Editorial
Liebe Insider,
was können Hotels und Health Care voneinander lernen? Viel. Und vieles lässt sich sogar verschmelzen, wie die Sonnenhotels beweisen. Sie starteten ihre Idee unter dem Namen Care Hotels, doch den nutzt Geschäftsführerin Karina Doerschel nicht mehr. Zudem hat sie das Konzept akribisch verfeinert, eine Pflegekraft in ihrem Hotel festangestellt und endlich auch einen sensiblen Investor gefunden. Familien mit pflegebedürftigen Personen schöne Ferien zu ermöglichen – dieses Thema muss endgültig raus aus der Tabu-Zone.
Das Sonnenhotel in Bad Rappenau zeigt, dass Barrierefreiheit im Ferienhotel absolut kein Handicap für gesunde Urlauber sein muss; man gebe allem nur den Wellbeing-Touch. Den Weg von Karina Doerschel verfolgen wir schon lange, und Autorin Sylvie Konzack ist nach ihrem Besuch vor Ort ebenfalls überzeugt: Diese Frau, energiegeladen, optimistisch und voller Knowhow, hat eine vielversprechende Nische gefunden. Schielen nicht viele Investoren und Projekt-Entwickler heute nach Nischen?
Mitarbeiter für solch sensible Projekte zu finden, ist natürlich eine Herausforderung. Und schon sind wir wieder beim Thema HR. Heute aber in einer ganz anderen Weise: Der Belgier Patrick Vermeren, von Beruf Berater, Autor und Skeptiker, kann nicht verstehen, wer Unternehmen eingeredet hat, dass ihre Leader auch Coach sein sollen. Oder dass Teams sich selbst managen können. Für ihn sind die angeblichen HR-Profis Opfer von Mythen und geschicktem Marketing.
Zuhören, nachfragen, nachforschen. Etliche Osteuropäer haben ihre Hausaufgaben in den letzten Jahren offensichtlich gemacht. An der 4. Hotel-Investment-Konferenz HOTCO in Budapest letzte Woche wurde deutlich, dass die Development-Experten die Tücken und Chancen ihrer Hotels/Hotelmarken in Südost-Europa sehr schnell erfassen und nüchterner, zahlenorientierter behandeln als ich es beispielsweise noch vor fünf Jahren in Polen erlebt habe. Budapest jedenfalls boomt, alle Ketten pochen an der Tür – und selbst Budapest-Kenner Stephan Interthal vom Kempinski-Hotel, ein GM mit 12 Jahren Erfahrung vor Ort, ist überzeugt: Viele Marken finden noch Platz und der Gästestrom wird nicht abreissen… Als Medienpartner dieses Events teilen wir unseren ersten Eindruck mit Ihnen auf unserer Seite 1.
Unsere Meldungen im Magazin: Heute Nacht verlassen die Briten die EU, fürs Reisejahr 2020 ändert sich aber noch nichts. Im Hotelmarkt wird die Kluft zwischen Stadt und Land unterdessen schon grösser. Europas Hotellerie hat im Vergleich dazu zehn Wachstumsjahre hinter sich! Den Boom in Deutschland haben Ferienwohnungen kräftig mitgetrieben. In dieses Segment kommt erneut Bewegung: Oyo Vacation Homes kauft offensichtlich den Ferienhaus-Spezialisten Wolters Reisen, und Booking.com führt für Ferienwohnungen eine eigene Klassifizierung ein.
Österreich, ein sehr überschaubarer Markt für Hotel-Transaktionen, meldet ebenfalls einen neuen Superlativ: 2019 schloss mit Deals im Wert von über 1,26 Milliarden Euro ab. Und auch die spanische Room Mate-Gruppe wartet mit positiven Nachrichten auf.
Das Jahr jedenfalls scheint für viele gut zu beginnen. Aber ob's so weitergeht? Der Coronavirus aus China gefährdet inzwischen das globale Tourismus-Geschäft… Unser Alltag hängt immer häufiger an seidenen Fäden. Und das relativiert wieder einmal vieles.
