Editorial
Liebe Insider,
fangen wir heute mal mit Deutschland an – nein, nicht mit der Politik. Das lohnt sich eh nicht (mehr). Die Verantwortungslosen aus Berlin könnten aber mehr von risiko-bereiten Hotel-Unternehmern lernen, von ihren Visionen, ihrer Passion und den Plattformen, mit denen sie wachsen werden. "Too big to fail" will Ruslan Husry seine HR Group machen. Deshalb will er dieses Jahr noch die Übernahme zweier Hotelgruppen abschliessen – und weitere werden folgen. Eine davon ist H-Hotels mit über 60 Häusern. Sie haben, wie gestern abend per Breaking News berichtet, ihren CEO Thomas Haas entlassen. Deshalb? Das ist nicht klar.
Bevor wir von dieser Personalie erfuhren, hatte ich ein Gespräch mit Ruslan Husry, der kleine und mittelgrossse Hotelgruppen in Highspeed kauft. Hängengeblieben sind wir bei Gerüchten über seine Finanzkraft – da antwortet er heute sehr deutlich. Er baut HRG massiv aus und um und wird jetzt schnell von über 200 auf knapp 300 Hotels wachsen.
Liebe Insider,
während in den USA Donald Trump und Kamala Harris zum finalen Wahlkampf-Gefecht antraten, trafen sich in Kolumbien Delegierte aus 200 Ländern zur 16. Weltnaturkonferenz unter dem Motto "Frieden mit der Natur". Zwei Wochen lang rangen sie um die Rettung von Artenvielfalt als menschliche Existenzgrundlage. Als es um die Finanzierung ging, scheiterte die Konferenz. Und die Artenvielfalt schrumpft weiter.
Seit Mittwoch steht Trumps Sieg fest. Das verheisst für den Frieden mit der Natur und vor allem für den Weltfrieden nichts Gutes. Aber auch nicht für die US-Hotellerie. Sie wird, so unser Autor Macy Marvel, unter weiteren Kosten-Explosionen leiden und vermutlich Mitarbeiter niedriger Ränge verlieren. Umgekehrt aber werde Europas Tourismus von der US-Wende profitieren. Wir haben erste Reaktionen zusammengefasst.
Und die Woche brachte noch mehr Politik-Chaos: Der Zusammenbruch der deutschen Regierung am Mittwochabend wird die Wirtschaftskraft des Landes weiter schwächen. Auch den Tourismus? Die US-Wahl macht auch klar: Die Europäer müssen jetzt agieren. Auch in der Hotellerie, auch im Tourismus. Und vor allem müssen Investoren/-Betreiber und verwandte Stakeholder ihre Kräfte bündeln. Das neue Event "Hotels Tomorrow" (HOT) trifft mit seinem Europa-Fokus den Nagel voll auf den Kopf (17./18. Februar 2025 in Paris; Update auf unserer Seite 1).
Liebe Insider,
mit Bestürzung sieht jeder von uns seit Tagen das Klima-Leid in Spanien, nach den Mega-Überschwemmungen. Fragt sich nicht jeder inzwischen: Wann wird es uns erwischen? Umso wichtiger ist es auch für die Hotel-Unternehmer, Investoren wie Betreiber extreme Wetter-Ereignisse, aber auch Nachhaltigkeitsthemen vertraglich zu fixieren. Die Branche jedenfalls neigt seit Covid zu mehr Flexibilität. Susanne Stauss hat Felix Krieglstein von der Hospitality-fokussierten Kanzlei Jung & Schleicher interviewt.
Die Serviced Apartment-Branche wird ebenfalls sehr flexibel: Immer stärker schalten die Betreiber von Longstay auf Shortstay um, weil's schlicht mehr Kohle bringt. So aber nähern sie sich stark der klassischen Hotellerie – mit oder ohne Küche. Ja, es gibt Serviced Apartments ohne Kitchenette. An der Expo Real-Konferenz jedenfalls enthüllten Adina, StayCity, Stay Kooook und Apartmentservice interessante Details über die aktuellen Veränderungen im eigenen Segment.
Liebe Insider,
heute geht es fast nur um Chancen – um die "Opportunities", die man sich nach einem Marken-Kauf erhofft, bei Conversions in Premium-Lagen und einem Destination-Resort in den Schweizer Alpen. Alles klingt sexy, ist aber nicht einfach.
Choice International ist dabei, die vor zwei Jahre erworbene Marke Radisson für The Americas zu launchen. Es wird ernst, denn nun nutzen ein US-Unternehmen (Choice) und ein chinesisches (Jin Jang) den Namen rund um den Globus. Wird das jetzt bei Investoren, Developern und Gästen Verwirrung auslösen? Sarah Douag hat sich erkundigt, wie beide Seiten ihre Loyalty-Programme und anderes mehr auseinanderhalten (wollen).
Ganz klar hingegen sind die Botschaften zum Thema Conversions: Ein Hotel in ein Warenhaus hineinzuhieven, kostet genauso viel wie ein Neubau. Übergrosse Flächen, Tiefen und Höhen verlangen Phantasie und Willenskraft.
Liebe Insider,
zwischen Business und Leisure blüht eine neue Blume: Workation Hotels. Franz & Mathilde wissen, was man dabei bieten muss, z.B. ein schalldichtes Büro für Videocalls und Stehpulte mit Gartenblick auf dem Balkon. Ob Vorstand, Angestellte oder Freelancer – nach einer Woche frühstücken viele zusammen. Und das Allerbeste: Bleisure-Reisende geben mehr aus als reine Touristen. Sylvie Konzack war diesem neuen – professionellen – "Arbeitstourismus" auf der Spur und hat tolle Beispiele, Ideen und Zahlen mitgebracht.
