Editorial
Liebe Insider,
wenn ich mir unsere Schlagzeilen heute anschaue, dann spürt man aus der Hyperdynamik des Marktes heraus eine irre Spannung: vom sachlich-faktischen bis hin zur totalen Selbstüberschätzung.
Ich spreche von OTA-Plattformen wie Szallas, die aus Ungarn heraus durch ihre detaillierte Kenntnis des gesamten CEE-Marktes sogar Booking.com ein Bein stellen und ihre eigene Erfolgsstory bei der HOTCO Konferenz in Wien vor wenigen Wochen beschrieben haben. CEO József Szigetvári arbeitet heute mit rund 80.000 Unterkunftsanbietern zusammen; tausende davon sind ansonsten gar nicht im Internet gelistet. Da hat jemand die Markt-Mechanismen sehr genau analysiert. Macy Marvel hat es hinterfragt.
Wie "leicht" hat es dagegen eine Gruppe wie IHG, die mangels eigener Kreativität bisher nur Luxusmarken zugekauft hat. Gut, sie haben jetzt erstmals mit der Softbrand Vignette Collection Eigenes eingebracht. Und sie sind endlich auch auf den Luxury-Lifestyle-Zug aufgesprungen, den auch schon andere globale Ketten vor ihnen von Accor kopiert haben. Eines muss man Sébastien Bazin lassen: Er sieht viele Entwicklungen weit früher als andere CEOs in der Branche. Und danach gesteht der Accor-Leader auch selbstkritisch Fehler ein, während andere weiter Nebelkerzen werfen.
IHG stellt sich inzwischen der Transformation, die Kette hat sich vor allem selbst mit dem neuen Lifestyle-Marken-Touch extrem hohe Ziele gesetzt und genau das spiegelt heute auch das lange Interview, das Sarah Douag mit Tom Rowntree, dem VP Global Luxury Brands, geführt hat. Die neue Luxus-Lifestyle-Marken-Architektur verschiebt das Profil bisheriger Marken. Lesen Sie das Ganze bitte aufmerksam.
Die Spannung im Markt verbirgt sich auch in den kürzeren Artikel: Hilton hat während der Präsention ihrer Bilanz eine neue Extended Stay-Marke angekündigt, Scandic eine neue Budget-Marke. Der eine will damit von den USA nach Europa springen, der andere von Nord- nach Südeuropa. Grundsätzlich aber zeigen die Bilanzen, auch die von Premier Inn, Accor, Pandox und Warimpex den positiven Schwung, der in 2022 Anlauf nahm und nach dem 1. Quartal alle weiter optimistisch stimmt.
Portugal und Spanien klatschen sich nur noch auf die Schenkel angesichts der Mega-Steigerungen in Tourismus und Hotellerie seit 2022. Kurz: Die Nachfrage trotzt der Inflation. In Deutschland hingegen sind die Gefühle nach wie vor genau so gemischt wie die offiziellen Marktzahlen, die 2019 schon wieder sehr nahe kommen. Aber die Unsicherheit – und damit die Angst vor möglichen Stornierungen angesichts hervorragender Vorausbuchungen selbst schon über den Sommer hinaus – bleibt. Für German Angst aber sind nicht die Hotelier-Unternehmer verantwortlich, sondern eine unsäglich verantwortungslose Politik in Berlin.
Was bleibt einem da noch? Hilfe zur Selbsthilfe. Aus der Branche für die Branche. Die F&B Heroes, eine der grossen Gastro-orientierten Beratungsgesellschaften, will jetzt über einen Investmentclub Start-ups und Investoren zusammenbringen. Kurz, knackig und unkompliziert.
Unkompliziert geht es auch bei unserem 6. HITT Think Tank zu, in der Sache aber gehen die Diskussionen stark in die Tiefe. So wird es auch sein, wenn Chairman Dr. Crispian Tarrant vom Datenforschungsinstitut BVA BDRC unseren Teilnehmern exklusiv die Top-Ergebnisse einer brandaktuellen Studie unter den Gästen globaler Hotelketten aus zehn wichtigen Quellmärkten präsentieren wird.
Konsumenten kümmern sich nicht um ESG-Richtlinien oder Investment-Kriterien, sie verändern die Welt durch ihre eigenen Werte und ihre Einkaufspower. Profitieren Sie von diesem Wissensvorsprung, den Ihnen der HITT bietet. Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite 1 heute und melden Sie sich an unter www.hitt.world.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
in den ersten 15 Minuten eines Gespräches über Diversität, Gleichheit, Migration, Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und mehr werden Sie Panik schieben, vor allem wenn Sie beginnen, diese sozialen Faktoren zu messen. "Aber dann haben Sie es schnell verstanden. In einem Jahr werden es alle machen!"
Das sagt Malin Lindfors Speace aus Schweden, unsere "Social"-Expertin beim HITT Think Tank am 26./27. Juni. Die Schwedin ist die Gründerin und CEO der nachhaltigkeits-spezialisierten Beratungsgesellschaft Ethos. Seit 1996 kümmert sie sich um Zertifizierungen, Standards und ihre Umsetzung. Sie wird Ihnen deshalb die Angst vor diesem Thema nehmen. Danach wissen auch Sie, was eine Human Rights Due Diligence ist und wie sich damit nachhaltige Pluspunkte sammeln lassen.
Wir stellen Ihnen Malin heute vor – eine von vielen Hochkarätern, die dem "Floating Forum" von HospitalityInside in Berlin einen besonderen Schliff geben. Der Hauptfokus des HITT liegt auf "Measurement" – der Welt der messbaren Daten unter ESG-Kriterien. Allein sechs Experten werden sich diesem Thema widmen, mit Malin mittendrin, die die Quadratur des Kreises kennt, nämlich softe Social-Faktoren in Zahlen zu packen.
