Editorial
Liebe Insider,
die Deutschen pflegen ihre German Angst, die Spanier krempeln einfach die Ärmel hoch. Die "Immobilienweisen" haben diese Woche Deutschland vor De-Investments und Konsumrückgang gewarnt. Trotzdem könnte sich die Asset-Klasse Hotel an vielen Abgründen vorbeischieben, wenn sie in der Stadt-/Ortsentwicklung mit hinschaut, bei Mixed-Use mitdenkt, in der Operations Technologie umarmt und regionale, nachhaltige Lieferketten aufbaut. Dennoch: Der Kosten-Cocktail bleibt toxisch, sagt auch unsere Finanzautorin Beatrix Boutonnet. Hoffnungslos ist die Lage aber nicht.
Sarah Douag hat es enorm imponiert, wie viele nachhaltige Lösungen spanische Destinationen, Tech-Experten und Hoteliers an der Fitur einfach so auch dem Ärmel schüttelten. Ohne Daten und KI geht halt nix mehr, aber Benidorm, Valencia und Hotels auf den Balearen freuen sich über intelligente Wasserzähler, KI-kontrollierte Zimmer-Temperaturen und schrumpfende Abfallberge. Wir brauchen mehr von diesen positiven Nachrichten!
Liebe Insider,
Positives kommt viel zu kurz in diesen Tagen, deshalb fangen wir mit Motivierendem und Entspanntem an: Das Programm für unseren 8. HITT Think Tank am 26./27. Mai in Brüssel steht! Und ebenso der Titel: "Nature's Appeal: Can Hospitality be regenerative? Risk, Resilience & Innovation." Ja, wir setzen dieses Mal am Naturschutz an, weil das Erhalten der Biodiversität – unsere absolute Lebensgrundlage – inzwischen wichtiger ist als sinkende CO2-Emissionen. Investoren und Betreiber sehen sich neuen Rahmenbedingungen ausgesetzt: Ihre Projekte werden immer häufiger abhängig von der Infrastruktur, von Transport/Mobilität und Supply. Wie finden Naturschutz, Projekt-Entwicklung und Tourismus-Wachstum zusammen?
An Tag 1, unserem Fokus Nachhaltigkeit, wird es zwei lange Diskussionsrunden mit einem grossen Expertenzirkel gaben, inklusive einer Tourismus-Politikerin aus der EU-Kommission. Konkrete Namen folgen in Kürze. Unsere Stammgäste wissen: HITT ist das ideale Umfeld, um eigene Fragen zu stellen. Gleiches gilt für Tag 2, Innovation. Wir suchen die Verbindung von KI und humaner Arbeit, wir diskutieren, wie viel Sinn und Unsinn KI generiert und trösten mit funktionierenden Beispielen aus Augmented Reality. Sie können sich jetzt noch Early Bird registrieren!
Liebe Insider,
nächste Woche treffen sich die GMs von Kempinski in Istanbul. Dort wird die neue Group CEO Barbara Muckermann sich und ihre einschneidenden Pläne vorstellen. Im Gespräch mit mir hat sie den groben Rahmen beschrieben: Die Luxushotel-Gruppe soll etwa um ein Drittel der Hotels schrumpfen, blasse 5 Sterne-Häuser werden aussortiert, nur Ultra-Luxury-Perlen überleben. Residences werden reduziert, die Management-Gesellschaft soll Asset-heavy werden. Also wieder Umbruch, wieder Unsicherheit. Weshalb präsentiert die ehemalige Kreuzfahrt-Managerin nach nur acht Monaten im Amt einen derart krachenden Strategie-Wechsel? Die Shareholder aus Bahrain haben angeblich alles abgesegnet. Was wollen sie eigentlich erreichen? Die Management Company vielleicht mit Trophy Assets peppen, dann die Immobilien teuer verkaufen und den Betreiber stehen lassen? Ich habe lange recherchiert.
Die Welt kennt offenbar nur noch Extreme und Disruption: erst einmal das ganze Porzellan zerschlagen, dann auf den Scherben aufbauen. So verfährt auch die Trump-Regierung. Sie will keine "Climate Assets" und kein Green Financing. Und warnt die grössten Banken der USA davor, sich zu widersetzen. BlackRock hält noch dagegen. Europäische Banken könnten allerdings auch in die Zwickmühle geraten.
