Editorial

Editorial

Qatar, Spanien, Grossbritannien: Im Wechselbad der Gefühle
17.11.2022

Liebe Insider,

Qatar und die Fussball-WM 2022: Sarah Douag hat immens recherchiert und Gutes wie Kritisches zusammengepackt. Ohne Ticket wird jetzt niemand mehr ins Land gelassen, auf dem Smartphone muss die "Hayya Card" geladen sein, durch die man u.a. erst Zugang zum öffentlichen Verkehr bekommt. Im Gegenzug haben die Qatari Zugang zu jedermanns Daten. Dafür deckelte der Staat die Hotelpreise, um den Aufenthalt erschwinglich zu halten, doch als kürzlich die letzten 70.000 Zimmer freigegeben wurden, explodierten die Preise bis zum Achtfachen… Es gibt auf jeden Fall viele Kontrollen und viele Regeln, auch für Hotels.

Ab Sonntag und bis zum 18. Dezember werden wir sehen, hören und lesen, wie die ersten Fussball-WM-Winterspiele laufen und wie die Qatari mit der erwarteten Million an Fans umgehen werden. An ihrer Ehrlichkeit und an ihren Gastgeber-Fähigkeiten werden sie gemessen werden; genauso ehrlich, weniger einseitig und weniger moralisierend müssten allerdings auch die Medien berichten. Mitten im Wüsten-Winter werden sich jedenfalls heisse Spiele entwickeln.

In Spanien war der Sommer auch heiss – im positivsten Sinne. Mit Zahlen belegte der Tourismusverband nun die Spitzen-Umsätze. Die KPIs sind gestiegen, aber die Inflation hat die Margen der Hoteliers aufgefressen. Luxushotels leiden etwas weniger als Häuser der Mittelklasse.

In seiner Beliebtheit ist Spanien als Reiseland kaum zu toppen. Deshalb bleiben selbst deutsche Reiseveranstalter cool: Für die Kanaren und Balearen erwarten sie fürs nächste Jahr keine grossen Dramen, sehen sich aber durchaus kleineren Budgets gegenüber. Und All-inclusive wird der neue alte Hit. FTI, TUI, Arabella Hospitality sowie Grupotel und Barceló als spanische Gruppen in dieser Runde bleiben genadenlos optimistisch.

In das Wechselbad der Gefühle unserer heutigen Ausgabe passen auch die Briten. Ihr Branchen-Verband UKHospitality appelliert inzwischen an die Politik: Hospitality-Unternehmen werden als "risikoreich" eingestuft und müssen deshalb überhöhte Preise für Festverträge zahlen. Über ein Drittel des Hospitality-Sektors in Grossbritannien läuft angeblich Gefahr, Anfang 2023 pleite zu gehen.

 

Weltweit performen die Serviced-Apartment-Betreiber wieder wie vor der Pandemie und wollen weiterwachsen. Doch die aktuelle Krisenlage bremst die Pipelines bereits ein, vor allem in Deutschland. Zahlen vom Serviced Apartment-Kongress So!Apart in Leipzig gestern. 

Positives hingegen wieder aus dem Caravaning- und Camping-Sektor: Sie haben den deutschen Tourismusregionen 2021 fast 15 Milliarden Euro Umsatz beschert. Und ermuntern nun Bund, Länder, Kommunen und Destinationen dazu, stärker zusammenzuarbeiten, um nachhaltig Gutes zu tun, auch für den ländlichen Raum.

Aus unseren Personalien: Accor bekommt einen neuen CEO für Raffles und Orient Express, wie wir aus guten Quellen erfuhren. Und in unserem News-Mix kommen auch wieder viele spannende neue Projekte vor.

Ein offenes Ohr sollten Sie auch für AOHIS haben, die neue Investoren-Konferenz, die Mitte Januar ihr Debüt in Madrid geben wird. Wir unterstützen das Event als Medienpartner. Veranstalter Hoftel hat sich statt PR und Augenwischerei Qualität und klare Aussagen auf die Fahne geschrieben. Mehr dazu finden Sie auf unserer Seite 1.

Wir sprechen uns nächsten Freitag wieder, wie immer mit Qualität und klaren Worten.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


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Die Geister besiegen
10.11.2022

Liebe Insider,

heute ist in Deutschland offizieller Karnevalsbeginn. Dabei haben wir auch ohne diese 240 Jahre alte Tradition genug Narren und merkwürdige Geister im Land. Wie ein Geist auf- und ganz schnell wieder abzutauchen, erleben grade die HR-Profis bei den Hotelgruppen…

Sorry, vorab: Man darf nicht mehr "HR" sagen, man spricht von " People & Culture". Klingt freundlich, im Kontrast zu diesen neuen kreativen Titeln: Es gibt jetzt Profis für "Permanent Placement" oder "Heads of Active Sourcing". Das klingt etwas rauer, aber die Begriffe zeigen exakt, wo die neuen Nöte liegen.


Wirklich verrückt wird's durch das "Ghosting": die unberechenbaren Geister, die ihre Bewerbung einreichen, Interviews machen, sogar den Vertrag unterschreiben – und dann entschwinden und unsichtbar werden. Dieser Trend verschärft sich gerade, zugegeben nicht bei allen, aber bei vielen Hotelgruppen. Was kann man dagegen tun? Bärbel Schwertfeger hat recherchiert.

Mitarbeiter sind das neue Gold, auch wenn die allermeisten Investoren dafür noch keine Spürnase entwickelt haben und jede Verantwortung auf den Betreiber abwälzen wollen Das ist in meinen Augen ziemlich realitätsfremd, denn was bitte ist eine Immobilie noch ohne Mitarbeiter wert? Nichts! Null Umsatz, null Profit, null Wertsteigerung.