Im offiziellen Programm fehlen nur noch zwei Speaker-Namen, wir stecken mittendrin in den Experten-Briefings und sind stolz auf das internationale Niveau, das von diesem – englischsprachigen – Think Tank ausgeht. Und bei dem Sie face2face im kleinen Kreis, in offener Debatte und off-the-record-Atmosphäre mehr erfahren als auf vielen Mega-Events. www.hitt.world
Das Thema Nachhaltigkeit verschwindet einfach nicht mehr. Und selbst marktprägende Unternehmen wie die GBI Group, Union Investment und Arbireo Capital sehen in ESG Wege aus der aktuellen Flaute im Hotel-Investment-Markt. Die Transaktionszahlen über das 1. Quartal 2023 in Deutschland sind niederschmetternd. Trotzdem sehen diese drei Player den Pfad, auf dem sie weitergehen. Ihre feinfühlige Einschätzung der Lage macht wieder Hoffnung, stellt Susanne Stauss fest.
Viel Gefühl und Geduld brauchen HR-Experten, die angesichts des akuten Kräftemangels neue Wege gehen: z.B. über Active Sourcing in Social Media und konkret in LinkedIn. Drei Recruting-Expertinnen von Munich Hotel Partners gehören sicherlich zu den Pionieren auf diesem neuen Akquise-Weg. Der ist nämlich aufwändig und teuer. Bärbel Schwertfeger hat die Damen interviewt.
Sarah Douag, die in Cannes studiert hat und die Hotel-Ikone an der Croisette, The Carlton, schon lange kennt, durfte nun das verjüngte Grandhotel unter der IHG-Marke Regent besichtigen. Katara hat durch neu zugebaute Flügel Flächen optimiert, aber auch mit viel Geschmack renoviert. Trotzdem lese ich aus Sarahs Zeilen, dass das Konzept nicht ganz so substanziell ist wie die Mauern alt sind.
Eine grosse internationale OTA-Studie belegt: Nachhaltiges Reisen ist inzwischen ein ernsthafter Wunsch geworden, momentan aber viel zu teuer. Wirtschaftliche Engpässe zwingen die Menschen zum Sparen. Positive Signale dagegen gibt es aus der gesamten Wirtschaft: 2023 wollen 27% der befragten Führungskräfte 16% mehr in Nachhaltigkeit investieren.
Der ESG-Zug kommt ins Rollen. In der Hotellerie springt Accor wieder nach vorne: Mit Jin Jiang hat die Kette ein MoU unterschrieben, um zunächst bis 2033 gemeinsam die Emissionen in China zu reduzieren.
Weitere Meldungen befassen sich mit den weltweiten Performance-Daten fürs 1. Quartal, mit der deutschen DSR Hotel Holding, die eine familiengeführte Mini-Gruppe aus Italien übernimmt und mit Eindrücken einer kleinen Hoteltour durch Wien. Unsere Personalien sind heute genauso international wie der News-Mix mit seinen Immobilien-Deals.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
geben Sie auch noch Trinkgeld im Hotel oder Restaurant, wenn Sie bargeldlos bezahlen? An Ostern beginnt die Saison und eine alte Frage poppt neu auf. Oder würden Sie stattdessen lieber gleich pro Nacht und Zimmer 10 Euro pauschal auf Ihre Rechnung setzen lassen? Dieses Modell setzt Falkensteiner Hotels gerade um. Die Ansichten und Erfahrungen mit dem Trinkgeldgeben driften jedenfalls weit auseinander, wie unsere Gespräche mit Hoteliers zeigen.
Während die einen an diesem Wochenende Ostereier im Gras verstecken, suchen andere das ganze Jahr über nach dem "goldenen Ei" für ein grosses Problem: Wenn zur Saison wieder Mitarbeiter fehlen, sind das am häufigsten Mütter. Sobald weibliche Fachkräfte Kinder bekommen, ist es aus mit ihrem Job: Sie können noch nicht einmal flexibel und in Teilzeit arbeiten, weil es einfach keine Kinder-Betreuung gibt.
Die Österreicher haben nachgerechnet: Würde man die Kinder-Betreuung besser in den Griff bekommen, wären mit einem Schlag unbesetzte Stellen fast verschwunden. Wow! Thomas Burgstaller, Leiter des AMS, spricht Tacheles für die Region Pongau. Zu dieser zählen Sommer wie Winter touristische Hochburgen wie das Gasteinertal und Flachau. Burgstaller fordert Kollaboration. Wie wäre es mit "Hotel-Kindergärten" im Tal?
Der Blick des neuen Adagio-CEOs Xavier Desaulles geht weit über Täler, Berge und Länder hinaus. Künftig soll Adagio jeden Monat ein Serviced Apartment-Haus eröffnen – mit Tendenz zur Budget-Variante Adagio Access. Deren Europa-Design-Flaggschiff eröffnete gerade in Hamburg. In Paris interpretiert man derweil "Co-Living" neu: Adagio will Studios für sechs nur noch komplett verkaufen, an sechs Personen. Ich habe das nicht verstanden. Was haben voll belegte Betten mit einem gesteigerten Co-Living- und Community-Gefühl zu tun?
Ideen sind gefragt, ebenso wie Fakten. Ich stelle Ihnen heute den neuesten Gasspeicher- und Energiewende-Report vor, der jedem Unternehmen Fakten über gefüllte Speicher oder zur Lage der Strom-Versorgung in Deutschland gibt. Einzelne integrierte Tools kann man auch für den Forecast nutzen.
