Hotellerie schneidet bei Azubis schlecht ab

Hotellerie schneidet bei Azubis schlecht ab

Unhappy young woman
Unzufrieden mit der Ausbildung? Das kommt bei angehenden Hotelfachleuten laut Ausbildungsreport 2024 häufiger vor. / © Magnet.me, Pixabay

Der Azubi-Mangel ist ein branchenübergreifendes Thema. Wie zufrieden junge Leute mit ihrer Ausbildung und den Betrieben sind, ermittelt eine aktuelle Befragung. Dabei kommt die Hotellerie nicht gut weg – Hotelfachmann und -frau gehören zu den Berufen mit den schlechtesten Bewertungen.

Die Mehrheit der Auszubildenden ist mit ihrer Ausbildung und ihren Ausbildern in den Betrieben zufrieden. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch zwischen einzelnen Branchen. Entscheidende Indikatoren sind die Bezahlung nach Tarif, die Zahl der geleisteten Überstunden und die sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten, die viele Azubis übernehmen müssen. Dies sind nur einige Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der aktuell in Berlin vorgestellt wurde. Sie spiegeln die unterschiedlichen Lebensrealitäten, die junge Menschen in ihrer Ausbildung erleben.


Die überwiegende Mehrheit, fast 70% der befragten Azubis, ist mit ihrer Berufsausbildung zufrieden. Erneut gab es in diesem Jahr Bestnoten für den Beruf Industriemechaniker (Zufriedenheit 81,6%) und Industriekaufmann/-frau (80,3%). Überdurchschnittlich viele von ihnen fallen unter den Schutz eines Tarifvertrags. Am unteren Ende der Skala finden sich Zahnmedizinische Fachangestellte (Zufriedenheit 58,5%), Hotelfachmann/-frau (60,4%) und Fachlagerist (61%). Sie werden oft nicht nach Tarif bezahlt.


Einzelne Indikatoren lassen darüber hinaus auf gravierende Mängel in manchen Betrieben schliessen: So gaben über 15% – so viele Auszubildende wie nie zuvor – an, "immer" oder "häufig" ausbildungsfremde Tätigkeiten leisten zu müssen, wie Kaffeekochen oder Putzen in der Firma. Dabei sind solche Tätigkeiten keinesfalls Teil der Ausbildung. Finden sie dauerhaft statt und werden zentrale Lehrinhalte deshalb nicht vermittelt, gefährden sie sogar den erfolgreichen Ausbildungsabschluss der jungen Menschen.


Überstunden und mangelnde Perspektiven

Ausserdem gab über ein Drittel (34,5%) der Auszubildenden an, regelmässig Überstunden leisten zu müssen – deutlich mehr als in den Vorjahren. "Wer Überstunden machen muss, erhält dafür oftmals weder eine zusätzliche Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Dabei ist das schlicht illegal", sagt dazu Kristof Becker. Traurige Spitzenreiter sind Köchinnen und Köche, von denen mehr als die Hälfte regelmässig Überstunden machen muss. Im Schnitt sind es bei ihnen 6,1 Überstunden pro Woche.


Jeder dritte Azubi im dritten Ausbildungsjahr weiss nicht, ob er nach Berufsabschluss übernommen wird. Das verunsichert viele der Befragten. Die Chancen hängen dabei stark vom jeweiligen Ausbildungsberuf ab. Besonders Hotelfachleute und Verkäufer müssen lange bangen.


Einen grossen Einfluss auf die Zufriedenheit der jungen Leute hat das Ausbildungspersonal in den Betrieben – der Schwerpunkt des Reports dreht sich deshalb in diesem Jahr um sie. Die Ergebnisse bestätigen es: Werden die Azubis vom Ausbilder in den Betrieben korrekt behandelt, bekommen sie Arbeitsvorgänge gut erklärt und wird auf ihre individuelle Lernbedürfnisse eingegangen, dann ist die Zufriedenheit überdurchschnittlich. Aber nicht alle Ausbilder haben ausreichend Zeit, um ihre Azubis so intensiv zu betreuen wie es notwendig wäre.


Insbesondere kommt oft ein persönliches Feedback über bereits erworbene Fähigkeiten und über Nachholbedarf zu kurz. Nur 45% erhalten mindestens einmal im Monat eine persönliche Rückmeldung, bei der Mehrheit ist dies "seltener" oder sogar "nie" der Fall. 


Die repräsentative Befragung wurde von September 2023 bis April 2024 durchgeführt. Insgesamt 10.289 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt. Der Ausbildungsreport 2024 steht hier zum Download bereit. / red

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