"Ich will ein Stakeholder sein, genauso wichtig wie ein Shareholder!" Das sagte die 26jährige Patrizia zu mir, die für die Branche brennt, aber in einem Corona-Frust-Moment alles hinwerfen wollte. Und sie hat mit ihrer Forderung Recht. Deshalb habe ich Patrizia und dieses Thema in diesem Jahr bewusst auf die Expo Real-Konferenz-Bühne gehoben – um die Zahlen-Freaks unter Ihnen mit den wertsteigernden "soft facts" in diesem People Business zu konfrontieren.

Wie sexy die Branche immer noch ist, allen Widrigkeiten zum Trotz, beschreibt Massimiliano Sarti aus italienischer Perspektive – leider ziemlich unsexy, weil zahlenbehaftet. Die Zahl der 5-Sterne-Häuser hat sich von 410 im Jahr 2013 auf 652 im Jahr 2022 erhöht, was zur Eröffnung von 51 neuen Hotels in diesem Jahr führte. Und nicht nur die Luxushotels in Premium-Lage, sondern alle – in jeder Destination, selbst im Hinterland – werden sich in den nächsten Jahren eine goldene Nase verdienen. ADRs von 500 Euro und mehr sind drin. Darin sind sich die Branchen-Analytiker einig.

Motel One erfindet sich gerade neu: Das "Kaminfeuer" wird es bei der zweiten Marke The Cloud One Hotels nicht mehr geben. Mit dem ersten US-Projekt - in New York - spielt die Gruppe in einer anderen Liga. Sie wird es künftig stärker zu Conversions und Übernahme-Projekten hinziehen und noch stärker in Top-Lagen. Ausserdem steigt Motel One selbst ins Development ein. Unternehmensgründer Dieter Müller erläuterte uns gestern erste Details über die Strategie, die buchstäblich nach oben führt - in die "Cloud". 

Keine Woche mehr ohne Nachhaltigkeits- und Energiethemen: Durch ihren zweiten Sustainability Report hat RICS gesehen, wie verzweifelt Investoren und andere nach Messinstrumenten suchen, deren Zahlen sie auf den richtigen Weg schubsen…

Wir selbst haben vergangenen Freitag auch einige zum Nachdenken gebracht: Kein LinkedIn-Post hat uns bislang so viel Feedback gebracht wie das Interview mit Rolf Seelige-Steinhoff, Seetel Hotels, über sein ganz persönliches, vielleicht bevorstehendes Gas-Drama. Der Artikel steht immer noch online für alle zugänglich auf unserer Seite 1. Die Szenarien, die der Hotel-Unternehmer vorrechnet, klingen teilweise auch gespenstisch. Aber er denkt vor, denkt die ganze Kette durch. Und im Gegensatz zu den Ghosting-Geistern weiss er: Er kann nicht abtauchen. 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

 

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Gaskrise - Erste Schliessungen zu erwarten
3.11.2022

Liebe Insider,

es gibt zu viele "wenn's" in der politischen Einschätzung von Deutschlands Gaskrise. Überleben die Unternehmen nun oder nicht? Drei von 16 Ferienhotels der deutschen Seetel Hotels stehen auf der Schliessungsliste der deutschen Bundesnetzagentur. Eigentümer und Betreiber Rolf Seelige-Steinhoff soll sich bereithalten, die Betriebe auf der wunderschönen, aber komplett gasabhängigen Ostseeinsel Usedom binnen 8 Stunden zu schliessen. Das familiengeführte Unternehmen befürchtet eine Kettenreaktion der negativsten Art: von Millionen-Verlusten im operativen Umsatz über Abstufungen bei der nächsten Kredit-Anfrage bis hin zu verschimmelten Immobilien im nächsten Frühjahr.

Rolf Seelige-Steinhoff, ein starker Unternehmer und hervorragender Analytiker, rechnet Ihnen Szenarien vor, was auf ihn – und vielleicht auch auf Sie – zukommen kann. Wir stellen dieses Interview heute frei, weil auch wir möchten, dass alle den Ernst der aktuellen Situation verstehen und selbst beharrlich nachfassen. Den Artikel finden Sie auf unserer Seite 1 – und teilen Sie ihn bitte mit möglichst vielen Leuten.

Auch Schweizer Hotels fürchten inzwischen Schliessungen: Laut Umfrage bringt das Ausmass der Energiepreis-Erhöhung fast die Hälfte der befragten Betriebe in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Bei einer Verdreifachung der Energiepreise müsste die Hälfte der betroffenen Betriebe zumindest temporär schliessen. 2023 wird nicht spassig werden.

Trotz aller Mega-Negativ-News arbeiten viele Executives konsequent weiter an einer nachhaltigen Zukunft. Das sah ich vor drei Wochen in London, beim 30. Geburtstag der Sustainable Hospitality Alliance: Sie hat allein in diesem Jahr die Zahl ihrer Mitgliedshotels verdoppelt. 22 globale und nationale Ketten sitzen ab sofort mit vielen Partnern aus der Wertschöpfungskette zusammen. Sogar Amerikas grösster Hotelverband, die AHLA, ist mit dabei. So viele renommierte Namen und Gleichgesinnte in einem Raum zu erleben, war neu und wohltuend.

Allein die Ketten verkörpern nun 40% aller Zimmer weltweit! Verträge mit dem WTTC und der UNWTO sichern den Schulterschluss zur Politik. Dieses Netzwerk SHA hat das Potential, eine globale Stimme der Branche zu werden.