Scandics Forecast für 2023 ist deutlich besser als die Zahlen des Geschäftsjahres 2022, wie die Jahresbilanz des skandinavischen Marktführers zeigt. Treu bleibt Scandic seiner Nachhaltigkeitsstrategie. Ein Thema, das niemanden mehr in Ruhe lässt. Deshalb haben auch wir heute wieder Sustainability News zusammengestellt, ebenso wie Personalien und Markt-News.
Viel Neues hat sich diese Woche im Programm unseres Sustainability Think Tanks getan: Weitere Impulsgeber und Unternehmen von Rang und Namen, bekannte und noch wenig bekannte, aber hochgeschätzt in ihrer Expertise, haben ihre Teilnahme für den HITT Ende Juni in Berlin bestätigt. Der Kreis der Hochkaräter wird damit immer grösser: Systemiq, Siemens, HRS, BVA-BDRC, Clyde & Co, EYCarbon, Ethos, Jung & Schleicher, Buro Happold, The Considerate Group, Sustainable Hospitality Alliance, Pandox… Verwirrt? Die Lösung finden Sie auf www.hitt.world.
Und ich bin sicher, dass die junge Dame, die ich Ihnen heute als erste Impulsgeberin vorstellen möchte, schon allein ein Quell der Inspiration ist. Die Cambridge-Absolventin Zaneta Sedilekova wird Sie mit ihrem jugendlichen Schwung und ihrem fundiertem Wissen über das sensible Thema Biodiversität mitreissen. Als Anwältin für Klimarisiken ist sie auch eine Anwältin für die Natur, für Bienen und Bäume. Lernen Sie alle Zaneta auf unserer Seite 1 kennen!
Lernen Sie mit der immer grösser werdenden HITT Community, steigen Sie ein in eine nachhaltige Zukunft, in der Menschen wieder Verantwortung für Menschen übernehmen, und richten Sie ihre Strategien daran aus.
Den nächsten HITT-Impulsgeber stelle ich Ihnen am Freitag, 21. April, vor. Bis dahin gönnen auch wir uns eine einwöchige Osterpause; im Büro sind wir ab 17. April wieder erreichbar.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
heute geht's nur ums Verkaufen und um Wertsteigerung, querbeet. Wer keine neuen Hotels bauen kann, steht still. Wer Geld hat, aber keine Produkte findet, hat Pech. Wer noch Hotels hat und verkaufen will, hat vielleicht Glück – je nach Segment. Im Hostel-Segment steht offensichtlich a&o Hotels zum Verkauf, möglicherweise zum drei- bis vierfachen Einstiegspreis, wie wir von zuverlässigen Insidern erfahren haben. Weder Eigentümer TPG noch a&o wollten das kommentieren. Lesen Sie mehr im Magazin.
Nicht ganz so schnell geht die Wertschöpfung bei Fonds vonstatten. Dennoch: Die Offenen Fonds stechen in ihrem Segment hervor, weil sie das Thema ESG mit all seinen Hürden tatkräftig anpacken, um frühzeitig von Kapital-Benefits zu profitieren. Beatrix Boutonnet hat ihren zweiten Teil über Fonds & ESG überschrieben mit dem Titel "Der Druck erlaubt keine Verweigerung mehr".
Wie können Betreiber mehr Profit machen? Indem sie andere übernehmen. Dieser Prozess begann schon in der Pandemie und wird jetzt offensichtlich dynamischer, wie Susanne Stauss im Gespräch mit Beratern erfuhr. Sieger ist hier, wer zu den grösseren Gruppen zählt und durch eine Übernahme Skalen-Effekte erzeugen kann. Die Suche nach dem perfekten Partner ähnelt aber einem Puzzle. Damit könnte der Betreiber kurz vor der Oase verdursten.
Um Budgets und Wertschöpfung geht es sogar bei der Mitarbeiter-Suche, wie eine selbstkritische Branchen-Diskussion auf Initiative des Personalberaters LHC International und von HospitalityInside ergab: Talent-Akquise hat nichts mehr ausschliesslich mit HR zu tun. Das ist heute Sales & Marketing pur. Weil sich der Arbeitgeber verkaufen muss, nicht mehr der Bewerber! Aber welcher CEO budgetiert hier wie im Sales? Die Antwort ist obsolet. Ist der War for Talent vielleicht nur ein einziger grosser, hausgemachter Misserfolg? Was meinen Sie? Diesen Artikel stellen wir öffentlich auf unsere Seite 1, gerne auch zum Weiterleiten.
Der französische Betreiber Appart'City mit seinen 100 Häusern war 2021 quasi auf null Budget gelandet und nimmt jetzt wieder Fahrt auf. Dabei soll auch ESG helfen! Die drei Buchstaben sind auch der Kern der neuen Förderrichtlinien für Hotels in Österreich – und Sie sehen, es gibt keine Ausgabe mehr ohne dieses Thema. Choice Hotels hat das Face Lifting seiner 4. Franchise-Marke Ascend in EMEA in Gang gesetzt, kann aber nicht erklären, weshalb seine spanischen Häuser auf der Webseite mit dem Zusatz "Ausgebucht" geblockt sind. Sie gehören zum – bisherigen? – Partner Sercotel.
Die Bilanzen von Aroundtown, der GBI AG, von Orascom und von der Best Western Group erzählen heute ihre eigene Story aus schwierigen Zeiten. Ebenso wie unser News Mix wieder die kleinen Bewegungen im Markt nachvollzieht.
Positiv bleibt die Dynamik. Anstrengend bleibt vorerst die Umsetzung guter Absichten. Aber immer mehr sehen die Chancen durch ESG als Option zur Wertsteigerung. Das spürte ich diese Woche auch einem sehr speziellen Investoren-ESG-Event in London. Aber das wird eine andere Geschichte.