Eine virenfreie Woche wünscht Ihnen
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
es ist erstaunlich oder wieder nicht: Das Jahr 2019 schlossen unsere befragten sechs Ketten glücklich und überglücklich ab – wie vermutlich viele andere in der deutschen Hotellerie. Wie aber haben die sechs für 2020 kalkuliert? Vienna House, Choice, Achat Hotels, Intercity, IHG und Novum haben geantwortet. Drei davon rechnen mit moderaten Steigerungen, zwei gehen von höheren Budgets aus. Auch dieser Mix dürfte vermutlich die Branchen-Stimmung fürs neue Jahr treffen.
Schön wär's, das gute neue Jahr, wenn da nicht das Mitarbeiter-Problem wäre. In Italien verdienen selbst BA-Absolventen in der Hotellerie noch 20% weniger als der durchschnittliche Italiener. Die Hotel-Mitarbeiter sind zudem nicht gut genug ausgebildet. Gleichzeitig stöhnen die Unternehmen über deutlich höhere Personalkosten als in anderen Ländern. Zwei namhafte Universitäten zeigen in ihren aktuellen HR-Studien die Misere Italiens in nüchternen Zahlen auf.
Optimismus darf man eher aus den Ansätzen zu nachhaltigen Initiativen bei einzelnen Serviced Apartment-Marken schöpfen. Es gibt Finanzierer und Betreiber mit veränderter Denkweise und verändertem Handeln – und heute dazu erste Infos zu einer neuen Vertragsvariante, den Green Leases.
Das Reisejahr 2019 war mal wieder bombastisch, wie auch die UNWTO diese Woche offiziell bestätigte: 1,5 Milliarden Menschen reisten um die Welt, 4% mehr als 2018. Und sie sagt für dieses Jahr wieder ein Wachstum von 3-4% voraus. Mit anderen Worten: Die Branche muss ihre Herausforderungen meistern – von HR bis hin zu Overtourism… Die Österreicher sind auf jeden Fall gute Beispiele für die Reisefreudigkeit: Sie fliegen gerne weit weg, bleiben aber auch in der Heimat. Der aktuelle Reisekompass verrät's.
Der weltgrösste Reiseveranstalter TUI schliesst unterdessen bald seine Tochter TUI Italia, was angesichts der Rekordumsätze in dem Land nicht so ganz logisch klingt. Von Deutschland in den deutschsprachigen Raum und darüber hinaus drängt jetzt die österreichische Hotelgruppe B(l)ackhome. Und Sabre wird sein Geschäft künftig aus der Wolke betreiben – aus der Google-Cloud. Da will wohl jemand den Wettbewerb mit WeChat & Co aufnehmen. Dieser einen grossen News folgte gleich die zweite: Sabre und Accor haben ein gemeinsames PMS für alle 5.000 Hotels entwickelt; das ist in dieser Form ein Novum.
Und gerne weisen wir auch auf diesen Aufruf für innovative PropTechs hin: Die Union Investment und die Berliner Start-up-Plattform GERMANTECH suchen das beste PropTech aus der Hospitality-Branche. Sind Sie eins, kennen Sie eins? Dann bewerben Sie sich heute noch… Der Countdown läuft. Bewerbungen können noch bis zum 15. Februar 2020 eingereicht werden. Mehr auf unserer Seite 1.
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
wenn Sie wissen möchten, wie engagiert man für die Branche kämpfen kann, dann sollten Sie Mitglied in der ÖHV werden – oder dort für ein Training anfragen. Bei der Jahrestagung des Verbands in Bregenz diese Woche fand die gerade wiedergewählte österreichische Tourismusministerin nur wohlwollende Worte für die Österreichische Hotelier-Vereinigung und dankte ihr sogar für ihren enormen und konstruktiv-kritischen Beitrag zu den Inhalten des aktuellen Regierungsprogrammes. Elisabeth Köstinger lobte sogar explizit ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer: als eine super-starke Lobbyistin, "an der man de facto gar nicht vorbei kommt".
Von solch einer engen Vernetzung können andere nur träumen. In Deutschland z.B., einem Land zehnmal so gross wie Österreich, gibt es keinen nationalen Tourismusminister und in Berlin wissen viele nicht, was ein Dehoga macht und denkt.
Fred Fettner, unser Mann in Österreich, schreibt trotz meiner Randbemerkung heute ganz nüchtern zusammen, was Branchen-Verband und Regierung gemeinsam bewältigt haben und noch tun müssen.
