Empörung in Rom: Airbnb veranstaltet Gladiatoren-Kämpfe

Empörung in Rom: Airbnb veranstaltet Gladiatoren-Kämpfe

Rome_Kolosseum at Night, Exterior
Im Kolosseum sollen wieder Gladiatoren kämpfen – doch das als Image-Kampagne geplante Event kommt nicht gut an. / © Getty Images, Unsplash

Airbnb will Tickets für zwei exklusive Gladiatoren-Kämpfe im Kolosseum Rom verlosen. Veranstalter ist das Unternehmen selbst. Airbnb bezahlt dafür 1,4 Millionen Euro an Miete. Etliche Bürger sind empört: Die Stadt leidet unter Massentourismus und Wohnungsnot.

Zwei Abende im Kolosseum lässt sich Airbnb mehr als 1,4 Millionen Euro kosten – diese Summe verlangt der italienische Staat für die Vermietung der Weltkulturerbe-Stätte, in dem der Konzern Gladiatorenkämpfe zeigen will. Und der u.a. dafür verantwortlich gemacht wird, mit seinen Kurzzeit-Vermietungen grossen Anteil daran zu haben, dass es in Rom kaum noch bezahlbare Wohnungen gibt.


Bürger-Initiativen empört über dieses PR-Spektakel

Aus dem anfänglichen Groll ist ein ziemlicher Aufstand gegen die Airbnb-Gladiatoren geworden. Der staatlichen Verwaltung des Kolosseums wird vorgeworfen, alle Versprechen Lügen zu strafen, endlich etwas gegen den Massentourismus zu unternehmen: Die Stadt mit knapp drei Millionen Einwohnern erwartet im Jahr 2025, das der Vatikan auch noch zum "Heiligen Jahr" ausgerufen hat, mehr als 40 Millionen Gäste.


Die Associazione Abitanti Centro Storico, ein Zusammenschluss der Bewohner von Roms historischem Zentrum, nennt es "beschämend, wie man ohne geringste Skrupel die an Bord holt, die dazu beitragen, Geschichte und Leben der Leute zu zerstören". Andere beschweren sich über die Kommerzialisierung von 2.000 Jahre alter Kultur: ein Unesco-Weltkulturerbe als "Disneyland".


Airbnb will seinen Ruf aufpolieren

Dabei war die Idee von Airbnb eine andere. Der Konzern steht schwer in der Kritik, weil er dazu beiträgt, dass Wohnungen in vielen Städten lieber an Touristen vermietet werden als an herkömmliche Mieter. Mit einer Image-Kampagne wehren sich die Amerikaner. Dazu gehört pünktlich zum Kinostart des neuen "Gladiator"-Films von Hollywood-Regisseur Ridley Scott die Aktion in Rom.


Mit dem Archäologiepark Kolosseum – so die offizielle Bezeichnung – wurde vereinbart, dass die Arena im Mai 2025 zwei Abende lang für ein exklusives Publikum geöffnet werden darf. Bei Fackelschein sollen dann auch wieder Gladiatoren gegeneinander antreten, wenn auch nur zu Spielen friedlicher Natur. Auf Leben und Tod wurde im Kolosseum, erbaut zwischen 72 und 82 nach Christus, zuletzt im fünften Jahrhundert gekämpft.


Luxus-Wohnung am Kolosseum für 1.400 Euro die Nacht

Inmitten der handverlesenen Gäste sollen auch etwa 30 Airbnb-Kunden gehören, die vom 27. November 2024 an über eine Lotterie ausgewählt werden. Sie bekommen zudem Gelegenheit, selbst ein Gladiatoren-Kostüm anzulegen. Dafür spendete Airbnb die 1,4 Millionen. Der Konzern lobt das selbst als Beitrag zu "nachhaltigem Tourismus in Europa mit Blick auf dessen Kulturerbe".


Das kam in der Nachbarschaft als ziemlich verlogen an. Tatsächlich gehört die Gegend ums Kolosseum zu den römischen Vierteln, in denen praktisch keine Mietwohnungen mehr zu bekommen sind. Dafür gibt es bei Airbnb Angebote wie dieses: "Luxus-Unterkunft mit ikonischer Aussicht, nur wenige Gehminuten von den wichtigsten Attraktionen entfernt" für 1.400 Euro die Nacht.


Mit mehr als sieben Millionen zahlenden Touristen pro Jahr ist das Kolosseum Italiens meistbesuchte Sehenswürdigkeit. Zum alltäglichen Bild gehören nicht nur die Schlangen vor den Kassen, sondern auch die Ausländer mit Rollkoffer, die mit dem Handy in der Hand verzweifelt nach ihrer Adresse suchen. Meist helfen die Einheimischen freundlich – aber längst nicht immer.


"Unser römisches Imperium"

Neuerdings ist dort auch zu sehen, dass die typischen Zahlenschloss-Boxen mit Wohnungsschlüsseln, die neben den Haustüren hängen, von Aktivisten verklebt wurden. Bei der PR-Aktion sorgte für zusätzlichen Ärger, dass sich Airbnb in einem Tiktok-Video gleich das gesamte römische Reich zueigen machte. Das Filmchen in breitestem Amerikanisch ist betitelt: "This is Our Roman Empire" ("Das ist unser römisches Imperium"). 


Derartiges mögen die Italiener überhaupt nicht. Nun gibt es immer mehr Forderungen, auf das Spektakel zu verzichten. Roms Kultur-Stadtrat Massimiliano Smeriglio schrieb dem US-Konzern: "Zeigen Sie sich als Freund Roms, indem Sie unser einzigartiges Kulturerbe nicht in einen Spielplatz verwandeln." Dem Appell schlossen sich mehrere Bürgerinitiativen an. Im alten Rom gab es dafür eine Geste, die man bis heute kennt: Daumen runter. / dpa

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