Und last but not least: Unser HITT-Programm ist seit der Erstankündigung kräftig gewachsen – im Inhalt wie auch mit renommierten Namen. Darunter sind Florian Huber, Co-Gründer und Lead von EYCarbon / EY – er analysiert die Welt des Messbaren, während Malin Lindfors Speace, Gründerin und CEO der etablierten skandinavischen Beratungsgesellschaft Ethos, vermittelt, wie man das S in ESG misst. Eric Hofmeister, Head of Global Lodging Procurement bei Siemens, steht für die Macht der Corporate Buyer und Willem van der Zee wird für Pandox mit über Collaboration diskutieren. Was jetzt bruchstückhaft klingt, ist am Schluss ein grosses Ganzes - Inhalte, die konsequent aufeinander aufbauen und Ihre ESG-Strategie stärken.
Der Think Tank findet am 26./27. Juni in Berlin statt, wieder auf dem Schiff, mit vielen neuen Impulsgebern. Sie teilen mit Ihnen das Wissen, das Investoren wie Betreiber für die Umsetzung benötigen… Und Sie haben die einmalige Gelegenheit, hochkarätigen Experten Ihre persönlichen Fragen zu stellen. Registrieren Sie sich unter www.hitt.world. Und schauen Sie sich das HITT-Video an: HITT ist business & fun.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
aus der Corona-Krise ist Motel One wie Phoenix auferstanden: mit 639 Millionen Umsatz, dem bisher höchsten in der Unternehmensgeschichte. Seit April 2022 hat sich alles zum Positiven gedreht: Hoteleröffnungen, Auslastung, RevPAR, EBITDA, Eigenkapital, Nettoergebnis. "Es hat uns viel Disziplin und Arbeit gekostet", sagte Co-CEO Stefan Lenze im Gespräch mit uns nach der Bilanz-Pressekonferenz gestern. "Wir bekommen vom schrumpfenden Kuchen jetzt mehr ab", fügte er hinzu – ganz sachlich. Der Krisenplan hat funktioniert. Die Gruppe wirkt unerschütterlich.
Susanne Stauss hat die Zahlen und Neuheiten der Gruppe zusammengefasst, ich habe versucht, Stefan Lenze noch zusätzlich Details zur Zweitmarke The Cloud One zu entlocken. Nach New York und Chicago werden Ende 2023 die ersten deutschen Häuser in Hamburg und Düsseldorf entstehen. In Landmark-Gebäuden, mit spektakulärer Location wird alles noch viel bunter, individueller und von noch höherer Qualität sein, verspricht er. Allein aus der Beschreibung ist der Sprung vom Motel in die Wolke noch nicht so ganz zu erfassen. Lenzes Rat: "Komm einfach, dann siehst und spürst Du es."
So zuversichtlich war an der MIPIM in Cannes kaum jemand. Die Messe ist sogar dabei, ihr Beach-Party-Image zu verlieren. Es war "Die stillste MIPIM aller Zeiten", sagt meine Kollegin und MIPIM-Kennerin Beatrix Boutonnet. Die Rahmenbedingungen für Finanzierungen werden sich kurzfristig nicht verbessern, die Transaktionen liegen am Boden, die Preise fallen, die Kosten steigen, Investitionen sind ausgebremst, die Institutionellen verstecken sich mit ihrem Geld. "Es ist wie Mikado", sagt ein Insider, "wer zuerst wackelt, verliert". Und trotz allem gab es positive Worte über die Hospitality-Branche. Die Hotelwerte in ganz Europa sind im Jahr 2022 übrigens um rund 3% gestiegen, berichtet ein britischer Valuation Index unabängig von der MIPIM.
Beim Thema ESG stehen heute schon die Looser fest: die, die nicht anpacken und umsetzen. Die Klima-Zeitbombe tickt, der Schrei des Weltklimarats diese Woche war laut. Jeder Insider weiss: Die Investoren und Anleger werden den ersten Schritt machen müssen. Deshalb widmen wir uns heute und nächste Woche dem Thema Fonds & ESG. Wir beginnen mit dem Regulierungsdickicht.
Die Betreiber entwickeln in Sachen ESG immer mehr Aktivitäten, natürlich auch um das veränderte Kundenverhalten aufzufangen. So hat die Global Hotel Alliance in Dubai jetzt über 200 klimapositiv-motivierte Hotels in eine neue "Green Collection" gepackt. Gut daran finde ich, dass jedes Hotel sich von einer weltweit anerkannten Umwelt-Organisation zerfizieren lassen muss.
Sich den neuen Themen der Zeit zu öffnen, über den Tellerrand hinaus zu schauen und die Einbahnstrasse als Sackgasse zu betrachten, wird helfen, die eigene Zukunft zu gestalten. Wir tun das Unsere dazu, um Ihnen die Plattformen dafür zu bieten. Zum Beispiel an unserem Gemeinschaftsstand "World of Hospitality" an der Expo Real in München. Bis Oktober sind es zwar noch sieben Monate, aber heute schon melden wir uns als Hauptaussteller an – und damit auch die ersten 19 Co-Aussteller, die wir Ihnen namentlich vorstellen. Für alle anderen gilt: Wir haben trotzdem noch etwas Platz in Reserve. Alle Details finden Sie auf unserer Seite 1.
Und in unserer Expo Real-Ankündigung finden Sie auch unser neues Video: Bilder und Stimmen von der WoH 2022, aufgenommen in unserem neuen Design-Stand und ein positives Abbild der Hospitality-Branche, die ihren Platz auf der Immobilien-Messe gefunden hat.
