Starke Pipelines und Gewinne
Analyse über die führenden Budget-Hotelketten in Europa
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Ein einfaches Modell
Frankfurt/M. Die Bilanz 2013 hat, wie berichtet, der französischen Budget-Kette B&B Hotels beste Zahlen beschert. Ansonsten produziert das Unternehmen des amerikanischen Grossinvestors Carlyle keine grossen Schlagzeilen. Napoleonische Grandezza im Auftritt ist B&B fremd, mit preussischer Disziplin hingegen beackert man seine Märkte. Die Serie "pro Monat ein neues Hotel" wird auch für "die absehbare Zukunft" beibehalten werden. Neben Frankreich ist Deutschland, ähnlich wie bei Accor, zum zweitwichtigsten Markt geworden, und B&B Deutschland-Geschäftsführer Mark Thompson hat gar nichts dagegen, dass sich Motel One zur internationalen Kette entwickelt. Er hat eine andere Sichtweise.
Die neue Accor-Lokomotive
Berlin. Die Accor-Marke ibis hat sich von ihrem letzten Schönheitsmakel befreit: Das alte Kunststoff-Nasszelle ist endlich passé. Das zeitgemässe, geflieste Bad, das neue Zimmer und die pfiffige Lobby machen die Economy-Marke der grösste Hotelkette Europas jetzt wieder wettbewerbsfähig – nicht nur im Vergleich mit der deutschen Low Budget-Kette Motel One, sondern auch weltweit. Dieses Produkt und sein Preisleistungsverhältnis sollen künftig auch die wachsende Mittelschicht Asiens und Südamerikas verstärkt ansprechen: "ibis ist die Lokomotive für Accor", betonte der neue Accor-CEO Sébastien Bazin letzten Montag im neuen Berliner ibis Kurfürstendamm, "und wir werden die Innovationen dort steigern."
Wir kaufen!
London/München. Grossbritanniens grösste Budget-Hotelkette hat sich den deutschen Markt vorgenommen: Premier Inn zählt insgesamt 670 Hotels, die meisten davon in Grossbritannien, ein ganz kleiner Teil nur im Nahen Osten, in Asien-Pazifik und in Indien. Auf der britischen Insel betreibt die Gruppe allein 53.000 Zimmer. Gegenüber hospitalityInside.com kündigte CEO Mark Anderson an der Expo Real an, allein die Kapazitäten in Grossbritannien in den nächsten fünf Jahren um weitere 50 Prozent steigern zu wollen. Hinter Premier Inn steht der börsennotierte und mächtige Brauerei-, Restaurant- und Pub-Konzern Whitbread. Bonitätsstark ist auch die Hoteltochter, und deshalb klingt Mark Andersons wichtigster Satz wie eine Ansage zum Feldzug: "Wir kaufen!" Premier Inn kauft aber nicht nur Grundstücke, sondern entwickelt und betreibt grundsätzlich selbst. Von Franchising will die Gruppe nichts wissen. Accor, B&B und Motel One schauen genau hin.
Tiefenentspannt
München. Dieter Müller ist tiefenentspannt. Vor ihm auf dem Konferenztisch in München liegen schottische Whisky-Bonbons in der Schale, süsses Symbol für den gelungenen Motel One-Start in Edinburgh im Januar. Dort tragen die Motel One-typischen Arne Jacobsen Eggchairs jetzt Schottenkaro, doch ansonsten will die deutsche Low Budget Design-Kette ihrer Linie auch im Ausland treu bleiben. Der Erfolg gibt ihr recht, wie der Geschäftsbericht 2012 letzte Woche zeigte: Rund 21 Millionen Euro Netto-Gewinn stehen unter dem Strich, sechs Millionen mehr als im Jahr zuvor. Wo sieht der Gründer und CEO der Motel One Group die Sättigungsgrenze in einer Stadt, welche Mikro-Standorte peilt er weiter an, hält er das Fixpreis-Modell im Ausland durch, und wann wird er verkaufen? Dieter Müller und seine Frau Uschi Schelle-Müller, zuständig für Marketing und Design im Unternehmen, plauderten mit hospitalityInside.com wie immer mit grosser Offenheit über den Status Quo und die Feinheiten des Geschäfts. "Bis uns etwas weh tut, muss es der Welt schon sehr schlecht gehen," sagt Dieter Müller entspannt.