Ob die deutschen Lindner Hotels ihre Stimme im Markt behalten oder verlieren, ist noch nicht sicher. Eine schwammige Pressemitteilung der Düsseldorfer Gruppe zum "Geschäftsjahr 2022" regte mich diese Woche auf. Die Pressemitteilung, die viele "Medien" einfach nur 1:1 übernahmen, ist so unnötig, dass wir diese erst gar nicht veröffentlichen. Lieber erzähle ich Ihnen ein paar Hintergründe und Details aus meinem Gespräch mit Lindner-CEO Arno Schwalie gestern. Er hatte an der Expo Real Anfang Oktober einen Distribution Deal mit Hyatt angekündigt, um Lindner Hotels aus dem "kleinteiligen Deutschland" in die grosse weite Welt des Hyatt-Reservierungssystems zu schubsen.

Ich schubse Sie nun hinein in diese Ausgabe, die wieder viel Aktuelles und viel Hintergrund bietet, u.a. über das Vermietungsportal Airbnb, das sogar noch aus der Inflation Profit schlägt. Die Zahl der Hosts, die jetzt noch mehr Betten vermieten, um ihre eigene Miete zahlen zu können, hat vor allem in Europa massiv zugenommen!

Hören Sie hin beim Thema Energie, aber sorgen Sie auch dafür, dass Sie sich Ihre eigene Energie erhalten.

Denn die sollte evtl. noch ausreichen, um Mitte Januar in Madrid die neue Investoren-Konferenz AOHIS zu besuchen. Das steht für Atlantic Ocean Hotel Investors Summit, Veranstalter ist der Brite Simon Allison mit seinem Investoren-Zirkel Hoftel und sein Ziel ist ehrenwert: Er möchte für Europa ein neues, qualitätsorientiertes Event machen, bei limitierter Teilnehmerzahl. Da macht HospitalityInside als Medienpartner doch gerne mit. Der Termin ist übrigens clever gewählt: AOHIS findet zwei Tage vor der Tourismusmesse FITUR statt. Die ersten Details und Links finden Sie heute auf unserer Seite 1.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

 

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Am schwarzen Loch oder am offenen Fenster?
27.10.2022

Liebe Insider,

ich wohne in Augsburg, dort, wo bis 2016 der weltführende Roboter-Hersteller Kuka sass. Ein deutsches Unternehmen, bester Mittelstand. Dann bot das chinesische Unternehmen Midea peu à peu mehr Geld, viel mehr Geld als nötig, die Gesellschafter knickten ein und Angela Merkel segnete den Ausverkauf deutschen Knowhows an China ab. Jetzt macht Olaf Scholz das Gleiche mit dem Hamburger Hafen. Es ist ein Skandal, auch nur 24,9% vom Hafen zu verkaufen. Xi Jingping hat ja Zeit: Er regiert definitiv länger als Scholz.

Was soll die Menschen überhaupt noch in dieser Dauerkrise motivieren? Der Kanzler schickt dieses Land gerade in ein schwarzes Loch. Das spiegelt sich auch in der Hotelbranche, selbst in unserem Investment BAROMETER: "Der verhaltene konjunkturelle Ausblick" ist es, der den Hotel-Investmentmarkt ausbremst – noch vor den gestiegenen Zinsen und Ukraine-Krieg und Energiekosten!

Umso positiver ist zu bewerten, dass die Branche zuversichtlich bleibt. Die Ergebnisse des HospitalityInside-Stimmungsbarometers, das wir seit Jahren mit der Union Investment iniitieren und stets über die Zeit der Expo Real hinweg laufen lassen, finden Sie auf unserer Seite 1 heute. Abonnenten erhalten die volle Auswertung im Magazin.

Perspektiven kommen aus Italien. Dort könnte 2022 noch ein Rekordjahr für Hotel-Transaktionen werden. Finanzierungen, wenn auch teuer, gibt es immer noch, es tauchen aber auch neue alternative Kapitalgeber auf. Unser Korrespondent Massimiliano Sarti hat den neuen Pulsschlag gespürt.

Und selbst im schwierigen Thema ESG, das wir auch letzte Woche thematisiert haben, findet sich Zukunft. Dazu müssen Sie aber wieder eine neue Vokabel lernen: Madaster. Eine Datenbank für den Material-Kreislauf. Ein Megathema für Conversions! Weil Sie mit recyceltem Altmaterial Geld sparen und sogar Geld verdienen können. Sylvie Konzack hat von Madaster-Geschäftsführer Dr. Patrick Bergmann mehr erfahren als er in der Expo Real-Talkrunde preisgab.

In Österreich übertrumpfte dieser Sommer die Zahlen von 2019, bei den Winter-Prognosen aber windet man sich. Werden die Tagesski-Pässe, die bis auf 65 Euro gestiegen sind, Familien und Tagesausflügler fernhalten? Die Deutschen sollen das österreichische Geschäft mit dem Weiss mal wieder retten, aber ich halte es für falsch, die heutigen Prognosen auf den Super-Zahlen des Winters 2021/22 aufzubauen, als es "nur Corona" gab und das Portemonnaie noch voll war. In das reisst das Energie-Monster gerade ein Riesenloch.

Bei den grossen Ketten füllen sich gerade wieder die Geldbörsen: Premier Inn, Accor, Hilton, IHG, Pandox, Scandic und Wyndham holten in ihrem ersten Geschäftshalbjahr oder im 3. Quartal massiv auf. Endlich! Löst sich der Knoten? Allen Krisen zum Trotz?

