geldregen fällt erneut nicht auf Unternehmen mit mehr als 249 Mitarbeitern – und erreicht damit nicht das Gros der Hotelgruppen. Die avisierten nicht rückzahlbaren Zuschüsse decken häufig noch nicht einmal die Mieten – die Schuldenfalle wird noch grösser. Wir zitieren aus dem IHA-Blog.

Der Tourismus hängt am Zipfel der Politik und am Gehstock der Virologen. Auf dem Rücken von Reisebüros und Restaurants/Hotels tragen Ministerpräsidenten ihre Gefechte aus. Und es fehlt die Balance: ein Rettungsring für TUI und Lufthansa ja, aber Water Boarding für das Gastgewerbe? Die Politik versteht bis heute nicht die Geschäftsmodelle und hat auch keine Vorstellung davon, welche Domino-Effekte ein Zusammenbruch breiter Strukturen in dieser Branche für untere und mittlere Einkommensbezieher, Mini-Jobber und die vielen mithelfenden Familien-Angehörigen haben wird. Jede Anstrengung läuft ins Leere, die Zeit rennt, die Insolvenz-Uhr tickt.

Nun sehnen alle den 3. Juni mit Angela Merkels nächstem Statement herbei. Sie entscheidet über Fortbestand oder Auflösung der deutschen Reisewarnung. Davon hängt der Reise-Sommer in weiten Teilen Europas ab. Deutschlands Nachbarländer agieren deutlich pragmatischer… In der Meldung über die EU-Grenzen fassen wir kurz den Hotel-Status in einer Länder-Übersicht zusammen.

Da bleibt nur der Blick nach vorn: Im Geschäftsreise-Segment freut man sich sicher über die aktuellen Nachrichten, dass es Mitte Oktober eine Frankfurter Buchmesse geben wird. Das ist ein gutes Signal, es kommt Bewegung in MICE und Business Travel, natürlich unter Auflagen. Positiv: Travel Manager sehen keinen Grund, die Hotels preislich unter Druck zu setzen, fand Sylvie Konzack heraus – und damit das Gegenteil von dem, was HRS vor kurzem der Branchen zu suggerieren versuchte. Ein Experte sagt mit Blick auf die Hygiene-Standards: "Die Hotels sind keine Gefahr während einer Reise". Trotzdem wissen die Experten: Dieses Segment wird sich stark verändern, am stärksten durch virtuelle Meetings.

Alte Zöpfe gilt es also abzuschneiden: Die Stadt Amsterdam geht wieder einmal mutig voran, angeführt von ihrer Bürgermeisterin Femke Halsema: Sie stoppt die bisherigen Marketing-Budgets, will nur noch den "richtigen" Touristen-Typ anpeilen: keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der Stadt, kein Airbnb mehr, keine betrunkenen Touristen … Vom Over-Tourism zu No-Tourism: Die Stadt räumt jetzt auf. Den Hotels gefällt das weniger.

Wie kann man aus der Corona-Krise stärker hervorgehen? Mit weniger Silo-Denken und mehr Agilität, mit permanentem Monitoring, durch das man wie mit einem Seismographen die Schwingungen der Zukunft erahnen kann. Tim Davis von Pace Dimension, London, ex-Hotelier und heute Technologie-Experte, erläutert, weshalb sich jetzt Fundamentales ändert und weshalb sich Top-Führungskräfte aus der Hotellerie einen neuen Management-Muskel antrainieren müssen.

Tim ist ausserdem Akteur bei unserem virtuellen HITT in 27 Tagen: Er führt nicht nur als Moderator durch den Tag, sondern auch selbst ausführlicher in die Inhalte ein. Sein Impuls zeigt, wie sich das Wettbewerbsumfeld verändert hat, was die neuen Normen und Chancen sind. Haben Sie das Programm schon gesehen? www.hitt.world.

 

Ausserdem: Bayern erlaubt ab 1. September wieder Messen. Damit gehen auch die Planungen für die Expo Real am 5.-7. Oktober weiter. Sprechen Sie mit uns über die neuen Vorgaben und die Lösungen unter dem Dach der "World of Hospitality". Mehr auf unserer Startseite.


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

 

Befreiung aus der Corona-Zange
21.5.2020

Liebe Insider,

 

vom Empathie- zum Antipathie-Träger: Booking.com steht unter Beschuss. Das europäische Puzzle von Sarah Douag zeigt es. Das Unternehmen hat 85% seines Vorjahres-Umsatzes verloren und kämpft gegen einen Beschwerde-Tsunami an: Kunden, die durch Corona ihre Reise nicht antreten konnten, verlangen jetzt ihr Geld zurück. Booking bleibt stur und lehnt weiter ab – Airbnb ist eingeknickt. Zusätzlich droht Konkurrenz vom französischen Staat: Er will jetzt eine eigene, neue Internet-Plattform für den Tourismus bauen, Buchungsmöglichkeiten inklusive natürlich. Ausserdem droht aus Deutschland aktuell eine Sammelklage von 2.000 Hoteliers.