Wie nah man heute an der Politik dran sein muss, zeigt auch Macy Marvels Artikel über Irlands führende Hotelgruppe Dalata. Sie ist in Grossbritannien bereits präsent und möchte dort auch nach dem Brexit noch stärker expandieren. Macy webt hier die aktuellen politischen Rahmenbedingungen mit ein – damit man die wirklichen Herausforderungen für solche Hotelketten detaillierter verstehen kann.
Mit Politik hat auch unser dritter grosser Beitrag zu tun: mit den Regularien und Strafen, die zaudernde Investoren künftig wohl zahlen müssen, wenn sie nicht nachhaltig bauen. Doch Wolfgang M. Neumann bleibt optimistisch: "Wenn Nachhaltigkeit sich langsam zum zusätzlichenWert entwickelt, rückt es auf ihrer Agenda immer mehr nach oben," ist er überzeugt. Als Chairman der ITP/International Tourism Partnership, die derzeit 14 nachhaltigkeits-fokussierte Hotelgruppen vereint, erarbeitet er derzeit einen umfassenden Report mit der International Finance Corporation der Weltbank, der aufklären und motivieren soll. Unser Beitrag gibt einen Vorgeschmack darauf.
Die ZIA, der Spitzenverband der deutschen Immobilien-Wirtschaft, hat den "Green Deal"-Plan der EU diese Woche in Zahlen übersetzt: Er rechnet bis 2030 in Deutschland jährlich mit einem Investitionsbedarf von rund 100 Milliarden Euro in Gebäude und Anlagentechnik. Je nach angestrebter Reduktion von CO2 kommen nochmals 34 Milliarden dazu. Das sind gigantische Summen.
Parallel dazu erfragte das Fraunhofer Institut, wie sich die Arbeitswelten im Gastgewerbe verändern werden. Keine Sorge: Der Mensch bleibt, aber die Technologie kommt dazu. Den Link zu der brandaktuellen Studie finden Sie heute bei uns.
Die Menschheit will nämlich fraglos weiterhin reisen. Das sieht man auch an den neuen Rekordzahlen bei der Zulassung von Wohnmobilen. Und neben den Personalien und unserem bunten, umfangreichen News Mix heute veröffentlichen wir gerne auch zwei Leser-Meinungen zu unserem letzten Beitrag über das "Stille Beben" in der Kettenhotellerie.
Die erste Überraschung in puncto Konsolidierung 2020 kam gestern abend: Investor und Projekt-Entwickler Art-Invest aus Köln kauft sich einen Operator: die Ghotel-Gruppe mit 17 Business-Hotels. Nur voll integriert lässt sich Geld verdienen, sagt Art-Invest-Partner Dr. Peter Ebertz.
Ich bin ab Montag bei der HOTCO in Budapest und habe bis nächsten Freitag hoffentlich Neues aus Südosteuropa mitgebracht. Mal schauen, wie weitsichtig man in diesem Umfeld unterwegs ist.
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
hospitalityInside wünscht Ihnen allen ein gutes neues Jahr! Auch 2020 gilt: Niemand hat für die beginnende Dekade eine Glaskugel. Dafür gilt es die Sinne zu schärfen für Markt-Bewegungen und Trends – die oft aus alten Fehlern heraus entstehen. Wandler zwischen den Welten hören und sehen vieles früher und schärfer. Einer von ihnen ist Richard Adam aus München. Kennengelernt habe ich ihn vor vielen Jahren als Hotelier, heute arbeitet er als Berater global, für diverse Stakeholder.
Umso schärfer sein Urteil über die Zukunft der Hotel-Ketten. Er glaubt, dass Asset Light stirbt, dass Marken und Loyalty-Programme selbstgemachte Seifenblasen sind. Weil nicht mehr der Reisende, sondern nur noch der Investor der Kunde ist. Werfen Sie doch mal einen Blick in Richard Adams Message unter dem Stichwort "Stilles Beben" und sagen Sie mir, was Sie davon halten. Wir greifen Ihre Meinung gerne auf.