Wohl eher nicht. Aber es gibt noch genügend neue Fenster, die man aufstossen kann, z.B. in der digitalen Welt, deren Innovationen wir heute in den Digi News sammeln, oder in den Markt News, die zeigen, dass es immer noch viele neue Hotels, Markentransfers und Eigentümer-Wechsel gibt.

Österreich hat seit einer Woche einen Hotel-Mäzen weniger: Dietrich Mateschitz, der Mann, der Red Bull in Europa gross machte, selbst Milliarden verdiente und viele Millionen davon auch in Tourismus, Hotellerie und Gastronomie steckte. Fred Fettner hat die weniger bekannte touristische Seite des Verstorbenen beleuchtet.
Ich schlage vor: Wir alle gehen gradlining unseren Weg, schauen rechts und links, suchen vertrauenswürdige Partner. Kanzler sind vergänglich.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

 

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ESG lernen, wie Vokabeln. Und sprechen.
20.10.2022

Liebe Insider,

wissen Sie, wie es mir geht, wenn ich mich mit dem Thema ESG befasse? Wie beim Vokabeln lernen. Erst lernt man Wörter, dann baut man Sätze, aber mein Gegenüber versteht mich noch nicht, weil ich an einer Stelle das falsche Wort gewählt habe. Aber ich gehe in diesem Nebel einfach weiter: Irgendwann habe ich das richtige Wort für die perfekte Formulierung gefunden.

Ihnen können auch die Kollegen helfen, zu verstehen, was in der EU-Taxonomie-Sprache z.B. Artikel 6, 8 oder 9 bedeuten. In Talkrunden wie an der Expo Real hört man, was von diesem gigantischen Regelwerk heute schon Sinn oder Unsinn ist. Und ich finde es sehr sympatisch, wenn selbst führende Köpfe aus Investment, Immobilien und Hotel-Operation zugeben, sich selbst nur vorsichtig in diesem Thema weiterbewegen zu können. Jeder lernt Vokabeln.

Umso wertvoller sind die Hinweise, die Ihnen Theodor Kubak von Arbireo Capital, Karl-Heinz Pawlizki von Arabella Hospitality und Andreas Ewald von Engel & Völkers Hotel Consulting aus ihrem Alltag geben. Eine Erkenntnis daraus: Nur hybride Pacht-Verträge eignen sich dazu, Nachhaltigkeitskriterien zu integrieren.

Und dann müssen alle noch mehr miteinander reden! Viel mehr! Eine gute Kommunikation zwischen Investoren/Eigentümern und Betreibern steigert die Effizienz. Das hat meine Kollegin Beatrix Boutonnet aus der Talkrunde über Vertragsanpassungen herausgehört und das hat sie motiviert, den Excel-Sheet-Freaks unter Ihnen heute die Bedeutung des Sprechens zu vermitteln. Wer klar spricht, wirkt überzeugend und transparent, modifiziert bei Verhandlungen die Vokabeln leichter.

Ich sehe schon, wie die ersten von Ihnen grade wieder – gelangweilt von meinen Worten – ihre Excel-Tabelle auf den Screen beamen! So banal wie Sie glauben, ist das Thema Kommunikation absolut nicht. Die Motel One-Gruppe erhielt deshalb das Angebot für ihr erstes Hotel in New York.

Die Konsumenten müssen nicht sprechen lernen, aber lernen, ihre Versprechen zu halten. Langsam entdecken nun Tourismusforscher Signale, dass sie bereit sind, für nachhaltiges Reisen mehr zu bezahlen. Der Wille, für CO2 Kompensationen zu zahlen, wächst. Öko-Labels in Hotels verfehlen aber ihre Wirkung.

Lobenswert diese Woche die Ankündigung von KlimaLink: Der neue Verein aus 22 Reise-Unternehmen und -Verbänden will einen einheitlichen Standard zur Berechnung des CO2-Ausstosses definieren, und zwar für alle Reise-Anbieter, auch für Hotels.

Am Mittwoch habe ich mir das neue Scandic Hotels in München angesehen: schick, schön, gemütlich und nachhaltig. Solche Konzepte gehören eigentlich in das Herz einer City und nicht in eine Randlage, selbst wenn es Teil eines Mixed Use-Quartiers ist. Ob die ITB Berlin 2023 wieder den Sprung von der virtuellen in die reale Messewelt schafft, bleibt nach der Pressemitteilung von dieser Woche weiter abzuwarten. Namhafte Destinationen kehren mit einem Stand zurück, Informationen zur Hotel-Welt gibt es nicht. Dabei ist diese Branche doch eine Säule der Messe gewesen!?

Four Seasons hat einen neuen CEO – abwarten, ob er die Hotel-Expansion forcieren kann. Die HR Group in Berlin hat den beiden Success-Hotel-Geschäftsführern gekündigt; das Vertrauensverhältnis sei gestört, heisst es.

Dieses und mehr, mit vielen Facetten und Hintergründen, in unserer heutigen Ausgabe! Wie immer finden Sie die jüngsten Markt-News kompakt.

Und last but not least unser letzter Aufruf zur Teilnahme am Investment BAROMETER! Wir schliessen unsere Herbst-Umfrage am kommenden Montag! Die Auswertung gibt's dann nächsten Freitag... Also bitte hier klicken!! Nur zwei Minuten Zeitaufwand für mehr Insights und eine gesteigerte Kommunikation!