Corona hat binnen Monaten Trends gefördert, die sonst noch Jahre geschlummert hätten. Ein "Learning" ist: Der Mensch muss schneller lernen und schneller auf Kurzzeit-Trends reagieren. Hoteliers können ihren Plan für Juli erst im Juni machen. Der Forecast 2019 ist wertlos. Der amerikanische KI-Spezialist Tom Seddon hat sich deshalb der Entwicklung nützlicher KI verschrieben, die den Unternehmen mehr Profit bringen will.

Tom hat eine Hotel-Karriere hinter sich – und wird deshalb auch einer unserer spannenden Keynote Speaker beim HITT Think Tank am 23. Juni sein. Das heutige Interview macht sicher neugierig. Ein Auszug davon auch auf der Startseite von www.hospitalityInside.com. Alle Infos zum HITT 2020 finden Sie auf www.hitt.world. Haben Sie sich schon angemeldet?

Die Chinesen kommen – zurück! Davon ist der renommierte China-Experte Prof. Dr. Wolfgang Arlt 100prozentig überzeugt. Wer es jetzt versteht, Vorfreude zu vermitteln und konkret zu zeigen, wie man Corona-sicher reist, im Hotel sicher schläft und isst, gewinnt diese Klientel neu. Eine grosse Chance für alle, sagt Arlt, der seit 40 Jahren China bereist und deren Kultur bestens kennt. Ausserdem schildern uns der CEO von Langham, Stefan Leser, und der Asien-Chef von Kempinski, Michael Henssler, kurz ihre Eindrücke.

Derweil litt das deutsche Gastgewerbe im März bereits unter einem Umsatz-Einbruch von 45% – der April-Umsatz könnte sogar bis zu 90% einbrechen, sagt der Verband. Der versprochene Nothilfefonds ist immer noch nicht da.

Die Dorint Hotels werden jetzt in jedem deutschen Bundesland klagen, das den Betreibern die Belegung limitiert. Die erste Klage liegt seit Montag beim Gericht in Mecklenburg-Vorpommern. Bayerische Hoteliers dürfen ab 30. Mai voll belegen, kündigte unterdessen der Wirtschaftsminister des Landes am Dienstag an.

Gestern abend wollte ich spontan von Rolf Seelige-Steinhoff, mit seinen 16 Seetel Hotels auf Usedom der grösste Arbeitgeber, wissen, wie gross der Andrang seit der Öffnung für die Einheimischen am Montag war und vor allem am gestrigen Feiertag, dem Vatertag. Seine Antwort "Totentanz"! Ein paar Leute mehr am Strand, aber alles Tagesbesucher. Acht Zimmer gebucht im Strandhotel Atlantic Hotel. Das Brauhaus, sonst Hotspot der Väter, so gut wie leer. Ab dem 25. Mai darf der Rest der Republik an die Ostsee reisen. Dann wird's spannend, weil es schon längst kein freies Zimmer mehr gibt.

Es kommt Bewegung in die Bewältigung der Corona-Misere. Die Schockstarre ist endlich überwunden. Mit der Wiedereröffnung bauen sich wieder Perspektiven auf. Was bleibt, sind Mega-Schulden und null Nothilfe.

Beim letzten Punkt lässt die Politik die Branche im Stich. Es gibt keine andere Branche, die in einer derart grossen Bandbreite alle sozialen Schichten der Gesellschaft mit einbezieht – vom Tellerwäscher bis zum Top-Manager. Erkennt niemand die Bedeutung von 2,4 Millionen Arbeitsplätzen?

 

Wir jedenfalls fragen und kritisieren weiter.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Klartext
14.5.2020

Liebe Insider,

 

Deutschland gibt in Zentraleuropa den Takt der Grenzöffnungen vor. Die Entscheidungen von dieser Woche sind Augenwischerei: Sie helfen überwiegend den Pendlern, halten den Tourismus aber weiter auf Distanz bis zum 14. Juni. Das Sommer-Geschäft ist damit noch nicht gesichert!

Es kommt mir so langsam vor, als würden manche Politiker ihre "neue Macht" geniessen: Wer käme sonst auf die Idee, für Meeting-Pausen 5 qm Platz pro Person zu verlangen? Social Distancing in allen Ehren, aber dann müsste man für 50 Personen einen halben Ballsaal anmieten…

Umso mehr ärgert es mich, wenn die EU-Kommission gegenüber Airlines einknickt und nicht mehr auf das Freilassen von Sitzplätzen pocht, wie in den Nachrichten-Agenturen zu lesen war. Im Flugzeug darf man also immer noch mit dem Corona-Virus kuscheln und im Hotel soll man sich anbrüllen? Die Begründung der Airlines ist dreist: Wenn sie die Kapazität bei steigender Flugnachfrage begrenzen, hätten sie noch mehr Mühe, Geld zu verdienen. An dieser Stelle sollten die Verbände aufschreien und Klartext sprechen! Wird hier wieder mit zweierlei Mass gemessen?

