Mission Superpower

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F&B Heroes: So überwindet die (Hotel-)Gastronomie die Herausforderungen

FB Heroes Team sofa
Treffen sich regelmäßig zum Brainstorming, sind aber sonst in der nationalen und internationalen Gastro-Welt unterwegs – das Frankfurter Beratungsunternehmen F&B Heroes GmbH. Von links: Tim Plasse, Ideation & Strategy; Uwe Plappert, Prokura & Controlling; Antje de Vries, Culinary Identity & Concepts; Jean George Ploner, Gründer; Markus Kress, Geschäftsführung; Friederike Bothe, Communication & Design. / © Josie Farquharson

Der Gastronomie, auch im Hotel, fehlt es oft an einem klaren Profil und Effizienz. In anderen Branchen erwirtschaften sechs Mitarbeitende 1 Million Euro Umsatz, in der Gastro sind es 16. Die F&B Heroes wollen es richten. Gründer Jean Ploner und Partner Tim Plasse analysieren und zeigen Lösungen auf.

WER SIND DIE F&B HEROES?

Das Beratungs- und Management-Unternehmen aus Frankfurt bündelt jahrzehntelange Expertise für Gastronomie, Handel und Immobilienwirtschaft. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung, Optimierung und das Management nachhaltig erfolgreicher F&B-Konzepte. Mit einem offenen Team und internationalen Fachleuten beraten, planen und realisieren sie branchen- und länderübergreifend Gastronomieprojekte. 


Sie vereinen die Kompetenz und Leidenschaft erfahrener Hospitality-Profis und unterstützen ihre Kund_innen dabei, strategisch ausgerichtete, datenbasierte Lösungen zu finden. Die Heroes bieten ein umfassendes Leistungsspektrum sowie eine Palette geeigneter Konzepte und Partner_innen für die Gastronomie.


Die Achtung der Natur ist zentral in den Werten der F&B HEROES GmbH verankert und mit Nachhaltigkeit als allgegenwärtiger Prämisse denkt das Team all seine Food Konzepte prinzipiell pflanzenbasiert.


Die F&B HEROES helfen, die Branche zu professionalisieren und wollen alle Beteiligten in ihren Aufgaben befähigen und ermutigen: Mitarbeiter_innen, Betreiber_innen, Produzent_innen, Lieferant_innen, Investor_innen und nicht zuletzt auch die Gäste.  www.fbheroes.de




Das Kernteam der F&B Heroes trifft sich regelmässig zum Brainstorming. Ihr unkonventionelles Büro im Frankfurter Gallusviertel ist kombiniert mit der Heroes Kitchen im Erdgeschoß, einer Location für Veranstaltungen, Workshops, Produktentwicklungen oder -vorstellungen, Firmen-Kochevents, Foto- und Film-Shoots – kurz gesagt: einem Ort für Ideen, gemeinsames Arbeiten und Vernetzen. Wie das Team die aktuellen Herausforderungen der Gastronomie heute sieht, hat Friederike Bothe, eine der Partnerinnen der F&B Heroes GmbH, in Form eines Interviews mit Gründer Jean Ploner und Partner Tim Plasse aufgeschrieben.


Friederike: Mit gemeinsamen 80 Jahren Erfahrung in der F&B und Hospitality Industrie vereint allein Ihr beide, Jean und Tim, eine einzigartige Branchenkenntnis und wisst auch um die Herausforderungen der heutigen Zeit. In letzter Zeit kommen mehr und mehr Kund_innen auf uns zu, die den Neustartschuß zwar gehört haben, aber nicht genau wissen, wohin sie rennen sollen. Wo hakt es denn eurer Meinung nach am meisten? Wo genau drückt der Schuh – oder schmerzt der ganze Fuß?


Jean Ploner founder F&B Heroes

Jean George Ploner. Der Gründer der F&B Heroes und Autor zahlreicher Fachbücher treibt seit vielen Jahrzehnten nachhaltiges Wachstum und die Professionalisierung der Hospitality-Branche voran.Josie Farquharson

Jean Ploner founder F&B Heroes

Jean: Das, woran es den meisten Gastronomien in der Hotellerie mangelt, ist ein klares Konzept. Hotels verstehen sich als Dienstleister der Übernachtungsgäste, nicht aber als Anbieter eines aufregenden F&B Produkts. Sicher sieht man die Versorgung der Hotelgäste als Mehrwert an, aber über ein eigenes Profil oder eine Produktaussage wird selten nachgedacht.