Liebe Insider,
Reisen boomt und wird 2025 weiter aufblühen, allen Kapriolen Trumps zum Trotz. In dieser Woche haben die wichtigsten Institutionen einstimmig in die grosse weite Welt hinaus posaunt: Der internationale Tourismus hat endgültig die Pandemie überwunden (UN), Reisen boomt als Flucht vor der Lebensrealität (Analysen aus Österreich), das Gastgewerbe verliert, aber der Tourismus boomt (Deutschland)… Die Österreicher investierten schon 2024 deutlich mehr in Hotels und ein kräftiger Aufwind trägt massive Investments in den neuen Mega-Trend Camping, Glamping & Co – weltweit. Luxus-Hütten und -Zelte sollen ihren Wert bis 2032 verdreifachen! Macy Marvel stellt die grossen Camping-Anbieter in Europa vor, samt einiger Ketten im Outdoor-Fieber.
Deshalb ist Franck Gervais auch hyper-positiv: Der CEO führte Europas grössten Ferienpark-Anbieter, die Pierre & Vacances Center Parcs Group (PVCP), aus heftigen Finanz-Schwierigkeiten zurück zum Profit. Die Umsatz-Steigerungen sprudeln aus gesteigerten Marken-Standards, Digitalisierung und durch die Popularität von Urlaub in der Natur. Neben Apartments gibt's jetzt günstigere und top-teure Hütten und Holzhäuser, alles aber nachhaltig. An jeder Tür hängt damit heute ein neues Preisticket von Comfort über Premium bis VIP Zimmer. Sarah Douag interviewte den CEO.
Liebe Insider,
Prognosen und nackte Fakten, so beginnt jedes Jahr. Eines aber verändert sich schon aus meiner Perspektive: Die Zukunft der Branche hängt immer stärker von Strategien und Entscheidungen ab, auf die Hoteliers und Investoren keinen Einfluss haben. Am Beispiel der Niederlande und von Grossbritannien zeigen wir heute, wie der Staat seine leeren Kassen füllen will, auf Kosten von Tourismus und Hotellerie. Die niederländische Regierung plant, 2026 die Mehrwertsteuer auf Übernachtungen von 9 auf 21% anzuheben. Die Hoteliers werden Gäste, Mitarbeiter und sogar Investoren verlieren, während die OTAs gewinnen. Noch mehr Druck macht die britische Regierung: Sie erhöht allein die Sozialversicherungskosten um 75%. Das trifft vor allem Teilzeitkräfte. Nur zwei Beispiele aus einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer in zwei Ländern. Lesen Sie selbst!
Für Entscheidungen der Politik müssen Unternehmer oft ins langfristige Risiko gehen. Wenn's dann eng wird, drohen Insolvenzen. In Deutschland werden diese in 2025 drastisch zunehmen, sagen die Experten, vor allem in der Gastronomie, jetzt aber auch unter den vermeintlich stabilen Hotelgruppen. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung kann dabei die letzte Rettung sein. Wie ticken eigentlich Insolvenzverwalter? Inwieweit übernehmen sie Verantwortung, für wen und was? Darüber haben wir mit der Kanzlei Anchor aus Hannover gesprochen – ausgewählt, weil sie keine Hospitality-Klienten hat und damit unvoreingenommen antwortet.
Liebe Insider,
das dickste Paket dieser Woche stammt von der deutschen Lindner Hotels AG: Sie schickt offenbar 13 Problem-Häuser (aus einem Portfolio von 41 Hotels) in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Zwecks Heilung binnen weniger Monate bitte. Weihnachten bringt erst einmal Ruhe in eine intransparente Gemengelage, ab 6. Januar gibt's die ersten Termine mit den Gläubigern. Susanne Stauss und ich haben Schnipsel gesammelt.
Der Fall Lindner ist die dritte Insolvenz (in Eigenverwaltung) einer grösseren deutschen Gruppe, nach Achat Hotels (im November) und arcona Hotels in 2023; letztere sind bereinigt zurück im Markt. Alle litten und leiden – vermutlich – aus dem gleichen Grund: überzogene Pachtverträge. Deutschlands altes Drama, aber immer hausgemacht.
Von Weihnachtsmärchen sind wir in diesem Jahr sehr weit weg. Der Puls bleibt hoch.