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

 

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Die Wegbereiter: Kleinigkeiten und kleine Schritte
13.10.2022

Liebe Insider,

 

eine Woche nach der Expo Real merkt man eigentlich erst, wie widersprüchlich die aktuelle Situation in der Hotellerie ist: Die Transaktionen stehen still, das Development bewegt sich im Schneckentempo, die Banken lehnen Finanzierungen ab, aber die Hotel-Renditen steigen. Dabei sind Hotels doch grade wieder zu Risiko-Immobilie deklassiert worden – wie einst in 2009, wie Prof. Christian Buer in seinem Kommentar zu den aktuellen Q3-Transaktionszahlen heute sagt. Die Betreiber bereinigen sich grade untereinander oder schmieden heisse Expansionspläne; viele sonnen sich noch in ihren Super-Raten, andere starren ängstlich auf ihren Gasverbrauch.

Die Kunst ist nun, zwischen den Zeilen zu lesen oder aus den Talkrunden die Feinheiten herauszuhören. Wir haben heute zwei wichtige Sessions der Expo Real zusammengefasst. Da sind zum einen hungrige Investoren mit klaren Exit-Konzepten, die aber selbst in der Krise noch auf selbstbewusste und agile Betreiber treffen. Letzteren ist trotzdem klar, wo ihre Zins-Grenzen sind, ihr eigenes Asset Management hapert und weshalb sie ESG noch nach hinten schieben. Die Pro-Invest Group, Soravia, EY und Seetel Hotels lieferten spannende Fragen-Antworten, die auch den Wert von Kapital infrage stellten.

In der anderen Runde sahen sich Eigentümer, Betreiber und Juristen in die Augen: IHG, Motel One, MHP und Jung & Schleicher. Alle haben aus Corona gelernt, ihren Mietenstreit zu 80% zufriedenstellend geklärt, so dass sie jetzt – gemeinsam! – die nächsten Details anpacken: noch flexiblere Variablen, Cap-Klauseln, kürzere Vertragslaufzeiten und Verträge mit Sprechklauseln. Letzteres "zwingt" die Parteien dazu, miteinander zu reden, wenn's eng wird. Na, geht doch!

Es sind die Kleinigkeiten, die jetzt den Weg in die Zukunft ebnen. Und ich sehe allein aus diesen beiden Runden, wie stark sich die Hotellerie in der Immobilien- und Finanzwelt zwischen 2009 und 2019 professionalisiert hat. Die grösseren Betreiber haben ihre Hausaufgaben gemacht und verhandeln jetzt, allen Mehrfach-Belastungen zum Trotz, auf Augenhöhe mit Investoren und Entwicklern. Die Betreiber sind zudem selbstkritischer geworden; das steht ihnen gut.

David Etmenan, Gründer und CEO von Novum Hospitality, mangelte es noch nie an Selbstbewusstsein, aber er hat auch an sich und der Novum-Strategie gearbeitet: Er schwenkt jetzt um von Masse auf Klasse, in kleinen Schritten. Das Portfolio hat er seit Corona um 5.000 Zimmer bereinigt, interne Rebrandings schärfen die Markenprofile, er baut eine eigene PropCo auf und will Ende 2024 unter dem Schutzschirm des deutschen Währungsstabilisierungsfonds raus. "Unser Ziel ist es, uns gesund zu entschulden und dann nachhaltig zu wachsen."

Die Union Investment und mrp hotels habe ein Whitepaper für Resorts erarbeitet, es gibt ein neues Marken-Ranking für Deutschland, die EU will noch in diesem Jahr die Kurzzeit-Vermieter zwingen, sich zu registrieren und Daten preiszugeben. Wussten Sie schon, das Drohnen Häuser bauen können wie die Bienen? Das ist einen Blick wert. 

 

Einen Blick wert sind ganz bestimmt unsere Foto-Animationen von der Expo Real – von unserem lebendigen Gemeinschaftsstand World of Hospitality und unserem entspannten Networking-Event BRICKS & BRAINS mit vielen Hochkarätern. 

Letzte Chance, nochmals an unserem Investment BAROMETER mitzumachen! Zwei Minuten und Sie helfen die Welt besser einzuschätzen. Sie haben doch eine eigene Meinung? Wer mitmacht, erhält alle Auswertungen im Detail. 

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

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Das Glas ist halb voll
6.10.2022

Liebe Insider,

die Hotellerie hat der Krise kräftig getrotzt, als sie diese Woche mit etwa 50 Ausstellern an der Expo Real in München Flagge zeigte. Die Branche zeigte sich keineswegs depressiv, wenn auch nachdenklich und besorgt. Die Umsätze 2022 sind gut bis sehr gut, die Inflation hilft eher, noch höhere Raten durchzusetzen, die Buchungen bis in den November hinein sind meist höchst erfreulich. Das Glas ist also halb voll!

Trotzdem kann das Glas jeden Moment kippen. Das gilt aber dann für alle Branchen. Das Warten auf eine klare Ansage aus Berlin zu den Energiekosten macht alle mürbe; die mentale Belastung ist enorm. Solange es keine politischen Leitplanken gibt, gibt es keine Finanzierung mehr für klassische Hotels. Investoren und Entwickler stehen still. Serviced Apartments sind allerdings attraktiver und überholen nun die Hospitality-Klassiker.

Bemerkenswert: Nach Corona rücken die Betreiber enger mit ihren Eigentümern/Investoren zusammen. Und die Branche hat durchaus noch ihre Fans in der Finanzwelt! Die Markt-Bereinigung hat bisher nur unter den Betreibern eingesetzt. Insolvenzen sind noch keine in Sicht.