Thomas Willms, CEO Deutsche Hospitality, hat mit uns eine tour d'horizon durch die Corona-Themen gemacht. Obwohl die Gruppe schuldenfrei ist, machen auch ihm das vermutlich noch lange ausbleibende Gruppen- und Geschäftsreise-Geschäft grosse Sorgen. Er glaubt nicht, dass unter den aktuellen Auflagen und Perspektiven in diesem Jahr überhaupt ein Hotelier noch einen Gewinn macht. Wachstum in bekannter Manier wird es nicht mehr geben, sagt er. Das Budget 2021 hat er mit der Kristallkugel gemacht.

Mit den ersten Wiedereröffnungen sind auch die Marketing-Maschinen angelaufen. Werden die Hoteliers sich von den OTAs jetzt wieder zu Preissenkungen zwingen lassen oder nutzen sie ihre Chance, beispielsweise die zusätzlichen Hygiene-Massnahme einzupreisen? Die Friseure machen das gerade auch.

Orientierung vermitteln die Antworten von Prof. Dr. Werner Pauen aus, auch wenn sie nicht jedem gefallen werden. Der frühere CFO von Accor und Dorint ist heute Immobilien-Sachverständiger und Finanz-Experte. Nach unseren Diskussionen der letzten Ausgaben rund um Mieten stellt er klar: Vertrag ist Vertrag. Und: Wer keine 60% Belegung erreicht, rettet sich nur von Notsituation zu Notsituation. Umso wichtiger sei es, sich mit allen Stakeholdern zu verbünden!

Wir listen für Sie die aktuellen Grenzöffnungen auf, haben die Auflagen-Orgien der einzelnen deutschen Bundesländer aktualisiert, beschreiben das neue "Wirtshauspaket" der österreichischen Bundesregierung und staunen über eine kleine Tabelle, die den Niedergang der Gasthöfe und Hotels Garni in Deutschland aufzeigt.

Wir sehen trotzdem allem positiv in die Zukunft – und am 23. Juni erst recht mit den Teilnehmern des HITT. Ab heute stellen wir Ihnen jetzt jede Woche andere Akteure vor – und beginnen mit Michael Struck, CEO Ruby Hotels und Jens Gmiat, COO Zoku, die den Lead in einer Diskussion über die "new norms" in der Customer Experience übernehmen und als junge Marken-Gruppen die erste Schritte zu neuen Betreiber-Modellen gemacht haben. All das auf unserer Seite 1 – und buchen können Sie auf www.hitt.world. Dieses Event setzt auf tiefgehende Inhalte, kompetente Impulsgeber und neue Zukunftsperspektiven.

Ein wenig Digital-Erfahrung werde ich am Dienstag sammeln können, als Co-Moderatorin der Session um die ersten Hospitality PropTech Awards, den die Startup-Plattform GermanTech und ihr Partner Union Investment verleihen. An dem dreistündigen Event können Sie noch teilnehmen.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Aufatmen, weiterlernen und umsetzen
7.5.2020

Liebe Insider,

 

grosses Aufatmen in Deutschland: Bis Ende Mai kehren Gastronomie und Hotellerie schrittweise ins Leben zurück – teils unter strengen Auflagen und mit einigen Unterschieden zwischen den Bundesländern. Eine erste Übersicht. Gastronomen und Hoteliers sind jedenfalls besser präpariert als Virologen über die Branche informiert. Die Aussagen von Karl Lauterbach von gestern sind geschäftsschädigend: Er diskriminiert die Branche quasi als Seuchen-Hotspot.

Ungeachtet der enormen Erleichterung über die Lockerung hängt seit fünf Wochen eine andere, lebenswichtige Frage noch im Raum: Wo bitte bleibt der Rettungsfonds? Der, der nach den KfW-Krediten den kleineren Betrieben Cash direkt aufs Konto bringen sollte? Seit fünf Wochen wird dieses Nothilfe-Paket immer nur kurz erwähnt, Details dazu sind nicht bekannt. Ende Mai werden vermutlich die ersten zehntausend Betriebe pleite gehen. Über eine Million Mitarbeiter sind jetzt schon in Kurzarbeit: Im Februar waren es dagegen nur 173, sagt der Dehoga. Hält Wirtschaftsminister Peter Altmaier etwa sein Wort nicht? Hat er Angst davor, dass andere Branchen dann Ähnliches nachfordern? Ich befürchte, dass diese Rettung deutlich zu spät oder gar nicht kommt.

Neben diesem Ruf bleibt die Verteilung der Mieten-Lasten ein Dauerthema. Jetzt wagte der ZIA einen neuen Vorschlag mit Staatsbeteiligung - was andere Länder übrigens auch tun, wie wir auch durch das Interview mit Falkensteiner-CEO Otmar Michaeler erfuhren. Natürlich gibt es auch Stimmen dagegen und neue Vorschläge wie den eines Cash Pools, an dem sich alle Stakeholder beteiligen sollten, inklusive Hausbank und Franchisegeber.

