Editorial

Editorial

Der Dreiecks-Deal, das Oktoberfest und der GOP
8.9.2022

Liebe Insider,

selbst Rupert Simoner wusste bis vor einer Woche noch nicht, dass Wyndham als weiterer Partner beim Deal mit der deutschen HR Group dabei sein würde. HRG-CEO Ruslan Husry jedenfalls macht ernst mit seiner angekündigten Expansion in Highspeed. Er avanciert von einer deutschen zur europäischen zur weltweiten Gruppe. Das vor zwei Tagen besiegelte neue Business-Dreieck zwischen HRG, Vienna House und Wyndham lässt HRG nun auf 145 Hotels und 20 unterzeichnete Projekte wachsen.

Der Deal selbst impliziert Anteils-Verschiebungen, Immobilien-Wechsel, einen Marken-Verkauf, ein Franchise-Abkommen und eine verzwickte Besitz- und Betreiber-Struktur. Und das alles zwischen vier Ländern: Thailand, Österreich, Deutschland und USA. Diesen Deal kann man nicht in zwei Minuten verstehen. Ruslan Husry, Rupert Simoner und Dimitris Manikis, Wyndhams President für EMEA, gaben hospitalityInside gestern die Details exklusiv.

Die bevorstehende Expo Real in München und das Oktoberfest davor bilden die ideale Branchen-Bühne, um über solche Entwicklungen zu diskutieren. Die Vorbuchungen zur "Wiesn" jedenfalls stimmen bereits fröhlich. Und Betten, die jetzt noch nicht gefüllt sind, werden garantiert last minute und zu guten Raten gefüllt werden – trotz dem immer höheren Bettenberg in der bayerischen Landeshauptstadt. Unserer kleinen Umfrage zufolge ist bereits "O'zapft!"

Spannendes entdeckte auch unser Österreich-Korrespondent Fred Fettner: Die Lockdowns in Corona haben den GOP der Hotels verbessert! Oder sind Unternehmen wie die Verkehrsbüro Hotellerie, Falkensteiner oder Harisch Hotels "überfördert" worden? Die österreichische Förderbank ÖHT und Prodinger haben erstmals die Hotel-Zahlen aus zwei Töpfen zusammengeworfen, um das herauszufinden.

Ungemach deutet sich in Sachen Pools an: In der Schweiz spricht sich eine Vorlage für deren Schliessung aufgrund der Gasnotfall-Lage aus. Ist das ein Wink für die Politiker bei den deutschen Nachbarn? Denen drohen schon wieder neue Masken- und Test-Vorschriften im Herbst. Hat die Regierung gar nichts aus zwei Jahren Corona gelernt?

STR zeigt, welche europäischen Hotelmärkte im Juli das Level von 2019 erreicht haben; die Zahlen über den Flugverkehr innerhalb Europas kennen dagegen wenig Superlative. Dafür freuen sich Arabella Hospitality, MHP und Warimpex endlich wieder über starke Zahlen im zurückliegenden Geschäftsjahr.

Krass ist, dass die Geschäftsreise-Verbände künftig von den Hotels verlangen, bei jedem Angebot etc. den CO2-Fussabdruck mitanzugeben. Noch ist es nur ein Positionspapier, aber wem oder was kann man heute noch trauen?

Wenige Wochen nach dem Ferienmonat August hat uns der verrückte Alltag wieder. Nichts ist mehr planbar. Aber alles ist machbar. Auch Gutes.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com

 

Blitze, Bremsklötze und Visionen
1.9.2022

Liebe Insider,

unsere Meeting-Etage war heute nur von Hotel-Betreibern besetzt, erwähnte ein Anwalt diese Woche beiläufig: Verhandelt werden nur Konsolidierungen. Das haben die vier Fachanwälte bestätigt, die wir anschliessend gefragt haben. Sie sehen deutlich, wie sich ein explosiver Cocktail aufbaut. Erwischen wird es wohl primär Messehotels, Upscale Hotels und kleine Betreiber. Und wie in Corona blitzt es wieder zwischen Vermietern und Mietern, dieses Mal u.a. wegen der Heizverpflichtung.

Die aufgeheizte Krisen-Situation macht es niemandem leicht. Doch Rob Hornman, CEO der Flemings Hotels aus Frankfurt, bleibt cool. Weil man konsequent auf "das Private" setzt. Zudem steigern neue F&B-Konzepte bereits den Umsatz. Die Gruppe hat letzten Sommer "proaktiv" vier Hotels aufgegeben und seitdem Kraft geschöpft. Bis 2026 will sie ihr Portfolio nun verdoppeln. Und gerne auch unter White Label fremde Häuser betreiben.