Und so wollen wir es auch in den kommenden 12 Monaten wieder halten, mit fundierten Meinungen und Hintergrund-Entwicklungen für Sie da sein, damit niemand von Ihnen in eine Erdbeben-Spalte rutscht. Deshalb fasst Macy Marvel heute auch den aktuellen Stand in Sachen Brexit zusammen: Die Hotellerie muss sich auf schwierige Monate vorbereiten. Die Erträge sinken, die Performance wird eher stagnieren als sich verbessern, die Kapazitäten nehmen weiter zu und die Arbeitskräfte bleiben bedroht: Die Konservativen fordern jetzt ein Ende der Freizügigkeit von Personen aus der EU.
Es gilt also weiter, genau hinzuhören und -sehen. Die Wellen schlagen manchmal schnell hoch, so wie beim Thema Klimaschutz und Kreuzfahrtschiffe. Der Druck auf sie wächst, ebenso aber auch auf Airlines. Reedereien wie Fluggesellschaften tendieren aktuell dazu, sich per Kompensation der CO2-Senkung zu entziehen. Das erleichtert schnell das Gewissen, und der Geldbeutel hält es aus. Hoteliers sollten auch in diese Diskussion hineinhorchen – damit sie selbst eines Tages nicht des Greenwashings bezichtigt werden.
Ein super-starkes 4. Quartal 2019 hat die Bilanz der Jahresend-Transaktionen bei den Hotel-Immobilien in Deutschland noch gerettet, aber die Renditen gehen weiter nach unten. Die italienischen Boscolo-Hotels zeigen übrigens beispielhaft, wie schnell Hotels zum Spielball der Broker geworden sind. Aktueller Profiteur ist NH Hotels, die sich diese Woche als Pächter Palast-Perlen gesichert haben. prizeotel akzeptiert künftig kein Bargeld mehr – erneut ein wegweisender Schritt der Gruppe. Und Booking.com verpflichtet sich auf Druck der EU jetzt offiziell zu mehr Verbraucherschutz.
Und wir verpflichten uns ab diesem Jahr zu einer intensiveren Berichterstattung rund um Nachhaltigkeit. Genau wie die Digitalisierung ist es ein segment-übergreifendes Thema und wird die Hotel-Bilanzen künftig stark beeinflussen.
Von unseren anderen Aktivitäten 2020, rund um IHIF/ITB und den HITT Think Tank, hören Sie Detaillierteres in Kürze. Mich sehen einige von Ihnen in 10 Tagen bei der Osteuropa-fokussierten Konferenz HOTCO in Budapest; wir engagieren uns dort als Medienpartner. Mehr dazu auf unserer Seite 1.
Ihre Maria Pütz-Willems & das hospitalityInside-Team
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
wir lassen die Teenager-Jahre dieses Jahrhunderts hinter uns; nun sollten der positive Elan, die Kreativität und Experimentier-Lust junger Erwachsener die Jahre 2020-2030 prägen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden die grossen gesellschaftlichen Strömungen sein, in denen auch die Hotellerie mitschwimmen muss.
In diesem Themen-Strom bewegt sich vieles heute, in unserer letzten Ausgabe 2019. Das Fraunhofer Institut hat gerade Ergebnisses einer Studie zum Smart Hotel Room herausgegeben, und der digitale Meldeschein wird zum 1. Januar Wirklichkeit im digital rückständigen Deutschland. Dessen Einführung ist nichts verglichen mit dem Szenario dessen, was sich sehr bald an digitaler Kontrolle an Flughäfen abspielen wird. Und vieles von diesen Prognosen wird garantiert auch auf Hotels übertragen werden, vor allem auf Mega-Hotels.
Die Balearen nutzen die frischen Millionen aus ihrer neuen Touristen-Steuer nicht nur für Nachhaltigkeitszwecke in der Branche; darüber kann man streiten. Aber: Hauptsache, das Thema setzt sich in allen Köpfen fest, und aus jeder Aktion entwickeln sich neue positive Kräfte.
Das neue Jahr wird die alten Probleme nicht vergessen lassen: Macy Marvel hat erneut die Machenschaften der Hotel-Bettenbanken auseinandergenommen. Was da hinter den Vertriebskulissen abläuft, klingt wie ein Krimi.
Demgegenüber sollte die Stadt Zürich die Flucht nach vorn antreten, wenn sie den tausenden von neuen Zimmern in der Stadt bis 2022 noch Herr werden will. Experten raten bestehenden Hotels zum kompromisslosen Qualitätsangriff. Und der Stadt zu einer neuen Positionierung.
Einige von Ihnen werden sich über die Feiertage bestimmt in den Alpen bewegen. Hardcore-Skifahrern wird wohl wieder die volle Aufmerksamkeit der Hoteliers zuteil, obwohl diese die Minderheit unter allen Winter-Urlaubern bilden. Aber den Profi-Gastgebern fehlt es offenbar an Zeit und Lust, sich mit der anderen bunten Masse zu beschäftigen. Dazu müsste man sich ja verändern. Das muss nicht sein, vor allem nicht zum Jahresende.
Das hospitalityInside-Team nimmt nach seiner Weihnachtspause garantiert wieder mit neuem Schwung die Arbeit auf! Das Büro ist wieder ab 7. Januar besetzt, die nächste Ausgabe erscheint am 10. Januar 2020.
Wir bedanken uns herzlichst bei unseren treuen Lesern, der wachsenden Zahl von Geschäfts- und Event-Partnern und natürlich von Herzen auch bei unseren eigenen Mitarbeitern, den freien Autoren und Übersetzern für die phantastische Team-Arbeit in einem anstrengenden Jahr 2019. Ihnen allen schöne Weihnachten und einen fulminanten Start in die neue Dekade!
Ihre Maria Pütz-Willems & das hospitalityInside-Team
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
als die deutsche Bundesregierung am Mittwoch erklärte, sie entschädige die gestrandeten Thomas Cook-Urlaubsreisenden, tagte der Deutsche Reiseverband in Hamburg. Erleichterung auf allen Gesichtern. Doch die Kern-Herausforderung bleibt: "Die grossen Veranstalter sind das Problem", sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig noch zuvor gegenüber der Presse. Jetzt muss neu über die Haftungssumme gesprochen werden. Fiebig möchte die Insolvenz-Absicherung individualisieren, denn die deutsche Reisewirtschaft ist überwiegend mittelständisch strukturiert.
Die Pauschalreise jedenfalls scheint weiterzuleben: Pünktlich zur Tagung – und im Vorfeld der bevorstehenden Vorstandswahlen – hatte der DSR im November eine Forsa-Umfrage initiiert, die dem organisierten Reisepaket gute Noten gibt. So hat der Cook den Brei dann doch noch nicht versaut.
Kein Aufatmen gibt es beim Thema Kreuzschifffahrt. Die schwimmenden Giganten stehen voll unter Nachhaltigkeitsdruck. Die Tagung selbst fand auf einem – im Hamburger Hafen – angedockten Megadampfer statt, der MS Artania von Phoenix Reisen. Doch anstatt das Thema proaktiv und gezielt über eine offene Diskussion auf der Bühne anzusprechen, drückte sich der DSR davor. Umso schärfer nahmen einzelne Redner die Reedereien ins Visier: Antriebsalternativen gibt es bereits, weitere sind in Entwicklung. Diejenigen, die heute die neuen Hochsee-Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gegeben haben und beim Bau keinen Raum für Alternatives mit einplanen, handeln unverantwortlich.
Eine Studie hat 203 Kreuzfahrtschiffe auf ihrer Route durch Europa untersucht und festgestellt: 47 Schiffe der Carnival Corporation, die in Europa anlanden, stossen 10mal so viel Schwefel aus wie alle Pkws in ganz Europa. Macy Marvel hat noch mehr Schreckliches herausgelesen.
Zwei Architekten und ein Projekt-Entwickler jedenfalls haben sich unseren Fragen offen gestellt und gut erklärt, weshalb es immer mehr "Kaninchenställe" in der Hotellerie geben wird: Wir meinen damit Zimmer im kompakten 16 qm-Format, die es künftig auch unter dem Dach von 4 Sterne-Hotel-Betreibern geben wird. Da bahnt sich ein neuer Trend an.
Unsere Meldungen untermauen weiter die Themen Kreuzfahrt, Emissionen und Tourismus-Entwicklung und stellen u.a. den neuen Online-Förderwegweiser in Deutschland vor.
Zudem schweift unser Blick schon weit in das Jahr 2020: Wir stellen heute bereits die Partner-Konditionen für eine Teilnahme am Gemeinschaftsstand "World of Hospitality" an der Expo Real nächsten Oktober vor. Melden Sie sich bitte bei Fragen, vor allem zu massgeschneiderten Flächen.