Veränderungen gibt es nur in der Nische und im Kleingedruckten. Wer wie denkt und was plant, wollten in diesem Jahr viele wissen: Die Panels in der Expo Real-Hotelkonferenz waren deshalb allesamt voll und übervoll; die Teilnehmer hörten so konzentriert und still zu, dass man eine Stecknadel fallen hörte. Mehr noch als im letzten Jahr suchten alle den Austausch, selbst wenn das Fazit oft war: Jeder weiss, dass der andere nicht mehr weiss.

Grosser Zulauf auch bei unseren und anderen Ausstellern! Zwei Tage lang herrschte reges Interesse! Den Schulterschluss mit den Unternehmern suchte zudem Bundesbauministerin Klara Geywitz auf ihrer Tour d'Expo Real: Sie stoppte auch am Stand der "World of Hospitality".

Da wir alle erst gestern Abend von der Messe zurückgekehrt sind, haben wir heute für Sie die Grundstimmung zu den heissen Themen Hotel-Finanzierung und Entwicklung zusammengefasst und die aktuellen, messebezogenen Expansionsnews extra gebündelt. Mehr folgt nächste Woche in Wort und Bild.

 

Ihre Meinung interessiert uns erst recht nach den Gesprächen an der Expo Real. Bitte nehmen Sie sich zwei Minuten für unsere aktuelle Herbst-Umfrage. Das Investment BAROMETER 2022 - in Kooperation mit der Union Investment  läuft noch! Sie erhalten am Schluss alle Ergebnisse. Hier geht's direkt zum Barometer!

 

Online bleibt das hospitalityInside SPECIAL zur Expo Real weiter verfügbar. Blättern Sie hier im E-Magazin, das auch die Co-Aussteller der World of Hospitality gebündelt beschreibt.

 

Lindner Hotels gehen eine Vertriebskooperation mit Hyatt Hotels ein. Sowohl die Kernmarke Lindner wie auch die smarte Schwester me and all hotels gehören jetzt zur Marke Joie de Vivre und sind im kompletten Hyatt-System gelistet, Loyalty-Programm inklusive. Lindners Klientel ist allerdings überwiegend deutsch(sprachig). Macht dieser Deal dann Sinn? CEO Arno Schwalie sagt Ja.

Mit unseren beiden Beiträgen über die Tourismus-Strategien in Amsterdam und Israel zeigen wir mal wieder zwei Extreme im Tourismus auf: Die Niederländer wollen über eine Steuer von 30% die Tagesgäste und damit Overtourism fernhalten, die anderen streben eine Verdoppelung ihrer Touristen erst an. Was bitte ist an Letzterem nachhaltig?

Wir haben noch jede Menge anderer Meldungen heute für Sie parat, die nichts mit der Messe zu tun haben und ebenso lesenswert sind.


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

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Disruption muss man einpreisen
29.9.2022

Liebe Insider,

die Krisen haben viele von uns fest im Griff, so auch Teile dieser Ausgabe. 10 Prozent Inflation in Deutschland, gestern trat die Bundesregierung endlich auf die Gaspreis-Bremse – nachdem die Banken und Wirtschaftsinstitute am Morgen grosse Düsternis für 2023/24 prophezeit hatten. Die German Angst ist wieder da.

Angst allerdings erfasst auch die britischen Hoteliers: 300 CEOs haben an die Premierministerin geschrieben. Ein Fünftel der Betriebe wird nicht überleben. Der Verband stellt einen Action-Plan vor und hofft ebenso auf einen Preisdeckel. In Frankreich arbeitet die Gewerkschaft mit der Regierung an Energie-Sparmassnahmen, die kein Geld kosten.

Das klingt zumindest pragmatischer als in Deutschland, wo sich Sondersendungen und Talkshows jeden Abend bis weit in die Nacht hinein gegenseitig übertrumpfen wollen. Selbst den öffentlich-rechtlichen Medien fehlt inzwischen jedes Gefühl für Verhältnismässigkeit.

Sarah Douag beschreibt die Energiekrise in Grossbritannien und Frankreich nicht in medialer Überhöhung, sondern in Fakten. Alle Korrespondenten haben recherchiert, wie viele Hoteliers von ihren Gästen bereits einen "Energiekosten-Zuschlag" verlangen. 10 Euro pro Nacht oder nur zwei? Ob Italiener, Österreicher oder Deutsche: Hier verhalten sich die meisten Hoteliers offenbar sehr sensibel. Sie wollen auch im 4. Quartal noch Gäste willkommen heissen.

Die Energiekrise heizt auf jeden Fall die Beschäftigungskrise weiter an. So jubeln Italiens Luxushoteliers über eine tolle Saison, aber ihnen fehlt künftig viel Personal... "Disruption" muss künftig in den Geschäftsmodellen und HR-Strategien eingepreist werden, sagen dazu die beiden Tourismus-Professoren Celine Chang und Markus Pillmayer von der Hochschule München nüchtern. Sie erforschen seit dem Pandemie-Ausbruch die HR-Spirale interdisziplinär und leiten daraus nun erste Handlungsstrategien ab. "Für die Branche gibt es kein Zurück mehr zu den alten Zeiten", so ihr Fazit im Interview mit Sylvie Konzack über Krisen-Resilienz in HR.

In der kühl kalkulierenden Immobilien-Welt hat Macy Marvel in einer OpCo-/PropCo-Konferenz in London mitverfolgt, ob es aktuell Sinn macht, Operation und Immobilien-Gesellschaften zu verschmelzen. Unglaublich, was man alles diskutieren kann...