Frankfurt-Kenner werden Flemings weiter beobachten: Die Bankenmetropole ist auch im 3. Corona-Jahr noch ein schwieriges Pflaster. Doch Mut wird manchmal auch belohnt, so wie bei Samih Sawiris in der Schweiz. Seine Vision, aus dem toten Uri-Tal rund um Andermatt ein florierendes Ferienparadies zu machen, ging auf. Jetzt zieht er das Konzept des Destination Resorts ins nächste Tal und in den Nachbar-Kanton Graubünden hinüber, wo die Bevölkerung ebenfalls abwandert. Jetzt schauen auch Experten deutlich positiver auf die Projekte. In Andermatt hat Sawiris inzwischen über eine Milliarde Franken investiert.

Gleich zwei längere Meldungen befassen sich heute mit den Daten und digitalen Technologien, ohne die man weder die Klimaziele erreichen noch Immobilien wirtschaftlich gestalten kann. Positiv daran ist, dass die Unternehmen die Transformation lautstark bejahen, dass andererseits aber Datenqualität und Datensilos wie Bremsklötze wirken.

Was sich zum Thema Nachhaltigkeit derzeit positiv weiterentwickelt, stellen wir in unserer Rubrik Sustainability News vor. In der Schweiz versucht eine neu gegründete Energie-Allianz den Hotels zu helfen; der Hotelverband gehört zu den Gründungsmitgliedern.

HolidayCheck hat sich selbst als oberflächlich entlarvt: Eine Auswertung ihrer Hotel-Bewertungen spiegelte die zunehmende Service-Flaute in der Branche. Als hospitalityInside nach Details fragte, lehnte man eine Antwort ab. Unsere Bewertung dafür: null Sterne, Daumen runter!

Mit den Personalien und dem News-Mix zum Hotelmarkt runden wir auch diese Ausgabe wieder ab.

Wir wünschen Ihnen eine Woche mit positiven News!

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com

 

Balance halten
25.8.2022

Liebe Insider,

eine Sommerpause bringt Kräfte zurück, und diese braucht man in diesen verrückten Zeiten mehr denn je. Der Realist in uns sieht jede Woche neue existenzgefährdende Entwicklungen, der Optimist in uns entwirft Zukunft und motiviert sein Team. Ein schwieriger Balance-Akt für Führungskräfte.

Entscheidungsstarke Unternehmer unternehmen etwas – ohne das exakte Resultat zu kennen, aber vertrauend auf die bisherigen Stärken. Deshalb gibt es für das, was die Lifestyle-Gruppe Ruby am Dienstagabend beschlossen hat, auch keine Excel-Tabelle. CEO Michael Struck, sein Management-Team wie auch die Ruby-Shareholder haben einem grundlegenden Richtungswechsel in Human Resources zugestimmt: Ruby wertet den Status der Mitarbeiter massiv auf, führt die 35-Stunden-Woche ein, flexibilisiert die Arbeitszeiten aller, erlaubt Workation im europäischen Ausland, offeriert zusätzliche Benefits und beteiligt die Mitarbeiter schliesslich am Unternehmensgewinn. Wow.

Die Personalkosten schiessen nach oben, logisch. "Wir müssen das alles nicht tun, wir wollen es", kommentiert Michael Struck diese interne "epochale Entscheidung" und verrät im Interview mit mir die Einzelheiten. Er denkt weit in die Zukunft, will nicht an den aktuellen Krisen und Kostensteigerungen scheitern, sondern auch noch mit Ruby Leisure Hotels weiter die Welt erobern.

Österreichische Hoteliers denken momentan eher lokal. Einige von ihnen haben alternative Energie-Quellen vor ihrer Haustür entdeckt. Einige sind schon energie-autark, andere auf dem Weg dahin. Fred Fettner hat Landhotels wie City-Hotels gefunden, die mit Photovoltaik und Hackschnitzelwerk ihre Energiekosten heute schon deutlich unter dem Hoteldurchschnitt halten. Bei dem einen war's einfach nur Glück, bei anderen sensibles Pionier-Verhalten.