Mein erster grosser Termin wird im Januar an der HOTCO in Budapest sein – einer investoren- und immobilien-fokussierten Konferenz für Zentral- und Südost-Europa. Wir unterstützen das Event als Medienpartner.
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Smart denken
Liebe Insider,
der heilige Nikolaus wird uns heute auch nicht sagen können, ob eine Krise nun im Anmarsch ist oder nicht. Er verteilt lieber Geschenke – so wie die Optimisten heute in unserem Artikel. Susanne Stauss hat einige aufgespürt. Doch die ersten Zahlen belegen, dass sich der Wind im Alltag schon dreht. Die ersten Entwickler und Betreiber beginnen, ihre Strategie respektive ihre Konzepte zu ändern.
Dazu passen auch Einzelaktivitäten, beschrieben in den Meldungen: Hyatt will vor allem in Europa jetzt erst richtig Gas geben in Sachen Expansion, demgegenüber setzt Radisson ab sofort auf 16 qm kleine "compact rooms".
Smartes Denken ist angesagt, in der Tat. Vor allem bei Mixed Use, nachhaltig und digital vernetzt. Investoren fehlt dafür immer noch der Mut, wie der H3 Think Tank von Drees & Sommer in Hamburg zeigte. Experten aus Hospitality, Housing und Health Care tauschten sich aus. Alle drei Asset-Klassen sind Teil von Mixed Use-Vierteln, deren Lebendigkeit sich künftig nur noch digital steuern lässt – bei gleichzeitiger Kosten-Einsparung. Eine Startup-Gründerin forderte die erfolgsverwöhnten und rendite-süchtigen Herren mit den weissen Haaren auf, mehr zu testen und mehr zu lernen. Unrecht hatte sie nicht.
Smartes Denken macht vor nichts mehr halt, auch nicht vor HR. Sie sollten anfangen, HR-Daten zu sammeln, wie Finanz-Daten. Die exakte Qualifikation und Leistung der eigenen Mitarbeiter zu kennen, wird auch Geschäftsentscheidungen beeinflussen. HR-Daten gehören in jedes Meeting, sagt ein Unternehmen. Der Weg dahin führt über PPA, Predictive People Analytics. Bärbel Schwertfeger erklärt.
Accor hat die Hälfte seiner Anteile an Huazhu verkauft. Wir spekulieren mal ein wenig weiter, was das bedeutet… Die Credit Suisse hat 8 Hotels an Aevis Victoria verkauft – stark rabattiert. Die Mutter der Victoria-Jungfrau Collection und der Seiler Hotels besitzt damit auch das InterConti Davos, das "goldene Ei". Ein grosser Schritt zu mehr Präsenz in der kleinen Schweiz! Hoffentlich kommen auch noch europäische Gäste: In den letzten acht Monaten nahmen die Auslandsreisen der Europäer nämlich nur noch um 2,5% und nicht mehr wie im Vorjahr um 5% zu.
Kempinski-CEO Martin Smura baut seinen Vorstand massiv aus, wie in den Personalien zu lesen ist. Schmerzhaft hingegen, weil vor der Haustür, ist der Verlust des Kempinski Genf an den Luxus-Konkurrenten Fairmont Hotels.
Ich wünsche Ihnen eine smarte Zeit… Bis nächsten Freitag!
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
immer noch erwärmen sich Investoren nur zögerlich für das Hotel-Land Italien, obwohl der Transaktionsmarkt blüht und es viele gute Gelegenheiten gibt. Ein Investor traute sich nun auf einer Konferenz zu sagen, weshalb er vorsichtig bleibt: Es ist das alte, starre, rechtlich fixierte Vertragswerk im Land, durch das man angelsächsische Vertragswerke nicht so einfach unterschreiben kann. Massimiliano Sarti hat dazu die Meinung von Rechtsexperten eingeholt.
An solche Grenzen stösst eine Marken-Entwicklung nicht. Dieses Geschäft ist grenzenlos und global geworden, wie ASAI zeigt, die neue community-basierte Hotelmarke der thailändischen Dusit Hotels. Die führende nationale Luxushotelgruppe öffnet sich der nächsten Generation, auch im eigenen Haus: Der Junior im Hause Dusit, Siradej Donavanik, Sohn von Vice Chairman und Owner Chanin, hat global recherchiert und sich auch anspruchsvolle und funktionierende Lifestyle-Marken aus Europa angesehen. So stellt sich ASAI als wertige, nachhaltige und kommunikative Marke vor. Das Konzept ist "glocal", global & local – ideal für eine Expansion.