Otmar Michaeler berichtet uns, was er als gebürtiger Südtiroler mit Firmensitz in Wien über die EU, über Österreicher und Deutsche denkt, die sich gerade mal wieder wegen der geschlossenen Grenze kabbeln. Geht der Schlagbaum nicht hoch, könnte das Sommergeschäft für Österreich massiv gefährdet sein. Zur totalen Verwirrung trägt übrigens auch der Begriff der Reisewarnung bei, die eigentlich eine Empfehlung ist und viele Hintertürchen hat, wie Fred Fettner herausfand.

STR hat gestern die aktuellen Performance-Daten für die DACH-Region vorgestellt – alle Hotels in den drei Ländern dürften jetzt auf Grund gelaufen sein, so dass es nur noch aufwärts gehen kann, tröstete Geschäftsführer Robin Rossmann die Branche. Für die Schweiz, die stark von internationalen Gästen abhängig ist, könnte die Gesundung ein sehr langer Weg werden, so dass eine Beratungsgesellschaft mit einem sehr unkoventionellen Vorschlag aufwartet: Man könnte einzelne Segmente temporär schliessen und sie später wieder in einen stabilisierten Markt zurückholen.

Die Tatsache, dass es der Schweiz schlecht geht, spiegelt sich auch in den schwammigen Antworten von Gstaad Tourismus. Die Alpen-Destination ist eine internationalen Luxus-Hochburg und offenbar weiss momentan keiner, wo man anfangen soll.

Corona treibt auch die Digitalisierung weiter, und der brandaktuelle Fraunhofer-Report fasst zusammen, wo Smartes schon zu einem resilienten Hotel beitragen kann. Und das bringt mich dazu, die Flagge für unseren HITT zu hissen: Bei unserem – jetzt virtuellen – Think Tank am 23. Juni kann man sicher eine Menge lernen über die "new norms". Haben Sie schon das komplette Programm gesehen? Klicken Sie auf www.hitt.world, wo Sie auch die neuen Preise für diese digital Konferenz finden und das Buchungsformular.

Bis nächsten Freitag,

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Der Druck wächst. Gut so.
30.4.2020

Liebe Insider,

 

der Tourismus macht endlich öffentlich Druck: Demos, Briefe, Kritik… Deutschlands föderale Struktur fällt der Hotellerie wieder auf die Füsse: Einzelne Bundesländer trauen sich jetzt, der Branche die Tür zu öffnen, aber Österreich und die Schweiz ziehen an ihnen schon vorbei. Stattdessen macht sich Deutschland super-beliebt, weil es die weltweite Reisewarnung bis 14. Juni verlängert und ihre Top-Minister sich jetzt nicht mehr einig sind. Das Gastgewerbe lässt man am ausgestreckten Arm verhungern und gibt der Branche noch nicht einmal eine Perspektive!

Bei allem Respekt vor der Gesundheit der Menschen: Dieses Verhalten der Politik ist grenzwertig und zeugt auch nicht von Verantwortungsgefühl. Im Gegenteil: Der Verdacht von Buddy Business kommt wieder hoch. Weshalb sollte millionenschwere Profi-Fussballspieler jeden Abend getestet werden und engen Körperkontakt pflegen, um dann Geisterspiele zu veranstalten? Weshalb sollte diese Gruppe bevorzugt sein? Das wäre asozial und menschen-verachtend. Fussballer sind nicht systemrelevant.

Unsere letzte Ausgabe hat starke Reaktionen hervorgerufen, sogar einen Leserbrief, und aus den vielen Gesprächen und Mails höre ich: "Dem nächsten Shit Storm schliesse ich mich an!" Die Geduld vieler ist strapaziert.

Umso mehr gilt es jetzt für Verbände wie Unternehmer: Machen Sie der Politik bitte nur konkrete, praxisgerechte Vorschläge! Unser Bericht über die Hygiene-Standards in Hotels zeigt, wie es geht: Seetel Hotels auf Usedom sind vorbildlich vorgegangen, Accor, Hilton, Marriott zeigen auf Ketten-Seite global Flagge mit Zertifizierungen, und in Bayern hat die Munich Hotel Alliance in Eigeninitiative sehr konkrete Checklisten erstellt, die wir heute veröffentlichen dürfen. Das Ziel heisst: Wecken Sie Vertrauen beim Gast! Und bei der Politik.

Fred Fettner berichtet, wie Österreich die angekündigte Lockerung angeht und befürchtet: Hotels offen, Grenzen zu? Ebenso geben uns unsere Korrespondenten in Italien und Spanien heute ein Update zu Finanzierungen und Lockerungsmassnahmen.

Der ZIA lud am Montag zur Online-Pressekonferenz und gab ein 17seitiges Positionspapier rund um das Hotel und die Hotel-Immobilie frei – eine sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage in Deutschland. Eine gute Geste des Spitzenverband der Immobilien-Wirtschaft. Er besitzt ausgezeichnete Verbindungen in die Politik. Und gemeinsam ist man immer stärker. Darüber hinaus gibt es langsam auch detailliertere Einschätzungen zur Asset-Klasse Hotel; der Grundtenor ist düster, aber trotzdem nicht hoffnungslos.