Den Hoteliers in gasabhängigen Ländern steht ein Sorgenherbst bevor, in Deutschland heizen verwirrte Politiker mit ihrem adaptierten Corona-Infektionsschutzgesetz die schlechte Stimmung zusätzlich auf. Und in Österreich hält man den Atem an, wenn die Politik diskutiert, ob man im Winter die Beschneiungsanlagen aktivieren sollte…

Unsere Meldungen schauen zurück und voraus: auf die gewaltigen Rückgänge der Franchise Fees in den USA während der Corona-Jahre, auf die neuen Prioritäten der Konsumenten weltweit, auf die Halbjahresbilanzen von IHG und Hyatt und das Crowdfunding von Falkensteiner… Und dazu, nach zweiwöchiger Sommerpause, die wichtigsten Markt- und Immobilien-News und Personalien…

 

Letzte News von gestern: Die expansionsfreudige HR Group aus Berlin setzt ihre Einkaufstour fort. Sie hat die österreichische Gruppe Amedia Hotels gekauft. HR hat auf die entsprechende Frage von hospitalityInside.com nach dem Deal nicht reagiert; dafür hat ein Eigentümer von Amedia Hotels den Deal bestätigt.

Ab jetzt bis Weihnachten ist hospitalityInside wieder jeden Freitag für Sie da, zuverlässig wie immer, mit vielen Hintergrund-Informationen und positiven Beispielen, die Ihnen hoffentlich helfen, im Alltag die Balance zu behalten.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 

Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com

 

Ein heisser kalter Sommer
4.8.2022

Liebe Insider,

die weltweite Nachrichtenlage wird viele in diesem Jahr in ihre August-Ferien begleiten und das Abschalten vom Alltag erschweren. Amerika befindet sich auf Konfrontationskurs mit China, Putin spielt weiter mit Europa und der Gasflamme, die wirtschaftlichen Konsequenzen werden andauern. Corona ist auch noch nicht ausgestanden. Aber das deutsche Bundeskabinett hat angesichts des dritten Corona-Herbstes schon wieder einen unklaren, nicht national verankerten Plan vorgelegt, wie man mit Maskenpflicht, Tests und Hygiene-Massnahmen umgeht. Es ist nur noch peinlich.

Demgegenüber erscheinen die teils euphorischen Zahlen über die Erholung in der Branche fast schon surreal. Markt-Studien und Forecasts unterstreichen es allerdings einheitlich. Selbst in den stark international abhängigen deutschen A-Destinationen ist wieder deutliche Bewegung zu spüren. Die nächsten internationalen Hotelketten knüpfen zumindest bei den Umsätzen schon wieder ans Superjahr 2019 an, und die UNWTO wartet ebenfalls pünktlich zur Peak Season mit unerwartet hohen Arrival-Daten auf. Europa und Nord-/Südamerika übernehmen den Lead in der Erholung!

Der Wunsch, dass es so bleiben möge, ist gross. Was die Zukunft genau bringt, wissen wir aber nicht. Aber wir wissen, dass Unternehmen sich auf einige Herausforderungen vorbereiten können.

Und so weist Hannes Antonschmidt, Professor für Internationales Hotelmanagement, in seinem heutigen Gastbeitrag auf neue Vorgaben hin, die ab 2024 deutlich mehr KMUs treffen werden – auch in der Hotellerie. Die EU-Kommission hat im Juli eine neue Corporate Sustainability Reporting Directive verabschiedet: härtere Standards bei der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten! Das kann auch schon für Einzelhotels gelten! Checken Sie rechtzeitig, ob Sie der neuen Reporting-Pflicht unterliegen.

Wie dem Alltagsstress entfliehen? Loggen Sie sich ein in die neuen virtuellen Raumwelten, das Metaversum. Moxy erspielt sich hier grade neue Erfahrungshorizonte: In 12 Hotels zwischen Shanghai und Tokio können Sie mit ihrem eigens gestalteten Avatar an der Bar des virtuellen Hotels einchecken, einen 3D-Cocktail schlürfen, später im Zimmer auf dem Bett tanzen oder im Fitnessbereich schwitzen. Klingt irre und kirre. Etliche andere Hotels wie Le Bristol Paris, das RIU Plaza España in Madrid oder The Chedi Andermatt tasten sich ebenfalls vor…

Die Welt ohne Reisepass zu entdecken, ist also eines der nächsten grossen Ziele innerhalb der Reisebranche. Sie wäre immerhin "virenfrei". Metaversum-Autorin Sylvie Konzack meint heute: Noch haben Hoteliers in diesem neuen Feld Chancen, zu agieren und nicht nur zu reagieren.