Die Bold Hotels mit Sitz in München sind nur lokal und sehr gezielt unterwegs. Derzeit sind erst vier Häuser in Deutschland in Betrieb, aber Gründer Wolfgang Kaefer beginnt bereits mit der Diversifizierung in klassische Hotels, Apartmenthotels/Co-Living und Hostels. Kaefer braucht für die Expansion keine Investoren, er bedient sich aus seinem eigenen, 100 Immobilien starken Portfolio und verwandelt überwiegend Wohnheime in preisleistungs-orientierte Hotel-Produkte.
Aus den News: In Spanien haben letztes Jahr vor allem urbane Destinationen vom allgemeinen Aufschwung profitiert. Der Boom in der Schweizer Para-Hotellerie hält an, vor allem bei Jugendherbergen und Camping/Glamping. Der Deutsche Tourismusverband hat seine Massnahmen zur Nationalen Tourismus-Strategie in Deutschland vorgestellt, aber es gibt Kritik über die Einseitigkeit des Papiers.
Gutes kommt von ITP, der International Tourism Partnership: Die Kooperation bietet das erste Online-Branchen-Training gegen moderne Sklaverei an – es darf sich jeder beteiligen! Und weitere interessante Meldungen aus der Welt der Immobilien, der Digitalisierung und der Personal-Wechsel runden die heutige Ausgabe ab.
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
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Liebe Insider,
nach der Insolvenz wird Thomas Cook nun schrittweise zerschlagen, um das Hotel-Portfolio der Gross-Veranstalters reissen sich viele. Derzeit findet eine massive Umverteilung statt – allen voran TUI und DER Touristik, aber auch FTI Touristik, alltours und schauinsland-reisen. Macy Marvel hat die Veränderungen zusammengestellt.
Um die Hotel-Aktivitäten der Münchner Schörghuber-Gruppe war es lange sehr still. Auch unsere Interview-Wünsche wurden seit zwei Jahren immer wieder geschoben; heute berichtet die Hotel-Tochter Arabella Hospitality endlich in Zahlen und Fakten, wie man das Portfolio von 2010 bereinigt hat. Zum Comeback stellt sich auch die neue COO vor, die schon seit Januar 2018 mit im Boot ist: Martina Maly-Gärtner. Nach der überraschenden Auflösung des ArabellaStarwood Joint Ventures 2010 zählte man 22 Hotels, aktuell sind es nur noch 14. Damit ist Arabella offen für andere Marken und Destinationen.
Ähnlich wie das Thema Nachhaltigkeit wird jetzt auch HR zum Dauerbrenner. Beim "Human Resources Tourismusgipfel" von Kohl & Partner jedenfalls kristallisierte sich die "Employer Journey" heraus: Der Arbeitgeber muss sich in die Denkweise des Bewerbers hineinversetzen, nicht umgekehrt. Das gilt für die Unternehmenspräsentation im Web genauso für das sensible Gespräch mit dem Interessenten, der zunächst einmal alles will: Authentizität und Kontinuität der Firma, eine Unterkunft und ein Dankeschön. Die Standards sind hoch geworden.
Und was für Hoteliers gilt, gilt auch für Tourismus-Manager: Auch sie müssen neue Wege im Marketing gehen. Klassische Werbe-Kampagnen fallen deshalb künftig weg. Stattdessen kommen Social Media und lustige Spielchen für die jüngeren Zielgruppen.
Veränderung ist überall. Aroundtown und TLG werden zu einem europäischen Immobilien-Giganten fusionieren; das ist jetzt eingeleitet. In Hamburg startet Gert Prantner mit zwei Partnern eine dritte Karriere: Mit der neuen Gesellschaft Prantner & Cie formiert sich ein international agierender Projekt-Entwickler für massgeschneiderte Hotel- und Mixed Use-Immobilien.
HolidayCheck hat vor Gericht gegen eine Fake-Agentur in Südamerika gewonnen: Diese darf keine gefälschten Bewertungen mehr verkaufen, aber das Urteil in Deutschland stört sie offenbar nicht; wir haben bei HolidayCheck nachgefragt.