Diese Profillosigkeit macht das Angebot in den Hotel-Gastronomien zu breit. Dabei brauchen Gäste von heute in der Flut der Angebote eher Orientierung als noch mehr Auswahl. Oft ist der Reflex der Betreibenden, einfach mehr von allem zu machen, ganz nach dem Motto: Viel hilft viel! Bei einem eindeutigen Produkt mit klarer Positionierung im Angebot kann sich ein Gast aber bewusst für oder auch gegen etwas entscheiden.


Tim: Mit einem fokussierten und gut definierten Konzept ist es sogar weniger Aufwand, Kund_innen anzulocken und zu überzeugen, denn Qualität und Erlebnis stehen im Vordergrund und sprechen für sich. Somit ist es eine Entscheidungshilfe. Die Frage, die man sich natürlich stellen muss, ist: Wie gestalte ich eine Gastronomie, die zur Identität meines Hotels passt?


Friederike: Eine mangelnde Profillosigkeit ist doch aber nur eins der Probleme. Gibt es nicht noch ein paar andere Baustellen?


Tim: Auf jeden Fall! Wir sind eine emotionale Branche und viel zu viele Entscheidungen werden noch immer aus dem Bauch heraus getroffen. Wir müssen beginnen, uns stärker auf Daten und Fakten zu stützen. Intuition ist zwar wichtig und richtig, aber sie ist nicht skalierbar und führt auch gerne mal in die Irre. Wie oft haben wir schon gehört: "Dieses Gericht ist sehr beliebt!" Doch dabei handelt es sich um ein rein subjektives Gefühl. Beliebtheit bedeutet nicht unbedingt, dass es auch den höchsten Deckungsbeitrag erwirtschaftet. Es wird zu wenig Menü-Engineering und Analyse betrieben, um Entscheidungen und Maßnahmen auf der Grundlage von Deckungsbeitrag und dem Pareto-Prinzip zu treffen.


Jean: Eine große Herausforderung stellt natürlich auch die Mitarbeitenden-Krise dar. Seit Corona sind viele Arbeitskräfte nicht in die Hotellerie und Gastronomie zurückgekehrt. Dabei haben sich die Arbeitsbedingungen der Branche wirklich verbessert! Im Prinzip gibt es schon ewig Tarifverträge, faire Löhne, Urlaubsansprüche und Sozialleistungen wie Kranken- und Rentenversicherung. Überstunden und Schichtarbeit waren trotzdem noch lange weit verbreitet. Bereits seit 1993 gibt es Gesetze und Vorschriften, die Arbeitszeiten begrenzen, Pausenregelungen vorschreiben und den Arbeitnehmenden vor Überlastung schützen. Trotz aller Optimierungen ist die Abwanderung in vermeintlich bequemere Branchen dennoch enorm und wir müssen damit umgehen. Für die Arbeitgebenden heißt es: Gestalten, statt leiden. Und Tims These ist ja eh, dass es gar keine Mitarbeitenden-Krise gibt…


Tim Plasse

Tim Plasse. Der Partner und Gastro-Philosoph der F&B Heroes prägt mit seinen Konzepten, die er gemeinsam mit Partnern entwickelt, umgesetzt und betrieben hat, die Gastronomie in Frankfurt bis heute.Josie Farquharson

Tim Plasse

Tim: Genau. Der Begriff "Krise" stammt aus der Medizin und bezeichnet die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand. Während der Pandemie hat sich die Situation der Mitarbeitenden dramatisch verschlechtert. Doch wollen wir zum Zustand von 2019 zurück? Unsere klare Antwort lautet: Auf keinen Fall! Stattdessen müssen wir als Branche bessere Rahmenbedingungen schaffen. Das bedeutet nicht, dass wir es allen recht machen müssen. Vielmehr geht es darum, weniger auf dem Rücken der Mitarbeitenden auszutragen. Es ist an der Zeit, repetitive und stupide Arbeiten zu eliminieren, zu automatisieren und zu digitalisieren. Ein gutes Beispiel ist die Temperatur-Erfassung von Kühlhäusern. Sie ist einfach automatisierbar und müsste schon längst nicht mehr von Menschen durchgeführt werden.


Das Ziel einer Vollbesetzung ist ein Rückschritt. Auch wenn wir es wollten, werden wir nicht mehr mit derselben Mannschaftsstärke arbeiten können wie vor der Pandemie.


Wir haben in unserer Branche ein erhebliches Effizienzproblem. Interessanter Vergleich: Ein Umsatz von 1 Million Euro wird in anderen Branchen von lediglich sechs Mitarbeitenden erwirtschaftet, bei uns sind es 16. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns dringend die Frage stellen: Was können wir tun, um mit den vorhandenen Ressourcen mehr zu erreichen? Die Lösung liegt darin, alle Prozesse grundlegend zu überdenken und auf Innovation und Technologie zu setzen. Digitalisierung und Automatisierung müssen zum Standard in unseren Betrieben werden, so dass gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen werden können, die mit ihrem Aufgabenfeld Menschen erfüllen können.