Das Gerangel um die Gutschein-Frage ist immer noch nicht beendet, aber Susanne Stauss hat das Hin und Her zusammengefasst. Auch hier ist man sich nicht einig, ob der Voucher eine Wohltat für Veranstalter wie Verbraucher ist oder nur ein zinsloser Zwangskredit der Verbraucher.

Die Zeit läuft, die Uhr tickt. Jeder, der sich in die Politik einbringen kann, sollte es tun. Hotels und Restaurants müssen so bald wie möglich wieder aufmachen. Es ist die einzige Chance gegen die Insolvenzwelle.

 

Der 3. HITT Think Tank am 23. Juni wird virtuell – das angepasste Programm steht jetzt online und Sie können buchen! Diskutieren Sie in dieser digitalen Konferenz mit über den Einfluss der Digitalisierung:  Wir gehen in Highspeed "new norms" entgegen: in den Operating-Modellen etablierter und junger Ketten, in der personalisierten Customer Journey und in der Generierung einer massgeschneiderten Service-Qualität. Viel davon ist vermutlich gesteuert von KI. Alle Details zu  Programm und Preisen auf unserer Seite 1 und auf der Webseite www.hitt.world, wo Sie sich auch registrieren können.

Der Termin für die Expo Real ist im Oktober, und sie wäre eine der ersten, die seit dem Lockdown wieder stattfindet. Die Messe in München arbeitet mit Hochdruck daran, ihre Veranstaltungen krisenfest zu machen: Die Immobilien-Messe werde stattfinden, hiess es diese Woche offiiziell. Sprechen Sie mit uns gerne auch über den Gemeinschaftsstand "World of Hospitality"; mehr auf Seite 1.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Fröhlich in die Insolvenz?
23.4.2020

Liebe Insider,

 

ich staune seit Wochen darüber, wie viele von Ihnen, liebe Hoteliers, in Deckung gegangen sind. Lieber nichts sagen und mit reduzierter Mehrwertsteuer fröhlich in die Insolvenz segeln? Motel One-CEO Dieter Müller bezeichnet die aktuelle Mehrwertsteuer-Senkung als "schlechten Witz". Was soll ein umsatzabhängiges, befristetes Instrument, wenn es keinen Umsatz gibt? Nach wie vor hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband es nicht geschafft, die Weichen neu zu stellen und das Kern-Problem zu lösen: die Soforthilfen zu bekommen, die rechtzeitig vor einer Insolvenz schützen sollen…

Dieter Müller erläutert heute im Interview mit mir die Idee seines Moratoriums, das die Kosten für alle Parteien quasi auf NULL stellt. Dieses Prinzip kostet nichts und bringt viel. Selbst die ZIA hat es schon für die Immobilien-Wirtschaft empfohlen. In unserem LinkedIn-Forum gab es nur positive Reaktion auf Müllers Idee, seinen Brief an den Krisenstab aber liess Berlin bis heute unbeantwortet.

Müller appelliert an die Politik, auch angesichts der entstehenden sozialen Unfairness in der Gesellschaft. Aktuell schmelzen bei Motel One monatlich 20 Millionen Euro an Liquidität ab; im Gegensatz zu vielen anderen hat die Gruppe noch ein EK-Polster, aber in Relation leiden auch die meisten anderen Unternehmen auf ähnlich dramatische Weise.

Deutschland hat viele gute, analytisch starke und kreative Unternehmer. Sie müssen nur gehört werden! Deshalb erklärt uns der in Berlin sehr angesehene Politik-Berater und Wahlkampf-Stratege Frank Stauss heute, weshalb der Dehoga in Regierungskreisen nicht weiterkommt: "Die Branche schreit immer 'Untergang' ", kommentiert er den aktuellen Steuer-Bauchklatscher. Anstatt konkrete Pläne für die Wiedereröffnung vorzulegen, komme sie "mit ollen Kamellen" um die Ecke. "Diese radikalen neo-liberalen Ansichten unterschreibt heute auch keine CDU mehr…".

 

In einem weiteren Beitrag geht es nochmals um Forderungen und Ideen, wie man das Finanzdesaster in der Wirtschaft begrenzen kann. Derweil hat ein Gezerre zwischen Politik und Unternehmen über die Lockerungen eingesetzt. Die Stimmen der Touristiker werden lauter und fordernder. Die Politik und ihre Virologen halten dagegen. Man spürt: Es geht jetzt in die heisse Phase der Abwägung zwischen medizinischer Fürsorge und Wirtschaftsopfern.

Wer darf wann wieder starten? Wie die deutsche Regierung darüber denkt, erkennt man auch aus den – sehr gut – aufbereiteten Charts des Kompetenzzentrum Tourismus, das darin auch Umsatz-Erwartungen mit berechnet. Gestern hat es seinen 2. "Recovery Plan" veröffentlicht: Vergleichen Sie ihn mal mit dem ersten, der am 9. April erschien!

Es gibt auch noch Nicht-Corona-Stoff: Wir stellen neue, junge Marken im Serviced Apartment-Bereich vor – und die meisten Pipelines sind ebenfalls prall gefüllt. Corona wird allerdings auch für sie zum Härtetest.

Uns selbst zwingt die Krise auch zur Anpassung: Wir haben entschieden, unseren Think Tank am 23. Juni im digitalen Format zu gestalten. So fällt das zukunftsweisende Thema Digitalisierung nicht unter den Tisch und es können sogar mehr Insider daran teilnehmen! Wir freuen uns darauf. Die ersten Infos dazu auf unserer Seite 1, mehr dazu nächste Woche, wenn wir das Programm und die Preise angepasst haben werden. Es wird kein monotones Webinar werden, das verspreche ich Ihnen.

 

Bleiben Sie stark! Und sagen Sie Ihre Meinung! Es ist Zeit, die Corona-Starre zu überwinden!


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Oster-Ei mit Sprengstoff
9.4.2020

Liebe Insider,

 

die deutsche Hotellerie verliert derzeit wöchentlich ca. 750 Millionen Euro Umsatz, Vermieter und Finanzierungspartner erwarten jeden Monat Mieten und Annuitäten in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro, 250.000 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Das Drama spitzt sich zu, und selbst die nachgebesserten Kredit-Bedingungen diese Woche lassen die grösseren Hotelgruppen durchs Raster fallen.

 

Hotel- und Immobilien-Verbände schreien immer lauter, um Politik und Banken klarzumachen: Das verlorene Bett vom März kann man im Juni nicht zweimal belegen! Bessert Berlin nicht noch einmal nach, dann rennt die Branche schnurstracks in die Massen-Insolvenz. Sie ist doppelt so hoch insolvenz-gefährdet wie andere Branchen. Es ist bitterer Ernst. Das Corona-Ei im Oster-Nest besitzt Sprengkraft.

Deshalb erhöht sich in vielen Ländern der Druck, Restriktionen zu lockern. Die ersten wagen es, vorsichtig: Dänemark, Norwegen, Österreich und Tschechien.

In allen Gesprächen brodeln die Sorgen und Gedanken: Wenn ab Mai die Wirtschaft nicht stufenweise wieder hochgefahren wird, folgen der humanitären Katastrophe noch in diesem Jahr das wirtschaftliche Aus selbst für reiche Länder und soziale Unruhen überall.

Die Anspannung ist einfach spürbar. Geschlossene Hotels in der Krise zu händeln, sei mehr Arbeit als geöffnete Hotels am Laufen zu halten, merkt Duncan O'Rourke, COO Accor Central Europe, in unserem Gespräch heute an. Selbst den europäischen Marktführer würde es freuen, wenigstens im Juni schon wieder die Belegung wachsen zu sehen. Über RevPAR-Bewegungen will Duncan noch gar nicht nachdenken. Von den 3.000 Accor-Hotels in Europa sind aktuell rund 2.200 geschlossen.

Noch deprimierender wird's heute beim Blick auf die noch tollen Transaktionszahlen für Deutschland im 1. Quartal und dem nun erwarteten, sich abzeichnenden Absturz für das 2. Quartal. Die Zahlen aus dem gerade erschienenen Markt-Report des Hotelverbands IHA für 2019 sollte man sich in Gold einrahmen.

Das Virus hat den Globus fest im Begriff, wie auch unser stichwortartiger Flug über den Mittleren Osten zeigt. Das Virus-Szenario wiederholt sich fast in jedem Land gleich, nur zeitversetzt. Und genauso einheitlich kristallisierte sich in der Branche weltweit heraus: Als erstes werden die lokalen Restaurants, Cafes, Bars, Läden wieder Umsatz generieren, dann wird der heimische Tourismus durch die Decke gehen, während Geschäftsreisen deutlich verzögert einsetzen. Letzteres ist schon wieder abhängig vom Fliegen und von offenen Grenzen – und vom Vertrauen, das die Reisenden bis dahin entwickelt haben müssen. Der Konjunktur-Beschleuniger heisst Vertrauen!

Am Dienstag habe ich mir die erste rein virtuelle Live-Hotel-Konferenz "Hospitality tomorrow" angesehen: Angeblich waren 5.300 Personen registriert, und in den Diskussionen, die ich fünf Stunden lang angehört habe, waren im Schnitt 2.500 Teilnehmer online. Inhaltlich bald mehr dazu, wichtig ist mir am Schluss die Message aus diesem Event: Erstens, man kann Gedanken und Dinge auch virtuell bewegen; zweitens, es gibt ihn, den globalen Tourismus-Spirit und den gemeinsamen Kampf gegen das Virus! Das hat einfach nur gutgetan.

 

Lassen Sie es sich über die Osterpause auch gut gehen, geniessen Sie kleine Spaziergänge und schalten Sie mal ab. Wir werden das auch tun, unsere reguläre Oster-Pause steht an, so dass wir am Freitag, 24. April, wieder für Sie da sind. Mit hoffentlich positiveren Nachrichten.


