Touristen müssen sich auch in den kommenden Jahren auf hohe Preise bei Reisen einstellen. Die Nachfrage nach Hotel-Übernachtungen oder Kreuzfahrten wachse stärker als je zuvor, berichtet der Hamburger Kreditversicherer Allianz und belegt das in einer Studie. Die in der Branche agierenden Unternehmen verfügten über eine wesentlich stärkere Preissetzungsmacht als in der Vergangenheit.
Global dürften rund 10% mehr Menschen mit dem Flugzeug verreisen, heisst es in der Studie. Auch wegen des schwachen Euros bleibe Europa mit weitem Abstand die wichtigste Zielregion für Touristen weltweit. "Die realen Sparzinsen sind weiterhin niedrig, sodass viele ihr Geld in eine Fernreise stecken. Die US-Bürger profitieren zudem von einem stärkeren Dollar, der ihnen im Ausland mehr Kaufkraft verleiht", sagt Allianz-Trade-Chef Milo Bogaerts in einer Mitteilung.
Weltweit habe die Auslastung der Hotels im Mai mit 68% den höchsten Stand seit der Pandemie erreicht. Auch das Geschäft mit Kreuzfahrten habe sich schon 2023 stark erholt und werde im laufenden Jahr um weitere 15% zulegen. Die grössten Anbieter erwarteten, dass der Sommer 2024 den Sommer 2019 sowohl bei den Passagierzahlen als auch beim Gewinn übertreffen wird.
Globale Hotel-Auslastung auf Höchststand
Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit und der zunehmenden geopolitischen Spannungen scheint immer noch die Sonne über dem Tourismussektor und Europa hat bereits das Niveau vor der Pandemie überschritten. Die Sparquote der privaten Haushalte steigt in den meisten europäischen Ländern weiter an, aber weder die Inflation noch die Unsicherheit haben den Aufschwung des Tourismussektors geschwächt.
Die Nachfrage nach reisebezogenen Dienstleistungen wächst stärker denn je und verleiht der Branche eine Freiheit, über Preise zu bestimmen, die kein anderer Sektor geniesst. Weltweit lag die Hotel-Auslastung im ersten Quartal 2024 im Durchschnitt bei 61%, im bisherigen Jahresverlauf bei 64% und im Mai bei 68%, dem höchsten Stand seit der Pandemie.
Obwohl der Luxus-Tourismus in letzter Zeit immer mehr Kunden anzieht, dominieren nach wie vor Budget-Hotels den Markt. Der Anteil der Luxus-Hotels am Weltmarkt ist mit nur 3% des Gesamtangebots sehr gering. Dennoch steigt die Nachfrage nach gehobenen Erlebnissen und Luxusreisen in den Industrieländern: Im vergangenen Jahr verzeichneten Luxus-Hotels die höchste RevPAR-Wachstumsrate (+5% y/y vs. +3% für die Branche insgesamt) und die durchschnittlichen Tagesraten (ADR) könnten angesichts der einkommensstarken Kundschaft weiter steigen. Da die Inflation jedoch nach wie vor auf die Kassen der Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen drückt, hat der Beherbergungssektor seine erschwinglichen Angebote erweitert. Vor der Pandemie fiel der grösste Anteil (27%) der Hotels weltweit in die gehobene Kategorie, aber seit 2022 hat der Faktor Wirtschaftlichkeit die Führung übernommen. – Die Studie der Allianz Trade zum globalen Tourismus steht hier zum Download bereit. / dpa