Behalten Sie den Blick nach vorne! Wir unterstützen Sie dafür gerne jeden Freitag mit gut recherchierten Brancheninfos und dynamischen Business-Plattformen.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
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Liebe Insider,
mit einigen von Ihnen habe ich diese Woche die zurückliegende ITB diskutiert. Und je länger ich darüber nachgedacht habe, um so häufiger habe ich mich gefragt: Weshalb hat man diese "Wiederauferstehungs-ITB" nicht zu einem einzigen, grossen, globalen Statement für nachhaltigen Tourismus gemacht? Alle Politiker, NGOs und Future-Kids wären nach Berlin geeilt – die Destinationen, Reiseveranstalter, Airlines, Hotels, OTAs waren eh schon da.
Die Branche hätte eine einzigartige Chance gehabt, sich zum Fürsprecher des Planeten, des Klimas, der Diversität und Humanität zu machen. Und dabei zeigen können, wie schnell sie aus eigener Kraft und mit wie viel Kreativität sie bereits Emissionen reduzieren und Menschen Arbeit geben kann. Für eine solche ITB hätte es eine Vision gebraucht. Aber wer in Berlin hat schon eine Vision?
Um so mehr hat mich gestern eine Meldung aus Cannes gefreut: Die Low Carbon Building Initiative, vor einem Jahr gegründet, hat begonnen, Kriterien zur CO2-Berechnung einer Immobilie über ihren Lebenszyklus hinweg zu definieren. Es entsteht ein pan-europäisches Gütesiegel, das als erstes Büros, Hotels und Wohnungen nutzen können.
Das Wort Diversität prägt auch die Einstellung von Patrick Mendes. Wir haben als erstes Fachmedium den neuen CEO Europe & North Africa für die Premium, Midscale & Economy Brands von Accor an der ITB interviewt. Patrick versteht sich als Weltbürger, entsprechend bunt sind seine Teams, entsprechend logisch ist es für ihn, Menschen anderer Kultur und ohne Fachkenntnisse einen Job zu geben. Nach neun Jahren in Südamerika weiss er, was "social" bedeutet.
Auf der anderen Seite verlangt Accor klares Zahlendenken. Deshalb wird er – in der neuen Marken-Division – versuchen, die Premium-Marken Pullman, Mövenpick und Swissôtel zu ebensolchen Power Brands zu machen wie es Accors Economy-Marken in Zentraleuropa schon sind. Sein Auftrag lautet also: Mach aus einer Cash Cow zwei.
Wie hospitabel und sozial die Hospitality-Branche sein kann, zeigt sie in dieser Zeit im Erdbebengebiet in der Türkei. Hunderte von Hotels und Resorts, die geschlossen hatten, haben für tausende Opfer ihre Türen geöffnet, vor allem in den beliebten Touristenzielen Alanya und Antalya an der Mittelmeer- und Ägäis-Küste. Auch die grossen Touristikplayer - wie Best Western, Radisson, Accor, das Ferienunterkunftsnetz Gites de France und selbst die Non-Profit-Organisation von Airbnb – haben mit Betten und Spenden geholfen. Aber jetzt steht für die Türkei die Hauptsaison vor der Tür. Was tun? Erdbebenopfer oder Touristen beherbergen? Sarah Douag hat recherchiert.
In Italien hat unser Kollege Massimiliano Sarti den Generaldirektor der Bulgarella Immobilien-Gruppe, Ray Lo Faso, interviewt. Das Unternehmen, dessen Namen längst nicht jeder kennt, möchte mehr in Hospitality investieren und hat, wie man lesen kann, ein solides Verständnis von der Branche. Ganz im Gegensatz zu den Banken, die Lo Faso auch kritisiert.
Ohne Sensibilität und Spezialwissen versteht man die Hospitality-Branche nicht; deshalb belegen aktuelle Zahlen nun, dass sich schon im zweiten Halbjahr 2022 etliche Investoren wieder zurückzogen, allein wegen der Inflation. Doch asiatische Investoren sind in Wartestellung.
Wien jedenfalls erreichte 2022 noch nicht sein 2019-Level, aber in den Hotels war der RevPAR ein historischer Rekord! Die Hotellerie schwimmt weiter in grossen und kleinen Wellen, in denen noch ganz andere Themen Denk-Blasen aufwerfen: z.B. der neue "Data Act" der EU oder auch das neue, KI-gesteuerte Marketing-Tool Google Performance Max, das Google Ads ersetzt.
Wir sind – hoffentlich – nicht so leicht zu ersetzen, deshalb bleiben wir auch immer am Ball für Sie. Vergessen Sie nicht: Unser erster Programm-Entwurf für unseren 6. HITT Think Tank am 26./27. Juni in Berlin steht, und die ersten Themen und Namen verheissen wieder Qualität und quirlige Diskussionen. Mehr auf unserer HospitalityInside Front Page und im Detail, inklusive Programm, Preisen und Registrierung, auf www.hitt.world.
Zehn Tage sind es zudem nur noch bis zur HOTCO Investment-Konferenz in Wien, deren Medienpartner wir sind und deren Programm spannende Newsund Inhalte aus und über die Märkte Osteuropas enthält. Ein Klick und Sie sind mittendrin in der https://hotconf.com.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
90.127 Fachbesucher meldete die ITB Berlin in ihrem Abschlussbericht gestern. 2019 waren es 160.000 Fach- und Privatbesucher gewesen, doch die Vergleichszahl erwähnte man nicht. Damit wäre die Kluft ja gar nicht so gross. Allerdings blieben neun Hallen geschlossen. Mindestens zwei Jahre hatte das Management Zeit, sich dem neuen Mindset und den Veränderungen anzupassen. Das gelang nicht. Dafür waren die Treppenhäuser und Hallen-Übergänge frisch gestrichen.
Die "Hotelhalle 9" ist quasi tot, um die Hälfte der Hotel-Aussteller ärmer, dafür überrannt von noch mehr Tech Companies. Nachdem Kempinski als letzte reine Luxusmarke nicht mehr präsent war, hofften viele auf den neuen Ansatz "Home of Luxury" im Marshall-Haus. Es war die Blamage schlechthin, seelenlos im Auftritt, mit einigen wenigen Luxusanbietern, die sich hinter billigen Holzbretter-Nestern oder an nackten Tischen auf einer halbleeren Galerie wiederfanden.
Unser Team hörte aber auch Positives, häufig emotional getrieben von der globalen Wiedersehensfreude, aber auch überrascht von einer offenbar guten Gesprächsqualität. Wir waren mit vier Redakteuren unterwegs und beobachteten geschäftiges Treiben vor allem bei den Fern-Destinationen. Beim Rest bleibt das Bild diffus. Mein Fazit: Die ITB Berlin hat 2023 überlebt, sich aber nicht für die Zukunft profiliert.
Umso intensiver widmen wir uns heute gleich in drei Artikeln einem Mega-Zukunftsthema: ChatGPT. Wir haben selbst wochenlang recherchiert und mit Hospitality-Insidern gesprochen. Bärbel Schwertfeger erklärt den Rahmen dieses globalen KI-Monsters, das "alles verändern" wird. Sie hat aber auch Hoteliers und Experten mit KI-Erfahrungen befragt. Angst vor der Maschine muss man nicht haben, aber Vorsicht ist geboten. Tröstlich: Noch beeinflusst der Mensch die Aufenthaltsqualität im Hotel.
Sarah Douag hat den Tech-Hype ins Visier genommen und in den Augen dieser neuen Entwicklung schnell die Dollar-Zeichen entdeckt. Der KI-beeinflusste Umsatz soll sich bis 2024 verdreifachen. Es geht hier um immense Umsatz-Summen, so dass Google und die OTAs relativ schnell mit ähnlichen KI-Produkten wie ChatGPT aufwarten müssen. Experten wie der Distributionsspezialist H2C, Hotelketten und Buchungsplattformen wie Kayak und Expedia ordnen das Monster ein und analysieren seine Angriffsmöglichkeiten auf Hotellerie und Tourismus.
Darüber hinaus hat Sarah sich dem KI-Gespenst persönlich genähert: in einem One-to-One-Interview, digital. Sie hat einige Zeit darauf verwendet, ihre Fragen sprachlich so zusammenzusetzen, dass sich die Antworten des Chatbots wieder hinterfragen liessen. Sie wissen ja: Was man in die Maschine hineingibt, entscheidet darüber, was herauskommt. "Das Ding" hat Sarah beeindruckt: Nicht schlecht für ein erstes Date, meint sie.
Unsere Meldungen beschäftigen sich heute noch in Teilen mit der ITB, wobei es überhaupt keine Mega-News gab, dafür aber eine nachdenklich stimmende FUR-Reiseanalyse über deutsche Reisende: Die soziale Schere geht auf, reisen können nur noch die, die es sich auch leisten können. ITB-Mini-News haben wir überwiegend im News-Mix integriert.
Nicht verstecken müssen wir uns mit unserem HITT, dem HospitalityInside Think Tank: Am 26./27. Juni geht's wieder aufs Schiff und hinein in ebenso muntere wie tiefgehende Diskussionen mit den Teilnehmern. Wir nehmen Sie mit aufs "Next level: Measure. Benchmark. Drive. Lifting sustainability from intention to traction". So lautet der Titel 2023.
Wagen Sie mit uns den Schritt von der Planung in die Umsetzung. Ein grosser Teil des – englisch-sprachigen – HITT beschäftigt sich mit dem "Measurement". Denn nur Zahlen und Messdaten werden Ihren Carbon Footprint positiv verändern. Es sind nur noch sieben Jahre, bis die EU auch die Kredit-Konditionen für Hotels von erfüllten ESG-Kriterien abhängig macht.
Das Programm wird jetzt sehr schnell konkret. Sie können heute das Gesamt-Programm mit ersten Namen sehen. Ich versichere Ihnen: Sie treffen erneut auf internationale Hochkaräter, auch aus anderen Branchen, die mit uns eines teilen: ihr Wissen.
Wir erwarten Experten des Transformationsspezialisten systemiq.earth in der Keynote, den Co-Gründer von EY(Carbon) als Analytiker der Möglichkeiten und Gefahren im Measurement, den CEO des Forschungsinstituts BVA-BDRC Consumer Research und eine junge Juristin, die auf das junge Thema Biodiversität einen ganz besonderen Blickwinkel hat.
Wir werden Ihnen alle Teilnehmer wie auch die Sponsoren des 6. HITT in der nächsten Zeit im Detail vorstellen. Im vergangenen Jahr gaben 94% unserer Teilnehmer dem HITT die Note "sehr gut", der Rest "gut". Registrieren Sie sich auf www.hitt.world.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
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Liebe Insider,
ich formuliere es mal überspitzt: Die Hotelwelt spaltet sich immer stärker in die Tech-getriebenen, gar personallosen Hotels und in die Luxusperlen, in denen der Gast nur noch für "hand-made" und "hands-on" tief in die Tasche greift. Beide Typen vereint, dass sie finanzstarke Investoren haben: gierige VCs auf der einen Seite, die mit Kapital und Konzepten pokern, wohingegen auf der anderen Seite Reiche mit einem langen Atem sitzen und Hotels fürs persönliche Wellbeing brauchen.