Ihre Maria Pütz-Willems
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Harte Realitäten, digitale Motivation
2.4.2020

Liebe Insider,

 

während der Rest der Welt jetzt gegen das Coronavirus kämpft, nähert sich China wieder dem Alltag. Der Hotelmarkt stabilisiert sich auf niedrigem Niveau, aber jetzt verschärft eine riesige Projekt-Pipeline bereits wieder die Situation. Und die ersten Investoren hecheln schon wieder nach Distressed Assets. Macy Marvel belegt Untergang und Aufschwung mit vielen Zahlen und gibt einen Ausblick.

 

In Zentraleuropa werden inzwischen diverse Exit-Szenarien diskutiert. Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky von 2bAhead zeichnet vier davon auf, vom technologisch gesteuerten Reset bis zum Zusammenbruch der Demokratie. Diesen Denk-Entwürfen habe ich in der gleichen Meldung Fakten gegenübergestellt: mrp Consult aus Wien ergänzt das mit fundierten Berechnungen zu diversen Tourismus-Märkten weltweit und mit Blick auf die verschiedenen Zielgruppen. Martin Schaffers Fazit: Entscheidungen müssen jetzt einfach mit vielen Unbekannten getroffen werden.

Eine Orientierung durch den Dschungel der Hilfsmassnahmen im förderalen Deutschland bietet der neue, ebenfalls aufwändig recherchierte Leitfaden von Tina Froboese, Select Hotel Advisory Services. Sie hat Liquiditätshilfen und Bürgschaften aller 16 Bundesländer gelistet, inklusive Kontakt-Links.

Gestern abend hat sich – nach Hilton, Marriott und IHG – auch Accor offiziell zur Krise gemeldet. Zwei Drittel der Hotels sind rund um den Globus bald geschlossen. Trotzdem oder jetzt erst recht stellen Accor und seine finanzstarken Shareholder Millionen Euro bereit, um medizinischen Kräften und eigenen Mitarbeitern wie Partner-Unternehmen in der Not zu helfen.

Wenig kommunikativ geben sich bisher Verpächter und Pächter. Susanne Stauss hat trotzdem mit einigen sprechen können, alle gaben sich noch sehr partnerschaftlich. Aus dem "Off" im Markt hören wir genau das Gegenteil: Der Ton zwischen Betreibern und Eigentümern/Finanzierern ist seit einer Woche deutlich rauer geworden – seitdem der Gesetzgeber das Thema Miet-Stundungen hochgebracht hat. Dirk Iserlohe, Vorstand der Dorint-Mutter Honestis AG, spricht dazu als einziger Klartext: Beim Verpächter geht's ums Vermögen, beim Pächter ums Überleben.

Einen Kollaps fürchtet die Schweizer Hotellerie. Eine Top-Down Hochrechnung von Montag, ausgehend vom geschätzten jährlichen Gesamtumsatz der Hotel-Branche von 10.2 Milliarden Franken, kommt auf einen Umsatz-Verlust von 2 Milliarden Franken. Eine Insolvenz-Welle scheint unvermeidbar.

In unseren "Snippets" haben wir heute Nützliches zum geplanten Virus-Tracking zusammengefasst und in unserem News-Mix finden Sie ab heute auch Meldungen, die sich nicht mehr allein auf Projekte und Pipelines beziehen, sondern auch auf andere Wirtschaftsunternehmen wie z.B. Airbnb.

Beatrix Boutonnet hat einen virtuellen Hackathon unter der Schirmherrschaft des Kanzleramts in Berlin mitgemacht: Der sollte Ideen aufspüren. Eine davon ist eine neue Gutschein-Plattform der Sparkassen für kleine Betriebe wie Cafés, Restaurants oder Bars.

 

Upselling ist das Stichwort für Sabre Hospitality: Sie stellten jetzt ihr neues Retail Hospitality Tool vor, das hilft, schon bei der Buchung mehr Umsatz zu generieren: Man verkaufe das Hotel einfach wie eine attraktive Destination und jedes Extra bekommt ein Preis-Ticket. Das Erstaunliche: Ein Drittel der Gäste würde bis zu 50 Euro mehr zahlen!

Digitalisierung macht's möglich. Und noch mehr, wie Yotel-CEO Hubert Viriot erklärt. Von Anfang an verstand sich die Lifestyle-Gruppe als Disruptor, setzte auf nützliche Technologie, wenig Personal und tech-affine Gäste. 10% seines Budgets gibt er fürs Experimentieren mit Technologie aus – und er sagt trotzdem: Geschäft generiert man nicht durch Roboter, sondern durch neue offene PMS und CRM!

Daran knüpft das Interview mit dem Gottlieb Dudweiler Institut aus der Schweiz an: Seine Forscher sehen in Chatbots den perfekten smarten Reise-Assistenten. Diese schlagen Ihnen Restaurants entsprechend Ihres Blutzuckerwertes vor oder stimmen sich für Ihre nächste Reise auch schon selbständig mit anderen smarten Assistenten ab.

Sie sehen, es gibt eine Zukunft! Und Sie werden das Wissen um die digitalen Trends nach Corona brauchen. Wir lassen die Wissenschaftler und Experten genauso sprechen wie die pragmatischen Movers & Shakers von morgen. Jeden Freitag!