Die Gruppe, die dem Metaverse gegenüber am aufgeschlossensten ist, ist die Gen Z, haben Studien herausgefunden. Diese unterscheidet sich nämlich gar nicht so sehr von ihren Vorgängern, den Millennials, wie man annehmen könnte. Mit einem Unterschied: Statt Karriere und Wohlstand steht bei ihnen der gesellschaftliche Beitrag ihrer Arbeit im Fokus – und eine gesunde Work-Life-Balance.

Um die kümmern wir uns jetzt auch und gehen in die wohlverdiente Sommerpause!

Die nächste Ausgabe von hospitalityInside.com erscheint am 26. August; das Büro ist wieder ab 22. August besetzt.

Geniessen Sie den Sommer!

Ihre Susanne Stauss
& das gesamte hospitalityInside team

 

Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com

 

Risiken und Nebenwirkungen
28.7.2022

Liebe Insider,

bisher zeigten sich die EU-Staaten im Umgang mit Russland beim Ukraine-Krieg vereinter als erwartet, doch beim Thema Gas stösst die neue Verbundenheit doch wieder an ihre altbekannten Grenzen. Unterdessen dauert das perfide Spielchen um die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 munter an. Fliessen morgen wieder 40, 20 oder 0 Prozent Gas nach Deutschland?

In dem für seine "German Angst" bekannten Land sorgt diese Frage, gepaart mit immer schlechteren Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum für grosse Unruhe.

Inzwischen stornieren immer mehr Gäste ihren Urlaub, weil ihnen ihre Energieversorger bereits horrende Abschlagszahlungen ins Haus schicken. Gleichzeitig geht in der Branche die Furcht vor staatlich verordneten Hotel-Schliessungen zum Energiesparen um. Maria Pütz-Willems, Sylvie Konzack und ich haben dieses facettenreiche Thema bei gefährdeten Hoteliers, Developern und Energie-Spezialisten hinterfragt und daraus, aufgrund der Komplexität des Themas, heute sogar zwei Teile gemacht.

Andere Beiträge in dieser Ausgabe machen aber auch Mut: Im gebeutelten Deutschland hat sich als Konsequenz der Pandemie die Zahl der neuen Hotelprojekte aus vielerlei Gründen verringert. Somit fällt die neue Konkurrenz schwächer als erwartet aus. Was ebenso negativ ist wie es mittelfristig positiv sein kann: Die Banken helfen mit ihren erhöhten Vorgaben und intensiveren Checks, mehr resiliente Konzepte zu etablieren.

Mut machen auch die Halbjahresergebnisse von Accor und Motel One. Sie bestätigen einen Trend, der uns in diesen Tagen von vielen Seiten zu Ohren kommt: Etliche Marktteilnehmer knüpfen bereits wieder an die Ergebnisse von 2019 an oder übertreffen diese sogar.

Positives ist auch aus Spanien zu melden, wo der Hotel-Investmentmarkt im ersten Quartal 2022 unerwartete Höhen erreichte; rund 55 Prozent der Transaktionen fanden in der Stadthotellerie statt. Madrid und Barcelona boomen.

Es gibt also auch Gründe, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

Ihre Susanne Stauss
Stv. Chefredakteurin

 

Ihre Meinung? editor@hospitalityInside.com

 

Handeln, nicht aufschieben!
21.7.2022

Liebe Insider,

sie kommen: die ersten 4.000 Arbeitskräfte aus Tunesien. Sie helfen französischen Hoteliers und Gastronomen, die Hochsaison zu bewältigen. Ihre Arbeitgeber haben sie über ein "Dating-Portal" kennengelernt, und sie verdienen genauso viel wie ihre französischen Kollegen. Endlich eine konkrete Lösung! Hut ab vor den Franzosen, die handeln und nichts mehr auf die lange Bank schieben.

Sarah Douag beleuchtet, wie die Akquise in Tunesien so schnell bewältigt werden konnte und stellt sie dem umständlichen und langfristigen Modell der Briten gegenüber. Diese starten die grösste Hospitality-Kampagne ihres Lebens, um zuerst die Besten zu finden, dann eine dynamische "workforce" bilden, um so das Image der Branche zu verbessern… Das klingt nach Old School. Wenn das die Lösung ist, will ich das Problem zurück!