Liebe Insider,
Airbnb droht Europa nun mit seinen "Friendly Apartments", beginnend in London. Diese platzieren sich direkt zwischen Wohn- und Gewerbe-Immobilien. Die Plattform will beide auf einen Streich kaltstellen. Paris bremst die Hosts ab Januar 2025 über kürze Vermietungszeiten, hohe Strafen und Steuern aus. Diese unkontrollierbare Macht muss gebrochen werden: Während der Olympischen Spiele schossen die Listings in Ile-de-France von 58.000 auf 134.000 hoch. New York hingegen geht trotz Regeln immer noch (viel zu) soft mit Airbnb um.
Mittelgrosse italienische Ketten spüren derzeit auch die Kraft der Grossen, aber im positiven Sinne. Der Staatsfonds von Saudi-Arabien (PIF) pusht die Rocco Forte Group, Blackstone unterstützt die Mangia's Group und vermögende Familien investieren Unsummen in den neuen Orient Express Dolce Vita Train. 25 Züge sollen es werden, einer kostet 50 Millionen Euro. Aber der Return kommt binnen 2,5 Jahren...
Liebe Insider,
kennen Sie den Begriff "The Unconference"? Das ist der Untertitel von Hotels Tomorrow, der neuen Europa-fokussierten Konferenz in Paris, die ich gemeinsam mit Marc Werner und Marius Gomola am 17./18. Februar auf die Beine stellen werde. Die "drei M's" wollen ein entspanntes Event-Format und viel Interaktion – nicht mega, sondern einfach nur gut. Café & Croissants leiten über zu tiefgründigen Themen, aus Investment, Finanzen, Operations, ESG, Distribution, Talents & People, aus diversen Märkten und mehr. Nicht Volumen zählt, sondern Qualität. 30-, 60- oder 90minütige Talks sind dazu da, voneinander zu lernen. Es gibt auch keine CEOs im Sixpack auf der Bühne. HOT selektiert. Die neue Webseite ist online! Schauen Sie ins Programm.
Zu unserer Ausgabe heute: Fred Fettner sprang auf die Alpenspitzen, um zu sehen, wie im Tal die Preise für touristische Immobilien steigen. Ein Report für Investoren und Touristiker zeigt: Österreich ist top, aber die USA und die Schweiz toppen (noch) das Alpenland.
Liebe Insider,
manchmal wäre der Blick in die Glaskugel hilfreich. Wie geht es weiter – und was bringt das Jahr 2025? Mit der Budgetierung tun sich daher viele Hotelketten schwer. Am heikelsten ist die Kosten-Balance in der DACH-Region. Susanne Stauss hat Gorgeous Smiling Hotels, Althoff Hotels, SV Hotel, Meliá, Leonardo und Motel One befragt, wie sie den Kosten-Spagat meistern. Auch der neue "Treugast Hospitality Index" spiegelt die aktuelle Dynamik und Dramatik in der Branche wider.
Die Stolpersteine häufen sich. Dass Achat Hotels Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hat, wie gestern bekannt wurde, ist ein weiteres Signal, wie ernst die wirtschaftliche Lage für die Akteure ist. 2023 war Achat gemeinsam mit B&B Hotels noch die am stärksten wachsende Hotelkette in Deutschland. Und jetzt das.
Liebe Insider,
diese turbulenten Zeiten durchlebt man nur mit einer klaren Strategie, verfolgt eine Richtung oder ein Extrem. Investoren in Italien wollen kein Entweder-Oder, einige wollen Asset-Light und Asset-Heavy. Egal was, Hauptsache Expansion. Covivio aus Frankreich, Omnam aus Israel, Limestone, Gruppo Una, Alpitour, Starhotels: Alle wachsen weiter, meist in Nischen und mit der Nase am Plan des Wettbewerbers.
Dieses Bild gilt auch für die Marken-Landschaft. In einer anderen Diskussion zeigte Vorstand Thomas Edelkamp von Romantik Hotels auf, weshalb Privathotels an der Glaubwürdigkeit von Ketten-Marken kratzen. Investoren finanzieren Modelle, lokale Banken konkrete Betriebe. Ketten erreichen ihre Gäste über Programme, private Hotels über die Genusslust. Accor und Minor verteidigten ihre Strategien, Limehome versprühte trotz Superlativen keinen Glanz.