Plastikmüll: Neue Vorschriften und die grössten Verursacher

Plastikmüll: Neue Vorschriften und die grössten Verursacher

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Kleine Einweg-Verpackungen in der Hotellerie gehören in der EU bald der Vergangenheit an. / © Simone, Adobe Stock

Das Essen-to-go im Styroporbehälter, Shampoo im Mini-Fläschchen: Verpackungsmüll ist allgegenwärtig – und ein grosses Problem für die Umwelt. Brüssel will nun bestimmte Verpackungen verbieten. Nur 56 Unternehmen sindweltweit für die Hälfte der Müllmenge verantwortlich.

Das EU-Parlament hat den Weg frei gemacht für schärfere Regeln gegen Verpackungsmüll. Die Abgeordneten stimmten Ende April in Strassburg für ein Verbot von bestimmten Einweg-Verpackungen ab 2030 – etwa für unverarbeitetes frisches Obst und Gemüse oder Einzelverpackungen wie für Zucker. Ziel ist es, den Verpackungsmüll in der Staaten-Gemeinschaft bis 2040 schrittweise um mindestens 15 Prozent zu reduzieren.


In Zukunft soll es für Verpackungen jeglicher Art strengere Vorschriften geben. Mit bestimmten Ausnahmen – etwa für Textilien, Keramik oder Gummi – sollen den Angaben zufolge sämtliche Verpackungen recycelbar sein. Unter anderem für Umverpackungen gilt künftig, dass der Leerraum-Anteil höchstens 50 Prozent betragen darf.


Essen in Mehrweg-Verpackungen

Gastronomen müssen es künftig akzeptieren, wenn Verbraucher eigene Behälter für den Transport von Speisen mitbringen. Ausserdem sollen sie den Angaben nach bis zum Ende des Jahrzehnts 10 Prozent ihrer Produkte in wiederverwendbaren Verpackungen anbieten. Nach der Abstimmung im Plenum des Europaparlaments müssen auch noch die EU-Staaten die neuen Vorschriften bestätigen, was in der Regel Formsache ist.


Das bedeutet auch das Aus für kleine Einwegbehälter wie Hotel-Shampoos oder Portions-Packungen für Marmelade oder Honig beim Frühstücksbüfett. Für den Verzehr ausser Haus sind die kleinen Portionspackungen, beispielsweise für Ketchup und Senf, weiterhin erlaubt. 


Nach jüngsten Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat fiel 2021 in der EU 188,7 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner an. Die neuen Regeln für Verpackungen böten eine echte Chance, die Abfallflut zu verringern, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).


Der Verband kommunaler Unternehmen begrüsste die Annahme der Vorschriften durch das Parlament. "Der historische Höchststand bei Verpackungsabfällen kann nur dann verringert werden, wenn Wiederverwendung und Recycling gefördert werden", sagte Vizepräsident Patrick Hasenkamp. "Zudem soll es – wie wir es schon lange fordern – je nach Art der Verpackung einen Mindestprozentsatz an recyceltem Inhalt für den Kunststoffanteil geben." 


Plastic Waste

Lebensmittel- und Getränke-Hersteller sind unverhältnismässig grosse Verschmutzer.Nick Fewings, Unsplash

Plastic Waste

Die grössten Müll-Verursacher

In der am 26. April veröffentlichten Ausgabe des Magazins "Science Advances" wurde eine Studie zum weltweiten Plastikmüll-Aufkommen veröffentlicht. Ein grosses Problem sei, herauszufinden, woher der Plastikmüll stamme. Aus diesem Grund wurden in 1.576 Audits in 84 Ländern und in einem Zeitraum von fünf Jahren erhoben, auf wie viel Prozent des Kunststoff-Abfalls ein Markenname gefunden werden konnte (50%). Die restlichen 50 Prozent trugen einen Herstellerhinweis, wobei 56 Unternehmen weltweit für die Hälfte dieser Menge verantwortlich waren. 


Die in der Analyse verwendeten Länder repräsentieren zusammen eine Bevölkerung von 6,5 Milliarden Menschen oder etwa 81 Prozent der Weltbevölkerung, basierend auf Bevölkerungs-Schätzungen vom Juli 2022.


Die fünf grössten Verursacher weltweit waren The Coca-Cola Company (11%), PepsiCo (5%), Nestlé (3%), Danone (3%) und Altria (2%), auf die 24 Prozent der gesamten Markenartikel entfielen, wobei 56 Unternehmen mehr als 50 Prozent ausmachten. "Zwischen der jährlichen Kunststoff-Produktion der Unternehmen und der von ihnen verursachten Kunststoff-Verschmutzung besteht eine klare und starke lineare Beziehung zwischen Produktion (%) und Verschmutzung (%), wobei die Lebensmittel- und Getränkehersteller unverhältnismässig grosse Verschmutzer sind", so das Ergebnis der Studie. Eine schrittweise Abschaffung von Einweg- und kurzlebigen Kunststoffprodukten durch die grössten Verursacher würde die globale Kunststoffverschmutzung erheblich reduzieren, so das Fazit.


Auch über ein weltweites Abkommen zur Plastikverschmutzung wird derzeit verhandelt. Die Leiterin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inger Anderen, sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg. Im November sollen die Gespräche, die aktuell im kanadischen Ottawa geführt werden, im südkoreanischen Busan fortgesetzt werden. Die vereinbarte Frist zur Festlegung des Abkommens läuft Ende des Jahres ab. / red

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