Positiv ist: Europas Unternehmen wollen schrittweise ihre China-Aktivitäten zurückfahren und wieder in der eigenen Region produzieren und verkaufen. Endlich ist Schluss mit dem Globalisierungswahn! Nicht Schluss ist hingegen mit der Konsolidierung. In Deutschland gibt es nun einen White Label-Operator weniger: Bierwirth & Kluth geht in einer niederländischen Finanz- und Immobiliengruppe auf.

 

An der Expo Real – ab kommenden Dienstag – werden wir aber sicherlich mehr Gerüchte als News hören; mit der Angst werden etliche spielen wollen. Trotzdem zeigen die Hoteliers Kampfeslust; sie wollen ihr Lebenswerk oder langjähriges Engagement nicht auf dem Gasbrenner opfern. Das übrigens spürte und hörte ich aus den Briefings zu den Diskussionsrunden an der Expo Real-Hotelkonferenz heraus.

 

Das HospitalityInside-Team freut sich, viele von Ihnen nächste Woche wiederzusehen. Sie finden die World of Hospitality in Halle A1: Erleben Sie den Gemeinschaftsstand dieses Jahr in neuem Design! Haben Sie schon Termine mit unseren 15 Co-Ausstellern? Kontakte und eMails zu jedem Aussteller finden Sie gebündelt auf dem HospitalityInside Marketplace! Einfach auf die Firmenlogos klicken!

 

Und last but not least: Unsere aktuelle Herbst-Umfrage, das Investment BAROMETER 2022 in Kooperation mit der Union Investment läuft bereits! In diesen spannenden Zeiten brauchen wir Ihre Insider-Meinung. Stimmen Sie ab - hier geht's direkt zum Barometer!

 

Ausserdem: Das hospitalityInside SPECIAL zur Expo Real ist wieder da! Online hier als PDF zum Blättern und gedruckt auf der Messe an unserem Stand. Oder in der Lobby von über 50 Hotels in München!

 

Wir sehen uns! Ich wünsche Ihnen Züge, die rollen, und Flugzeuge, die fliegen.

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

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Kleine Schritte auf Erden und ein Bett im All
22.9.2022

Liebe Insider,

mit der Expo Real in München, die in zehn Tagen beginnt, werden sich viele Insider wiedersehen und vermutlich viel diskutieren: Der Redebedarf ist so gross wie letztes Jahr. Das habe ich seit der letzten Ausgabe beim Hogan Lovells Hotel Day wie auch beim Kongress der Einkaufsgesellschaft Progros festgestellt.

Optimismus klingt anders, alle sind nervös angesichts des Krisenberges, aber niemand will aufgeben. Gut so!

Sprechen Sie weiter mit Ihren Kollegen – beim Hospitality Industry Dialogue, der Hotelkonferenz der Expo Real am 4. Oktober; das Programm stellen wir heute auf unsere Seite 1 vor. Und stimmen Sie ab – bei unserem 9. Investment BAROMETER in Kooperation mit der Union Investment. Die Online-Umfrage startet heute, ebenfalls auf unserer Seite 1. Machen Sie mit! Wir alle brauchen fundierte Aussagen von seriösen Marktteilnehmern.

"Aktiv mit gefesselten Händen" habe ich meinen Artikel vom Hogan Lovells Hotel Day heute überschrieben. Es soll einfach nur den Stillstand andeuten, zu dem momentan vor allem die Developer verdammt sind. Im Stillstehen hört man allerdings auch andere Töne: So fühlte es sich gut an, als Eigentümer, Entwickler wie Betreiber eifrig und sachlich über Caps oder Vertragsanpassungen diskutierten.

Die Welt verändert sich aber nur langsam und schrittweise. Die enorme Dynamik, getrieben von einem massiven Überlebensdruck, spiegelt sich vielleicht in verheerenden Preissteigerungen, aber noch nicht in digitalem Support: So präsentierten die Progros und Prof. Christian Buer aus Heilbronn eine Studie über digitales Einkaufsmanagement im deutschen Gastgewerbe. Da klafft noch eine Riesenlücke zwischen Absicht und Handeln. In dieser Krise könnten die digitalen Stellschrauben bereits mehr Kosten sparen helfen als Verhandlungen um günstigere Fleischpreise. Aber diese positive Kette in ihrer eigenen Operation sehen viele Hoteliers und Gastronomen immer noch nicht. Sie sehen nur den aktuellen Lieferkettenbruch "da draussen".

Nüchternheit kehrt auch ein bei den Zahlen aus der Welt der Geschäftsreisenden: Sowohl die Global Business Travel Association wie auch der deutsche Geschäftsreise-Verband bremsen die teils schon aufgepoppte Euphorie ab: 2026 erst wird das Jahr sein, an dem alles wieder gut wird. So lange zählen auch hier kleine Schritte.

Die Londoner Hoteliers haben sich derweil selbst überholt: aus Gier, wie zornige Gäste kommentieren. Um möglichst viel vom Leichenschmaus der Queen abzubekommen, haben Hoteliers selbst Buchungen storniert und das frei gewordene Zimmer zum Mehrfachen neu verkauft. Und genauso verrückt ist, dass angeblich ein Ehepaar aus Vietnam den jüngsten IHG-Cyberangriff ausgelöst haben soll.