Accor ist mit Abstand Europas grösste Hotelgruppe nach Hotels und Zimmern. Der Zweitplatzierte Jin Jiang zählt nur halb so viele Hotels, und die weltgrösste Kette Marriott auf Rang drei mutiert schon fast zum Winzling… Macy Marvel hat bei den Top-10-Ketten in Europa einzelne Marken nach verlorenen oder neu hinzugekommenen Zimmern durchleuchtet. Es zeigt ganz klar: Die Stärke richtet sich nur noch nach der Stärke einzelner Marken. Und das bedeutet: Die Brand Portfolios sind mega-aufgeblasen.

Die Italiener haben gelernt, bescheiden zu bleiben. Umso mehr freuen sie sich, dass das Investoren-Interesse wieder erstarkt und die Pipeline schon wieder über 100 Projekte umfasst. Massimiliano Sarti beschreibt das Wechselbad von Wunsch und Wirklichkeit.

Die Zahlen von Forwardkeys zeigen, was das Luftverkehrschaos angerichtet hat: dreimal so viele Annullierungen und Flugänderungen an den Airports wie in 2019. Kein Wunder, dass die Urlauber auf das Auto ausweichen und immer lieber mit dem Wohnmobil oder Zelt unterwegs sind. Zwei Drittel der deutschen Autofahrer können sich deshalb inzwischen einen Camping-Urlaub vorstellen. Was der mobile Mensch nicht mehr will, sind veraltete Zahlungsmittel im Hotel. Er empfindet das Bezahlen dort als deutlich stressiger als zu Hause.

Orascom und Scandic saugen aus ihren guten Halbjahresergbnissen viel Honig für ein positives Jahr, neue GMs hoffen auf neue Karriere-Chancen, und Immobilien-Eigentümer verkaufen oder kaufen weiter, alles unabhängig von den Krisen.

Positive News gestern von der Expo Real: Die Messe bestätigte für Oktober jetzt 7 Messehallen - nach 5 im Vorjahr, ebenso eine kräftig gestiegene Nachfrage bei den Ausstellern, auch international. Unternehmen, die jetzt erst über ihre Teilnahme entscheiden, können noch bei der World of Hosptiality anschliessen.  

In den nächsten zwei Wochen wird Sie an dieser Stelle Susanne Stauss begrüssen; im Team mit Malin Flamm und Sylvie Konzack wird das Redakteurinnen-Trio die beiden folgenden Ausgaben stemmen, bevor sich HospitalityInside am 5. August in die Betriebsferien verabschiedet. Mein Mann und ich tun das heute schon: Wir werden unsere Batterien in einem längeren Urlaub wieder gründlich aufladen!

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com 

 

Druck von allen Seiten
14.7.2022

Liebe Insider,

wieso ist da immer so ein Geschmäckle, wenn man über Airbnb spricht? Das Unternehmen, inzwischen börsennotiert, ist zu Transparenz verpflichtet, kommt dem aber nicht nach. So wird sich der Bettenvermieter am 30. Juli still aus dem Mega-Markt China zurückziehen. Eine kleiner WeChat-Post offenbarte es – eine Blamage für den vollmundigen CEO. Er verliert damit rund 150.000 gelistete Unterkünfte…

 

Umso mehr freut es ihn, dass die Inflation nun Familien in Not stärker an ihn bindet. Viele Hosts brauchen das Geld, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Airbnb gibt sich weiterhin als Retter des Volkes, wohingegen seine Aktivitäten eigentlich dafür sorgen, dass die Mieten für normale Bürger steigen, sagt unsere Airbnb-Kennerin Sarah Douag.

Was wird die nähere Zukunft bringen? Eine Vorhersage zu wagen, ist im deutschen Hotel-Immobilien-Transaktionsmarkt derzeit schwierig bis unmöglich. Dies habe ich, so lange ich über Hotels schreibe, noch nie von aus der dauer-erfolgsverwöhnten Broker- und Berater-Szene gehört. Die drastisch gesunkenen Zahlen zu den Transaktionen des 2. Quartals 2022 aber zeigen nun eine massive Zäsur. Traurig, aber wahr.

Während die Herrschaften Risiken und ROIs ihrer Riesen-Portfolios stundenlang diskutieren, schreiten kleine Betreiber wie Halbersbacher Hospitality mit vergleichsweise grossen Schritten voran. Arne Mundts neues mightyTwice Hotel in Dresden ist endlich mal wieder ein grundsolides, hochwertiges und vor allem gemütliches 4-Sterne-Hotel, das diese Kategorie auch verdient. Seit 1. Juli expandiert er zudem mächtig in Thailand. Eine Kombination, die Susanne Stauss hinterfragt hat.