 

Und noch eine kleine Notiz in eigener Sache: Ich habe diese Woche erstmals einen Podcast mitgestaltet. Ich tausche mich mit meinen Chefredakteurs-Kollegen Andrew Sangster von Hotel Analyst und Jeff Weinstein von Hotels über Corona aus. Ein erstes Experiment für uns, hören Sie mal in Ruhe rein in diesen "United Hotel Media Podcast".


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


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Harte Massnahmen, positiv denken!
26.3.2020

Liebe Insider,

 

wir befinden uns zwischen Gartenzaun und Verzweiflung, eingeengt in der Bewegungsfreiheit, aber mit viel zu viel Freiraum für negative Gedanken. Deshalb tragen wir heute auch gerne die Ansichten des deutschen Zukunftsforschers Matthias Horx weiter, der uns geistig schon mal 12 Monate vorausgeeilt ist. Wir lernen bis dahin, mit der Technik anders umzugehen, sind sozialer geworden, haben Trump abgewählt und erstmals Smog-freie chinesische Städte erlebt. Corona sei Dank.

Morgen, Samstag, um 20.30 Uhr, ist wieder "Earth Hour": Eine Stunde lang soll jeder das Licht ausschalten und an den Planeten denken. Corona hat das Thema Sustainability völlig weggewischt… Dabei wird das Virus wieder verschwinden, unsere Klima-Probleme werden es aber leider nicht. Deshalb zeigen wir heute auf, wie Immobilien-Profis und nachhaltig denkende Hotel-Betreiber an der ESG Konferenz in Frankfurt Zertifikate kritisch betrachtet haben, über energetische Aufrüstung und Kosten-Ersparnis sprachen und offenbar viel Vertrauen in das Cradle-to-Cradle-Prinzip setzen...

Sie denken positiv: Sustainability wird die Welt zum Guten verändern. Das ist Zukunft, genauso wie der Corona-Impfstoff, der kommen wird. Das Rad der Wirtschaft muss bald wieder angeschoben werden. Deshalb ist es richtig, wenn jetzt bereits, langsam und vorsichtig, die Diskussion über den richtigen Zeitpunkt zum "Wiederanfang" einsetzt.

Die Regierungen rund um die Welt bekämpfen das Virus inzwischen mit Milliarden-schweren Rettungsprogrammen. Kommen Kurzarbeitergeld oder Kredite zu spät bei den Unternehmen und Arbeitnehmern an, hat Corona gesiegt. Hotels, Restaurants und Cafés können wirtschaftlich nur wenige Wochen selbständig weiteratmen, wenn ihnen der Umsatz abgeschnittten wird. Für das ganze Desaster finden Markus Luthe und Otto Lindner vom deutschen Hotelverband IHA trotzdem noch ruhige Worte, wenngleich sie die Programme der Regierung in ihren Details heftig kritisieren: Sie fürchten, dass diese Branche durchs Raster fällt. Am Dienstag sandten die Lobbyisten einen Brandbrief an Angela Merkel und ihre Minister.

"Regierungsgelder sind aber kein Füllhorn", ermahnt darüber hinaus Martina Fidlschuster von der Hotour Consulting die Branche. Als eine der krisenerfahrensten Beraterinnen im Markt hat sie für Eigentümer und Betreiber eine Checkliste erstellt, die hilft, sich auf Bankengespräche vorzubereiten.

Corona wütet weiter und zwingt wütende Arbeitgeber zum radikalen Kosten-Schnitt in puncto Mitarbeiter: Rauswerfen, beurlauben oder fördern? Letzteres machen nur Privathotels, ersteres die Ketten. Sylvie Konzack ist auf krasse Reaktionen gestossen. Marriott, IHG und Hyatt haben inzwischen selbst berichtet, wie und wo sie die "labour costs" reduzieren: Das sind Entlassungen im Zehntausender-Pack.

Da immer mehr Hotels nach Umnutzungen schielen, haben wir unsere redaktionellen Experten gefragt, wie das in Deutschland rechtlich aussieht.

Corona könnte aber noch anderes unerwartetes Positives bringen: Airbnb und Oyo verlieren durch die Krise massiv an Schlagkraft, ebenso wie die OTAs. Das wäre die Mega-Chance der Hotellerie, sich gemeinsam neu aufzustellen, meint Susanne Stauss... Und wir haben noch eine Nicht-Corona-Meldung im Gepäck: die Weiterentwicklung bei Travel Charme Hotels.

Angesichts der Infofluten werden wir künftig noch stärker selektieren, um Ihnen einen kompakten Überblick zu ermöglichen. Betrachten Sie deshalb die zweite Ausgabe unserer "Snippets" als schnell zu lesendes "Vermischtes". Unsere Link-Liste auf Seite 1 ist verfeinert und um neue Links ergänzt. Auf der Startseite sagen erstmals zwei CEOs - Giovanna Manzi von Best Western Italy und Prof. Max Schlereth von Living Hotels aus Deutschland -, was sie über Corona denken.

Und was meinen Sie zur Krise? Schreiben Sie mir…


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com

 

 

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