Seitdem es Limehome und Numa mit ihrem disruptiven Ansatz gibt, wurden wir als Redaktion gefragt, worin unterscheiden sich diese beiden eigentlich? In den Details, wie immer. In einer sehr aufwändigen Recherche hat unsere Kollegin Sylvie Konzack sich mit beiden Unternehmen und ihrem "digitalen" Konzept auseinandergesetzt. Entstanden ist nicht nur ein Text, sondern dazu passend auch eine sechs Seiten lange Tabelle, in der beide die gleichen Fragen beantworten mussten: von ihren Finanzierungen über Umsätze, Tech-Systeme, KI-Grad bis hin zu vergleichenden Angaben zur klassischen Hotellerie. Und mehr.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich beim Management von Limehome und Numa für ihre Offenheit bedanken. Es ist selten geworden, dass Unternehmen selbst Fachmedien gegenüber so viele Details preisgeben, auch wenn ein paar Dinge immer noch vage bleiben.
Das ist Journalismus, wie wir ihn verstehen – als partnerschaftliches Miteinander mit den Movers & Shakers der Branche. Wir belästigen niemanden mit PR-verseuchten copy-paste-Morning-Newslettern, sondern gehen fokussiert und fachlich in die Tiefe.
Wer es mit wohlhabenden Investoren und deren Selbstwertgefühl zu tun hat, muss auch Zahlen kennen, aber deutlich mehr Sensibilität mitbringen, weil die "Software" von Luxushotels eine andere ist. Das wird auch wieder in unserem Interview mit Bernold Schroeder klar, dem CEO von Kempinski Hotels. Nach zwei Jahren "Stille" spricht er wieder. Es ist auch ein langes Interview geworden, das aber zeigt, dass sich die schlagzeilen-gebeutelte Luxushotelgruppe von 2020 wieder gefunden hat.
Kempinski Hotels geht es wieder "sehr gut", sagt Schroeder. "Wir haben ruhig und beharrlich weitergearbeitet". Er berichtet u.a. von einem stabilisierten Team und 19 neuen Management-Verträgen für Kempinski Hotels und die ebenso stark wachsenden Kempinski Residences. Das Vertrauen der Investoren in die Gruppe sei ebenfalls wiederhergestellt.
Liest man die nächsten Bilanzen 2022 der Ketten, sind Freudenschreie verständlich. Trotzdem gilt es, Bodenhaftung zu behalten: Die globale Pipeline flacht derzeit deutlich ab – was auch ein winziges Detail spiegelt: Der weltgrösste Immobilien-Makler, CBRE, entlässt jetzt auch schon eine Hospitality-Verantwortliche in Deutschland.
Immobilien sind das eine, Menschen das andere. Aber diese Branche sitzt so tief fest in ihrem eigenen Schlamassel, dass man sich nicht mehr wundert, wenn deutschsprachige Studenten unterschiedlicher Studiengänge heftig abwinken, sobald sie das Wort "Gastgewerbe" hören. Noch schlimmer ist: Selbst die Tourismus-Studenten wollen in dieser Branche später nicht arbeiten.
Diese Branche befindet sich im Spagat ihres Lebens.
Ihre Maria Pütz-Willems
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Die Schere
Liebe Insider,
die Schere geht in der Branche weiter auf. Als erstes in der Stimmung: Die deutsche Hotellerie/Gastronomie schwebt noch zwischen Hell und Dunkel, die Schweizer sehen die Sonne schon wieder scheinen. In beiden Ländern haben die Branchen-Verbände gerade Bilanz für 2022 gezogen.
Und daraus liest/hört man auch, dass organisch gewachsene Mittelständler im Herzen Europas mehr unter der Negativseite leiden als die Ketten. Accor und IHG melden diese Woche absolut motivierende Ergebnisse aus 2022, sollten aber nicht übermütig werden: Global Player können sich finanztechnisch die Welt einfach schneller schön rechnen. Insofern entsteht hier eine neue Kluft. Die Grossen werden grösser, die Kleinen weniger.
Eine andere Schere sorgt für Schnapp-Atmung, so schnell will sie die alte Hotel-Markenwelt zerschneiden. Die aktuellen Treiber sind nämlich die Hyper-Kreativen. Ihre Marken-Konzepte spriessen wie Champignons aus dem Boden, unter Highspeed kopieren sie Bekanntes und mixen die Ideen neu. Und die meisten finden sofort begeisterte Business Angels. Ich bin gespannt, wer von den 12 jungen, frischen, mitreissenden Hospitality- und Serviced Apartment-Marken, die wir Ihnen heute vorstellen, in fünf Jahren noch nicht der Hyper-Dynamik zum Opfer gefallen ist.
Wachsen durch copy/paste geht jedenfalls schneller. Marcelo Mangia der italienischen Marke Mangia's will auch stark wachsen – und hat sich deshalb die Geschäftsmodelle der internationalen Marken-Konzerne zum Vorbild genommen. Warum Neues erfinden, weshalb Disruptor sein?
Airbnb wird weltweit immer noch angebetet, genau wie Booking.com, haben sie doch die grosse Disruption gebracht. Allerdings auch viel Ärger. Jetzt hat auch die EU von diesen beiden die Nase voll. Italien fordert von Booking.com z.B. 153 Millionen Euro zurück – vermutete Steuerhinterziehung. Und Pariser Juristen reagieren ebenfalls scharf: Sie haben in einem Mietstreit Airbnb als "Betreiber" eingestuft und nicht mehr als "einfacher Gastgeber". Das verändert die Verantwortlichkeit.