Die von uns im Mai gemeldete, geplante Übernahme der insolventen Success Hotels durch die HR Group ist diese Woche offiziell bestätigt worden. Das Gute daran: Alle Mitarbeiter sind übernommen, die alten Success-Geschäftsführer sind auch die Neuen. Allerdings weiss HR-CEO Ruslan Husry heute noch nicht genau, wie viele Hotels und Hotelprojekte er nun genau übernimmt; er führt noch Gespräche mit einzelnen Eigentümern. Auf jeden Fall ist die HR Group damit jetzt auf "über 100" Hotels gewachsen und entwickelt sich zu einem kräftigen Player im deutschen Markt.

Mitarbeiter bei Übernahmen "mitzukaufen", ist sicherlich clever. Denn der Mitarbeiter-Mangel unter den Mini-Jobbern wird vermutlich noch krasser werden, sagen Experten voraus. Hotel-Vereinigungen fordern immer lauter die Politiker heraus, Unternehmer motivieren derweil ihre Mitarbeiter durch Aktien, Zuschüsse oder durch das Einstellen von Rentner-Kollegen.

Unter Druck ist momentan jeder, selbst die Banken. Die Europäische Zentralbank hat mehr als 100 Banken einem Klima-Stresstest unterzogen: 60% fielen durch! Sie haben Klima-Risiken noch nicht in ihre Kreditrisiko-Modelle eingerechnet. In ihren Büchern lauern damit Milliarden-Fallen…

Unsere übrigen News greifen heute die "Inspired by B&B Hotels" auf – eine neue Wachstumsidee mit Privathotels, derzeit im Test in Spanien, und die positive Entwicklung der Hotelmärkte von Madrid und Barcelona. Weitere Markt- und Immobilien-News wie immer im Mix, ebenso gibt's natürlich auch unsere Personalien, wie gewohnt.

Entspannt hat mich die News des World Economic Forum: Sein neuer Gender Gap Report ist da und sagt: Bis zur vollendeten Gleichstellung vergehen noch 132 Jahre… Endlich eine Meldung, die uns heute nicht akutem Druck aussetzt.


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com 

 

Verdammt zum Warten
7.7.2022

Liebe Insider,

der Sommer ist da und mit ihm die Panik, dass die steigenden Corona-Infektionen wieder einen Strich durch alles machen könnten. Und wie reagieren die einzelnen Länder in Europa? Genauso unabgestimmt und chaotisch wie in den letzten beiden Jahren. Sarah Douag zeigt, welche Länder wieder Quarantänen planen und Einreise-Bestimmungen verschärfen.

Bis jetzt ist der Sommer in ganz Europa eine Erfolgsstory. Das belegt auch STR mit Traumzahlen zu Belegung und ADR. Branchenkenner Prof. Macy Marvel meint: Da schwingt viel zu viel Optimismus mit. Weil die Profitabilität nur kurz beleuchtet wird. Paris ist nämlich die einzige der fünf europäischen Grossstädte, die im April das GOPPAR-Niveau von 2019 wieder vollständig erreicht hat.

Der tiefgründigere Blick und vor allem die Gespräche mit den Kollegen haben der BWH Hotel Group Central Europe gezeigt: Der Mitarbeiter-Mangel ist die grösste Umsatzbremse. Deshalb hat Geschäftsführer Marcus Smola begonnen, ein Human Resources Services aufzubauen: mit konkreten Hilfen für die Hoteliers. Die Zentrale könnte künftig noch mehr Dienstleistungen im Outsourcing übernehmen. Ein Update zur aktuellen Lage, zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Direkt-Buchungen und Softbrands.

Neue Wege gehen auch Dorint und Barceló Hotels: Die deutsche und die spanische Gruppe vermarkten über ihre Distributionskanäle die Partnerhotels mit. Das klingt vernünftig, beide wollen mehr Umsatz an den OTAs vorbei. Und bei dieser Kooperation – eine Premiere für beide Seiten – soll es momentan bleiben, auch wenn der Barceló-CEO Raúl González mir bereits Ende Februar berichtet hat, dass man auch nach der Pandemie immer noch genügend Power hat, um mittelgrosse Gruppe in Kern-Europa kaufen zu können. Aus diesem Hintergrund-Gespräch füge ich weitere, wichtige Aussagen hinzu. Barceló hat aus der Pandemie viel gelernt.