In der Hospitality-Branche überlebt der, der Emotionen weckt. Und das gilt inzwischen sogar für Investments. Deshalb wird FMTG (Falkensteiner) sein erfolgreiches Crowdfunding langsam zu einem Private Equity-Vehikel weiterentwickeln, Ruslan Husry von HRG seine Leases weiter lieben und verfeinern… Das Investment-Panel an der Expo Real-Hotelkonferenz jedenfalls machte klar, dass die Branche dabei ist, sich vorsichtig auf alternative Finanzierungen einzulassen – oder bestehende Modelle (Fonds, REITs) zu verfeinern.
Liebe Insider,
ab Montag sehen sich viele von uns an der Expo Real in München. Wie wird die Stimmung sein? Sieben Hallen sind voll, sagt die Messe. Aber wie viele Besucher werden kommen? Auch die Zahl der verkauften Tickets wird etwas über den Markt aussagen; trotz Krise hat die Messe den Ticket-Preis über die 800 Euro-Marke springen lassen. Das erinnert mich an die pokerfreudigen Hoteliers, die die Übernachtungen nochmals um 10% und mehr angehoben haben.
Von allen Asset-Klassen zeigt sich nur die Hotellerie robust und kann noch häufiger lächeln. Insofern wird die Hotelkonferenz der Expo Real verhältnismässig viel Positives zu berichten haben. Die Zahl der Panels am Montag (Forum in Halle A1) hat sich last minute auf sechs erhöht: Der Hospitality Industry Dialogue beginnt damit bereits um 11 Uhr mit einem Update über Serviced Apartments. Das komplette Programm finden Sie auf unserer Expo Real-Seite.
Zur Stimmung am Transaktionsmarkt können Sie Ihre Meinung in unserem Investment BAROMETER sagen. Jedes Jahr rund um die Expo Real läuft unsere Umfrage, unterstützt von der Union Investment. Hier lang bitte! Danke für den Click.
Liebe Insider,
die Kleinen schmecken am besten. So haben wir unseren Beitrag über die aktuelle Flut an Conversions und Übernahmen überschrieben. Die Ketten wachsen weiter, weil sie Boutique-Hotels und kleinere Gruppen übernehmen. Gleichzeitig reduzieren sie ihre Ketten-Standards auf Soft Standards und entzücken die Investoren neu. Susanne Stauss hat Accor, Hyatt und IHG befragt. Marriott redete Klartext beim Hogan Lovells Hotel Day in Berlin vergangene Woche und Immobilien-Spezialist René Schappner kommentiert die Marken-Entwicklung.
Der globale Reisemarkt stabilisiert sich, mit Europa als Zugpferd. Die Reisenden geben sogar wieder mehr aus, sagt ein umfangreicher Report nach der Analyse von 14 Marken. Die OTAs nehmen sich dabei allerdings auch ihr Stück vom Kuchen. Sarah Douag fasst zusammen.
Die Krise hat auch OYO wieder hungrig gemacht. Die indische "Kopie" von Airbnb, nach wie vor mit Gründer Ritesh Agarwal an der Spitze, taucht nach vier Jahren Pandemie-Schmerzen plötzlich wieder auf und kauft unerwartet u.a. 320 Motel 6 Hotels in den USA. 2025 will Ritesh seinen Profit verdreifacht haben. Und erneut strebt er den IPO an. Abwarten. Unsere Kollegin Sarah ist damit jedenfalls wieder auf OYOs Pfaden unterwegs.
Liebe Insider,
heute geht es fast nur um Macht und Märkte. Das Arbeitstempo in der Branche ist aktuell enorm, ein Tag ist nur noch ein Wimpernschlag. Mit jedem Tag Krise mehr bestimmen jedenfalls die Grossen, die Giganten, die Richtung. Expansion bedeutet nur noch Multiplikation, die Innovation hinkt noch nach.
Die KI macht aus Google und Sabre gerade ein mächtiges Power-Paket: Beide wollen für die Reise neue automatisierte Standards setzen – für die gesteuerten Sitzplatz-Upgrades im Flieger bis hin zu personalisierten Buchungsmaschinen für das Traum-Hotel. Beide programmieren jetzt die komplette Reise ohne digitalen Bruch.
Von so viel Disziplin und Logik sind Wellnesshotels oder -resorts oft weit entfernt. In Krisenzeiten wie diesen sind sie ein Wunderland der Wohlfühl-Versprechen, bleiben letztlich aber in der Grauzone zwischen Wissenschaft und Pseudowisssenschaft stecken. Ein kanadischer Psychologe und Buchautor kritisiert die Branche scharf. Sie läuft gerade in die falsche Richtung.
Liebe Insider,
heute ist Freitag, der 13. – ein schlechtes Omen ist das jedoch nicht. Aberglaube ist der Branche weitgehend fremd, auch wenn es in einigen Hotels keine 13. Etage gibt.
Stolze neun Etagen zählt der gestern offiziell eröffnete Koenigshof in München. Die Grandhotel-Legende ist passé, 5 Sterne sind in Travertin verpackt, grossflächige Fensterfassaden erlauben traumhafte Blicke auf Münchner Dächer und Sehenswürdigkeiten. Der spanische Star-Architekt Nieto Sobejano katapultierte das frühere Traditionshaus mit kubistischen Formen und dezent schimmerndem Gold in die Moderne.
Mit kleinen, feinen Unterschieden will sich Marriotts neues Mitglied der Luxury Collection neben dem RevPAR-Leader Mandarin Oriental und dem hochwertigen Rosewood, das erst vor einem Jahr eröffnete, positionieren. Alle drei sind Boutique-Hotels, werden aber den Wettbewerb in der Münchner Luxushotellerie treiben. Maria Pütz-Willems fasst zusammen.