"Wünsch Dir Was" der Tourismuswirtschaft
Politik INSIDE Berlin: Kolumne von Frank Tetzel
Wahlkampf 2025: Die Forderungen des Dehoga und der Denkfabrik
Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga Bundesverband) fordert von der neuen Regierung eine einheitliche Besteuerung von Essen mit dem ermässigten Satz für eine lebendige und vielfältige Gastro-Kultur. Und mehr…
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von 7 auf 19% (zum 1. Januar 2024) stösst in der Bevölkerung auch jetzt noch auf breite Ablehnung. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Dehoga. Mehr als zwei Drittel (67,7%) der Befragten bewerten die Massnahme als ungerechtfertigt.
Besonders betroffen von der Erhöhung der Mehrwertsteuer sind Menschen mit geringerem Einkommen, die nun seltener gastronomische Angebote nutzen. Die neue INSA-Studie belegt zudem die grosse Bedeutung von Restaurants, Wirtshäusern und Biergärten für die Lebensqualität jedes Einzelnen als auch für Städte und Gemeinden. 82,7% der Befragten würden es bedauern, wenn gastronomische Betriebe in ihrer Region schliessen müssten.
Die Ergebnisse im Detail
Massive Ablehnung der Steuererhöhung: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird von 67,7% der Befragten und damit einer absoluten Mehrheit als eher (29 ,2%) oder absolut ungerechtfertigt (38,5%) angesehen. Nur 19,8% empfinden dies als absolut (5,3%) oder eher gerechtfertigt (14,5 %). 6,4% ist dies egal, 4,8% wissen es nicht, und 1,5% wollen dazu keine Auskunft tätigen.
Rückgang der Restaurant-Besuche: 44,4% der Umfrageteilnehmer haben aufgrund der Mehrwertsteuer-Erhöhung gastronomische Betriebe im Jahr 2024 seltener besucht als noch im Jahr zuvor, 45,7% haben dies nicht getan. 8% wissen es nicht und weitere 1,8% wollen sich nicht äussern.
Mehrwertsteuer-Erhöhung trifft Geringverdiener besonders hart: Die Umfrage zeigt auch, dass vor allem Menschen mit niedrigerem Einkommen auf Restaurant-Besuche verzichten müssen. 53% der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen bis 1.000 Euro gaben an, aufgrund der Mehrwertsteueranpassung seltener auswärts essen zu gehen. In der Einkommensklasse 4.000 Euro und mehr sagten dies "nur" 38,7%.
Restaurants für Lebensqualität: Das Vorhandensein von Restaurants, Wirtshäusern und/oder Biergärten für ihre Lebensqualität im jeweiligen Wohnort ist den Befragten zu 35,3% eher und zu 23,7% sehr wichtig. Dies ergibt eine absolute Mehrheit von 59%. Etwa ein Viertel (23,1%) ist hier neutral und lediglich 15,2% sind der Meinung, dass diese eher (8,5%) oder sehr unwichtig (6,7%) für ihre Lebensqualität sind. 2,7% können oder wollen sich nicht festlegen.
Gastronomie-Betriebe haben Relevanz: Insgesamt 82,7% der Befragten würden es sehr (46,2%) bzw. etwas (36,5%) bedauern, wenn gastronomische Betriebe in ihrer Region schliessen müssten. Lediglich 11,4% würden kein Bedauern empfinden, 4,5% wissen es nicht und 1,4% wollen dazu keine Auskunft tätigen.
Essengehen ist fest verankert: 88,6% der Befragten geben an, dass sie die Gastronomie regelmässig nutzen. Davon gehen 22,2% der Befragten einmal im Monat essen, 20,1% mehrmals im Monat, 11% einmal in der Woche und 5,2% mehrmals in der Woche. 30,1% der Umfrageteilnehmer gehen durchschnittlich seltener als einmal im Monat in Restaurants, Wirtshäuser oder Biergärten, um dort zu essen. Nur 8,9% nutzen gar nicht die Gastronomie. 2,4% können oder wollen sich dazu nicht äussern. Die repräsentative Befragung von 2.002 Personen aus ganz Deutschland fand zwischen dem 13. und 16. Dezember 2024 statt.
Weitere Forderungen aus der Branche
Aus mehr als 30 aktuellen Branchenthemen hat der Dehoga neben der Mehrwertsteuer fünf weitere drängende Handlungsfelder identifiziert:
- Flexibilität ermöglichen: Wochenarbeitszeit jetzt!
- Neue Bürokratie stoppen, überflüssige Reglementierungen schnell und spürbar abbauen!
- Löhne dürfen nicht Spielball der Politik sein!
- Arbeit muss sich wieder lohnen! Mehr Netto vom Brutto!
- Mit Arbeit zur Integration, Visa-Verfahren beschleunigen!
Pop-up-Aktion der Denkfabrik DZG in Berlin
Am gestrigen Donnerstag präsentierte die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2025. Ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung war neben der Vorstellung des Papiers und der Kampagne eine Fotoaktion vor dem Kanzleramt sein, um gemeinsam ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Gastwelt zu setzen. Zentrale Forderungen sind:
- Massnahmen zur Kostenentlastung, darunter ein Maut-Moratorium und die Reduzierung der Stromsteuer.
- Die Einrichtung eines Staatsministers oder einer Staatsministerin für Tourismus im Kanzleramt, um die fragmentierten Zuständigkeiten zu bündeln und politische Effizienz zu stärken.
- Einen Investitions-Boost durch eine Gastwelt-Förderbank und ein Sonderprogramm für Innovation und Nachhaltigkeit.
- Eine Fachkräfteoffensive, um dringend benötigte Talente für die Branche zu gewinnen.
- Die Ende 2024 ausgelaufene Inflationsausgleichsprämie oder ein vergleichbares Modell neu aufzulegen, um die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken. / red
Autor

Frank Tetzel
schreibt u.a. über Nachhaltigkeit, Internationale Politik, aber auch über die Entwicklung von Städten und das Thema Tourismus und Hotellerie. Zudem ist er bestens vernetzt im politischen Berlin.
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