Als skandalös werte ich die Entscheidung des IOC, Airbnb als Haupt-Host für die Olympischen Spiele von 2020 bis 2028 zu engagieren. Der Aufschrei ist da - vor allem aus Paris, der Gastgeberstadt 2024. Sie hat bereits gegen Airbnb geklagt und droht mit dem Rückzug der Teilnahme. Auch beim Namen Trump denkt eh jeder nur noch an Skandale: Sein Washington-Hotel soll jetzt zu einem völlig überteuerten Preis verkauft werden; offenbar will das Unternehmen noch vor einem möglichen Impeachment Kasse machen…
Was für eine quirlige Woche… Tauchen Sie ein in die aktuellen Veränderungen.
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com
Liebe Insider,
ich schreibe das Editorial während der So!Apart in Leipzig, wo die Stimmung fast noch euphorischer scheint als an der Expo Real im Oktober: Die Serviced Apartment-Branche brummt. Hier prasseln nur neue, völlig unbekannte Marken-Namen vom Himmel, Venture Capital produziert "new kids on the block" in Serie. Das ist mal mehr, mal weniger lustig, weil das Wenigste davon nachhaltig klingt. Was soll's… Bis 2021 soll das Segment nochmals um 60% wachsen! Deshalb heute nur kurz ein erster Eindruck mit Zahlen, Tiefgründigeres folgt.
Ich stelle allerdings auch fest, dass nicht alle Serviced Apartment-Player darüber nachdenken, ob sie mit der neuen Welle noch genügend Mitarbeiter bekommen. Ihr Vorteil: Extended Stays benötigen weniger Personal. In der Hotellerie ist die Situation inzwischen bitter. Deshalb verlangen Hoteliers wie Kornell Otto von SV Hotels konkret, langweilige Jobs abzuschaffen bzw. schnöde Aufgaben durch digitale und clevere Technologie zu ersetzen. Und Otto Lindner schlussfolgert: Der Mitarbeiter-Mangel zwingt zu noch mehr smarten Konzepten, bei tradierten Hotel-Konzepten hält er Wachstum kaum noch für möglich.
Die Branche bewegt sich also zwischen Boom und Mangel. Das gilt auch für das Thema Nachhaltigkeit, bei dem Greta-Anhänger allen gerade ein schlechtes Gewissen machen wollen und allerorten Aktionen und Aktionismus entfachen. Greta sollte sich mal mit den Gründerinnen des Online-Startups Tutaka unterhalten: Deren Idee, Hotels ökologische Alternativen zu Plastik zu geben, ist gut. Auch sie lernen: Das Ganze ist ein langwieriger Prozess, bis zur voll-ökologischen Wertschöpfungskette ist es ein weiter Weg.
Doch jeder Schritt bringt einen weiter. Das Parkhotel Stuttgart Messe-Airport hat es richtig gemacht: Es hat in Küchenplanungs-Software investiert, konnte Mitarbeiter einsparen, die Verbleibenden besser bezahlen und die Gemüsebrühe wird nun dank KI strategisch berechnet und zeitgenau gekocht, ohne Food Waste zu produzieren. Auch das war ein längerer Prozess, aber Direktor Elouan Pêcheur ist begeistert.
Die Otto Group ist begeistert von Ruby Hotels und investiert deshalb in die Lean Luxury-Gruppe: Gemeinsam will man u.a. in die USA expandieren, wie Michael Struck uns verriet. In Berlin geht der 2016 begonnene Prozess zwischen Fonds-Initiator Anno Jagdfeld und der Signal Iduna-Versicherung nach langer Unterbrechung weiter. Er jagt Milliarden hinterher. Zeit für ein Resümee von Jagdfelds Klageliste und fragwürdigen Taten.
Interessante Personalien und viele kleine News runden diese leicht nachhaltig angehauchte Ausgabe ab: Es gibt einen neuen Sustainability Report von Cornell, und das Hamburger NDR Elbphilharmonie Orchester hat den Klimawandel nun in Töne verwandelt – als Variation der Originalpartitur von Vivaldis "Vier Jahreszeiten"…
Ihre Maria Pütz-Willems, Chefredakteurin
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