Die griechische Resort-Gruppe Sani/Ikos hat einen neuen Hauptaktionär, viele Führungskräfte wechseln die Stühle, und Hilton plant schon mal die Hospitality-Suiten für die Astronauten in der Raumstation Starlab…

 

Ein Bett in der Schwerelosigkeit – wow. Das wäre ein echter Exit aus dieser Welt der Extreme… Aber zum Träumen haben wir momentan leider keine Zeit.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

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Reisen, die neuen FinTech- und Hightech-Hybride
15.9.2022

Liebe Insider,

hopp, hopp, Hopper… Spielerisch leicht, mit Karotten als Bezahlmittel und individualisierter Preis-Animation fängt die junge Buchungsplattform Hopper ihre Kernziel-Gruppe ein: die User von Instagram und TikTok. Hopper offeriert Flüge, Hotels, Mietwagen und Apartments, in den USA gilt sie bereits als Super-App, ist 70 Millionen mal runtergeladen worden. Jetzt hoppelt der karottenfarbene Hase auf Europa zu, um hier die Bettenpools von Hotelgruppen direkt in sein OTA-System zu laden.

Künstliche Intelligenz führt den User zielstrebig durch Suche, Preise, Rabatte und Zusatz-Angebote. In Wahrheit ist Hopper ein FinTech: Das Unternehmen verkauft "Finanz-Tech-Produkte" - "Versicherungspakete", die den Instas und TikToks für kleines Geld jede Angst nehmen: vom schlechten Wetter bis zum grottigen Hotel, aus dem sie bei Nichtgefallen ganz schnell aus- und umziehen können. Hopper zahlt alles. Auch das regelt die KI: Sie berechnet für Hopper das Finanz-Risiko und damit auch den Umsatz. Die Firma ist 5 Milliarden Dollar wert.

Die Art, Reisen zu buchen, verändert sich drastisch. Nicht aber die Lust auf Reisen. So belegen die aktuellen WTTC-Zahlen den globalen Sieg über die Pandemie-Verluste. Und das World Travel & Tourism Council sagt der Branche wieder 10 prosperierende Jahre voraus – mit China, den USA, Indien, Frankreich und Deutschland als den grossen Gewinnern… "Sofern denn die globale Krise diese Vorhersagen nicht killt", schwächt Sarah Douag die Euphorie ab.

Für viele Hoteliers werden die Energiekosten tatsächlich zur Überlebensfrage. Massimiliano Sarti und Fred Fettner berichten von drei- und vierfachen Kostensteigerungen in Italien und Österreich. Wenn dann noch die Skilifte, Pools und Saunen geschlossen werden, würde es die Resorts und die Destinationen mit in die Tiefe reissen. Aber bleiben wir optimistisch!

Positive Beispiele sind gefragt! Prof. Wolfgang Arlt, unseren Lesern bisher als China-Experte bekannt, sucht gute Ideen und Projekte aus Human Resources oder dem Social-Bereich. Er ruft zu mehr "Meaningful Tourism" auf – zu sinnvollen Massnahmen, die das Leben der Menschen/Mitarbeiter und allen anderen Stakeholdern rund um die Hotels wertvoller machen. Viel zu viel konzentriere sich auf Umwelt, Immobilien und Profite, kritisiert er das Gros der ESG-Ziele.

Sein Zwischenruf kommt mir heute gelegen, weil diese Ausgabe sehr zahlenlastig geworden ist. Das ist einfach der Krisen-Beobachtung und Unternehmenszahlen geschuldet. Der Hospitality-Hightech-Hybrid Numa etwa, der mit seinem IT-basierten, fast personallosen Apartment-Modell jede klassische Hotel-Kennziffer beiseite schiebt, stellte sich kurz vor der Expo Real ins Rampenlicht, indem es – anders als Wettbewerber – mit Erfolgszahlen nur so um sich wirft. Stelle ich heute Hopper und Numa nebeneinander, sieht man zwei Modelle, die nichts mehr mit klassischer Hotel-Denke und -Development zu tun haben.

Da lobe ich mir das Münchner Oktoberfest, dass jedes Jahr – der guten Tradition unerschütterlich folgend – höhere Bierpreise ankündigt: Die Maß kostet jetzt bis zu 13,80 Euro. Prost! Auf geht's zur ersten Wiesn nach der Pandemie – ab morgen, bis zum 3. Oktober!

Am Tag danach beginnt, genauso verlässlich, startet die Expo Real – mit weniger Bier und mehr Business. Die Messe ist auf 7 Hallen angewachsen. Auch der Hotelmarktplatz in der Halle A1 ist quirlig. Die World of Hospitality mit zwei Standflächen konnte diese Woche noch einen weiteren Aussteller begrüssen. Damit werden 16 Unternehmen mit über 80 Mitarbeitern in diesem Jahr am Stand vertreten sein. Mehr auf unserer Seit1.

Wie die WTTC-Zahlen zeigen, wird es weiter Tourismus geben, weil die Menschen Reisen als Lebenselixier betrachten. Zwei Tröpfchen dieses Elixirs hätte ich gestern auch gerne gehabt. In dem heutigen Foto sehen Sie mich schreibend auf dem Boden im Flur eines ICE zwischen Berlin und Hamburg. So sah es wohl im ganzen Zug aus. Die Ursache: Der Ursprungszug fiel mal wieder wegen Betriebsschaden aus. Alle Hamburg-Reisenden mussten dann in einen eh schon übervollen ICE umsteigen.

Das ist Mobilität im Kollaps, mitten in Deutschland im Jahr 2022. Es ist keine Ausnahme mehr: Beim Hogan Lovells Hotel Day in Hamburg gestern abend hörte ich viele Dramen dieser Art. Aber wir müssen das wieder ändern! Wir alle zusammen. Make travel great again!

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

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