Heute vor einem Jahr begann der Krieg gegen die Ukraine. Welche Folgen hatte das aufs Reisen. Ganz einfach: Reiche Russen reisten weiter, die anderen blieben zuhause. Das belegen die Flugbewegungen in 2022. Seit wenigen Wochen aber kippt das Szenario.
Die Hotel-Immobilienwelt gibt sich ebenfalls robust, glaubt man JLL und seinem "Global Hotels Investment Outlook": Danach wollen viele Investoren weiter in Hotels investieren. Schliesslich hat der RevPAR in ganz Europa das Niveau von 2019 erreicht oder übertroffen. Genauso positiv sieht die Global Hotel Alliance, ein Verbund internationaler Hotelgruppen, die Welt: Ihr markenübergreifender Umsatz stieg 2022 auf 168 Millionen US-Dollar, 25 Prozent mehr als 2019.
Apropos Verantwortung: Bei Adina, Deutsche Hospitality und Novum Hospitality verabschieden sich gerade Führungskräfte auf C-Level; diese Infos aus guten Quellen haben uns die Unternehmen bestätigt. Nachfolger gibt es aber noch in keinem Fall.
Zusammengefasst: Trotz aller Ups and Downs bleiben alle positiv. Sie auch? Oder haben Sie eine Schere im Kopf?
Um nicht zwischen Hell und Dunkel zu schweben, unterhalte ich mich immer gerne mit Menschen aus anderen Kulturen und Branchen. Und die findet man z.B. auf multinationalen Konferenzen wie der HOTCO in Wien Ende März: Wenn "West- und Ost-Europa" zusammentreffen und sich über alles unterhalten - von den Megatrends wie Resorts über das Alltagsdilemma bis zum gesellschaftlichen Wandel. Zur Konferenz mehr auf unserer Seite 1.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com
Liebe Insider,
24 Millionen Dollar kassierte Superstar Beyonce für ihre 60minütige Performance im kürzlich eröffneten Atlantis The Royal Dubai, schreibt meine Kollegin Sarah Douag. Es wimmelte dort nur so von Promis und Influencern. Ob sie in den Blitzlicht- und Selfie-Gewittern überhaupt noch etwa sahen von den 90 Pools, den Quallen-Tanks, den 17 F&B Outlets und dem 3.000 qm-Spa?
Die Message ist so klar wie glitzern: Dubai will das "Morgenland" bleiben. Sheikh Al Maktoum grüsst mit dem 1,4 Milliarden-Dollar-Hotel auf der Palme die saudischen Nachbarn – die ihrerseits immer verrücktere Architektur-Designs und Attraktionen entwerfen. Kindergärten in Arabien sind gross – und einfach goldig.
Teenies und Freaks in Europa auch. Alle wollen die Welt verändern, aber bitte nur nach ihrem Willen. Internationale Umfragen entlarven nun die Gen Z bwz. "die letzte Generation": Ausgerechent die Jungen – jene zwischen 18 und 28 – wollen am häufigsten verreisen und dann am liebsten weit weg! Und am liebsten mit dem Flugzeug. Einige Klima-Aktivisten kleben sich auf die Rollbahn, die Mehrheit aber klebt am Flugzeug. "Es ist leichter, mit Fridays for Future zu protestieren als seine eigenen Ferien auch klimafreundlich zu gestalten", fasst Fred Fettner diese hochinteressante Zahlen-Auswertung aus drei Quellen zusammen.
Und damit springen wir in die wahre Welt, die CEOs wie Oliver Winter von a&o Hostels schlicht und einfach Bodenhaftung abverlangt. Weder Gold noch Klebstoff haben dazu beigetragen, dass er in Highspeed 500 verlorene Mitarbeiter akquirierte, um vom Überraschungs-Reiseboom '22 profitieren zu können. Den Umsatz von 2019 hat er vergangenes Jahr um 22 Millionen Euro übertroffen, trotz Krise, Knowhow- und Qualitätsverlusten. Und trotz Hostel-Segment, wo ein Euro Preiserhöhung schon zu Stornos führt. Mir hat dieses intensive Interview Spass gemacht, weil es zeigt, wie wendig Hoteliers Krisen meistern können.
Die globalen Ketten können viele Register mehr ziehen, um am Ende profitabel dazustehen. Doch auch sie haben Grund zum Jubeln: Das historische Tief ist überwunden, selbst 2019 übertroffen – bei Choice, Hyatt, Marriott und Scandic, die alle diese Woche ihre Bilanz 2022 veröffentlichten.
Positive News auch aus der Mikrowelt der mittelgrossen Betreiber: Mit den – unbekannten – Michel Hotels hat Achat-CEO Philipp von Bodman gerade 1.600 Zimmer zugelegt und damit den bestehenden Mix aus Business- und Leisure-Hotels konsequent und auf gleichem Qualitätsniveau ausgedehnt. Das sieht nach einem perfect fit aus.
Nichts passt hingegen in Deutschland für Unternehmen zusammen, die selbst digitaler werden wollen, aber von der Bürokratie daran gehindert werden. Ein Phänomen, das Hotel-Unternehmen mit einschliesst. Deshalb lassen wir auch hier heute Zahlen sprechen.
Um Zahlen, Projekte und Konzepte geht es nicht nur in unserem wöchentlichen News-Mix, sondern auch bei der HOTCO Konferenz Ende März in Wien, wo sich alles um die grössere CEE-Region, SEE, das Baltikum, den Kaukasus und die GUS-Länder dreht. Details dazu auf unserer Seite 1.
Ich wünsche Ihnen eine goldige Woche.
Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin
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