Friederike: Mit einer verbesserten Datenlage lässt sich im Bereich der Nachhaltigkeit ja auch so einiges bewegen, oder? Inzwischen gibt es ausgezeichnete digitale Lösungen für kluges Food Waste Management, effizientes Personal Management, sparsame Warenwirtschaft und vieles mehr. Auch smarte Tischbuchungssysteme können vor Misswirtschaft bewahren…


Jean: Am wichtigsten ist das Ineinandergreifen dieser Tools in einem digitalen Ökosystem. Aber im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es für die Gastronomie einige weitere ungenutzte Stellschrauben, wie Einsparmöglichkeiten in den Bereichen Abwasser, Nassmüll und Energie. Der größte Hebel ist jedoch das Essen selbst: Ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen stammt aus der Lebensmittel-Produktion. Davon haben tierische Produkte den größten Einfluss mit fast drei Vierteln. Mit pflanzenbasierten Food-Konzepten, smarten Kitchen Hacks und Protein als Beilage statt als Mittelpunkt lässt sich so einiges erreichen. Hier haben wir bei den F&B Heroes mit Antje de Vries eine experimentierfreudige Expertin für Plant Based Food im Team. Ihr Plant Power Manifest spricht alle wichtigen Aspekte einer zukunftsfähigen Art zu Kochen an.


Tim: Leider zeigen sich die Betreibenden im Bereich Plant Based oft zögerlich, da sie bestrebt sind, jeden Wunsch ihrer Gäste zu erfüllen. Unserer Meinung nach hat sich hier jedoch schon seit Jahren ein Wandel vollzogen. Menschen schätzen Vertrautes und Zuverlässiges, doch beim Reisen sind sie auch offen für Neues. Gäste sollten sich in einem Hotel auf ein hohes Qualitätsniveau verlassen können, anstatt auf ein Stück Fleisch auf dem Teller. Und die Angst davor, dass ihnen damit etwas weggenommen wird, muss durch das bewußte Erleben von Genuss, Nachhaltigkeit und Gesundheit ersetzt werden.


In der Gastronomie lässt sich durch Reduktion oder Eliminierung von bestimmten Praktiken viel erreichen. Und da die Zukunft in Deutschland maßgeblich von Regulierungen in all diesen Bereichen bestimmt sein wird, müssen Hotels sich darauf einstellen und vorausschauend handeln. Gesundheit und Neo-Ökologie gehören zu den Megatrends unserer Zeit, aber auch ohne Trendbewusstsein sollte jedem klar sein, dass umweltbewusstes, nachhaltiges Handeln der richtige Weg ist.


F&B Heroes Kitchen at night

Die Heroes Kitchen im Frankfurter Gallus-Viertel bei Nacht: der perfekte Ort für Ideen, gemeinsames Arbeiten und Vernetzen der F&B Branche.Bruno Papic

F&B Heroes Kitchen at night


Friederike: Was ein weiterer Knackpunkt ist: Nachhaltige Gastronomie im Hotel bedeutet für die Betreibenden und Investoren nicht nur Optimierung, sondern eine umfassende Transformation mit grundlegendem Umdenken und Änderung von Gewohnheiten. Dieser Prozess ist nicht unkompliziert. Welche Rolle spielt denn die vergangene Corona-Pandemie in dem ganzen Wandel-Szenario?


Jean: Der Urlaubsreisen-Boom, der nach der Pandemie eingesetzt hat, scheint sich langsam wieder auf ein normales Niveau einzupendeln. Bei Geschäftsreisen ist die Lage eine andere: Hier gibt es neue Aspekte. Da in vielen Unternehmen die Home-Office-Option beibehalten wird, geht es bei solchen Reisen nicht mehr nur um gemeinsame Arbeit, Seminare oder Workshops, sondern verstärkt auch um das soziale Miteinander, das im normalen Arbeitsalltag nicht mehr stattfindet. Hier bieten außergewöhnliche F&B-Angebote einen tollen Weg für gemeinsame Erlebnisse, wie zum Beispiel gemeinsames Kochen, Koch- oder  Barkurse.


Tim: Generell bleibt zu sagen, dass mit Gastronomie in der Hotellerie aufregende Revenue Center geschaffen werden können, die das oft schwankende Übernachtungsgeschäft entlasten können. Ich würde sogar sagen, dass durch Systematisierung und Emotionalisierung der F&B Konzepte die Gastronomie zur Superpower in der Hotellerie werden wird!


Friederike:
Vielen Dank, Jean & Tim, für Eure Einschätzung! Es gibt viel zu tun!



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