Das Image der Branche positiv zu verändern, ist Ziel der Kooperation zwischen dem IHA Hotelverband Deutschland und dem Arbeitgeber-Bewertungsportal kununu. Die Branche bekommt einen eigenen "Hotel"-Button auf dem Portal, wodurch sie sich von anderen Gastgewerbe-Segmenten abgrenzen kann. Ein Experiment mit offenem Ausgang… In unserem April-Interview hatte sich IHA-Vorsitzender Otto Lindner noch gewünscht: "Ich möchte, dass wir mindestens 50.000 bis 100.000 Bewertungen pro Jahr als Branche haben – gemessen an den 2,4 Millionen direkten und indirekten Beschäftigten!"


Geduld bewahren müssen die Deutschen auch wieder in anderer Sache: Das  Bundeskabinett hat erstmals Eckpunkte zur geplanten Nationalen Tourismusstrategie vorgestellt. Es ist alles nur heisse Luft, alles nur Schlagwörter, keine Substanz. Deshalb sparen wir uns eine Meldung dazu und warten ebenfalls ab. Die Branchen-Lobbyisten tun das hoffentlich nicht!?!

 

Und last but not least nochmal kurz zu unserem HITT Think Tank letzte Woche in Berlin: 94% unserer Teilnehmer gaben dem HITT die Note "sehr gut", der Rest "gut". Ein grösseres Kompliment kann man HospitalityInside als Organisator und auch den Impulsgebern nicht machen. Die Messlatte für den nächsten Think Tank liegt also hoch. Save the date: 26./27. Juni 2023.

Unter DIESEM LINK hier haben wir weitere Impressionen vom aktuellen HITT zusammengestellt - ein Potpourri aus fröhlichen Gesichtern.

Viel Erfolg bei allem, was Sie sich vorgenommen haben! Bis nächsten Freitag!
 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com 

 

Eine Welt der Widersprüche
30.6.2022

Liebe Insider,

auch wir haben diese Woche mitgefiebert, ob unsere Gäste pünktlich zum HITT anreisen können. Alle waren da, nach stundenlangem Schlangestehen in Schiphol, Flug-Stornierungen in Deutschland und Bahn-Verspätungen. Überall das gleiche Chaos! Der Tenor: Immer mehr wollen nicht mehr fliegen und auch nicht mehr Bahn fahren. Lieber Auto. Damit wird Nachhaltigkeit zum Paradoxon.

Der Wille, es anders zu machen, war bei unserem Think Tank trotzdem noch spürbar. Es war ein munterer Zirkel, der sich im Stuhlkreis den Mikro-Würfel zuwarf und die Impulsgeber mit Fragen überschüttete: zu den geplanten, rigorosen Vorgaben zur Finanzierung grüner Immobilien, zu den Risiken von nachhaltigen Hotel-Immobilien und zu grünen Programmen für Franchisenehmer. Die Architekten lieben Bauen mit Holz, spüren aber auch schon alternative Baumaterialien auf. Die Konsumenten betonen ihre grünen Ansprüche, ändern aber immer noch nicht ihr Verhalten. Dafür halten die Jobsuchenden den erstarrten Arbeitgebern den Spiegel vor: Manche erhalten heute 12 Job-Angebote. Muss man dann noch ins Gastgewerbe?

Der 5. HITT zeigte: Das Wissen über Nachhaltigkeit wächst, ebenso wie die Erkenntnis, die Ziele nur gemeinsam lösen zu können. Vielen Dank unseren 12 weltweit versierten Experten, unseren wissensdurstigen Teilnehmern und unseren acht Sponsoren! Vier Redakteure aus unserem Team haben interessante Aussagen aus dem HITT extrahiert. Sie alle finden den Artikel auf unserer Startseite, inklusive einem Link zu einer ersten Foto-Kollektion. 

 

Save the date – für den nächsten HITT am 26./27. Juni 2023!

Alles ist in Bewegung, auch in der Luxushotellerie. Wilhelm Luxem hat sich gestern nach knapp zehn Jahren als Direktor aus dem berühmten Baur au Lac in Zürich verabschiedet. Ich habe mit ihm über die Veränderungen in diesem Segment gesprochen. Im Design zählt wieder das Menschengemachte, das Echte. Ebenso wie der echte, authentische Mitarbeiter. Der Luxushotellerie steht wieder ein prosperiendes Zeitalter bevor, sagt er. Warum? Und was muss man dafür tun?

