Die Briten haben bisher über eine Milliarde Euro in ihrem selbst ernannten "zweitwichtigsten" Markt Deutschland investiert und werden noch viele Millionen mehr dort in den nächsten 20 Jahren hineinpumpen. Die Kette testet permanent Dinge aus: Zimmer, Frühstück, OTAs. Ihr Trigger sind die Immobilien, ihr grosses Ziel eine hohe Skalierbarkeit und ein hoher Profit.
Whitbreads Managing Director Mark Anderson machte im Gespräch mit mir an der Expo Real vor drei Wochen sehr klar, an welchen Stellschrauben die Ketten ansetzt und wie auch die deutschen Häuser irgendwann bei einem ROI von 10-14% ankommen sollen.
Premier Inn erobert Deutschland strategisch, mit viel Kapital und tut alles für den (Börsen-)Erfolg des Whitbread-Konzerns. Die Schörghuber Holding in München ist ein milliarden-schweres Familien-Unternehmen und kann ebenfalls rechnen, verteilt aber die Risiken über den Mischkonzern hinweg (Bauen, Brauereien, Lachszucht, Hotels). "Es gibt noch risiko-reichere Immobilien als Hotels – unsere Lachszucht ist dreimal volatiler", sagt Vorstand Nico Nusmeier trocken. Und in der Krise können sich die Divisionen gegenseitig stützen.
Nussmeier fühlt sich wohl mit seinem Hotel-Betreiber Arabella Hospitality, der gerade mehr Raum und Kapital bekommen hat, um nach Jahren wieder aktiv zu expandieren (wir berichteten ausführlich am 8. September). Das Interview mit ihm passt perfekt zu dem nächsten grossen Meilenstein, den Arabella am Mittwoch mit der Eröffnung des Rosewood Munich gesetzt hat. Es ist das erste Haus der Ultra-Luxus-Gruppe in Deutschland, aber erst der Anfang mit Arabella in Europa.
Ob die Einstiegsraten um 1.000 Euro ihren Preis auch wert sind, wird sich zeigen. 600 Gäste feierten kräftig; einige erklärten das neue Hotel in historischen Mauern sofort zur neuen Ikone, anderen fehlte der "Wow"-Effekt. Alles ist edel und teuer, die Räume sind kompakt, die Erwartungen hoch. Der Wettbewerb unter Münchens Luxushotels (Bayerischer Hof direkt nebenan, Mandarin Oriental, Kempinski Vier Jahreszeiten, Rocco Forte, Königshof/Luxury Collection, Andaz) hat begonnen.
Aus den übrigen Meldungen: Während Büro, Wohnen und Einzelhandel leiden, deutet sich in einer aktuellen, renommierten Studie mittelfristig ein deutliches Comeback der Hotel-Immobilien an. Das könnte vielleicht auch die Stimmung der Deutschen heben, die im Vergleich mit ihren EU-Kollegen deutlich depressiver geben. Selbst das ist jetzt schon statistisch belegt!
Voller Elan geben sich die Hoteliers in CEE, Zentral- und Osteuropa. Dort funktionieren noch Transaktionen und das Kapital strömt nach grandiosen Performances. Und selbst vor den ESG-Anforderungen schrecken sie nicht zurück. Die deutschen Privathotels schwächeln erneut, wenn es ums Online-Marketing geht. Die Österreicher sind besser unterwegs.
Etliche Unternehmen haben in den letzten Tagen ihre Ergebnisse fürs 3. Quartal veröffentlicht (Accor, Hilton, GHA, Pandox, Scandic, Wyndham), die Sie alle jetzt gebündelt auf unserer Startseite finden – in der Box "Bilanzen".
Wie immer runden wir das Magazin ab mit den Personalien und dem News-Mix, desweiteren fügen wir auf den öffentlichen Seiten (Startseite und Marketplace) sechs neue Meldungen hinzu, u.a. zum Trinkgeld-Trend, zum Verpackungsmüll, einem Apartmenthotel aus Holz und mehr.
Viel Vergnügen mit den Hospitality-Giganten heute und Wissenswertem für Ihren Alltag.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin