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Berlin/Pisa. Nach der Krise mit Höchstgeschwindigkeit zurück auf Expansionskurs. Bedeutend schneller als von den internationalen Wirtschaftsforschern angenommen ist die globale Reiseindustrie wieder zurück auf Erfolgskurs. Trends vom "Pisa"-Treffen der Tourismusexperten - ähnlich denen des WTM London.
London. Nach dem bisher stärksten Einbruch 2009 ist die globale Tourismuswirtschaft seit September wieder auf Rekord-Kurs. Doch ausgegeben wird weniger – und Europa traut dem Jubel nicht. Der World Travel Market in London diese Woche bildete den Rahmen, um knapp vor Jahresende eine Tourismusbilanz zu ziehen. Quantitativ konnte die Welttourismusorganisation Ende August 2010 einen Rekord verkünden. Die eigenen Prognosen wurden damit deutlich übertroffen, statt drei könnten bis Jahresende fast sechs Prozent mehr internationale Gästeankünfte gezählt werden als im "Katastrophenjahr" 2009. 2011 aber könnte anders aussehen.
Hirschegg/Kleinwalsertal. Die Planung dauerte länger, die Kosten waren am Ende höher, und um den Bierhahn an der Designer-Bar diskutierte man genauso leidenschaftlich wie über den empfindlichen Naturholzfussboden, der am Schluss dann doch Einzug hielt… Szenen aus dem Alltag eines Hotel-Neubaus, wie Insider wissen. Dem neu eröffneten Ifen Hotel im Kleinwalsertal, einer österreichischen Enklave in Deutschland, erging es genauso. Drei Monate nach seiner inoffiziellen Eröffnung wird es aber gleich noch einmal für zwei Wochen schliessen - um Haken zu befestigen, Kaminfugen zu optimieren und erste Flecken zu beseitigen. Details wie diese sind es, die Travel Charme Hotels zu einer äussert erfolgreichen Resort-Hotelgruppe machen. Von der Finanz- und Wirtschaftskrise spürte sie nichts. Ihre Ferienhotels wirken wie feine, aber gemütliche Wohnzimmer und ihre Gäste wie Freunde. Diese Klientel soll jetzt helfen, das touristisch eingeschlafene Kleinwalsertal wieder aufzuwecken. Die Erwartungen der Destination sind hoch, der Standort nicht einfach. Aber auch das ist typisch Travel Charme.
Dubai. Die Worte Budget und Dubai hört man nur selten im selben Satz, aber allmählich dringt das Budget-Prinzip auch bis ins luxusverwöhnte Emirat vor, wo immer mehr Entwickler preisgünstige Hotels errichten wollen, um damit die nicht ganz so betuchten Reisenden anzulocken. Die zweitgrösste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate braucht dringend mehr Budget-Gäste, wenn sie ihr ehrgeiziges Ziel von 15 Millionen Touristen bis 2015 tatsächlich verwirklichen will. Bereits heute ist dieses Ziel dank der sich nur schleppend erholenden Konjunktur in Gefahr. Dubai hat sich von einem absolut exklusiven Reiseziel zu einem vernünftigeren entwickelt. Die Stadt hat inzwischen mit einem allgemeinen Überangebot an Hotels zu kämpfen, wenngleich der Budget-Sektor lediglich 5 oder 6% des Gesamtangebots entspricht; so entwickelt sich die Situation laut Experten immer mehr zu einem ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Angebot und Nachfrage.
Beirut. Die libanesische Hauptstadt Beirut gilt als begehrter Standort für Luxushotels. Doch die fehlende Infrastruktur, überhöhte Preise für touristische Dienstleistungen und nicht zuletzt die instabile politische Lage machen Beirut zu einem riskanten Pflaster und führen dazu, dass so mancher Plan wieder platzt. Im Januar hat Four Seasons mit acht Jahren Verspätung sein Haus in Beirut eröffnet. Kempinski plant zwei Hotels im Libanon. Hilton wollte bereits 2008 ein neues Hotel eröffnen. Derzeit ist Beirut ein "Spielplatz der Reichen", da vor allem Gäste aus den Golfstaaten dorthin kommen. Von einer Destination für Massentouristen ist der Libanon noch weit entfernt. Ein Besuch in einer instabilen Stadt mit eineroptimistischen Hotellerie.
Bodrum. Mit dem Klischee türkischer Ferienorte hat Bodrum nur wenig gemeinsam. Statt grossen Hotels, Ramsch-Läden und aufdringlichen Teppich-Verkäufern gibt es schicke Geschäfte, gepflegte Restaurants und immer mehr hippe Design-Hotels. Der Küstenort an der türkischen Ägäis ist vor allem bei türkischen Urlaubern beliebt. Dem Design-Hotel-Pionier Marmara eifern nun mehr Hotels nach. Bodrum bietet Potential - und könnte das St. Tropez der Türkei werden.
München/Doha. Die Stadt Doha in Qatar entwickelt sich weiter - und sucht u.a. für ihr neues Schlüsselprojekt "Musheireb" Hotelbetreiber, die bereits Erfahrungen mit nachhaltigen Konzepten haben. Ein grosses Modell auf der Expo Real zeugte von grossen Plänen.
Duisburg. Der deutsche Reiseveranstalter Alltours baut seine eigene Hotelkette Allsun weiter aus. Sie bietet dem Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal, in dem Geschäftsführer Willi Verhuven eine grosse Zukunft sieht.
München. Die Expo Real letzte Woche nutzten vier deutsche Alpen-Regionen, um um Hotels zu werben. Sie meinen: Spezialisierte 4 Sterne-Hotels wie auch Markenhotels gibt es in dieser Region zu wenige.
München. Die Tristesse des Vorjahres war vollends verflogen, Optimismus und die Lust auf neue Projekte prägten die diesjährige Gewerbeimmobilien-Messe Expo Real in München. Dieses Stimmungsbild lässt sich auch auf die Hotellerie übertragen: Die ganz grossen News gab es nicht, aber kleine wegweisende. Von Euphorie will niemand sprechen, wohl aber von einem absolut positiv zu bewertenden "neuen Realismus": Offener denn je waren wohl die meisten Gespräche, die Aussteller wie Besucher führten - vereint im gemeinsamen Interesse, künftig nur noch Qualitätshotels entstehen lassen zu wollen. Tragfähige Hotelkonzepte werden auch einen stärkeren Einfluss auf Hotelfinanzierungen haben, wie auf der Hotelkonferenz zu hören war, und das Thema Franchising findet unerwartet Freunde. Ohne Konzept bleibt das Kapital allerdings stark limitiert. Die Expo Real selbst belegt mit ihren Abschlusszahlen 2010 den Aufwind: Sie zählte rund 1.000 Besucher mehr als im Vorjahr und vier Prozent Plus bei den Ausstellern. Ein Stimmungsbericht.