Auf eine ganz andere Fährte führt uns Fred Fettner mit dem Thema Cookies. Aber am Ende zeigt auch das die neue Macht des Konsumenten: Er verweigert immer häufiger die Zustimmung zu den Tracking Cookies. Das löst eine Kettenreaktion aus.

Weltweit und europaweit erreichen die Performance-Daten in diesem Sommer fast schon wieder die Mega-Ergebnisse des Boom-Jahres 2019. Der Reiseansturm ist gigantisch. Trotzdem ist Geduld gefragt: Die Buchungen kommen teilweise erst 0 bis 7 Tage vor der Anreise!

In Italien sieht mein Kollege Massimiliano Sarti die Pacht-Verträge schwinden, in Spanien hat Room Mate Insolvenz angemeldet. Die Projekt-Ankündigungen im News-Mix ebben allerdings noch nicht ab, und auch bei den Personalien bleibt es interessant.

Eine gute Woche, nicht zu heiss und nicht zu chaotisch, wünscht Ihnen

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com 

 

Krimifieber, Engpässe und Ängste
23.6.2022

Liebe Insider,

Hotels in Deutschland sterben langsam. In Berlin ist es am sichtbarsten. Die Conversions sind im vollen Gange, neue Projekte kaum möglich. Baukosten machen Hotels uninteressant. Die Fixpacht gerät unter Druck. Nachverhandlungen finden statt, bei denen Entwickler unliebsame Betreiber rauskicken möchten. Das Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel hat begonnen. Jetzt fliegt der Branche alles geballt um die Ohren. Das Leben schreibt halt die besten Krimis. Lesen Sie, wie Investoren und Betreiber auf den akuten Druck reagieren…


Der Ukraine-Krieg hat in jedem Land Folgen. Deshalb will die EU jetzt ihren Mitgliedsstaaten helfen. Gewerkschaften warnen ansonsten vor dem Tod tausender Unternehmen in diesem Sommer, auch in der Hospitality-Branche. Anspruch auf Direktzuschüsse, Garantien, Kredite und Darlehen mit subventionierten Zinssätzen haben alle Unternehmen mit Liquiditätsengpass. Die Hilfen müssen an die Erhöhung der Energiepreise gekoppelt sein. Wir fassen die Massnahmen in Frankreich, Irland, Grossbritannien, die Niederlande und Belgien zusammen.

Radisson-CEO Federico González hegt keinerlei Ängste vor der Zukunft. Das Geschäft zieht fast überall im Mittleren Osten und in Europa kräftig an – welcome back to 2019! González belebt auch die alten Expanisonspläne, vor allem das 2019 geplante Cobranding mit der chinesischen Muttergesellschaft. Die Namen Jin Jiang und Radisson sollen bald auf 40 Häusern rund um den Globus prangen! Die Chinesen werden wieder strömen… Es wird alles gut bei Radisson… Wird es? Unser Gespräch fand übrigens vor dem letzte Woche verkündeten Deal mit Choice statt.

Derweil zeigen Einzelnews, dass die Temperatur steigt, vor allem im Finanz- und Investment-Sektor: Accor hat erst im September 2020 die Lifestyle-Schmiede Ennismore gekauft, jetzt verkauft sie 10.8% von Ennismore schon weiter an Qatari. The Student Hotels, bislang nur als Mini-Gruppe wahrgenommen, sichern sich 2,1 Milliarden Euro für die internationale Expansion…. Und weiter geht's mit dem 2019 Hype…

Dabei wird die aktuelle Sommer-Saison viele Hoteliers in vielen Ländern zum Schwitzen und zum Frösteln bringen. Wir fassen die Wehwechen in Deutschland und Österreich zusammen.

Heidelberg wird Europas erste circulare Stadt werden – endlich mal ein Mut-Projekt aus diesem Land der Zauderer. arcona Hotels suchen neue Wege in ihrem Mikrokosmos: Sie motivieren jetzt ihre Mitarbeiter auch mit einem neuen Booklet, das Wert auf das gemeinsame Miteinander legt.

Mit den Personalien und den News aus dem Markt runden wir diese Ausgabe ab. Am Sonntag starten wir nach Berlin und freuen uns am Montag und Dienstag sehr auf unseren 5. HITT – schon wieder ein kleines Jubiläum in unserer 18jährigen Geschichte. www.hitt.world

In der kommenden Woche soll es wieder heiss werden; behalten Sie einen kühlen Kopf.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


Ihre Meinung? maria[at]hospitalityInside.com 

 

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